Gehen wir doch mal an die Basis: was muss ein Datenarchiv leisten?
- Zukunftssicherheit(Daten müssen auf lange Sicht technisch lesbar sein, die Technik muss auf absehbare Zeit zukunftssicher sein)
- Ausfallsicherheit (Die Medien müssen möglichst robust gegen äußere Einflüsse sein und auch einem längeren Alterungsprozess standhalten können)
- Wartungsarmut (Das Archiv muss so lange es geht ohne Pflegearbeiten auskommen können, hier scheiden manche Medien bereits aus, weil sie regelmäßig hoch gefahren werden müssen)
- möglichst günstiges Verhältnis von Preis und Speicher
- möglichst schnell lesbar sein (das mag bei kleinen Datenmengen noch nicht so ins Gewicht fallen, bei ein paar Dutzend TB wird das hingegen ein wichtiger Faktor)
Zukunftssicherheit
Je nach Archivierungszeitraum muss man ggf ein oder mehrere Lesegeräte neben dem eigentlichen Archiv lagern, um nicht vom Markt und damit anderen Herstellern abhängig zu sein. Bandlaufwerke bewähren sich in dieser Kategorie sehr gut, die Entwicklung der Bänder ist immer noch nicht abgeschlossen. Optische Medien sind hier etwas schlechter gestellt, aber noch akzeptabel, allerdings muss man vorsichtig bei der Wahl der Medien sein, einige sind nach kurzer Zeit bereits mehr oder weniger ausgestorben. Eine Technik, die seit Jahrzehnte dagegen unangefochten auf Nummer 1 steht: Mikrofilm. Für Mikrofilm braucht es keine aufwändigen Lesegeräte. Cloudspeicherlösungen scheiden hier kategorisch aus, weil man sein Archiv davon abhängig macht, dass das Unternehmen zuverlässig arbeitet und auch in 10 Jahren noch den Service bereitstellt.
Ausfallsicherheit
Die Medien müssen robust sein und äußeren Einflüssen sowie der Benutzung standhalten können. Hier fallen eigentlich sämtliche optischen Medien aus, das sie mehr oder weniger ungeschützt sind, sehr kratzempfindlich sind, genauso wie sie sehr empfindlich auf Wärme/Licht reagieren. Eine DVD ist zwar robuster als eine CD, das stimmt, aber selbstgebrannte optische Medien sind einfach äußerst empfindlich ggü. Kratzern, das lässt sich nicht verhindern. Ein Kassettenmedium ist hier von Vorteil, da es den Datenträger schützt. Festplatten sind stoßempfindlich und wenn die Elektronik bei der Lagerung einen Schaden bekommt, müsste man einen teuren Datenrettungsservice heranziehen, oder auf ein Backup zurückgreifen. Magnetbänder (seien es LTO oder DDS) haben Lagerzeiten zw. 15 und 30 Jahren und/oder 260 volle Schreibzyklen, sind allerdings natürlich empfindlich ggü elektromagnetischen Feldern, wenn auch deutlich weniger empfindlich als Festplatten, man sollte es allerdings bei der Lagerung im Kopf behalten. Flashspeicher sind bei kleineren Datenmengen eine denkbare Alternative, bieten Speicherkarten immerhin eine mechanikfreie Lösung an und namenhafte Hersteller geben durchaus beachtliche Garantien. Cloudspeicherlösungen sind keine schlechte Wahl was Ausfallsicherheit angeht, da größere Rechenzentren meist mehrfache Backups erstellen, die teilweise auch räumlich getrennt sind. Strato spiegelt z.B. afaik sowohl on Site, um dann das komplette Datenzentrum noch einmal mit einem zweiten Datenzentrum am anderen Ende der Republik abzugleichen. Bei einem finanziellen Bankrott des Betreibers ist man dann allerdings doch wieder angeschmiert. Der Gewinner in dieser Kategorie ist allerdings wieder einmal: der Mikrofilm.
Wartungsarmut
Einige Speichermedien müssen regelmäßig hochgefahren werden, damit die Daten nicht abbauen und irgendwann unlesbar werden. Das gilt für alle magnetischen Speichermedien in unterschiedlicher Ausprägung. Zur Sicherheit sollte man die Daten mindestens einmal jährlich Bit für Bit lesen. Innerhalb des mehr oder weniger garantierten Archivierbarkeitszeitraums (der sich immer nur auf perfekte Rahmenbedingungen bezieht) sollte der Abbau allerdings noch nicht wirklich eine Gefahr darstellen, aber man will ja kein Risiko eingehen. Auch Flash-Speicher leider unter Degradation, wenn auch deutlich weniger ausgeprägt als bei magnetischen Lösungen. Mikrofilme altern zwar auch, sofern man sie aber in nicht ganz so dramatischen Bedingungen lagert, werden sie lesbar bleiben.
