Der gläserne Bürger

@lea,
zitat:
als ich an der Kinokasse mit meiner MovieCard die Karten abegholt hab und mich der Typ an der Kasse namentlich begrüßt hat. Da weiß ich allerdings nicht, ob ich auf die Karte verzichten will –*die Karte kostet doch sonst knapp 2 Euro mehr… >>

ja... so ist das eben... mit geiz ist geil, werden eben alle gekauft; und am ende auch
die, die das nicht wollen.
 
lea schrieb:
Insgesamt bin ich mit der ganzen Entwicklung nicht ganz so einverstanden – vor allem kann man meiner Meinung nach nicht mehr wirklich viel dagegen machen. Erschreckend…
eben!
irgendjemand müßte denen_da_oben mal sagen: "Hey! Jetzt finden wir das nicht mehr lustig. Schluß damit".
:(
 
Nun mir ist das relativ egal ob jemand meine Daten hat oder nicht.

Payback Karten nutze ich eh nicht und dadurch das man im Internet eine HP hat sind schonmal die Grunddaten bekannt.

Und ob mein Kaufverhalten nun ausgewertet wird oder nicht interessiert mich wenig, denn ich kaufe nur das was ich will und mir kann kein Mensch was aufschwatzen.

Und lästige Anrufe von irgendwelchen Verkäufern am Telefon sind innerhalb von ein paar Sekunden für mich erledigt.

Ungebetene Post flattert einem sowieso ins Haus und auch da ist der Schredder unterm Tisch und ratz fatz ist das Zeugs weg.

Gläsern will ich natürlich auch nicht werden, aber so lange es bei unliebsamer Reklame bleibt kann ich damit leben.

Kritisch wird es erst dann wenn man plötzlich in ein Schema passt für eine Rasterfahndung (aber da bin ich mir ziemlich sicher das das nicht vorkommt.:D)
 
Krill schrieb:
Meiner Meinung nach stehen wir in Deutschland kurz davor, dass praktisch von jedem ein Profil erstellt werden kann.
Und was möglich ist, wird auch gemacht.
Mit Verlaub möchte ich eine Fiktion aufbauen, die ihr Euch dann mal durch den kopf gehen lassen könnet.

Wir befinden uns im Jahre 2010. Die RFID-Chips haben, dank Metro, vollständigen einzug in unser Leben bekommen. Im Auto, im Führerschein und auch im Personalwausweis. Die Bankverbindungen werden nur noch Online gepflegt.

Wie jeden Morgen setzen wir uns in unser Auto und wollen noch mal kurz tanken fahren.

Also stellen wir uns ganz gemütlich an die Zapfsäule und wollen den Tankrüssel in's Auto stecken.

"Sie haben die falsche Kraftstoffsorte ausgewählt. Ihr Fahrzeug verträgt ein Benzin-Bleifrei, der Tankvorgang ist unterbrochen", schäppert es aus einem Lautsprecher.

"Ah, verdammt, ich hätte früher ins Bett gehen sollen", waren dann noch die Gedanken. Also Zapfhahn wieder zurück, den richtigen in die Hand und aufgetankt.

45 Liter Super-Bleifrei. Naja, reicht ja auch erst wieder. Und wieder in's Auto und weiter fahren. Das bezahlen erfolgt ja automatisch.

"Wieso springt mein Auto nicht mehr an?" denke ich mir so. Und schon kommt eine freundliche Stimme aus dem Radiolautsprecher, die mir zu verstehen gibt, dass etwas mit der Bezahlung nicht geklappt hat und ich mich doch bitte bei dem Tankwart melden möchte.

Also gut, aussteigen und rüber. Schließlich tanke ich seit zehn Jahren hier, was soll das also.

"Es tut mir leid", sagt er mit vollem Verständniss, "aber Ihr Konto ist nicht mehr gedeckt. Außerdem hat unser System soeben die Polizei verständigt, weil jemand Ihr Auto als gestohlen gemeldet hat.".

"Das kann doch alles nicht wahr sein", ich hatte den Streit mit meiner Frau gestern Abend. Sie wird doch nicht etwa...

Es ging ganz schnell, die Polizei war schon da und hat meine Personalien ausgelesen.

"Na, guter Mann, da ist ja noch einiges mehr, was Sie angeht", sagt der Polizist dann nur noch zu mir.

