Als der Duden noch das Ziel verfolgte, die Norm für die Rechtschreibung zu setzen und zu dokumentieren, nämlich. As hat sich aber geändert,
Der Duden hatte früher diese Funktion und er hat diese heute noch.
Nein, er hat diese normative Kompetenz nicht mehr. Die anfänglich (mit der Vereinigung des »normalen« Dudens mit dem fachspezifischen »Druckerduden« 1915) nur angemaßte Normgebung wurde nach dem 2.WK in Westdeutschland durch die KMK offiziös bis offiziell. Mit und infolge der Rechtschreibungsreform 1996 ist sie durch den zwischenstaatlichen Rechtschreibungsrat ersetzt worden.
Kurz: Der Duden ist nicht mehr Maß der Dinge.
Auch deshalb konnte er sich auf die Sprachbeobachtung konzentrieren – ein Metier, dem übrigens auch alle wesentlichen englischen Wörterbuchverlage fürs Englische folgen. Es gibt fürs Englische keine staatliche Institution, die Schreibregeln in Stein meißelt – wie auch, bei derer weltweiter Verwendung in unterschiedlichsten mutter- wie zweitsprachlichen Kulturen.
Es gibt dort nur eine geübte Praxis mit gewissen, fast nie aus dem Rahmen schlagenden Varianzen (
dialogue oder
dialog,
metre oder
meter,
licence oder
license,…). DIe Hoheit behält die Gemeinschaft der Englischsprechenden und -schreibenden.
Auch sind im Englische die allermeisten Wörterbücher etymologische und keine, die sich konkret als »Rechtschreibungs-Wörterbuch« verstehen (anders als
Der Duden Band 1).
Aufs Deutsche bezogen, müsste
Der Duden Band 1 eigentlich™ nur vielleicht 200 Seiten umfassen: Die 100 Seiten offiziellen Regelwerks – und vielleicht nochmal 100 Seiten Beispielwörter (darunter die meisten als Lehn- oder Fremdwörter). Alles Andere lässt sich schlicht aus dem Regelwerk ableiten. Wir brauchen nicht das zehntausendste, im Umfeld einer neuen Sachlage neu gebildete Kompositum separat eintragen – seine Schreibung ergibt sich schlicht aus dem Regelwerk und in optischer Analogie zu besagten Beispielwörtern.