Afrikanischen Schweinepest-Hysterie in Deutschland

Kann mir mal jemand plausibel erklären, warum der BAUERNverband die schweinemastINDUSTRIE vertritt?!
In den Bauernverbänden herrscht traditionell die Auffassung, dass man sich nicht auseinanderdividieren lassen darf – obwohl kleinere Familienbetriebe, mittlere Vollerwerbsbetriebe und große GmbH&CoKG durchaus unterschiedliche Interessen haben. Den großen Ex-DDR-Aggrabetrieben ist es nach der Wende und der folgenden Privatisierung (in deren Zug die alten Betriebsleiter zu Gesellschaftern geworden sind) ausserdem gelungen, viele hohe Funktionärsstellen zu besetzen. Entsprechend sind die Mehrheitsverhältnisse bei Beschlüssen.

Was die Schweinemast angeht, gibt es in Niedersachsen eine besondere Situation. In den ehemals armen Landstrichen wären kleinere Betriebe mit wenig Land ohne Tiermast nicht überlebensfähig gewesen. Die nahe Küste und der damit verbundene niedrige Preis von Soja aus Übersee, einem Hauptbestandteil des Mastfutters, liess sie auf Mastställe umschwenken. Das hat sich über die letzten 40 Jahre zu einer ganzen Kette von Mustern über Schlachthöfe bis zu Verarbeitern aufgebaut. In dieser Kette stecken große und kleine Glieder. Und auch die kleinen haben Angst vor mehr Regulierungen und Vorschriften, die würden sie auch treffen – einige sogar noch härter.
 
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:hug:Dankeschön das du meine Antwort übernommen hast.
 
In den Bauernverbänden herrscht traditionell die Auffassung, dass man sich nicht auseinanderdividieren lassen darf – obwohl kleinere Familienbetriebe, mittlere Vollerwerbsbetriebe und große GmbH&CoKG durchaus unterschiedliche Interessen haben. Den großen Ex-DDR-Aggrabetrieben ist es nach der Wende und der folgenden Privatisierung
Mal so als beispiel?:
Das Ende kam mit der Wende. Doch bald soll auf dem alten LPG-Gelände in Alt Tellin, 450 Einwohner, einst schönstes Dorf Vorpommerns, Europas größte Ferkelzucht entstehen. 10 500 Muttersauen, die jährlich mindestens zweimal werfen. Macht mindestens 250 000 Ferkel, die nach vier Wochen, wenn sie etwa 30 Kilogramm wiegen und Läufer genannt werden, in die Mastanlagen kommen, um nach vier, fünf Monaten ihr Schlachtgewicht von etwa 120 Kilogramm zu erreichen. Die Investition für die Ferkelzucht inklusive einer Biogasanlage, in der die anfallende Gülle verarbeitet werden soll: 25 Millionen Euro. Der Investor ist Adrianus Maria Straathof, Niederländer, der sich in Ostdeutschland ein kleines Schweineimperium aufgebaut hat und dessen Betriebe überwiegend in Gladau, Sachsen-Anhalt, gemeldet sind.
https://www.brandeins.de/archiv/2010/tierisch/schweine/
Ist Adrianus Maria Straathof ein bauer?
 
Die Vermaisung der Landschaft ist z. B. Für die drastische Zunahme der Wildschweine verantwortlich.
Wenn wir wandern gehen, dann durchqueren wir Landschaften mit vielfältigen Fruchtkulturen, also diverse Getreide (insbes. Roggen) dazu etwas Mais, Obstbäume, Gründünger, aber auch noch wilde Wiesen für Bienen, so ist es eher in der fränkischen Schweiz.
Aber anderswo, z. B. im Birgland bestehen die Felder zu gefühlt 90% Mais für die Energiegewinnung. Die entspr. Biogasanlagen dazu sehen wir auch.
Im Mais können sich die Wildschweine prima verstecken, durchfuttern und vermehren.

Ich gebe Dir zu 100% recht.
 