"Was denn?", war meine Frage, ich hätte es lassen sollen.

"Neben der Kontodeckung ist da noch die Steuerhinterziehung, Ihr zu schnelles Fahren in der letzten Woche, Ihr Unfall den Ihre Versicherung gemeldet hat. Und dann ist da noch die Ablehnung Ihres Einreiseantrag in die USA".

"Na fein. Elektronische Fußfesseln haben Sie nicht dabei, oder?"

"Nein, wir wissen zu jeder Minute wo Sie sich befinden. Einen schönen Tag noch."

...
 
Krill schrieb:
Ist ein alter Trick, aber aufschlussreich: Wenn man nicht umhin kommt, seine Daten anzugeben, dann mit einem (für die Zustellung unerheblichen) Fehler. Man kann dann ganz gut sehen, an wen diese Daten weitergeben werden.
Als einfachstes Beispiel nimmt man seine Adresse und fügt sich einen zweiten Vornamen zu.
Wenn ich mich also unbedingt bei Payback eintragen wil, nehme ich eben die Adresse Wolfgang P. XXX usw.

Somit weiß ich, dass die Post an Wolfgang P. über Payback kommt...
 
Das Ganze ist beängstigend, zumal es so ein schleichender Prozess ist. Die meisten Bürger haben wirklich keine Ahnung, dass es nicht darum geht, dass sie nach 10.000 Bonuspunkten eine Backform kriegen. Die größte Gefahr besteht darin, dass irgendwann – noch geht es Gott sei Dank aus Datenschutzgründen nicht – alle Daten mal zusammenfließen. Dh. man kauft bei Amazon (was lese ich?), man zahlt mit Kreditkarte (was kaufe ich mir so?), man telefoniert mobil (wie und wo bewege ich mich?), man kauft mit der BahnCard ein Ticket (wo und wann fahre ich in Deutschland rum), man nutzt das Lufthansa-Miles-and-More-Programm (wo verbringe ich meinen Urlaub, was kann ich mir leisten). Wenn die Daten nun bei einem Einzigen zusammenlaufen, wüsste man alles über mich. Und was passiert mit meinen Daten, wenn das Unternehmen weiterverkauft wird? In den USA gab es ja auch schon Fälle im Internet-Bereich, dass dann die Daten eines in Konkurs gegangenen Unternehmens weiterverkauft wurden.

Nicht zu vergessen: die Bonitätsprüfung (siehe Versicherungen und Banken). Gerade kürzelich habe ich etwas im TV aufgeschnappt: Kunden, die als nicht so solvent gelten, werden in Callcentern länger in den Leitungen hingehalten, bevor man sich ihnen widmet (habe ich nur aufgeschnappt und kann es nicht verifizieren). Bekannt ist aber, dass Kataloge großer Versandhäuser nicht an Bewohner von Gegenden gesandt wird, die unter einem bestimmten Durchschnitts-Einkommen liegen.
etc. pp.
 
Es gibt doch nichts wissenswertes auszuspionieren bei jemandem der nichts zu verbergen hat. Also von mir aus sollen sie sich ruhig die Mühe machen und mein ganzes Leben archivieren. Es kostet mich doch nichts. Und ob da wirklich ein Angriff auf meine Persönlichkeit stattfindet, ist doch Ansichtssache und liegt im Augenschein des Betrachters.

Es gibt jemanden, der fühlt sich schon auf den Schlips getreten wenn man seine Telefonnummer im öffentlichen Buch findet. Andererseits machen andere Leute einen Offenbarungseid, um endlich von ihren Schulden runter zu kommen.

Ich denke einfach jeder ist so gläsern wie er sich selber gibt. Am Ende sind wir alle nur Menschen. Und wo kein Geheimnis mehr ist, gibt es auch keine Neugier mehr. Also laßt sie doch einfach machen, die hören schon ganz von selbst wieder mit dem Kram auf.
 
