wenn 2 Gruppen von Medizinern Studien über täglichen Konsum von Rotwein veröffentlichen, die eine sagt gesund, die andere sagt ungesund, dann kann ich beim besten Willen nicht sagen, welche der beiden Gruppen Recht hat.
Nicht nur du… ich persönlich habe mich entschieden, daß die erste Gruppe recht hat.
Das Problem bei solchen Studien ist halt (selbst wenn ansonsten die Studie absolut perfekt durchgeführt und ausgewertet wird), daß das Rotweintrinken/-nichttrinken nur ein Faktor von vielen ist (wobei es ja eigentlich auch noch zu berücksichtigen wäre, daß es unterschiedliche Rotweine gibt, und wer weiß ob nicht ein total durchgegorener aus dem Flachland hilfreich ist, ein nicht ganz durchgegorener von einem steilen Schieferhang aber ungesund?). Man müsste den beiden Kontrollgruppen auch noch über die Jahre hinweg gleiche Ernährung aufzwingen, gleiches Verhalten… man kann das ein wenig ausgleichen durch eine hinreichende Gruppengröße, aber daran scheitern viele Studien von vorneherein, vor allem Langzeitstudien.
Die Finnen ernähren sich den üblichen Lehrmeinungen entsprechend ganz grausam schlecht, viel zu fettig, haben aber im Duchschnitt recht gute Werte - muß also was im Spiel sein, was sie als Gesamtpopulation von den Amerikanern und Mitteleuropäern unterscheidet.
Gab mal eine Studie, die in der Presse ziemliches Echo fand, daß Brot irgendwie ungesund sei (lange her, Details habe ich vergessen). Unerwähnt blieb lange, daß die Studie in den USA gemacht wurde, wo das Brot ja kaum Ähnlichkeit hat mit unserem - das hatten die Journalisten wohl nicht mitbekommen.
Bei den Rotweinstudien kommt natürlich auch noch ein psychologischer Effekt ins Spiel. Wenn zufällig in der einen Studie lebensfrohe Südfranzosen untersucht werden, die ihr Schöppchen genießen, während die dortige Kontrollgruppe eher miesepetrig aus vermeintlich gesundheitlichen Gründen auf Rotwein verzichtet, dann haben die schon mal eine andere Lebenseinstellung, und das wirkt sich sicher auch auf Gesundheit und Lebenserwartung aus. Bei der anderen Studie waren es vielleicht alkoholverabscheuende Amerikaner, da war's umgekehrt, die Wassertrinker fühlen sich glücklich, die Rotweintrinker ausgegrenzt, haben ein schlechtes Gewissen.
Gesundheit ist halt was komplexes, multifaktorielles.
Und jetzt trink ich noch einen Rotwein und geh schlafen.