Bundespräsident Gauck und die Apple-FanBoys

Es sprach die Konsumenten in Deutschland an, damit diese durch ihr Kaufverhalten oder durch Demonstrationen letztendlich "die Zustände in Indien verbessern" - du musst das zu Ende denken bevor du anderen das Verstehen absprichst.
Warum sind denn diese Zustände so? Weil die Firmen so produzieren, dass sie möglichst viel Gewinn aus den Leuten herausquetschen und die Konsumenten das Zeug dann kaufen. Ob man durch Kaufverweigerung viel ändern kann, weiß ich nicht. Dass man jedenfalls nichts ändert, indem man sich darauf zurückzieht, dass uns das von uns mitverursachte Elend in Indien nichts angeht, steht jedenfalls fest. Du siehst: Man muss sie Sache zu Ende denken, bevor man in den Ring steigt.
 
Ist das »grenzenlose Globalisierung«? Wohl kaum.
Das ist zwar ein anderes Thema, aber die anderen Eurostaaten sind nach der Finanzkrise nicht mehr gleichberechtigt. Es ist eine Deutschfranzösische EU-Diktatur. Das kleine Volk blutet, während für die Banken und in der Wirtschaft das Geld sprudelt. Und das alles nur, um in der Globalisierung und bei der Weltherrschaft neben Russland, China und Amerika mitspielen zu können. Also eindeutig: Ja!
 
Ich kaufe meine T-Shirts etc. beispielsweise bei American Apparel – die produzieren komplett in den USA und habe sogar viele Bio-Klamotten. Ansonsten lohnt sich ein Besuch bei COS, die einen großen Teil ihrer Sachen (aber leider nicht alles) in der EU produzieren lassen.
Danke für die Tipps. Schau ich mir mal an -- ich kannte beide nicht :)
 
Ob man durch Kaufverweigerung viel ändern kann, weiß ich nicht.

Es geht mir weniger um Streik und Boykott, sondern um eine andere Haltung zum Konsum, eine Art Paradigmenwechsel bezüglich der Lebensgestaltung. Denn die üblen Arbeitsbedingungen z.B. bei Foxconn gehen mE Hand in Hand mit einem Lifestyle in einem anderen Teil der Welt, der das Individuelle, das Schöpferische und das im Leben wirklich Wichtige künstlich zu ersetzen sucht. Will sagen, auch wir, die wir die Produkte aus den Sweatshops kaufen, gewinnen eigentlich nicht.

Für einen massenhaft organisierten Boykott bestimmter Produkte sehe ich keine Chance; überhaupt für keine Maßnahme, die mit bewusst empfundenen Verzicht zu tun hat. Andersherum aber geht's: Nicht-Konsumieren als Chance erfahren und begreifen, dass der Mensch sein ganz natürliches Streben nach Selbsterweiterung auf andere Art viel besser pflegen kann: durch neue Erfahrungen, durch den Erwerb von Wissen und neuen Fähigkeiten. Mir ist völlig klar, dass hinter meiner persönlichen Lebensgestaltung und der eines Freundes, der immer das neueste iPhone hat, schon x verschiedene Karren gefahren ist und selbst bei seinen Eroberungen Buch führt, also auch Beziehungen gewissermaßen "konsumiert", derselbe Trieb steckt. Es ist das Streben nach Erweiterung, das umso glücklicher macht, je näher man einer Zielmarke kommt; ist sie erreicht, so ist das Glück nicht von langer Dauer, und neue Ziele müssen her. Das kann man nun mal mit Besitz so treiben ("Ich hab bald was Neues..."), man kann es aber auch mit Klavierstücken, schöpferischen Tätigkeiten, Erlernen einer Fremdsprache, usw. ausleben. Letzteres ist eindeutig solider. Ich habe kein Smartphone (nicht einmal ein betriebsbereits Handy), kein iPad, überhaupt nichts von alledem - und mir fehlt nichts. Ich empfinde es nicht als Verzicht.

