Ich bin der letzte, der die katholische Kirche unterstützt. Aber mir geht es auf den Geist, dass alles Positive, was aus diesem Verein entstanden ist, abgelehnt wird, nur weil es eben die katholische Kirche "erfunden" hat. Und da gibt es eben sehr wohl gesellschaftliche Errungenschaften, die es dank der Kirche gibt.
Ich bin offen für alle Vorschläge, das menschliche Zusammenleben zu verbessern. Egal aus welcher Ecke sie kommen. Ich würde nie Positives ablehnen, nur weil es von der christlichen Kirche kommt. Die Idee von Nächstenliebe, ja sogar Feindesliebe, die nach eigener Aussage einer der Hauptpfeiler der christlichen Religion ist, ist wunderbar. Würden die Menschen danach leben, wäre unser aller Leben zweifellos besser. Und da fängt das Problem an. Selbst bekennende Christen sind, was Nächstenliebe angeht, kein Deut besser als alle anderen.
Ich sage es so: Wenn ich in der Welt herumlaufen würde, und mir würde dabei auffallen, daß es zwei Gruppen von Menschen gibt: die einen, die liebevoll, respektvoll, in jeder Lebenslage hilfsbereit und korrekt mit ihren Mitmenschen umgehen, und die anderen, die ihre Mitmenschen wie ein Stück Scheisse behandeln, ausrauben, umbringen, oder was einem sonst noch an Grausamkeiten einfallen mag. Wenn ich dann herausfände, daß Gruppe 1 immer Christen, und Gruppe 2 immer Atheisten/Ungläubige wären - dann wäre ich sofort überzeugt von der christlichen Lebensweise, würde vielleicht sogar selbst zum Christen. Und jetzt der Realitätscheck. Ich sehe das nicht. Ich sehe Christen, die andere aufs übelste beschimpfen, ausgrenzen, schlecht über sie reden, in der Kriminalstatistik nicht positiv herausstechen.
Das einzig logische Fazit ist, daß Christen die Idee der Nächstenliebe nur als Ikone vor sich hertragen um sich selbst besser zu fühlen und sich zu überhöhen, sich aber einen Scheiß um deren Umsetzung im täglichen Leben scheren. So erkennt man einen Christen leider fast nie an seinen tollen Taten für Andere (auch solche mit anderer Meinung oder Religion), sondern an der Vehemenz, mit der er auf Andersdenkende einprügelt. Und die, die ihren Glauben besonders vor sich hertragen, sind mitunter die grössten bigotten Heuchler.
Wie gesagt: ich wünschte von ganzem Herzen, es wäre anders.