Wären treibjagden effizient und wann dürfen die stattfinden?
Treibjagden im stehenden Mais sind deshalb wenig sinnvoll, weil Schwarzwild (wie jedes Wild) dem Menschen in Bezug auf Sinneswahrnehmung mehrfach überlegen ist.
In der Praxis wird dich jede Sau eher wittern als du sie siehst.
Und wenn du dann mal ne Sau siehst, dann nur deshalb weil sie will, das du sie siehst.
Dann kannst du nur beten das deine Kevlar (wie bei Schusssicheren Westen) verstärkte Sauenschutzhose hält, wenn die Sauen dich annehmen und überrennen.
Denn Sauen haben ein fast ebenso starkes Gewaff (also Haderer, bzw. Haken und Gewehre) wie Keiler.
 
Glaube ich nicht. Die Großställe können sich ganz gut gegen das Eindringen von Erregern schützen. Viel schwieriger ist das bei bäuerlichen Familienbetrieben, deswegen werden kleinere Schweinehalter mE die ersten sein, die es betrifft.

Bei der letzten Geflügelpest war es aber genau so: Die Zahlen hab ich nicht mehr genau im Kopf, aber es wurde etwa 500.000 Tiere vorsorglich getötet - nichtmal 50 sind durch die eigentliche "Seuche" ums Leben gekommen - genausogut könnte man auch jedes Jahr ein beliebiges Bundesland vorsorglich keulen (ok, meinetwegen nur die Rentner ;)), wenn wieder Grippewelle ist. Der erste Infektionsfall war in einem Mastbetrieb, bei dem der Erreger angeblich durch die Lüftungsanlage eingeschleust wurde. Das ist so bescheuert, dass man es von Satire nicht unterscheiden kann.
 
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Ist Adrianus Maria Straathof ein bauer?
Straathof darf keine Tiere mehr halten, er musste 2014 alle Schweineanlagen abgeben. (Es war das erste Mal, dass in Deutschland ein bundesweites Tierhaltungsverbot ausgesprochen wurde.) Seine Ställe stehen zum Verkauf.

Straathof ist einer der holländischen Investoren, die wegen der verschärften Vorschriften dort, speziell bei der Gülle-Entsorgung, nach Meck-Pomm oder Sachsen-Anhalt gegangen sind. Die anderen dürfen weiterarbeiten.

Etliche große Schweinemastanlagen werden von gewerblichen Unternehmen betrieben, als GmbH, oder als GmbH&CoKG, teilweise von Investoren, teilweise aber auch von Landwirten selbst.
 
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Dieses mafiöse System wäre allerdings nicht ohne den maßlosen Appetit der Deutschen auf Schweinefleisch entstanden. Wir können nun nicht so tun, als hätten die Verbraucher nichts damit zu tun.
Ich komme noch einmal auf deinen Hinweis zurück, der Verbraucher hätte mit seinem maßlosen Appetit auf Schweinefleisch schuld an der Massentierhaltung. Das sehe ich gerade andersherum.

Die Deutschen haben so einen maßlosen Appetit auf Schweinefleisch, weil es so unverschämt billig ist. Denn wäre die Nachfrage in den letzten Jahren immer größer geworden, müsste ja nach den Marktmechanismen der Preis steigen. Aber wir sind bei Preisen von Grundnahrungsmitteln angekommen. Also morgens zum Frühstück Schinkenwurst als Brotersatz und darauf als Belag Leberwurst. Mittags Schnitzel und abends Grillage.

Und was müsste politisch getan werden, um unsere Fleischwirtschaft in einigermaßen umwelt- und gesellschaftsverträgliche Bahnen zu lenken? ... Nur: Letztlich würde das zu einem deutlich höheren Fleischpreis führen. Ich nehme an, du kannst dir vorstellen, was passiert, wenn Bauernverbände, Nahrungsmittelbranche und Bildzeitung das in einer konzertierten Aktion anprangern. Parteien, die das durchsetzen, würden die nächste Wahl verlieren. ...
Wie kommst du darauf?

