Der
http://de.wikipedia.org/wiki/Tu_quoque
hat echt was für sich!
Und wieder wird moralisch abgewertet. Scheint ein Raucher-Reflex zu sein.
Ach, so ein Schmarr'n! Diese Kategorisierung von Argumenten in rhetorische Schubladen ist doch hanebüchener computerzeitgeisttypischer Unsinn. Kategorien sind immer idealtypisch, und außerdem sollte man vorher mal genau hinsehen, was damit im Einzelfalle überhaupt gemeint ist. Denn:
"Tu quoque"-Rhetorik liegt hier überhaupt nicht vor! Mein Hinweis, dass der Forenteilnehmer mit den extrem raucherfeindlichen Ansichten selber lange und viel geraucht hat, war kein Vorwurf nach dem Muster: "Machst du doch auch" bzw. "Hast du doch auch gemacht". Sondern es ist eine Erklärung dafür, warum gerade er so scharf schießt. Er hat einen bedeutenden Teil seines Lebens nicht geraucht, sondern sein Leben von der Zigarette diktieren lassen (anders kann man das nicht mehr nennen, wenn pro Tag deutlich mehr als eine Schachtel durchgezogen wird).
Wenn Leute wie z.B. Allen Carr einem etwas über die extremen Gefahren erzählen wollen, die vom "Nikotinteufel" ausgehen, dann muss man auch wissen, dass Carr 80 und mehr Zigaretten pro Tag geraucht hat. Das muss man ihm nicht vorhalten, und ich wäre auch der letzte, der das täte. Ebenso kann man Carrs Konsum nicht als Rechtfertigung für den eigenen Zigarettenkonsum hernehmen, der maßvoller sein mag, aber eben auch nicht gerade gesundheitsfördernd ist. Nur: Was Rauchen für die meisten Raucher bedeutet, wusste Carr nie, und das ist der Punkt hier. Für den gab es nur zwei Extreme: Hardcore oder gar nicht. So erklären sich extreme Positionen gegen das Rauchen, die so kompromisslos sind, dass sie gerne mal zum Mittel der Entmenschlichung des Rauchers und zur Aufkündigung der guten Sitten im Umgang miteinander greifen.
Vor einiger Zeit hat mir eine Kollegin erzählt, wie froh sie doch sei, nicht mehr rauchen zu müssen. Den von ihr beschriebenen Drang, in schlaflosen Nächten zur Ziggi greifen zu müssen und das Schlafzimmer vollzuqualmen, kennen die meisten Raucher wohl eher nicht. Nun muss man wissen, dass jeder Mensch letzten Endes aufgrund perönlicher Erfahrungen und Evidenzen handelt und urteilt. Und das erklärt meines Erachtens, warum Nie-Raucher und maßvolle Ex-Raucher nur selten extreme Positionen einnehmen, ehemalige Junkies hingegen schon.