Gesellschaft 20 Jahre sind genug - Gegen die Vertafelung der Gesellschaft

In der Vergangenheit waren die großen Künstler meistens irgendwo angestellt. Vorrangig beim Adel oder dem Klerus.
Das waren fast alles Zeitverträge, wenn überhaupt. Das normale Volk bekam die Werke dieser wenigen Künstler in der Regel nicht zu sehen oder zu hören. Heute versuchen viele. in der Kreativbranche irgendwie zu überleben, aber einen einigermassen auskömmlichen Lebensunterhalt verdienen nur etwa 5%. Die Mehrheit hangelt sich von Projekt zu Projekt, Praktikum zu Praktikum, Stipendium zu Stipendium. Deshalb wäre es unsinnig, Arbeitslose in diese Richtung zu qualifizieren – der Markt ist bereits überfüllt.

Zur Zeiten der Hochrenaissance gab es bestimmt kein BGE oder sonstige Transferleistungen.
In Südamerika, z.B. Santiago (und Chile ist ein relativ wohlhabendes Land), kann man ganz gut sehen, was es heisst, wenn sich die Leute irgendwie durchschlagen müssen. Sie putzen Autoscheiben, machen Strassenmusik oder Artistik, die meisten verkaufen irgendwelchen Tinnef. (Den sie vermutlich von Hintermännern beziehen müssen.) Die Strassen sind voll davon. Und die Häuser der Verdienenden sind allesamt eingezäunt, manchmal mit Stromzaun & Militärdraht, viele videoüberwacht. In Europa ist das in manchen Gegenden, z.B. an der französischen Mittelmeerküste, ja auch schon so.

Ich denke, wir können mit unserem System der staatlichen Fürsorge, auch wenn es viel zu kritisieren, verbessern und reformieren gibt, grundsätzlich zufrieden sein.
 
Das waren fast alles Zeitverträge, wenn überhaupt. Das normale Volk bekam die Werke dieser wenigen Künstler in der Regel nicht zu sehen oder zu hören. Heute versuchen viele. in der Kreativbranche irgendwie zu überleben, aber einen einigermassen auskömmlichen Lebensunterhalt verdienen nur etwa 5%. Die Mehrheit hangelt sich von Projekt zu Projekt, Praktikum zu Praktikum, Stipendium zu Stipendium. Deshalb wäre es unsinnig, Arbeitslose in diese Richtung zu qualifizieren – der Markt ist bereits überfüllt.

In Südamerika, z.B. Santiago (und Chile ist ein relativ wohlhabendes Land), kann man ganz gut sehen, was es heisst, wenn sich die Leute irgendwie durchschlagen müssen. Sie putzen Autoscheiben, machen Strassenmusik oder Artistik, die meisten verkaufen irgendwelchen Tinnef. (Den sie vermutlich von Hintermännern beziehen müssen.) Die Strassen sind voll davon. Und die Häuser der Verdienenden sind allesamt eingezäunt, manchmal mit Stromzaun & Militärdraht, viele videoüberwacht. In Europa ist das in manchen Gegenden, z.B. an der französischen Mittelmeerküste, ja auch schon so.

Ich denke, wir können mit unserem System der staatlichen Fürsorge, auch wenn es viel zu kritisieren, verbessern und reformieren gibt, grundsätzlich zufrieden sein.
Es kam doch keiner auf die Idee ALG2-Leistungsempfänger zu Künstlern umzuschulen?!

Und der zweite Absatz zeigt, doch dass wir in Deutschland einen guten Weg gefunden haben. Gated Communities kenne ich in Deutschland nicht.
 
Es kam doch keiner auf die Idee ALG2-Leistungsempfänger zu Künstlern umzuschulen?!
Es habe diese Antwort gemeint, die zur Qualifizierung von Arbeitslosen kam, indem man deren spezielle Interessen bzw. Fähigkeiten herausfindet und fördert:
Auf dem Papier klingt das so schön: Hobby zum Beruf. Nun sagen wir mal, einer hat Kunst studiert und malt für sein Leben lang. Leider verkauft der dann nicht genug Bilder um davon leben zu können. Braucht also Hilfe … Oder der Musikstudent … etc.
Bei meinem Hinweis auf Dänemark ging es aber nicht darum, das Hobby zum Beruf zu machen, sondern Ansatzpunkte zu finden, einen Klienten ohne Antrieb zu motivieren. Um beim Beispiel zu bleiben: Einen arbeitslosen Bauarbeiter, der ein eigenes Aquarium hat, könnte man vielleicht zu einer Arbeit in einem Tiergeschäft umschulen, o.ä..
 
