Und die kath. Kirche hat auch ein wenig mehr geschichtlichen Hintergrund und ein
wenig mehr Bekanntheit in der Welt als der ADAC. Ich finde den Vergleich deshalb
für unangebracht.
Na, na, na! Du tust so, als hätte ich den ADAC mit der römisch-katholischen Kirche verglichen. Wie soll das möglich sein? - Der ADAC ist eine Autofahrer-Interessenvertretung, die rk-Kirche eine religiöse Organisation. Wenngleich auch der ADAC über Engel verfügt, über gelbe nämlich, wäre so ein Vergleich schlicht blödsinnig. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es auch andere Vereine und Organisationen von Bedeutung in
Deutschland gibt, denen man das Recht einräumen sollte, vor dem
Deutschen Bundestag zu sprechen; der ADAC war nur ein Beispiel. Dabei kann doch die Tatsache, dass es z.B. eine bestimmte Umweltschutzorganisation noch nicht so lange gibt wie die Kirche, nicht allen Ernstes ein Grund dafür sein, mit zweierlei Maß zu messen.
Geschichte und Tradition? - Selbstverständlich kann die Kirche auf eine lange Geschichte zurückblicken, und es ist auch richtig, dass Europa in weiten Teilen christlich geprägt wurde (nicht: ist). Selbst in Werken des Sozialistischen Realismus (früherer Ostblock) wird immer wieder gerne auf christliche Symbolik zurückgegriffen, ganz einfach, weil es keine andere gibt, die von jedem unmittelbar verstanden wird, z.B. "Kreuz" für Mühsal und Schmerz, usw. - das zeigt sehr deutlich, wie tief die Prägung sitzt: Keine Chance für die Kulturfunktionäre der DDR, die christliche Symbolik aus den Köpfen zu klopfen. Der Begriff "Geflügelte Jahresendfigur" hat sich dort auch nicht so recht durchsetzen können.
Es ist aber falsch, aus der geschichtlichen Bedeutung der Kirche, die sie hat und immer haben wird, auf die aktuelle zu schließen. Tatsächlich nimmt (hierzulande!) keiner mehr die Morallehre der Kirche ernst, vor allen Dingen nicht die Sexualmoral, deren fürchterliche Auswirkungen in der letzten Zeit einmal mehr offenbar geworden sind. Die Kirchen leeren sich, Gemeinden werden zusammengelegt, Gottesdienste zusammengestrichen. Es bleibt nur noch das folkloristische Element übrig. So eine Hochzeit ganz in Weiß mit Weihrauch und Kirchenglocken putzt ungemein, das war's dann aber auch fast schon. Zum Gottesdienst geht's allenfalls mal auf Weihnachten, wenn wieder heimelige Folklore angesagt ist, so mit Tannenbaum und "Stille Nacht".
Wie kommt's? - Bei rechtem Lichte betrachtet ist der Papst ein Mann, der mit seinem Unfehlbarkeitsanspruch, seiner wirren Morallehre und seinem allen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechendem Anthropozentrismus uns nichts mehr zu sagen hat. Er ist buchstäblich von Gestern. Und das eben nicht, weil sich die Mode geändert hätte! Der eigentliche Grund dafür, dass sich die Menschen von Gott abgewandt haben, ist ein anderer: Bis 1859 - das ist, an kirchengeschichtlichen Maßstäben gemessen, noch nicht lange her, gerade "gestern" erst - muss es extrem schwierig gewesen sein,
nicht an Gott zu glauben. Dafür war die Welt einfach zu wunderbar und zu komplex. Heute ist es genau umgekehrt: Wir wissen jetzt, dass die "Schöpfung" auf Evolution durch natürliche Selektion zurückgeht und dass die Bäume in Gottes schöner Natur nicht deshalb so groß und prächtig geraten sind, damit wir sie bestaunen können, sondern weil sie einem Wettbewerb um Sonnenlicht ausgesetzt waren. Wir wissen aber auch, dass die Welt für uns Menschen nur dann ein schöner Ort sein kann, wenn wir entsprechend handeln und uns gerade nicht auf Gebete und starre Dogmen verlassen.
Deshalb ist der Papst von Gestern!