Anonymous übers Ziel hinausgeschossen?


ich habe immer noch nicht verstanden warum du es als Protest gegen die Vorratsdatenspeicherung ansiehst wenn jemand 25000 geklaute Adressen und Geburtstage von Polizisten veroeffentlicht.

Dem, was du da von angeblich unterschiedlicher Wichtigkeit und Schutzwuerdigkeit von Stammdaten (statisch) und Bewegungsdaten (dynamisch) schreibst, kann ich ueberhaupt nicht mehr folgen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob du die Begrifflichkeiten verstehst.
 
ich habe immer noch nicht verstanden warum du es als Protest gegen die Vorratsdatenspeicherung ansiehst wenn jemand 25000 geklaute Adressen und Geburtstage von Polizisten veroeffentlicht.

Es geht bei der Vorratsdatenspeicherung um die Erhebung von digitalen Daten, die in falsche Hände fallen können - worunter ich durchaus auch staatliche Stellen verstehe, die unter irgendeinem populären Vorwand (Terror, Kinderpornographie, irgendeine Sau findet man schon die man durchs Dorf treiben kann) aus den Daten irgendetwas "heraussuchen".
Durch die Veröffentlichung der Polizistendaten wird dem Staat aufgezeigt, daß er nicht mal die Daten seiner eigenen Mitarbeiter kontrollieren kann. Natürlich hat das mit der Vorratsdatenspeicherung direkt nichts zu tun.

Dem, was du da von angeblich unterschiedlicher Wichtigkeit und Schutzwuerdigkeit von Stammdaten (statisch) und Bewegungsdaten (dynamisch) schreibst, kann ich ueberhaupt nicht mehr folgen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob du die Begrifflichkeiten verstehst.

aus welchen Äusserungen von mir leitest du ab, daß ich die Begrifflichkeiten nicht verstehe? Weil ich über den engen Horizont der Vorratsdatenspeicherung hinaus schaue, und ein grundsätzliches Problem des Datenschutzes diskutiere?

Ich sagte schon, ich bin kein Jurist, aber ich sehe daß bei den entsprechenden Gesetzesvorhaben immer zwischen den beiden Datenarten unterschieden wird, und daß die Stammdaten dabei als "lapidarer" gehandelt werden - sprich daß sie weniger geschützt sind. Weitergabe von Stammdaten zwischen Polizeidienststellen oder zwischen Ämtern (um nur zwei Beispiel zu nennen) geht - soweit ich informiert bin, korrigiere mich bitte wenn ich falsch liege - ohne richterliche "Erlaubnis" bzw. Anordnung. Bei Verbindungsdaten ist das anders - bitte wieder um Korrektur, wenn das nicht stimmt. Also sind die beiden Daten de facto unterschiedlich geschützt, oder nicht?
 
Es geht bei der Vorratsdatenspeicherung um die Erhebung von digitalen Daten, die in falsche Hände fallen können - worunter ich durchaus auch staatliche Stellen verstehe, die unter irgendeinem populären Vorwand (Terror, Kinderpornographie, irgendeine Sau findet man schon die man durchs Dorf treiben kann) aus den Daten irgendetwas "heraussuchen".

es geht bei der Vorratsdatenspeicherung um die Dauer, wie lange ein ISP die Verbindungsdaten aufheben muss aus denen hervorgeht, welcher Anschluss welche IP Adresse (aus einem dynamischen pool von IP Adressen die dem ISP zugeordnet sind) benutzt hat. Nur mit dieser Information laesst sich aus einer IP Adresse auf einen Telefonanschluss schliessen.

Ich sagte schon, ich bin kein Jurist, aber ich sehe daß bei den entsprechenden Gesetzesvorhaben immer zwischen den beiden Datenarten unterschieden wird, und daß die Stammdaten dabei als "lapidarer" gehandelt werden - sprich daß sie weniger geschützt sind.

Wenn wir mal die Schweizer Konten von Bundesbuergern anschauen, dann sind die Stammdaten die Namen der Kontoinhaber und die Kontostaende die Bewegungsdaten. Nur mit Hilfe der Verknuepfung von Stammdaten und Bewegungsdaten kann ich einen Kontostand einem Namen zuordnen. Ich brauche also sowohl als auch um mit den Daten ueberhautp etwas anfangen zu koennen. Das selbe trifft auch auf Strafverfolgungsbehoerden zu, die von einem ISP wissen wollen welcher Anschluss eine bestimmte IP (z.B. eine die Kinderpronos runterlaed) gehabt hat. Ohne die Stammdaten koennte man aus den Bewegungsdaten keinerlei Rueckschluesse ziehen. Von daher verstehe ich deine Unterscheidung in Wichtigkeit und Schutzwuerdigkeit dieser Datenarten nicht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Stammdaten
 
Tante Edith sagt:
Wäre ich im Polizeiorgan tätig, würden Mitglieder eines polizeinahen Vereins bzw. Mitglieder des Exekutivorganes nur unter strengen Auflagen bzgl. Datensicherheit ihren Verein führen dürfen.