Ich wollte hier keinesfalls eine Kunstdebatte lostreten - das sollte als ein mir geläufiges Beispiel dienen, das dieses System der "Förderung nach Interessen" mE. nicht funktionieren muss. Kann ja, aber muss nicht. in dem genannten Beispiel mit dem Aquarium - was nützt es, wenn ich dem bauarbeitenden Aquariumsliebhaber eine Tiergeschäftsausbildung angedeihen lasse - am Ende aber keine Stellen im Tiergeschäft frei sind?
Mein Beispiel mit den Künsten habe ich deswegen gewählt, weil es in meinem Umfeld symptomatisch ist: da gibts den Künstler, der schuftet wie verrückt bis zum Umfallen - buchstäblich - aber Geld bekommt er damit keins. Der ist also alles andere als faul - ist einer der fleißigsten Menschen, den ich kenne - verdient nur eben kein Geld damit. Weil er eben _keinen_ Mäzen der Hochrenaissance hat. Und Ähnliches kenne ich auch von anderen Leuten aus meinem Umfeld. Ich selbst würde z.B. viel mehr meiner Energie der "Kunst" widmen, wenn ich nicht "gezwungen" wäre, meinen Lebensunterhalt auf andere Art zu bestreiten. Dabei bin ich alles andere als ein Hobby- und Freizeitmaler. Ich wollte mich nur gegen die Munichssche Vorstellung wehren, alle "harzer" sind assoziales, unmündiges, dummes, faules Pack, welche sich auf Kosten des Gemeinwesens, auf Kosten der "Leistungsträger" einen Lenz machen.
 
Auch in Deutschland geht es mit dem Gated Communities voran. In bester Lage…
http://www.sueddeutsche.de/geld/sic...-wohnst-du-noch-oder-wachst-du-schon-1.524430

Interessant, dass Leute, die 'Nobel-Schutz-Refugien' nutzen, sich meist vom Staat nicht 'gut beschützt fühlen'. Also ausgerechnet jene, die den Staat demontieren und die Bedingungen für Kriminalität mittels forcierter sozialer Ungerechtigkeit erst nachhaltigst fördern, fühlen sich vom demontierten Staat vernachlässigt und sehen sich vom erst selber kriminialisierten 'Pöbel' bedroht und sperren es aus, nachdem sie vom erklauten Wohlstand ausgesperrt hatten. Kausalitäten werden hier auf den Kopf gestellt. Gesellschaftlicher Wahnsinn. Aber eben in bester Wohnlage...
 
… sondern Ansatzpunkte zu finden, einen Klienten ohne Antrieb zu motivieren …
Trotz deines Beispiels:
'Antrieb' zu was denn? Wenn der Anzutreibende über die Jahre endlich spitzbekommen hat, dass da draußen nix mehr für ihn ist, für dass es sich lohnen könnte sich anzutreiben (Stichwort: Perspektive), was lohnt es dann, sich für das Nichts coachen zu lassen. Die durch ebenjenes Coachen provozierte Verhöhnung bewirkt dann doch eher das Gegenteil.

Oder um es mit V. Pispers auszudrücken: Jeder kann es zu etwas bringen, aber eben nicht alle.

Helfen tut dann eigentlich nur ein (B)GE: weil dann der Arbeitenwollende eben tatsächlich erst richtig Gelegenheit hat, ungezwungen selbstgewählte wertige oder wertvolle Arbeit zu leisten. Dann hat er ja die Zeit und die Muße, seinen eventuellen Plan, Millionär zu werden, umzusetzen zu versuchen.
 
Trotz deines Beispiels:
'Antrieb' zu was denn? Wenn der Anzutreibende über die Jahre endlich spitzbekommen hat, dass da draußen nix mehr für ihn ist, für dass es sich lohnen könnte sich anzutreiben (Stichwort: Perspektive), was lohnt es dann, sich für das Nichts coachen zu lassen. Die durch ebenjenes Coachen provozierte Verhöhnung bewirkt dann doch eher das Gegenteil.

