Jawohl Sire. Ihr Wunsch ist mir Befehl. *salutier*
Wobei sich da ja die Frage stellt, wann er das weiß. Wir haben hier einige Berufsfachschulen, die schon relativ früh den Hauptschülern sprechen. Das ist zwar noch kein integrativer Unterricht, funktioniert aber im besten Fall gut. Aber eben auch nur dann. Tendenziell wissen viele nach dem Hauptschulabschluss nicht mal, was sie machen wollen.
Sowas kann man zwar mit Holodans Ansatz vielleicht verbessern, ich persönlich glaube aber, dass "Reformschulen" da einen besseren Ansatz bieten, weil sie auf die Selbständigkeit beim Lernen hinarbeiten.
Das Problem ist, z.B. auch an Montessori Schulen: Viele Schüler haben in der Grundschule bereits Probleme der Motivation, bzw. können sich nicht aufraffen, ihre Hände lediglich zum Schreiben zu benutzen. In die Kategorie fallen dann auch "Extremfälle" wie Kinder mit ADHS und Ähnlichem. Sprich: das sind keine rein kognitiven Probleme. Dann könnte man meinen, dass Reformpädagogik denen mehr Freiheit geben würde, auf ihre Art zu lernen. Meine Erfahrungen (auch mit meinem Bruder) sind jedoch die, dass gerade solche Schüler (von der Art und Weise des Unterrichts unabhängig) klare Strukturen und Vorgaben brauchen und auch mal etwas Strenge genießen müssen.
Reformschulen finde ich, erleichtern es den Kopfmenschen vor allem, ihren eigenen Denkprozessen und ihrer Kreativität freie Bahn zu lassen.
Der Ansatz ist, dass nicht ein äußerer Rahmenlehrplan abgearbeitet werden muss, sondern dass die Kinder ihren Erfolg mitbestimmen. Besonders interessant finde ich dabei das jahrgangsübergreifende Lernen. Es gibt eben Kinder, die sind z.B. in Mathe (da isses wieder
) etwas langsamer, dafür in Englisch schneller. Unabhängig davon, wie gut das Kind den "Lehrplan" Klasse xy vollumfänglich erfüllt oder ob es total verkackt hat, im nächsten Jahr sitzt das Kind mit anderen zusammen, die eine Stufe unter ihm und eine Stufe über ihm sind.
Auch wenn der Stoff noch nicht ganz sitzt, übernimmt das Kind dann einerseits die Rolle eines Coaches für die Jüngeren und hat aber gleichzeitig auch eine höhere Stufe, die ihn wiederum coacht.
Das z.B. keine ich selbst gar nicht, finde ich aber extrem interessant. Man könnte der mangelnden Motivation älterer Schüler ja dahingehend entgegenwirken, dass sie Sozialpunkte sammeln können, die dann wiederum für andere Dinge eingesetzt werden können (z.B. zusätzliche Angebote im Ganztag etc.). Wie auch immer man das anstellt, finde ich die Idee super. Ich kenne solche "Tutoren"-Programme oft eher bei Streitschlichtern oder der reinen Orientierung Jüngerer an der neuen Schule.
Gut finde ich auch deinen Ansatz, dass Menschen mit unterschiedlichen Stärken auch fächerübergreifend zusammenkommen können. Das schafft auch ein Verständnis für das spätere Arbeitsleben, wo am Autobau sowohl Mechaniker, Ingenieure, Designer, BWLer... zusammenkommen und eben nicht einer alleine das komplette Ding plant und baut.
EDIT: Besonders interessant finde ich, dass laut WollMac schon viele gute Ideen in Hamburg umgesetzt und gelebt wurden/werden. Schade nur, dass man sich dann doch oft nicht gemeinsam zu Ende traut, bzw. die Bundesländer sich nicht mehr austauschen.
Wir haben gestern noch in der Uni darüber gesprochen, dass Themen wie längeres gemeinsames Lernen, weniger Selektion und mehr Flexibilität im Schulsystem, etc. bildungspolitisch teilweise schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts diskutiert werden. Dass aber der Konservatismus, die Angst vor bösen sozialistischen Ideen und vor allem das bewusste Kleinhalten der Bevölkerung durch Eliten immer wieder stärker waren und sind. Ein Schelm, wer bei G8 auch daran denkt, dass bestimmten Schichten das Erschweren des Wechsels für Realschüler mit der doppelten 10. Klasse, in die Karten spielen könnte...