Du würdest also befürworten, dass der Staat in die privaten Belange seiner Bediensteten eingreift? Sehr strange! :eek:

Und, weil das hier von so manchem einfach ignoriert wird, noch einmal ganz deutlich ausgedrückt: Anonymus ist nicht durch einen Hack an die Daten gekommen. Sie haben die Daten einfach so zugespielt bekommen. Allem Anschein nach von jemandem, der Zugriff auf die Daten hatte. Dagegen können auch keine strengen Auflagen und keine staatliche Überwachung etwas ausrichten.
 
Und, weil das hier von so manchem einfach ignoriert wird, noch einmal ganz deutlich ausgedrückt: Anonymus ist nicht durch einen Hack an die Daten gekommen. Sie haben die Daten einfach so zugespielt bekommen. Allem Anschein nach von jemandem, der Zugriff auf die Daten hatte. Dagegen können auch keine strengen Auflagen und keine staatliche Überwachung etwas ausrichten.
Wen dem so ist, dann gibt es tatzächlich keinen Schutz. Ich könnte teoretisch auch die Daten von Bekannten etc. Veröffentlichen, hab ja auch Zugang dazu.
 
Man kann sich auch in der analogen Welt nicht vor Indiskretion schuetzen - wie sollte das in der digitalen Welt moeglich sein? Man kann auch Bankueberfaelle nicht 100% verhindern. Fuehrt das die Gewohnheit von Geldinstituten, Geld in Tresoren zu lagern, ad absurdum?
 
Nein, führt es absolut nicht. Nur ist der Handlungsspieleraum in der analogen Welt kleiner. Um dein Beispiel mit der Bank aufzukreifen, es würde keiner um die halbe Welt reisen um dort eine zu überfallen.
 
Durch die Veröffentlichung der Polizistendaten wird dem Staat aufgezeigt, daß er nicht mal die Daten seiner eigenen Mitarbeiter kontrollieren kann. Natürlich hat das mit der Vorratsdatenspeicherung direkt nichts zu tun.

Ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen, wie man auf der einen Seite gegen die Vorratsdatenspeicherung wettern kann und auf der anderen Seite vom Staat verlangt, dass er rein private Einrichtungen (und eine solche ist dieser betreffende Verein, auch wenn die Mitglieder im Staatsdienst stehen) kontrollieren soll.
 
es geht bei der Vorratsdatenspeicherung um die Dauer, wie lange ein ISP die Verbindungsdaten aufheben muss aus denen hervorgeht, welcher Anschluss welche IP Adresse (aus einem dynamischen pool von IP Adressen die dem ISP zugeordnet sind) benutzt hat. Nur mit dieser Information laesst sich aus einer IP Adresse auf einen Telefonanschluss schliessen.

Das ist korrekt, hat aber rein gar nichts mit dem zu tun was ich geschrieben habe.

(und, ganz abgesehen davon, mal direkt bezogen auf die Vorratsdatenspeicherung: welches Mittel hätte ich als Normalbürger, mit 100%iger Sicherheit zu wissen daß die einmal erhobenen Daten wirklich nach einer bestimmten Zeit unwiederbringlich gelöscht sind, und nicht in irgendwelchen Backups schlummern bis einer auf die Idee kommt sie dort rauszufischen? Bin ich auf den Goodwill der zur Speicherung verpflichteten Firmen angewiesen? Da ist es mir doch lieber, die Daten werden erst gar nicht gespeichert. Garantiert mir der Staat, der diese Datenspeicherung vorschreiben will, die Sicherheit meiner Daten? Er kann ja nicht einmal dafür sorgen, daß die Adressen seiner eigenen Mitarbeiter sicher sind.)

