Ich finde es immer wieder erheiternd, wenn sich Laien über Sinn und Zweck eines Signets äussern.
Abgesehen davon scheint Dir Sinn und Zweck einer Logotype fremd zu sein. Dass wir eine Inflation von „Logos“ haben, liegt daran, dass jeder Hansi und Franzi sich berufen fühlen, kreativ zu sein. Eine Logotype ist nicht nur ein schönes Bildchen. Eine Logotype spiegelt die Firmenphilosophie und Einzigartigkeit des Produktes und der Firma wider – sollte es im Idealfall. Deshalb werden Fachleute für gutes Geld damit beauftragt.
Ich bin vermutlich so weit weniger Laie, dass Du umfallen würdest, wenn Du die Wahrheit erkennen würdest. :d Ich habe seit vielen Jahren sehr oft mit hochwohlgeborenen, erleuchteten, studierten und hochdotierten Designern zu tun, die dem Kunden ein CI/Logo/Design für fünfstellige Beträge erstellt haben und dann in einer mehrstündigen Präsentation all die Feinheiten und schlauen Nuancen erläutern, die da drin stecken.
Und dann kommt es überraschend oft vor, dass alle sich einig sind, dass das wirklich richtig mächtig imposant und beeindruckend ist, was da an Erklärungen zu hören war - das Design aber so rein gefühlsmässig einfach echt besch...en aussieht und keinem so richtig gefällt. Die konsequenten Kunden sagen dann "tolle Präsentation, hört sich super an, macht Alles auch richtig Sinn, aber: das gefällt mir überhaupt nicht, machen sie es nochmal neu."
Zum Glück haben wir ein paar wirklich gute Designer an der Hand, die wirklich kreativ und talentiert sind und ein phantastisches Auge für das haben, was die Mehrheit als optisch ansprechend bis schön empfindet. Und die Details und Nuancen stimmen dort auch immer, allerdings wird das (und das Ego/Geschwafel des Designers) nicht in den Vordergrund gestellt. Studiert haben die auch, Preise gewonnen haben sie auch schon. Der einzige Unterschied ist: die stellen sich selbst in den Hintergrund und gucken drauf, was der Kunde will und wirklich braucht. Die Mehrzahl der Designer, die ich in den vielen Jahren kennengelernt habe, schei..en leider nen grossen Haufen auf das, was der Kunde will oder seinen Ansprüchen genügt. Hauptsache, ihr Design spiegelt dies und jenes wieder, greift dort dieses und jenes auf, vermittelt spielerisch und doch modern das und das und bla und blubber und blabla. Und wenn der Kunde dann am Ende der Präsentation mich fragt, wie ich das jetzt als Profi bewerte, dann halte ich mittlerweile kein Blatt mehr vor den Mund. Ich sage dann gerade raus, dass es eine eindrucksvolle Präsentation war, aber das Design für mich persönlich einfach unterirdisch schlecht aussieht. Dann weise ich darauf hin, dass das aber immer Geschmackssache ist und er soll sowohl seinen eigenen Geschmack, wie auch 10 oder 20 Leute aus seinem Umfeld mal dazu befragen. Das Ergebnis ist meist das Gleiche. Der hochdotierte Designer reagiert verschnupft bis hin zur strikten Weigerung, für diesen Kunden (diese Banause) nochmals jemals zu arbeiten und in jedem Fall wird der Designauftrag neu vergeben. Und spätestens, wenn man dann den neuen Designentwurf sieht von einem richtig guten, talentierten, nicht-egomanischen Designer, dann weiss man sofort: es war die richtige Entscheidung. Aber ich schweife ab ... :d
Sinn und Zweck des hier diskutierten Logos ist zweifelsfrei der Druck auf Briefpapier, ein paar Flyer für die lokale Verbreitung, Visitenkarten und derartigen Dingen. Vielleicht kommt noch eine Website und die Plastiktüten für den Wochenmarkt dazu.
Und der Profi-Logodesigner, der mir hier sagt, das vom TE erstellte Logo reicht dafür nicht aus, der hat schlicht und einfach keine Ahnung von Marketing und schon gar nicht von wirtschaftlicher Zweckmässigkeit. Wir sprechen über einen Bio-Bauernhof in Österreich. Kein 200-Mann-mittelständiges Unternehmen, welches versucht, in einem stark umkämpften internationalen Markt Fuss zu fassen. Keine Kette von 25 Bio-Bauernhöfen, die eine gemeinsame CI aufbauen wollen. Guys, get a life ...!
Und ja, ich gehöre durchaus zu der Gruppe von Menschen, denen ein (zugegeben: winziges) Stück Umsatz verloren geht, wenn in so einem Fall wie dem hier diskutierten Jemand selbst was hinbastelt.
Aber ich hab kein Problem damit.
Denn wenn ich einem kleinen Bio-Bauernhof ein paar Hundert oder gar Tausend Euro in Rechnung stellen würde, für etwas, dass denen wirtschaftlich so gut wie keinen Nutzen bringt, dann hätte ich morgens ein gewisses Problem mit dem Spiegel. Klar kann ich bei meiner Arbeit immer mit Fug und Recht behaupten, dass es professionelle Arbeit ist, die ich da abgeliefert habe. Aber wenn ich selbst nicht das Gefühl dabei habe, dass dem Kunden meine professionelle Arbeit überhaupt einen Nutzen bringt, dann fühlt sich das einfach ungut an.