blipper schrieb:
ich hatte mal geschäftlich mit China zu tun. Extrem mühsam, Vorschriften mussten bis zum geht nicht mehr eingehalten werden, und wenn etwas änderte, dann das selbe nochmals von vorne. "Flexibilität" scheint eins der Wörter zu sein, die es in China nicht gibt. Und gekostet hat es natürlich auch viel mehr als in den anderen Staaten.
Kulturell und Landschaftlich sicher ein schönes Land, aber es gibt noch einiges, was die Regierung ändern muss, damit mir China als Land sympatisch wird....
Ich kam in den Genuss durch die chinesische Buerokratie zu gehen. Es ging um mein Visum und die Arbeitserlaubnis. Schon das Formularausfuellen war eine Sache. Dann haben wir immer 2 - 3 Blaetter Firmenbriefpapier mitgenommen, welche blanko mit dem roten Firmensiegel versehen waren. So konnte kurzfristig die von Amteswegen benoetigte "Bestaetigung" geschrieben werden. Schlussendlich beim Visum gab es auch noch ein Problem. Mein Einreisevisum war ein paar Tage abgelaufen. Ich haette eine Busse bezahlen muessen, doch das wurde dann irgendwie geregelt. Wahrscheinlich hier mehr mit Beziehungen als mit Geld.
Das Problem ist nicht, dass es viele Regeln gibt. Das Problem ist, dass alle die Regeln von jedem anders interpretiert werden. An einem Tag gilt's, am anderen nicht mehr. Damit muss man leben.
bebo schrieb:
Auch da sollte man nicht mit der westlichen Sichtweise herangehen. China lässt sich nicht von heute auf morgen demokratisieren. Dass soetwas in alten Strukturen nicht so leicht geht haben wir zuletzt wieder im Irak gesehen
China hat in seiner mehr als dreitausendjährigen Geschichte noch nie eine demokratische Staatsform gehabt. Das hat sich ziemlich Stark in der Mentalität eingeprägt, besonders in der von dir angesprochenen "Angst vor Verantwortung" und dem Gesichtsverlust. Das resultiert natürlich in vielen Vorschriften, die peinlichst genau eingehalten werden.
Nochmals zur Regierung: Ich finde die chinesische Regierung macht riesige Fortschritte, verglichen mit der eigenen Geschichte. Außerdem darf man nicht vergessen, dass noch nie in der Geschichte der Menschheit so viele Menschen aus der Armut in den Mittelstand "katapultiert" wurden.
Würde man von heute auf morgen den Chinesen alle Rechte einräumen, wie wir sie im Westen kennen, würde der Staat sofort kollabieren.
Da bin ich mit bebo einverstanden. Wir im Westen vergessen immer, dass es nie, auch waehrend der Zeit als Republik, eine funktionierende Demokratie gab. Die Zeit der Republik war gepraegt durch Warlords welche sich die Parlamentssitze gekauft haben. Etwa so, wie heute in Afghanistan.
Rund die haelfte der chinesischen Bevoelkerung ist in der Landwirtschaft taetig. Es ist auch dort, wo die meiste Unruhe herrscht. Hier hat die Zentralregierung noch viel Arbeit vor sich um diese Bevoelkerungsschicht auch am Aufschwung teilzuhaben. Die Landbevoelkerung war schon immer die grosse Herausforderung fuer China. Man denke wie Mao mit seinem "Ein grosser Schritt nach vorne" die Industrialisierung aufs Land bringen wollte, was dann aber Schlussendlich in einem Desaster, Hungersnot, endete. Die Landbevoelkerung war in der chinesischen Geschichte immer der Verlierer.
China ist auch nicht so ein homogenes Land wie wir denken. Klar, rund 90 % der Bevoelkerung sind Han-Chinesen. Doch alles ist sehr regional. Zum Beispiel Mobiltelefonie. Es gibt China Mobile. Doch ich habe hier eine Nummer bei China Mobile Guangdong. Gehe ich in eine andere Provinz, bezahle ich Roaming Gebuehren. Alles ist sehr lokal und es herrscht ein richtiger Kampf zwischen den Provinzen.
Die Regierung hat sich auch schon sehr geaendert. Wenn man mit chinesen ueber Politik spricht, ist man manchmal verwundert, was sie alles aussprechen.
Obwohl das Wachstum im Schnellzugstempo waechst, China passt sich in seinem gemaechlichen Tempo an. Das hat auch mit der chinesischen Kultur zu tun. Wir im Westen vertrauen einer Person, wenn wir sie kennen lernen. Hier muss man zuerst eine Verbindung aufbauen, sich kennen lernen. Es geht lange, bis man das Vertrauen eines Chinesen hat. Somit, lasst China sich langsam aendern. Ich vermute nach 2008 (Olympia) oder 2010 (Weltausstellung Shanghai) gibt es wieder eine neue Regierung. Diese wird das Land dann wieder um einen weiteren Schritt in Richtung Demokratie fuehren.
Noch ein Filmtip von mir. Der Film
Der Kaiser uns sein Attentaeter zeigt auf, wie China durch gewalt zusammen gefuehrt wurde. Er zeigt auch auf, wie durch Vertrauensaufbau der Attentaeter immer naeher an den Kaiser durfte. Der Film erzaehlt die gleiche Geschichte wie
Hero
Und noch ein Buchtip. "Tot einer roten Heldin" von Qiu Xiaolong [ISBN]342320740X[/ISBN] gibt einen Einblick in das chinesische Leben waehrend des Umbruchs in den 90er Jahren.