Ja, der Threadtitel ist unglücklich gewählt. So wie die Reflexion dieser Themen generell verkürzt ausfällt. Man verfängt sich in der Regel in kleinen Scharmützeln über diese und jene Aspekte, die ohnedies für jeden unterschiedlich ausfallen, häufig völliger Subjektivität oder z.B. auch kühler, aber sinnvoller Nutzen-Abwägungen unterliegen, über die sich gar nicht diskutieren lässt. Was man nicht wagt, ist das System als solches anzukratzen. Das ist sakrosankt, wenngleich es der eigentliche Aspekt ist, der uns 'unheimlich' sein sollte. Vielmehr sollte uns unheimlich sein, was das System in Wahrheit ausmacht. Denn das sind wir alle.
Steve Jobs hat während seiner Karriere stets bewiesen, dass er alles andere als jener kultwürdige Alternativheilige ist, als den man ihn gemeinhin handelt. Und nun beweist er auch noch, dass er einen langen Atem hat. Der ewig alte, pseudolegendäre Niederschlag, den er u.a. durch Microsoft erhalten hat, ist schon lange überwunden. Jobs ist über Umwege ganz nach oben gelangt. Interessante Hakenschläge.
Apple hat nun über Jahre hinweg Technologien gesammelt und gebündelt. Das war schon immer so. In Komplettpakete geschnürt bedeutete dies häufig, dass man als Kunde attraktive Produkte erhielt. Günstig waren die nie. 'Rund-Um-Sorglos' genau so wenig. Vor allem sind sie in Wahrheit höchst selten auf dem Mist von Steve Jobs gewachsen. Der Trick liegt aber in der Identifizierung mit der eigenen Persönlichkeit. So wie es auch Kunden wahrnehmen. So wie es die 'Google-Generation' glaubt. Wer googlen kann, glaubt häufig auch, 'Wissen' zu haben. Ein Suchbegriff wird eingegeben und Wissen wird suggerriert. Ein Trugschluss. Bei Apple wiederum identifizieren sich viele Kunden in der Regel zumindest in Teilbereichen mit dem Produkt. So wie Jobs es gelang, sich mit den Technologien förmlich zu identifizieren. Wer hats erfunden? Apple? Nein. Aber Apple vermittelt den Eindruck, dass es so sei. So wie viele Leute eben auch glauben, dass ihr 'ergoogletes Suchwort' ihr eigenes Wissen sei. Ein Knick in der Pupille. Der Knick von Jobs kreiert bei Apple zumindest den attraktiven Schulterschluss zur Kundschaft. Das Resultat ist, dass viele irgendwie glauben, Teil einer großen Sache zu sein. Markenidentifikation. Wer dem aufläuft, verrät allerdings gerade mal etwas über seine psychische Konstitution. Gar keine Frage, dass Apple dabei sehr gute Produkte zusammenstellt. Entsprechend sollte man sich hüten, die Apple-Kundschaft einem Generalverdacht auszusetzen. Aber Pappnheimer gibt es in der Apple-Kundschaft auffällig viele...
Jobs ist ein Sammler und Jäger. In seinem Instinkt äußerst primitiv. Genau deswegen so erfolgreich. Wenn er in einer Runde dann noch sagt, dass 'Gruppen in Google Apple 'killen' wollten'… dann versteht er es tatsächlich nicht anders. Jobs ist eben auch ein urwüchsiger Narzisst. Er nimmt alles persönlich. Bei ihm geht es dabei gleich immer ums eigene Leben. Es gibt nichts unpersönliches. Eine Botschaft, die sich des gleichen an viele Kunden weitergetragen hat. Dabei ist Jobs nach außen hin einfach nur ein Egozentriker. Und danach ist die gesamte Applestrategie ausgerichtet. Das Produkt muss was besonderes sein. Dann muss es gleichgeschaltet zum Massenprodukt werden. Alle sollen es haben, alle sollen es würdigen. Und vor allem sollen alle glauben, Apple hätte es erfunden. Was ein Egozentriker dabei nie verlieren will: die Kontrolle! Tatsächlich ist das aber eher psychopathisch. Und genau das ist das Apple-Geheimnis, zumindest was gewisse Strömungen in der Entwicklung und im Marketing angeht. Psychopathie.
