Die Läden haben dort eben nicht 24/7 geöffnet, obwohl sie dürften. Ganz ohne Ladenschlußgesetz, einfach aus eigenem Entschluß der einzelnen Händler, der auch auf einem gesellschaftlichem Konsens aufbaut. Traust du das den Deutschen nicht zu?
Ich traue den deutschen Einzelhandelsunternehmen dies nicht zu, nein. Der Markt in Deutschland ist in wenige Großunternehmen aufgeteilt, dazu kommen Filialisten und Kettenläden. Sie alle werden von abhängig Beschäftigten betrieben, der "einzelne Händler", "Ladeninhaber" und andere Selbstständige sind eine winzige Minderheit.
Daß du daraus:
Und die Arbeitenden brauchen dann gleich zwei Jobs zum Überleben. Das wünsche ich mir für Deutschland nicht.
machst ist reine Polemik und zeigt nur, daß du gar nicht über den eigentlichen Punkt diskutieren willst.
Das ist keine Polemik. Denn der entscheidende Punkt bei der Realisierung von Öffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen sind die Lohnkosten. Wenn die Wettbewerber am Sonntag öffnen, müssen andere nachziehen – und die Kosten drücken.
Dass der Einzelhandel ohnehin schon Schwierigkeiten hat, annehmbare Gehälter für das Verkaufspersonal zu zahlen, haben wir im Amazon-Thread bereits festgestellt. Dort wurde – auch von dir – beklagt, dass die Beratung in vielen Geschäften unzureichend sei. Das sei ein Grund, im Internet zu kaufen. (Und sich evt. vorher im Einzelhandel, wenn möglich, ausführlich beraten zu lassen.)
Wir können auch sehen, dass die großen Filialisten die hohen Mieten in den 1a-Lagen der Einkaufszonen weiter hochtreiben Sie betrachten ihre Niederlassungen dort als Showrooms, die nicht kostendeckend wirtschaften müssen. Natürlich werden das die ersten sein, die dann auch am Sonntag aufmachen.
Kleine inhabergeführte Läden bleiben bei diesem Wettrennen auf der Strecke. Wenn überhaupt, haben sie nur eine Chance, wenn der Inhaber – bzw. seine Familie – sich selbst ausbeutet und nicht den Lohn bezahlt, den er eigentlich haben müsste. Klar gibt es die, und grade Einwandererfamilien nutzen diese Lücke für Läden und Gaststätten. Dann loben wir das und sagen "da zieht die ganze Familie an einem Strang, toll!" Übrigens nutzen diese Selbständigen heute den freien Sonntag, um ihre Buchhaltung und den ganzen Bürokrat zu machen. Die arbeiten in der Regel wirklich 24/7.
Klar, der Mindestlohn und der Schutz des Sonntages sind Eingriffe des Staates – "Bevormundungen" der Unternehmer zum Schutz der abhängig Beschäftigten. Aber sie sind deshalb nötig, weil es in Deutschland mit seinem die gesamte Gesellschaft durchdringenden Leistungs- und Arbeitsethos nicht anders geht. Bei uns wird selbst die Freizeit ökonomisiert.