Ein "Lifestyle-Paradigmenwechsel" wäre die Voraussetzung dafür, dass sich Unternehmen völlig neu ausrichten müssten; denn sie hätten es dann mit einer ganz anderen Kundschaft zu tun. Mit einer, die sich nicht mehr so einfach als Konsumvieh handhaben lassen würde, weil sie nicht mehr angewiesen wäre auf Surrogate von z.B. Apple. Ein Kunde, der nicht kaufen muss, weil er (sogar bessere) Alternativen kennt, sein Leben schön zu gestalten, kann natürlich auch Nachteile wie erschreckende Datenschutzprobleme oder eben auch inakzeptable Produktionsbedingungen ganz anders gewichten und entsprechend würdigen. Man muss sich ja nur mal die vielen Kommentare zu applekonsumkritischen Themen hier im Forum durchlesen; aus erschreckend vielen spricht die Unfähigkeit, Nicht-Konsum auch nur zu denken. Klar: weil man sich keine Alternativen vorstellen kann. Es gibt sie aber.
 
Für alle die nicht wissen wo man seine Klamotten ruhigen Gewissens kaufen kann werfe ich mal manomama in den Raum. Die produzieren zu fairen Bedingungen ausschließlich in Deutschland und treiben das nachhaltige Geschäftsmodell so weit, dass sie keine Gewinnbestrebungen haben. Sprich sie arbeiten kostendeckend. Dafür werden vom Lieferanten bis zur Näherin alle fair bezahlt. Bio ist es obendrein und die Qualität ist 1A. Leider ist der Online-Shop gerade nicht "offen", aber für alle Fans von guten und fairen Produkten sollte sich das Warten lohnen.

Für alle die das Konzept interessiert und die mehr erfahren möchten hat Holger Klein (Wrintheit) einen sehr schönen Podcast mit der Gründerin von manomama.de gemacht:Klick mich
 
...Und das alles nur, um in der Globalisierung und bei der Weltherrschaft neben Russland, China und Amerika mitspielen zu können. Also eindeutig: Ja!
Amerika? Die sind doch schon lange auf dem absteigenden Ast. China und Russland werden die Welt dominieren und kontrollieren. Der kleine zerstrittene Fliegenschiss westlich von Russland wird da wenig zu melden haben...

Ausserdem dürften die nächsten zwei Jahre äußerst interessant werden wohin die Reise in Europa geht. Noch so eine Aktion wie Griechenland und das war's... Bringt dann alles letzten Endes keinem Menschen was wenn die Produktionsbedingungen in Fernost besser werden und auf Grund der steigenden Endpreise sich immer weniger Menschen besagte Güter leisten können.

Wir wurschteln uns durch die ganze Nummer ohne Sinn und Verstand irgendwie durch. Wir retten alles was zu retten ist und spätestens wenn Italien und Frankreich faktisch pleite sind wird der Laden auch hierzulande auseinander fliegen. Wer hat dann noch Kohle um unsere tollen Exportprodukte zu bezahlen?

... Wie schon geschrieben die nächsten 2 Jahre dürften sehr interessant und spannend werden ...
 

Dein Beitrag ist sehr interessant.

Wenn es so einfach wäre, dann könnte man das schon machen, ob das machbar ist ist aber zweifelhaft.
weniger Konsum, --> weniger Verkauf --> weniger Umsatz, --> weniger Arbeitsplätze

@Dayto
leider gibt es viele Menschen die den Lebensunterhalt mehr schlecht als recht bewältigen können da die Mittel einfach fehlen.
Wie gut BIO-Produkte, Ökologische Produkte auch sind, diese sind für vielen nicht zu bezahlen.
Die Grünen können sich diese Produkte leisten, der Durchschnittverdienst bei diese Partei und deren Mitglieder/Wähler ist höher dann bei jeder andere Partei.

Ökologisch einkaufen muss man sich erstmal leisten können.
 