Wenn wir mal die Schweizer Konten von Bundesbuergern anschauen, dann sind die Stammdaten die Namen der Kontoinhaber und die Kontostaende die Bewegungsdaten. Nur mit Hilfe der Verknuepfung von Stammdaten und Bewegungsdaten kann ich einen Kontostand einem Namen zuordnen.

korrekt. Aber: Ist die Information, daß Herr X bei der Bank Y auf den Z-Inseln ein Konto hat, nicht auch dann für manche Stellen interessant, wenn man an den Kontostand nicht herankommt?

Ich brauche also sowohl als auch um mit den Daten ueberhautp etwas anfangen zu koennen.

nein, das ist nicht korrekt.
Welche Bewegungsdaten bräuchte ich, um etwas mit den Polizisten-Adressen anzufangen, um die es hier geht?

Das selbe trifft auch auf Strafverfolgungsbehoerden zu, die von einem ISP wissen wollen welcher Anschluss eine bestimmte IP (z.B. eine die Kinderpronos runterlaed) gehabt hat. Ohne die Stammdaten koennte man aus den Bewegungsdaten keinerlei Rueckschluesse ziehen.

das kommt auf die Art der "Rückschlüsse" an, zum Bespiel sind statistische Schlüsse möglich, die man für politische Zwecke "gebrauchen" kann. Wenn im Monat zehntausendemal eine - nur als Beispiel - rechtsradikale Seite aufgerufen wird, kann man daraus politische Forderungen ableiten; dabei braucht man nur Bewegungsdaten und keine Verknüpfung. Vielleicht würde die Verknüpfung sogar das Argument zerstören - dann nämlich, wenn die Seitenaufrufe von einigen wenigen Leuten erfolgen.
Natürlich kann man aber nur mit Bewegungsdaten nur relativ wenig anfangen - aber nur mit Stammdaten eben schon relativ viel.
 
Garantiert mir der Staat, der diese Datenspeicherung vorschreiben will, die Sicherheit meiner Daten? Er kann ja nicht einmal dafür sorgen, daß die Adressen seiner eigenen Mitarbeiter sicher sind.)

Wenn jemand mehrere Leitz Ordner mit 25000 Adressen von Mitgliedern eines Vereins klaut und die Veroeffentlicht hat das was mit Datenschutz in dem Verein zu tun aber nichts mit der Technologie die Verwendet wird um Adressdaten zu speichern und wohl auch nichts mit der Sorgfaltspflicht des Staates seinen Bediensteten gegenueber.
 
nein, das ist nicht korrekt.
Welche Bewegungsdaten bräuchte ich, um etwas mit den Polizisten-Adressen anzufangen, um die es hier geht?

in dem Beispiel reicht manchen Menschen schon die Tatsache, dass alle Stammdatenseatze Adressen und Geburtsdatum von Polizisten enthalten. Wenn ich Uniformhersteller bin, reicht mir diese Tatsache z. B. fuer eine Werbeaktion. Und wenn ich gewaltbereiter Autonomer bin, vielleicht fuer eine Farbeutelattacke in der Neubausiedlung.
 
... und auf der anderen Seite vom Staat verlangt, dass er rein private Einrichtungen (und eine solche ist dieser betreffende Verein, auch wenn die Mitglieder im Staatsdienst stehen) kontrollieren soll.

das habe ich nicht getan.
Der Staat könnte aber von seinen Mitarbeitern in "kritischen Bereichen" (ob man Streifenpolizisten dort schon mit einbezieht könnte man diskutieren...) verlangen, daß sie selbst auf ihren Datenschutz achten. Diese Forderung kann sehr weitgehend sein - inklusive zum Beispiel einem Verbot der Nutzung von sozialen Netzen.
 
in dem Beispiel reicht manchen Menschen schon die Tatsache, dass alle Stammdatenseatze Adressen und Geburtsdatum von Polizisten enthalten. Wenn ich Uniformhersteller bin, reicht mir diese Tatsache z. B. fuer eine Werbeaktion. Und wenn ich gewaltbereiter Autonomer bin, vielleicht fuer eine Farbeutelattacke in der Neubausiedlung.

eben, das meine ich doch!
 
Wenn jemand mehrere Leitz Ordner mit 25000 Adressen von Mitgliedern eines Vereins klaut und die Veroeffentlicht hat das was mit Datenschutz in dem Verein zu tun aber nichts mit der Technologie die Verwendet wird um Adressdaten zu speichern

Digitale Daten sind grundsätzlich einer höheren Gefahr ausgesetzt, geklaut und veröffentlicht zu werden. Entsprechend stärker sollten sie auch geschützt werden. Wie willst du die Leitz-Ordner mit 25.000 Adressen denn veröffentlichen?
 