Ich besitze keine Payback o.ä. Karten, Zahle nur an der Tanke mit meiner Bankkarte und habe mein Handy immer Zuhause liegen.... :D

@ Silko: Die haben echt Kameras? Da muss ich ja mal genauer gucken...
 
quomodonam schrieb:
Nicht zu vergessen: die Bonitätsprüfung (siehe Versicherungen und Banken). Gerade kürzelich habe ich etwas im TV aufgeschnappt: Kunden, die als nicht so solvent gelten, werden in Callcentern länger in den Leitungen hingehalten, bevor man sich ihnen widmet (habe ich nur aufgeschnappt und kann es nicht verifizieren). Bekannt ist aber, dass Kataloge großer Versandhäuser nicht an Bewohner von Gegenden gesandt wird, die unter einem bestimmten Durchschnitts-Einkommen liegen.
etc. pp.

... der Kreis beginnt sich schon zu schließen und irgendwann ist er so eng geworden, dass er uns erwürgt :mad:
 
avalon schrieb:
Kritisch wird es erst dann wenn man plötzlich in ein Schema passt für eine Rasterfahndung (aber da bin ich mir ziemlich sicher das das nicht vorkommt.:D)
Allein Dein Kaufverhalten bringt Dich aber in eine Position wo Du interessant wirst. Kaufst Du Kondome, oder hattest Du mal eine Geschlechtskrankheit, oder hat Deine Krankenkasse mal eine Behandlung mit einem Psychater abgewickelt. Vielleicht weiß Deine Krankenversicherung auch den Befund der psychatrischen Behandlung. Oh, eine schwere Kindheit gehabt? Probleme mit den Eltern und vom Vater geschlagen worden?

Hinweise, die in einer Rasterverhandung durchaus interessant werden können und Dich in eine Situation bringen können, der Du auf einmal nicht mehr entfliehen kannst.

Um eines Klar zu stellen, das war ein Beispiel. Alles erfunden und ohne böse Absicht gegen avalon!!!
 
r.tosh schrieb:
irgendjemand müßte denen_da_oben mal sagen: "Hey! Jetzt finden wir das nicht mehr lustig. Schluß damit".
:(

…ich kann mir beim besten Willen einfach nicht vorstellen, dass die_da_oben irgendwie juckt, dass wir was nicht lustig finden.
Die denken doch nur wirtschaftlich und platt gesagt: Kontrolle bringt nun mal Geld…
 
macnurse schrieb:
Es gibt doch nichts wissenswertes auszuspionieren bei jemandem der nichts zu verbergen hat. Also von mir aus sollen sie sich ruhig die Mühe machen und mein ganzes Leben archivieren. Es kostet mich doch nichts.
imho liegt genau in einer solchen Einstellung das Problem, früher waren die Leute kritischer, darum gabs auch einen Aufstand bei der Volkszählung, heute ... s.o.

ein tatsächlich passierter Fall in den USA: ein Kunde ist in einem Supermarkt ausgerutscht weil ein Joghurtbecher runtergefallen und ausgelaufen war. Wie in den USA üblich hat er den Supermarktbetreiber auf Schadenersatz verklagt. Nachdem aber die Richter seine diversen Kundenkarten ausgewertet hatten, haben sie gesehen dass er regelmäßig Alkohol einkauft, ihn als Alkoholiker eingestuft und die Klage abgewiesen
 
SirSalomon schrieb:
Allein Dein Kaufverhalten bringt Dich aber in eine Position wo Du interessant wirst. Kaufst Du Kondome, oder hattest Du mal eine Geschlechtskrankheit, oder hat Deine Krankenkasse mal eine Behandlung mit einem Psychater abgewickelt. Vielleicht weiß Deine Krankenversicherung auch den Befund der psychatrischen Behandlung. Oh, eine schwere Kindheit gehabt? Probleme mit den Eltern und vom Vater geschlagen worden?

Hinweise, die in einer Rasterverhandung durchaus interessant werden können und Dich in eine Situation bringen können, der Du auf einmal nicht mehr entfliehen kannst.

Und es betrifft nicht nur die Rasterfahndung: Was ist, wenn dein Arbeitgeber Zugriff auf diese Daten (Psychiater, Krankheiten…) bekommt?
 
macnurse schrieb:
Es gibt doch nichts wissenswertes auszuspionieren bei jemandem der nichts zu verbergen hat. Also von mir aus sollen sie sich ruhig die Mühe machen und mein ganzes Leben archivieren. Es kostet mich doch nichts.
Mein Stichwort :D

Nenn mir doch bitte mal Dein monatliches Gehalt und wann bist Du das letzte mal mit Deine(m)r Parter(in) wo essen gewesen. Wie hast du denn bezahlt und weil ich gerade dabei bin, nenn mir doch kurz Deine EC- oder Kredit-Kartennummer.