Ein »Lifestyle-Paradigmenwechsel« das wäre die Voraussetzung dafür, dass sich Unternehmen völlig neu ausrichten müssten;
Ja, das klingt durchaus überzeugend, wie auch Deine weiteren Ausführungen durchaus sinnvoll und nachdenkenswert klingen. Bis zu dem Punkt, dass Gauck (für den ich persönlich übrigens gar keine Sympathien habe) recht hat, wenn er hier ein Nachdenken einfordert, gehe ich mit. Ich fürchte nur, dass mit Appellen nicht viel zu erreichen sind. Diese müssten nämlich wirkungsvoller sein als die ausgeklügelten Marketingstrategien der Firmen, die uns einzureden versuchen, dass es ein Leben ohne das neueste iPhone nicht geben kann. Bei Dir mag das nicht mit voller Wucht einschlagen, bei mir auch nicht (sicherlich vor allem, weil meinem Alter nach ich um einiges aus der Zielgruppe hinausgewachsen bin und nicht auf’s Infantile stehe), aber es lässt sich nicht leugnen, dass wird es hier mit einer gewaltigen und ungeheuer effizient arbeitenden Manipulationsmaschinerie zu tun haben, der man sich eigentlich nur (wenn man nicht die Gnade der frühen Geburt genießt) durch extreme Askese entziehen kann. Darum sehe ich für solche Konzepte, so sehr ich sie grundsätzlich schätze, ganz und gar schwarz. Denn Du hast recht: Es gibt Alternativen. Aber wenn sie niemand sehen kann, weil die rosaroten Brillen genau da, wo sie sind, einen blinden Fleck haben, hilft das nichts…
 
Ich kaufe meine T-Shirts etc. beispielsweise bei American Apparel – die produzieren komplett in den USA und haben sogar viele Bio-Klamotten.

Und beschäftigen durch ihre tollen Stundenlöhne hauptsächlich illegale mexikanische Immigranten. Ob das nun besser ist? :noplan: Von deren ständigen Teensex-Werbekampagnen und den Skandalen um den wahrhaft widerlichen Dov Charney mal ganz abgesehen...
 
... muss aber auch nicht unbedingt den neuesten Modetrends hinterherjagen.

Dem bislang Geschriebenen, kann ich nur zustimmen, Blinddarm. Zudem sollten sich Leute, die das alles gar nicht so recht nachvollziehen können, sich vielleicht mal damit beschäftigen, woher kommt 'die Mode', das ständige wechselnde Design, der Konsumdrang überhaupt...

Dazu empfehle ich die ARTE-Doku: Kaufen für die Müllhalde
http://www.youtube.com/watch?v=zVFZ4Ocz4VA

'Obsoleszenz'-Forschung hat längst nachgewiesen, dass unser Mode-Empfinden usw. auf pure Manipulation zurückzuführen ist, es von Anfang darum ging, sich Konsumenten förmlich heranzuzüchten. Das gilt heute für den Großteil unseres Konsumverhaltens, dass die Agenda dahinter, aufgegangen ist. Es ist eine Art Gehirnwäsche, die auf reinen industriellen Interessen beruht. Der Ursprung wird in der o.g. ARTE-Doku gut dargelegt. Das ist eben keine Verschwörungstheorie. Es waren und sind (wie auch der Neo-Liberalismus) ganz klar politische wie industrielle Zielsetzungen und Umsetzungskataloge. Nach der Doku, die man als Einstieg auffassen sollte, kann man jedenfalls durchaus mal etwas wütend darauf sein, dass man sich hat manipulieren lassen... Man sieht dann gewisse 'Haben-Woll-Symptome' bisweilen plötzlich mit anderen Augen.

Zur Paradigmen-Wechseln, den Blinddarm angesprochen hat, kann ich ansonsten nur anfügen, dass ich meinen Konsum deutlich eingeschränkt habe und allein mit dem Nutzen-Aspekt abwäge. Man sieht sich zum Beispiel mit einem 'Haben-Wollen'-Reflex konfrontiert. Dann ist es sinnvoll, sich mal hinzusetzen und sich zu fragen: nutzt es mir etwas und steigert es effektiv auch meine Lebensqualität? Gibt es vielleicht andere Dinge, die meine Lebensqualität steigern, wenn ich meine Lebenszeit nicht mit diesem oder jenem oder überhaupt mit bloßem Konsum verschwende?