Oder um es mit V. Pispers auszudrücken: Jeder kann es zu etwas bringen, aber eben nicht alle.

Helfen tut dann eigentlich nur ein (B)GE: weil dann der Arbeitenwollende eben tatsächlich erst richtig Gelegenheit hat, ungezwungen selbstgewählte wertige oder wertvolle Arbeit zu leisten. Dann hat er ja die Zeit und die Muße, seinen eventuellen Plan, Millionär zu werden, umzusetzen zu versuchen.

:hehehe:
Spätestens wenn einem die Hänchenschenkel zum Halse raushängt, wie Weiland Max & Moritz, ist dann der Punkt erreicht sich um Alternativen zu bemühen ...
 
Auch wenn es ein wenig abseits des Themas ist muss ich das los werden.

Gerade von mein Partnerin gehört die über eine Zeitarbeitsfirma bei eine große Autohersteller Vollzeit arbeitet und das schon ungefähr 6 Jahre.
Ihre Chefin bat ihr ins Büro und sagt ihr das bei die andere Filiale ihr Kollegin die sich gegenseitig vertreten und ähnlich lange über Zeitarbeit dort Vollzeit angestellt ist entlassen wurde. HQ will dies so und mehrere langzeit Zeitarbeitskräften werden ebenso entlassen. Meine Partnerin hat Glück sie ist vor ein halbes Jahr versetzt worden und das gilt irgendwie dann wieder als neu Anfang.

All diese entlassene Zeitarbeitskraften werden ersetzt durch neue.
Kann mir einer erklären was das genau bringen soll? Auch wenn die etwas günstiger sind, wird dieser Ersparnis doch zur Nichte gemacht durch die Kosten für neue Auschreibung/Bewerbungsgespräche und Einarbeitung. Wo bleibt da die Würde eines Menschen die jahrelang sein ***** für die Firma aufreißt und jetzt ohne alles dasteht?
Und das nur weil die Controlling Abteiling in HQ ohne Rücksicht auf Verluste ein paar Euros spart.

Ich könnte kotzen :sick:
 
Ich bin mir nicht ganz sicher: Meines Wissens können sich Zeitarbeiter nach einer gewissen Zeit auf einer Stelle in eine Festanstellung klagen. Das ist ähnlich wie bei "freien Mitarbeitern". Um dies zu verhindern wechselt das Unternehmen die Zeitarbeiter/innen vorher aus.

Komisch finde ich, dass die Kollegin deiner Partnerin das nicht vom Unternehmen gesagt bekommt.
 
Ich bin mir nicht ganz sicher: Meines Wissens können sich Zeitarbeiter nach einer gewissen Zeit auf einer Stelle in eine Festanstellung klagen. Das ist ähnlich wie bei "freien Mitarbeitern". Um dies zu verhindern wechselt das Unternehmen die Zeitarbeiter/innen vorher aus.Komisch finde ich, dass die Kollegin deiner Partnerin das nicht vom Unternehmen gesagt bekommt.
Dann zeige doch bitte wo das steht. Aber vielleicht hast du doch recht und ist das gerade der Grund warum man diesen Zeitarbeitskraften, die nach vollen Zufriedenheit ihrer Chef und Kollegen arbeiten, einfach so ersetzt werden wie Ware.Wenn da ein paar "Optimierer" was planen im HQ einer der größte Autohersteller dann gehe ich davon aus das die das Gesetzkonform tun, alles andere wäre peinlich und kontraproduktiv.
 
Dann zeige doch bitte wo das steht. Aber vielleicht hast du doch recht und ist das gerade der Grund warum man diesen Zeitarbeitskraften, die nach vollen Zufriedenheit ihrer Chef und Kollegen arbeiten, einfach so ersetzt werden wie Ware.Wenn da ein paar "Optimierer" was planen im HQ einer der größte Autohersteller dann gehe ich davon aus das die das Gesetzkonform tun, alles andere wäre peinlich und kontraproduktiv.