Es hätte aber auch gereicht diese Liste zu stehlen ohne sie zu veröffentlichen. Man könnte, wenn man wollte. Das reicht!

...es ist ja noch nicht belegt, wie sie an diese Liste gekommen sind. Die Liste stammt nicht aus der Verwaltung der Polizei, sondern aus einem Polizeiverein. Es ist eine Liste von Mitgliedern mit ihren Privatadressen.
 
Und, weil das hier von so manchem einfach ignoriert wird, noch einmal ganz deutlich ausgedrückt: Anonymus ist nicht durch einen Hack an die Daten gekommen. Sie haben die Daten einfach so zugespielt bekommen. Allem Anschein nach von jemandem, der Zugriff auf die Daten hatte. Dagegen können auch keine strengen Auflagen und keine staatliche Überwachung etwas ausrichten.

... ein Grund mehr, schon das Speichern von Daten in großem Ausmaß (egal ab Stamm- oder Verbindungsdaten) zu hinterfragen!
Selbst wenn das nicht das Ziel der Aktion gewesen sein sollte, die Diskussion hier in einem Forum von besonders interessierten IT-Benutzern zeigt, dass genau dieses Hinterfragen in Gang gesetzt worden ist.
So gesehen, halte ich die Aktion für einen Erfolg!
 
... hat das was mit Datenschutz in dem Verein zu tun aber nichts mit der Technologie die Verwendet wird um Adressdaten zu speichern ...
Das ist im besten Fall naiv. Um in deinem Bild mit dem Tresor und der Bank zu bleiben: hat dann das Material, aus dem der Tresor ist, auch nichts mit dem erreichten Schutz zu tun?
 
... ein Grund mehr, schon das Speichern von Daten in großem Ausmaß (egal ab Stamm- oder Verbindungsdaten) zu hinterfragen!
Selbst wenn das nicht das Ziel der Aktion gewesen sein sollte, die Diskussion hier in einem Forum von besonders interessierten IT-Benutzern zeigt, dass genau dieses Hinterfragen in Gang gesetzt worden ist.
So gesehen, halte ich die Aktion für einen Erfolg!

Datenerfassung ist keine Erfindung des digitalen Zeitalters - das wird gemacht seit Menschen Schreiben koennen. Und ich hinterfrage bestenfalls den Sinn dieser Aktion aber sicher nicht den Sinn der Speicherung von Daten. Ohne die wuerde unser Gemeinwesen naemlich nicht mehr so funktionieren wie wir es erwarten
 
Das ist im besten Fall naiv. Um in deinem Bild mit dem Tresor und der Bank zu bleiben: hat dann das Material, aus dem der Tresor ist, auch nichts mit dem erreichten Schutz zu tun?

ich verstehe die Frage nicht...wenn ich Daten speichere muss ich dafuer Sorgen, dass sie moeglichswt sicher sind. Das selbe gilt fuer die Lagerung von Geld. Ich werde aber in keinem Fall umhin kommen, Personen denen ich vertraue Zugang zu den Daten oder dem Geld zu geben. Wenn das Vertrauen missbraucht wird ist das bedauerlich - letztendlich schuetzen kann ich mich aber nur eingeschraenkt.
 
ich verstehe die Frage nicht...wenn ich Daten speichere muss ich dafuer Sorgen, dass sie moeglichswt sicher sind. Das selbe gilt fuer die Lagerung von Geld. Ich werde aber in keinem Fall umhin kommen, Personen denen ich vertraue Zugang zu den Daten oder dem Geld zu geben. Wenn das Vertrauen missbraucht wird ist das bedauerlich - letztendlich schuetzen kann ich mich aber nur eingeschraenkt.

was die Datensicherheit angeht, sind wir in einer ähnlichen Situation wie damals beim Übergang von Tauschhandel zu Geld. ;) Vor der "Umstellung" war es vergleichsweise aufwendig, größeres Vermögen zu transportieren oder zu klauen. Fünfhundert Hühner klauen sich einfach schwerer als eine kleine Goldmünze. Deswegen konnte man die fünfhundert Hühner auch auf der Wiese hinterm Haus halten, wo sie von den Nachbarn gesehen wurden. Da war es relativ leicht, "Vertrauen" zu haben. Der Mensch hat sehr schnell kapiert, daß er das mit der gleich wertvollen Goldmünze nicht tun sollte. Dieses Bewusstsein sollte er bei digitalen Daten versus Leitzordner mit beschriftetem Papier auch langsam entwickeln.
 
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