Die Fragen nach der Lebensqualität wie der Kreation gegenseitigen Wohlgefühls, also dass man sich und anderen eine gute Zeit bereitet, weil sie sowieso so knapp bemessen ist, verändert doch mitunter erheblich die Perspektive. Mich hat es u.a. dazu geführt, mir keine weiteren iProdkukte mehr zu kaufen. Ich brauchte einen Notebook-Computer und einen Heimserver. Fertig. iPad, iPod, iPhone... die sind alle wirklich toll. Aber sie steigern nicht mehr meine Lebensqualität, sondern beschäftigen mich nur übermäßig, halten mich also von Lebensqualität ab. Das kann für andere Leute ganz anders ausfallen. Aber das ernste Hinterfragen ist doch hilfreich...
 
Ganz toller Beitrag. Dem braucht man nichts hinzufügen. Die Sätze "nutzt es mir etwas und steigert es effektiv meine Lebensqualität ? Gibt es vielleicht andere Dinge die meine Lebensqualität steigern......" sagen alles aus.

Für mich ist der Run auf das immer Neue eine klares Zeichen dafür das etwas im Leben desjenigen fehlt. Wenn ich im Centro die Leute sehen welche sich in Schlangen vor den Hollister Markt stellen muss ich grinsen. Wenn ich sehe welchen Hype manche bezüglich Apple leben dann muss ich schon mehr als grinsen, es tut mir wirklich leid.
Gauck hat inhaltlich ja recht. ABER wenn die Verbraucher ihre Macht mal richtig ausspielen dann wird es ganz schnell düster.
 
Ich fürchte nur, dass mit Appellen nicht viel zu erreichen sind. Diese müssten nämlich wirkungsvoller sein als die ausgeklügelten Marketingstrategien der Firmen, die uns einzureden versuchen, dass es ein Leben ohne das neueste iPhone nicht geben kann.

Es ist eigentlich noch schlimmer. Wir haben es hier mit zwei gesellschaftlichen Fehlentwicklungen zu tun, die sich gegenseitig mit Energie versorgen: Einmal die zunehmende Abhängigkeit von IT in mittlerweile allen Bereichen, die bei vielen Konsumenten bereits Drogencharakter angenommen hat (Smartphone, Feacebook, usw.), ohne dass sich der durchschnittliche IT-Bildungsstand seit jenen Tagen, als Computerinteressierte als freakige Spinner verhöhnt wurden, maßgeblich verbessert hätte. Das Ergebnis ist eine groteske Abhängigkeit von ein paar wenigen IT-Konzernen, die im Grunde tun und lassen können, was sie wollen. Die zweite Fehlentwicklung ist der Neoliberalismus und die damit verbundene Stärkung der Warenfunktion des Geldes - Voraussetzung dafür, dass sich immer mehr Macht in immer weniger Händen befinden kann. Auch hier scheint mir der politische Point of no return lange überschritten zu sein, wenn Madame Merkel schon von "marktkonformer Demokratie" spricht.

Das Ergebnis werden Zustände sein, die beklemmend nah an eine Dystopie heranreichen. Das Leben der Menschen mit all ihren Gedanken, Sichtweisen, Träumen, Vorlieben und Abneigungen, usw. wird sich zunehmend in der "Cloud" abspielen, wo IT-Konzerne mit immer ausgefeilteren Analyseprogrammen jedem seine "personalisierte" Möhre vors Gesicht halten und die Menschen vollends zu kritiklosen Konsumfuzzies formen werden, auf einem entwürdigenden, menschenverachtenden Niveau, und wohl solange, bis sich die Menschen nicht mehr allzu sehr voneinander unterscheiden.