Benzinpreis steigt: Ist da jemand auf die Straße gegangen?
Mietpreise steigen: Die Deutschen leiden still vor sich hin.
Heizpreise steigen: Ist schon normal.
Städtische Gebühren steigen: Da hat man ja Verständnis.
Maut wird eingeführt: ...endlich!
Apple-Preise steigen in obszöne Höhen: das freut den echten macuser.

Aber jetzt: Der Schweinefleischpreis steigt moderat an: Und schon hängt der Mob den Landwirtschaftsminister samt seinen Vorgängern an die nächsten Laternen??

Das glaubst du wohl selber nicht.
 
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Benzinpreis steigt: Ist da jemand auf die Straße gegangen?
Mietpreise steigen: Die Deutschen leiden still vor sich hin.
Heizpreise steigen: Ist schon normal.
Die Preise waren schon mal viel höher als heute, und da hatte nicht die Regierung oder eine Partei schuld, Jetzt sind die Leute froh, dass sie so niedrig sind.

Städtische Gebühren steigen: Da hat man ja Verständnis.
Maut wird eingeführt: ...endlich!
Apple-Preise steigen in obszöne Höhen: das freut den echten macuser.
Die städtischen Gebühren sind nicht zu hoch. Die Maut ist für Deutsche neutral, sie müssen nichts zuzahlen. Und Apple? Der durchschnittliche MacUser ist ein kleinbürgerlicher besorgter Angsthase, sehen wir doch jeden Tag. Der geht nur auf die Barrikaden, wenn sie gut designed sind und hohen Eintritt kosten.

Aber jetzt: Der Schweinefleischpreis steigt moderat an: Und schon hängt der Mob den Landwirtschaftsminister samt seinen Vorgängern an die nächsten Laternen??
Das glaubst du wohl selber nicht.
Wenn es so kommt, wie ich denke, werden die Fleischpreise mehr als moderat ansteigen. (Was eigentlich kein problem sein sollte, weil die jetzigen Preise Ramschpreise sind.) Und wenn dann noch eine Regierung mit Gesetzen und Umweltvorschriften dafür sorgt, dass sie weiter steigen, dann wird Protest gewählt. Auch wenn es weniger als 10 Prozent Stimmenverluste sind, aber die hauen bei unseren Parteien schon mächtig ins Kontor. Von den Stimmenverlusten bei Bauern & Co ganz zu schweigen. Das riskieren die nicht.

Siehe Kohlekraftwerke, aktuelle Sondierungsgespräche. Siehe Dieselproblem.
 
Treibjagden im stehenden Mais sind deshalb wenig sinnvoll, weil Schwarzwild (wie jedes Wild) dem Menschen in Bezug auf Sinneswahrnehmung mehrfach überlegen ist.
Das heisst wahrscheinlich, ihr veranstaltet treibjagden nach der maisernte. Könnt ihr dabei eine ansehnliche abschussquote bringen? Werdet ihr das fleisch auf dem markt gut los (blabla ... stressfleisch schmeckt nicht)?
 
Straathof darf keine Tiere mehr halten, er musste 2014 alle Schweineanlagen abgeben. (Es war das erste Mal, dass in Deutschland ein bundesweites Tierhaltungsverbot ausgesprochen wurde.) Seine Ställe stehen zum Verkauf.
Wie peinlich, dass ich nur den alten artikel gegugelt habe. Ich war so froh über was bei brandeins, das einzige wirtschaftsmagazin, das ich mag.
 
Das heisst wahrscheinlich, ihr veranstaltet treibjagden nach der maisernte. Könnt ihr dabei eine ansehnliche abschussquote bringen? Werdet ihr das fleisch auf dem markt gut los (blabla ... stressfleisch schmeckt nicht)?
Nein.
Das überlasse ich anderen.
Den Abschussplan erfülle ich mit Pirsch- bzw. Ansitzjagden.
Auch aufgrund der Stressproblematik, aber das hatte ich schon mal geschrieben.
 
Kann man daraus auch Würste machen? :hunger:
 
Wildschweinbratwurst ist Super! Probier sie mal wenn du die Möglichkeit hast.
 
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