Dann hätte ich noch gerne Deine Ausweisnummer und ...
 
quomodonam schrieb:
Wenn die Daten nun bei einem Einzigen zusammenlaufen, wüsste man alles über mich. Und was passiert mit meinen Daten, wenn das Unternehmen weiterverkauft wird? In den USA gab es ja auch schon Fälle im Internet-Bereich, dass dann die Daten eines in Konkurs gegangenen Unternehmens weiterverkauft wurden.
Du brauchst nicht allzu weit gehen, um den Missbrauch solcher Daten zu finden. Das passierte Anfang des Jahres in Süddeutschland.

Die für Payback auswertende Firma hat die Daten (und noch einige andere mehr) nach Vietnam geschickt um ein entsprechendes Profil erstellen zu lassen...
 
macnurse schrieb:
Ich denke einfach jeder ist so gläsern wie er sich selber gibt.
noch ja. aber irgendwann kommt der tag an dem nicht mehr ICH das zu entscheiden habe, sondern jemand anderes mir diese entscheidung abnimmt... :rolleyes:
 
quomodonam schrieb:
Und es betrifft nicht nur die Rasterfahndung: Was ist, wenn dein Arbeitgeber Zugriff auf diese Daten (Psychiater, Krankheiten…) bekommt?
genau das ist bei der eGK unter Androhung von Geldstrafe verboten: dass ein Betriebsarzt die Karte mal schnell in sein Lesegerät steckt (ob man aber noch einen Job bekommt wenn man sich weigert seine eGK "freiwillig" bei der Einstellungsuntersuchung zur Verfügung zu stellen??)
 
SirSalomon schrieb:
Um eines Klar zu stellen, das war ein Beispiel. Alles erfunden und ohne böse Absicht gegen avalon!!!
Schitt, das mit der Größe und der Frabe hat nicht geklappt.

avalon, es tut mir leid, das wollte ich eigentlich hervorheben...
 
SirSalomon schrieb:
Du brauchst nicht allzu weit gehen, um den Missbrauch solcher Daten zu finden. Das passierte Anfang des Jahres in Süddeutschland.

Die für Payback auswertende Firma hat die Daten (und noch einige andere mehr) nach Vietnam geschickt um ein entsprechendes Profil erstellen zu lassen...

Wow, grundsätzlich alle Daten oder die einer ganz bestimmten Personengruppe? Unterliegt dieses Unternehmen nicht dennoch dem deutschen Datenschutzgesetz, sprich: auch bei "Verschiffung der Daten" nach Vietnam? Wie wird das in diesem speziellen Fall geahndet?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
macnurse schrieb:
Es gibt doch nichts wissenswertes auszuspionieren bei jemandem der nichts zu verbergen hat. Also von mir aus sollen sie sich ruhig die Mühe machen und mein ganzes Leben archivieren. Es kostet mich doch nichts. Und ob da wirklich ein Angriff auf meine Persönlichkeit stattfindet, ist doch Ansichtssache und liegt im Augenschein des Betrachters. ...

... Ich denke einfach jeder ist so gläsern wie er sich selber gibt. Am Ende sind wir alle nur Menschen. Und wo kein Geheimnis mehr ist, gibt es auch keine Neugier mehr. Also laßt sie doch einfach machen, die hören schon ganz von selbst wieder mit dem Kram auf.

Zum ersten Punkt: Auch wenn ich nichts zu verbergen habe, habe ich trotzdem oder gerade deshalb das Recht auf meine Privatsphäre, oder?

Zum letzten Punkt: Das ist so falsch. Wir werden zum gläsernen Bürger gemacht, weil wir, solange wir Mitglieder dieser Gesellschaft sind, Telefon, Händi, Bankkonten benötigen, Steuern zahlen müssen, durchaus auch reisen, einkaufen, mit Kreditkarte bezahlen.... – Ich sehe nicht, dass ich hier eine andere Wahl habe, als einen vollkommen alternativen Lebensweg außerhalb der Gesellschaft zu gehen .....
 
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