Mit Appellen ist natürlich nichts zu erreichen. Gaucks Appell muss nicht nur deshalb wirkungslos bleiben, weil er nur sehr, sehr wenige Menschen erreicht, sondern auch deshalb, weil er von den wenigen, die er erreicht, wie eine Weihnachtspredigt aufgenommen werden dürfte. Auch mein letzter Beitrag zu dem Thema sollte keine Lösung anbieten, sondern nur aufzeigen, dass es trotz politischer Ohnmacht durchaus einen Weg heraus aus dem Schlamassel gibt: Möglichst nicht kaufen, Shopping vermeiden. Sehr wirkungsvoll, wenn's viele täten, aber leider utopisch, weil es eben kaum jemand tut. Das, was Hoimar v. Ditfurth in den einleitenden Zeilen seines Buches "So lasst uns denn ein Apfelbäumchen planzen" in Bezug auf den Umweltschutz schrieb, gilt auch hier: "Von Auswegslosigkeit kann jedoch keine Rede sein. Das Gegenteil ist der Fall. Die Notausgänge stehen so weit offen wie Scheunentore. Trotzdem sind wir, wenn nicht alles täuscht, verloren. Die Erklärung für diesen paradoxen Umstand beruht auf einer absurd anmutenden Ursache: Wir werden von diesen Möglichkeiten schlicht und einfach keinen Gebrauch machen".
 
zu dem Thema Konsumverhalten kann man sicher auch mal auf einen der folgenden Blogs lesen..

http://zenhabits.net/
http://www.theminimalists.com/
http://www.becomingminimalist.com/

Ich muss gestehen dass es mir bislang recht gut gelungen ist, auf gewisse Dinge zu verzichten (obwohl sie mich anmachen), jüngstes Beispiel ist das ipad mini.
Und das trotz meines jugendlichen Alters von nicht mal 25 Jahren.
Ich kann generell empfehlen, alle "Nice to have" Produkte auf die 30- Tages Liste zu schreiben und dann nach 30 Tagen nachzuschauen, ob man sie wirklich noch will/braucht.. Das hilft recht gut gegen den "Haben-Will-Reflex"...


@Granny Schmitz... ach du auch aus dem Pott? ;D
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch mein letzter Beitrag zu dem Thema sollte keine Lösung anbieten, sondern nur aufzeigen, dass es trotz politischer Ohnmacht durchaus einen Weg heraus aus dem Schlamassel gibt: Möglichst nicht kaufen, Shopping vermeiden. Sehr wirkungsvoll, wenn's viele täten, aber leider utopisch, weil es eben kaum jemand tut.
Ich glaube auch nicht ernstlich, dass es eine Möglichkeit wäre. Es wird dabei bleiben, dass es kaum jemand tut, weil das ganze System darauf basiert, dass mehr und mehr konsumiert und schnell weggeworfen wird. Darum arbeitet dieses System auch so intensiv (und erfolgreich) daran, die Alternativlosigkeit zum Bestehenden aufzuzeigen. Man kommt der Sache nicht bei, indem man an der einen oder anderen Stelle ein paar Verbesserungen vorschlägt. Da muss man schon radikal vorgehen, wobei »radikal« ja nicht heißt, dass man mit Steinen oder Molotowcocktails um sich wirft, sondern im eigentlichen Wortsinne, dass man die Dinge bei der Wurzel packt. Das bedeutet, dass man nach einer echten Alternative zum bestehenden ökonomischen und gesellschaftlichen System sucht. Mir scheint allerdings, dass das nirgends geschieht, jedenfalls nicht in dem Bereich, den wir übersehen können. (Wenn in anderen Teilen der Welt in dieser Hinsicht etwas geschehen sollte, erführen wir das ja nur wie alles andere auch: durch den CNN-Filter – also gar nicht.)
 
Ich kann generell empfehlen, alle "Nice to have" Produkte auf die 30- Tages Liste zu schreiben und dann nach 30 Tagen nachzuschauen, ob man sie wirklich noch will/braucht..

Bei mir ist das mittlerweile der 30 Sekunden Nice to have Reflex, hatte letztens Dinge in der Hand die ich auf dem Weg zur Kasse wieder weg gebracht habe :)
 