Gesetzkonform und gesetzlücke sind hier das gleiche. Ich bin teilnehmer einer "maßnahme" der Arge bei einem bildungsträger in Hamburg. Einer meiner ausbilder/trainer/coaches erzählte mir, wie's bei ihm läuft: Der bildungsträger besteht aus vielen einzelunternehmen, die der Arge befristete projekte anbieten. Die trainer sind nicht beim bildungsträger direkt angestellt, sondern über das hauseigene zeitarbeitsunternehmen für die dauer des jeweiligen projekts, nie länger als ein jahr. Gelegentlich bekommen sie doch einen vertrag beim träger direkt mit neuer probezeit. Unter dem dach des trägers gibt es mehrere unter-bildungsträger, wo sie über die o.g. zeitarbeitsfirma nach einer frist wieder anfangen können, wenn ihnen vorher gekündigt worden war. Das ist übrigens eine gemeinnützige GmbH.

Ich finde es ziemlich scheiße, wenn mit den menschen, die perspektivlose kunden wie mich coachen sollen, so perspektivlos umgegangen wird.
 
Dann zeige doch bitte wo das steht. Aber vielleicht hast du doch recht und ist das gerade der Grund warum man diesen Zeitarbeitskraften, die nach vollen Zufriedenheit ihrer Chef und Kollegen arbeiten, einfach so ersetzt werden wie Ware.
Ich sage ja nicht, dass ich das gut finde. Eigentlich ist diese Regelung, die einem langfristig tätigen Mitarbeiter das Recht gibt, eine feste Stelle einzuklagen, gut gemeint. Weil sie eben verhindern soll, dass Arbeitsplätze nur noch mit befristeten Verträgen und Zeitarbeit besetzt werden. Aber sie funktioniert nicht, weil die Unternehmen rechtzeitig kündigen und neu besetzen. Deswegen wird m.E. in zahllosen Unternehmen und Organisationen, in Wohlfahrtsverbänden wie in Rundfunkanstalten mit diesen Fristen jongliert.

Sie alle wollen Mitarbeiter, denen gegenüber sie zu nichts verpflichtet sind, und die sie jederzeit vor die Tür setzen können.
 
@Punkreas,

Die Coaches/Ausbilder Arbeiten auf Honorarbasis. So ist das halt, als Selbständige oder Freiberufler da gibt es halt kein unbefristete Verträge.

@Spoege

so habe ich das auch nicht verstanden von dir.
Ja so wird es sein, was bedeutet das diese Menschen kaum ein Chance auf ein glückliches Leben ist. Diese Menschen haben immer Angst das sie entlassen werden können und dann nach ein Jahr in ALG II zukommen und dann kann man zur Tafel gehen.
Ein sichere Zukunft wo man planen kann sieht anders aus. Menschenunwürdig.
 
Wer, außer der Beamte, kann sich denn seines Jobs heute sicher sein?

wenn du den Unterschied nicht sehen willst.

ein Zeitarbeitnehmer lernt aus diese Geschichte das je länger er nach eine bestimmte Zeit entlassen und ersetzt wird.
bei ein normale Mitarbeiter wird je länger er beim AG arbeitet die Chance immer geringer das er entlassen und ersetzt wird.

Auch wenn die gleiche Arbeit gemacht wird und fast gleich Bezahlung statt findet ist der Zeitarbeitnehmer ein Mensch zweiter Klasse, weil er einfach ersetzt wird.
Es geht nicht um eine Kündigung sondern darum das ein Zeitarbeitnehmer ersetzt wird (wie ein Nummer, ein Ding) durch ein andere der genau die gleiche Arbeit macht als er davor getan hat. Der Arbeitsplatz bleibt bestehen.

ich sehe schon ein Unterschied, du nicht?
 
Dann zeige doch bitte wo das steht. Aber vielleicht hast du doch recht und ist das gerade der Grund warum man diesen Zeitarbeitskraften, die nach vollen Zufriedenheit ihrer Chef und Kollegen arbeiten, einfach so ersetzt werden wie Ware.Wenn da ein paar "Optimierer" was planen im HQ einer der größte Autohersteller dann gehe ich davon aus das die das Gesetzkonform tun, alles andere wäre peinlich und kontraproduktiv.
Nun ja, am Montag wurde in der ARD über illegale Arbeitnehmerüberlassung im Daimler-Stammwerk Zuffenhausen berichtet.... In durchaus großem Umfang.
 
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