Jobs hat nie gelassen reagiert, wenn es mal auf oder ab ging. Besonders in der Konkurrenz zu Microsoft war das deutlich. Er hat sich selber überall bedient, hat Leute übers Ohr gehauen und schaffte es dennoch nach außen hin, ein anderes Bild zu vermitteln. Der Mann ist einfach keine ehrliche Haut. Er ist ein Verkäufer. Das Produkt ist im Grunde er selber.
Jobs hat aber seinen Laden im Griff. Er bestimmt (wie schon immer), was reinkommt und wie und in welcher Kombination verkauft wird. Das darf er. Ist sein Laden. Ist das unheimlich?
Apple ist ein Kultkonzern. War zumindest mal so. Das, was einigen Menschen 'unheimlich' ist, ist die Tatsache, dass sie nicht artikulieren wollen, dass der Konzern die gleiche Entwicklung nimmt, wie alle anderen Konzerne dieser Art. Sie werden größenwahnsinnig, verkaufen es aber noch als innovative Marktkraft. Tatsächlich hat sich Apple schon lange zu einer monopolähnlichen Machtmaschine ausgebaut. Der iTunes-Store ist dafür ein gutes Beispiel. Aber Jobs hat die Kurve gekriegt. Ob er die beim E-Reading auch kriegen wird?
Aber macht uns wirklich dieser Konzern Angst? Das unheimliche an Apple ist, dass Apple uns vorführt, wie unser Lebenssystem in weiten Teilen funktioniert. Das sollte einem fürwahr unheimlich sein. Man ist direkt betroffen. Apple macht es so sichtbar, weil der Konzern untrennbar mit der Persönlichkeit von Jobs verbunden ist, während der Konzern es schafft, den Kunden persönlich zu binden. Eine weit verbreitete Identifizierung von Produkt und vielen Kunden, von Firma und Klienten.
All das darf einem unheimlich sein. Genau so wie der ungezügelte Raubtierkapitalismus, die Monopolwirtschaft usw. Apple macht deutlich, dass solche Konzerne gezügelt gehören. Warum ausgerechnet Apple? Weil die persönliche Identifikation Befindlichkeiten sensibilisiert. Nicht nur Apple gehört ja gezügelt. Microsoft und Google und und und und und und... Eine lange Liste, auf die wir gleich noch Nationen und Kultursystem schreiben dürfen. Die Überschrift ist u.a. 'Globalismus'. Zu anderen Zeiten nannte man es Gleichschaltung. Aber solche Begriffe anzudenken, wagen wir uns nicht. Die Konsequenzen wären zu erschütternd.
In Wahrheit machen all diese Auswüchse deutlich, dass die Menschen dahinter sich verlieren. Und das sind wir alle. Und damit stehen wir vorm eigentlichen Interessenkonflikt, der uns so unheimlich ist. Wir leben in einem Gesellschaftssystem, dass psychopathisch ist. Wir gehen rücksichtslos über Leichen, kultivieren diesen Umstand aber. Wir wissen, dass wir was ändern müssten. Aber dazu müssten wir uns selber genauer betrachten, Alternativen andenken und maßgebliche Veränderungen erwirken. Genau hier wird es aber in Wahrheit erst unheimlich. Indem wir nebulös merken, dass generell was falsch läuft, wir aber nicht reflektieren können, was es genau ist. Wenn einigen Leuten Konzerne dann unheimlich werden, meinen sie eigentlich die Menschen und die Kultur, die diese Konzerne aufblähen. Und damit sich selber. Wo fängt man also an... Und wie?
Was Apple zudem sehr sichtbar macht, ist der Umstand, dass wir im größten Erfolg eigentlich scheitern. Dann, wenn alle jubeln, droht u.U. der eigentliche Verfall, der zudem sichtbar macht, dass bereits der Beginn im Innersten problematisch war. Nein, keine neuerlichen 'Gewinneinbrüche' an der Börse. Der Verfall ist moralischer Natur und greift zudem weit in den Wert menschlicher Ethik. Er verdeutlicht die innere Beschaffenheit des eigenen Potentials. Auch am Gesicht eines Konzerns. Das unheimliche ist die Ausweglosigkeit. Wenn das Produkt von Menschen in einer okkupierenden Krake endet, was ist dann der Mensch, der es kreiert? Was ist, wenn Regulation gar nicht helfen kann? Was ist dann mit seinem Wesen, das es vielleicht zu betrachten gälte? Das kann einem schon einmal unheimlich werden... Ein biblisches Thema übrigens. Und da spielt ein Apfel ja auch eine bedeutende Rolle...