Nehmen wir doch zum Beispiel die Ökostromumlage 2013. Das macht für einen 4-Personen-Haushalt allein für selbige ca. 140 € Mehrkosten/Jahr (etwa 12 €/Monat). Klingt nicht nach viel, kann es allerdings sein. Was kann also jemand machen, dem das zuviel wird? Anstelle sich des Lichts aus der Glühbirne zu bedienen, zukünftig die eine oder andere Kerze anzünden? Oder ihm bleibt letztlich nichts anderes übrig, als eben auf genau jene Billigprodukte "Made in China" oder "Made in jedem anderen, beliebigen Billigstlohnland" zurückzugreifen um genau diese Mehrkosten zu kompensieren. Zumal es bei der Ökostromumlage allein auch nicht bleiben wird (siehe exemplarisch hier: http://www.welt.de/wirtschaft/energ...trom-Umlage-war-laengst-noch-nicht-alles.html) Und das Ende der Fahnenstange ist ja noch nicht erreicht, da anscheinend auch 2014 ganz schön zugelangt werden wird (siehe exemplarisch hier: http://www.focus.de/immobilien/ener...t-strompreis-weiter-nach-oben_aid_861659.html).

Nur so ein Gedanke vom Beackfreak ... (Der dieses Mal absichtlich auf sein Smiley verzichtet)
 
Ey du heißt Beachfreak :).

So sieht es auf der anderen Seite aus. Auf der einen Seite die guten Absichten und Wünsche und auf der anderen Seite die Realität. Wir mussten bei gleichem Stromverbrauch 120 Euro nachzahlen und nächstes Jahr kommen dann weitere Kosten dazu. Also ist das Fitness Studio gekündigt worden, dazu das Zeitungsabo und das Essengehen ist auch nicht mehr jeden Monat, sondern jeden zweiten am Start.

Wenn ich iwo mehr zahlen muss dann muss ich das woanders einsparen. Und auch ich sage es mal ganz bewusst. Wenn wir wollen das sich die Welt ändert dann müssen wir andere Leute wählen und auch mal aktiv werden in dem wir alle konsequent verzichten, eben das angesprochene von Gauck auch umsetzen. Ich werde das soweit es geht tun und weitere Sparmaßnahmen finden. Aber bis dahin werde ich demütig, in dem Bewusstsein dass es uns nicht besser gehen kann als in Deutschland, weiter leben.
 
Auf der einen Seite die guten Absichten und Wünsche und auf der anderen Seite die Realität.

Gratuliere, sehr treffend formuliert!

... Wenn wir wollen das sich die Welt ändert dann müssen wir andere Leute wählen ...

Fragt sich nur wen. Wenn mittlerweile fast jede Partei ihre Klientel in der sogenannten "Mitte" bedient bzw. sucht und sich jedes Parteiprogramm (beinahe) gleicht ...


Beachfreak
 
Zuletzt bearbeitet:

Das von Blinddarm angeführte Zitat von Hoimar v. Ditfurth: "Wir werden von diesen Möglichkeiten schlicht und einfach keinen Gebrauch machen", kann einen schon erschrecken, weil der Satz so einfach wie wahr erscheint. Nur ist er das gar nicht. Die Menschen nutzen überall Notausgänge und fordern sie auch ein. Nur werden sie von den Politikern willentlich wieder zugeschlagen...

Aber wir sehen ja an Fukushima, wie unglaublich es in der Welt zugeht: Die Atomwirtschaft beweist da beispielsweise ein weiteres mal, dass sie den Anforderungen nicht gewachsen ist und wir uns auch Unfälle einfach nicht erlauben können. Längst stehen sogar Alternativen bereit und überlasten sogar die Stromnetze. Was passiert? Die Menschen demonstrieren und wollen Alternativen. Unsere Lobby-Politiker aber sitzen es mit ihren Kumpels aus, drehen an Preisspiralen, manipulieren weiter die Massen mit sich widersprechenden Nachrichten und ruinieren völlig widersinnig die Lebensgrundlage auf dem Planeten Erde. Komplett psychopathisch. Nach ihnen die Sintflut...

Dabei gibt es genügend Aufschreie der Bevölkerungen. Es wird gegen Krieg demonstriert... und die Politiker entsenden Soldaten. Es wird für Freiheit demonstriert... und die Politiker denken über Restriktionen nach. Es wird für Arbeit demonstriert... und die Politiker schaffen mittels der neo-liberalsistischen Agenda sogar gezielt noch mehr Arbeitslosigkeit, die sie anschließend sogar noch herablassend diffamiert. Aber was soll man dann noch so einen wie Gauck noch ernst nehmen? Einer, der sich despektierlich über Demonstranten und Demonstrationsthemen der letzten zwei Jahre geäußert hat … und jetzt aber kritisiert, dass man zwar für iPhones anstehe, aber nicht mehr demonstrieren gehe?!? Einer der gegen die Banken-Kritiker hetzt, während er mit Maschmeyer Schampus säuft?