Preis/Speicher
Selbsterklärend würde ich sagen, kann sich jeder selbst anschauen. Genauso selbst erklärend dürfte sein, dass Mikrofilme hier katastrophal abschneiden.
Geschwindigkeit
Je nach Archivvolumen ist dies ein durchaus wichtiger Faktor. Wer mehrere TB archivieren will, kann sich die üblichen optischen Laufwerke mal direkt abschminken. Alleine die Zeit, die beim Handling der Medien drauf geht oder bei der Suche nach Daten auf den Medien, disqualifiziert dieses Speichermedium für große Datenmengen. Gleiches gilt für Speicherkarten wie SD oder CF. Festplatten sind hier nur praktikabel, wenn sie direkt in entsprechenden Gehäuse vorgehalten werden, was zusätzliche Kosten verursacht und Platz frisst. Die Speichermengen und die Schreib-/Lesegeschwindigkeiten von Bandlaufwerken sind hier eigentlich das Maß der Dinge. Mikrofilme verlieren hier logischerweise, da die Daten nur analog vorgehalten werden können. Auch Cloud-Dienste stehen hier meist nicht sonderlich gut da, es sei denn man entscheidet sich für einen sehr teuren Dienstleister, der dafür dann auch eine entsprechende Bandbreite garantiert. Die meisten günstigen Cloud-Services kommen wenn es hoch kommt vielleicht auf 0,5-1MB/s, vielleicht auch mal 2MB/s. Damit ist man immer noch meilenweit von einer praxistauglichen Archivlösung für größeren Datenmengen entfernt. Zwar bieten Cloud-Anbieter meist gegen zusätzliche Gebühren an, die Daten über eine Festplatte direkt einzulesen, das dauert allerdings auch wieder eine gewisse Zeit, man muss die Festplatte verschicken und beim kurzfristigen Lesen hilft es auch nicht.
Ein weiterer Punkt, den man unter keinen umständen vergessen darf: wer nur eine einzige Kopier der Daten, also die Originale archiviert und kein Backup fährt, der kann sich die gesamte Datensicherheit eh schon von der Backe schmieren. Es müssen mindestens 2 Kopien der Daten an unterschiedlichen Orten vorgehalten werden, sonst ist jede weitere Diskussion überflüssig. Sowohl das bloße Vorhandensein einer zweiten Kopie ist absolut wichtig, als auch die Aufbewahrung an einem physisch getrennten Ort, der möglichst weit entfernt von den lokalen Gefahren ist, denen die ersten Kopie ausgesetzt sind. Durchaus sinnvoll wäre hier auch auf 2 verschiedene Techniken zu setzen, um so die Überlebenschancen und die Zukunftssicherheit zu maximieren.
Und um noch NAS/RAID Systeme anzusprechen:
Ein RAID-System sorgt noch für kein Backup und auch ein RAID 1 erhöht eigentlich auch nicht die Ausfallsicherheit aus einem simplen Grund: beide verbauten Festplatten in einem RAID 1 Verbund unterlagen zu jeder Zeit der gleichen Benutzung, sie haben identisch viele Lese-/Schreibzugriffe gehabt, sie wurden identisch oft hoch und runter gefahren und wenn man zwei identische Festplatten dann auch nur zur gleichen Zeit vom gleichen Händler gekauft hat, ist die Chance auch sehr hoch, dass man 2 Modelle aus der gleichen Charge erwischt. Soll bedeuten: fällt die eine aus kann man Wetten auf den Ausfall der 2. abschließen! Man kann dann nur hoffen, dass die 2. Festplatte noch genauso lange durchhält wie die 1. und man noch fix das RAID wiederherstellen kann. Ein RAID-System ersetzt kein Backup, man kann es aber natürlich als Backuplösung benutzen. Ein NAS mit einem RAID-System steht allerdings meist direkt vor Ort und unterliegt damit den gleichen Gefahren wie die originalen Daten, was das Backup ziemlich schwach macht. Ein ständiger physischer Transport an einen sicheren Ort birgt dann aber natürlich wieder die Gefahr, dass es physische Schäden an den Laufwerken geben könnte.
Eine konkrete Empfehlung kann man nur geben, wenn man die Datenmengen abschätzen kann, die Wichtigkeit der Daten und wie schnell ein Zugriff möglich sein muss.