Der überraschende Einstieg von Microsoft bei Apple
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Der Pakt dürfte vor allem als genialer Mediencoup von Jobs in die Annalen eingehen - und als ebenso genialer Schachzug von Microsoft-Chef Bill Gates. Denn trotz des Geschäfts ist weiterhin ungeklärt, was aus Apple werden soll. Sicher scheint dagegen, daß Microsoft davon profitiert.
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Die Reaktion vieler Anwesender: blankes Entsetzen
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Die Börsenhändler an der Wall Street reagierten da ganz anders - und sie waren wohl auch das Publikum, an das sich Steve Jobs vor allem gerichtet hat. Kaum hatte der den Deal mit Microsoft verkündet, schnellte die Apple-Aktie um mehr als ein Drittel auf über 26 Dollar hoch. In den Wochen zuvor war sie auf bis unter 13 Dollar abgesackt, weil die Investoren angesichts der Dauerkrise des Computerkonzerns das Weite suchten.
Wenn man sich das Geschäft genauer anschaut, wirkt der Höhenflug der Apple-Aktie allerdings reichlich übertrieben. Denn 150 Millionen Dollar sind eine Kleinigkeit im Vergleich zu Microsofts Kriegskasse: neun Milliarden Dollar - genug, um Apple gleich mehrmals aufzukaufen. "Die Investition fällt da gar nicht weiter auf", meint Rick Sherlund, Branchenbeobachter bei der Investmentbank Goldman Sachs in New York.
Die anderen Aspekte der Allianz sind ebenfalls nicht gerade Sensationen: Gegen eine nicht näher genannte Summe läßt Apple seine alte Klage fallen, Microsoft habe für sein Betriebssystem Windows beim Macintosh abgekupfert das Ende des Verfahrens hatten Experten schon lange erwartet. Und beide Unternehmen werden gemeinsam Software entwickeln - die Gates-Firma schreibt allerdings schon seit über zehn Jahren Anwenderprogramme für den Macintosh.
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Apple hat durch die neue Partnerschaft also vor allem Zeit gewonnen. Microsofts Vorteile sind dagegen handfester. Ein Ableben von Apple käme den Softwarekonzern teuer zu stehen: Er verdient gutes Geld mit Programmen für den Macintosh. Zwar schweigt sich das Unternehmen über die genaue Summe aus. Aber Experten schätzen, daß es mit den immerhin zwanzig Millionen Apple-Nutzern zehn bis fünfzehn Prozent des Umsatzes macht.
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Nicht zuletzt sind die 150 Millionen Dollar für Microsoft eine Art Versicherungsprämie gegen Kartellverfahren. Denn wenn Apple pleite gehen sollte, würde Windows auf Dauer zum absoluten Herrscher der Festplatten - und die Gates-Firma könnte doch noch in die Fänge des amerikanischen Justizministeriums geraten, das bisher sehr sanft mit dem Quasimonopolisten umgegangen ist.
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