Mein Eindruck ist, dass hier bewusst mit unserer Wahrnehmung gespielt wird. Wir werden verwirrt. Von psychopathischen Elterfiguren, die uns sagen: "Tu dies, aber lass es eigentlich… Lass dies, aber tu, was du lassen solltest…"

Dies ist die Botschaft von Gauck.

Occupy? Hat er sich lustig drüber gemacht.
ST21? Da meinte Gauck, man hätte besseres zu tun gehabt, als demonstrieren zu gehen…

Sowas erlauben sich diese Profis in Agitation und Propaganda heute unter die Leute zu bringen. Uralte Kommunikationsmanipulation. Widersprüchliche Botschaften. Immer der gleiche Herrschaftshabitus.

Ein Aufstand dagegen?

Man möchte meinen, die Bevölkerung schlafe. Tut sie aber nicht! Es gibt die Aufstände! Nur die Medien berichten darüber nicht. Der Aufstand wird kleingeredet! Wenn nichts mehr hilft (das sehen wir seit Jahren alljährlich bei den Castor-Transporten), wird er eben niedergeprügelt.

Ein aktuelles Beispiel: Merkel im Oktober 2012 erst in Stuttgart. Die kam nicht zu ihrer Rede.
http://www.youtube.com/watch?v=2A3BXAW1RCA

Müde Bürger?

Ganz und gar nicht. Nur ihr Problem ist: sie halten sich an Gesetze, die nur für die Mächtigen nicht gelten. Sie sind zivilisierter, als jene, die uns gerade unsere Demokratie entwenden. Denn während wir als Souverän abgesetzt werden, müssten wir eigentlich schon nach Berlin ziehen und die Regierung versammelt inhaftieren. Aber wir hoffen nach wie vor auf das zivilisierter Funktionieren unseres Rechtsstaates. Ich vermute, da können wir noch lange warten...

Bereits als Frau Merkel von der 'Marktkonformen Demokratie' sprach, hätte sie eigentlich einen Tag später ihre FDJ-Wimpel aus dem Kanzleramt tragen müssen. Aber unsere Demokratie ist eben zum Herrschaftssystem verkommen. Demos werden zwar eingefordert, aber sie bleiben unerwünscht, werden in der Praxis aktiv von Polizeikräften sogar bekämpft… und ein Großteil der Medien berichtet entweder tendenziös oder gar nicht. Ich erinnere an den Fall Mollath. Ein Skandal. Aber es geht um Geld. U.a. auch um Parteiengeld. Um Geld aus mafiösen Verstrickungen und Geschäften.

Nein, ich ich denke, viele Bürger sind längst bereit, aufzustehen. Und sie tun es ja auch. Aber wir sind auch bestens kontrolliert. U.a. von einem Parteiensystem, dass uns die mutmaßliche Wahl lässt. Zwischen Pest oder Cholera.

Wie sagte Schramm mal: Es ist eine Frechheit, den Bürgern in der BRD 'Politik-Verdrossenheit' zu unterstellen. Sie sind PolitiKER-Verdrossen. Gauck liefert die nett klingenden, sich ständig widersprechenden Klang-Hintergründe. Fahrstuhlmusik auf dem Weg in den Keller. Vielleicht geht es ja gar nicht anders und es ist Zeit, dass wir Bürger den Widerstandsparagraphen des Grundgesetzes in Anspruch nehmen. Und dazu gehört auch der passive Widerstand. Eben nicht kaufen, was man nicht braucht, auch wenn man dadurch Frau Merkels Ausruf zu 'Mehr Konsum' gleich mit in die Tonne kloppt. Eine Tonne, in der Gauck und Merkel bestimmt auch noch gemeinsam ihren Platz finden können. Sie ergänzen sich ja prima.
 
Zurück
Oben Unten