Farbliche Reduzierung ist ein Mittel unter vielen, formale Reduzierung ein anderes, Übersetzung ein weiteres.
Schwarz-Weisse Bilder sind in der Malerei selten, weil kaum jemand, dem Farbe zur Verfügung steht, darauf verzichten möchte. Gute Maler können ungeheuer farbige und dennoch monochrome Bilder machen, die Formen des Objektes verändern oder weglassen.
Fotografen dagegen arbeiten mit einem Werkzeug, das erstmal eine Fülle von Informationen und Millionen von Farben sammelt. Und die Kunst besteht dann darin, diese Informationen handwerklich auf das Wesentliche zu reduzieren.
Einfach die Farbe ausschalten ist ein sehr einfaches Mittel, aber die anspruchsvolleren muss man erstmal beherrschen.
Das analoge Bild auf dem Film beweist im Grunde nur: Dies habe ich alles gemacht, bevor ich auf den Auslöser gedrückt habe, dies beweist meine Kunstfertigkeit als Fotograf.
Wer aber ein perfektes Bild aus mehreren Ebenen in Photoshop zusammenbaut und damit ein gleichwertiges Endprodukt erzeugt, ist deswegen kein schlechterer Handwerker – er benutzt nur andere Instrumente. Er arbeitet wie ein Maler.
Jim Rakete geht es wie vielen Fotografen, die mitansehen müssen, dass digitale Bildbearbeitung eine Fülle von Möglichkeiten bietet, die früher zum Herrschaftswissen von Profifotografen gehörten: Der Wert ihrer langen Ausbildung und Berufsroutine wird vermindert, es zählt nur noch das Bild, das letztlich vor dem Betrachter im Rahmen hängt.
Ob der dazugehörige Enstehungsprozess hauptsächlich vor dem Auslösen der Kamera oder hinterher am Computer durchlaufen wurde, ist gleichgültig.
Dass damit wieder die Bildaussage in den Focus rückt, weg vom technischen Schauturnen des Fotografen, finde ich gut.