Gesellschaft Das Märchen von der Elektro-Mobilität

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Die Politik muss die Rahmenbedingungen besser setzen und vielleicht einfach mal die Rechtskonformität der Verbrenner (Stichwort: 700% über zulässigem Grenzwert) durchsetzen.
Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Warum das eine eine große Autolobby aus CDU/CSU, SPD, FDP sowie Wirtschaftskreisen, Gewerkschaften und ADAC seit Jahrzehnten verhindert, wissen wir aber auch. Die Gesetzgebung zu den Feinstaub- und Stickoxidemissionen ist gleichzeitig ein 20 Jahre altes wie auch aktuelles Beispiel dafür: Da wird bis zum letzten Moment hintertrieben, sabotiert und Gegendruck ausgeübt. Obwohl es dabei auch um die Gesundheit vieler Anwohner in den betroffenen Städten geht.

Die politischen Mehrheiten bei den Wählern nehmen das nicht nur hin, sie wollen es so.
 
Die politischen Mehrheiten bei den Wählern nehmen das nicht nur hin, sie wollen es so.

Das ist sicher nicht so. Es gibt nur keine Wahlen, die sich auf Abgas-Tests beziehen.
 
Was glaubst du würde die Öffentlichkeit reagieren, wenn die Rahmenbedingungen für die Abgasemissionen auf die eigentlich nötigen niedrige Werte herabgesetzt und die jetzt zulässigen Grenzwerte gesetzlich durchgesetzt werden würden?

Dann bekämen ganze Modellreihen keine Betriebszulassung mehr, nicht zuletzt viele der so beliebten SUV. Und die Premiumhersteller würden gewaltige Einbußen erleiden.

Die Diskussionen hatten wir doch immer dann, wenn es um die EU-Verhandlungen ging, und Merkel und dagegen politischen Widerstand organisiert haben. Dann kommen immer der deutsche Wirtschaftsstandort und das Arbeitsplatzargument. Und die ziehen.
 
Nochmal dazu, was passieren würde, wenn die zulässigen Grenzwerte tatsächlich eingehalten werden müssten:

Neue Abgastests des ADAC bescheinigen nicht nur Dieseln, sondern auch vielen modernen Benzinern teilweise enorme Überschreitungen der Grenzwerte.
Das schwache Abschneiden stellt die Tester vor ein kurioses Problem. Man wisse kaum noch, welche Autos man den Mitgliedern empfehlen soll, sagt Reinhard Kolke, der Leiter des Bereichs Tests und Technik. "Wir sind bei der Beratung am Ende."
Denn auch den Benzin-Autos attestieren die Experten gravierende Schwächen. Unter den verschärften Testbedingungen stießen sie im großen Stil zu viel Feinstaub aus. Betroffen sind nicht nur starke Motorisierungen wie beim Ford Focus RS, sondern auch der VW Tiguan 1.4 TSI oder der Opel Corsa 1.0 Turbo ecoFlex. Der durchschnittliche Partikelausstoß bei Benzin-Autos mit Direkteinspritz-Technik - rund 90 Prozent der neuen Benzinfahrzeuge - liege im Durchschnitt fast um das Fünffache über dem ab September 2017 gültigen Grenzwert, teilt der ADAC mit. Bis dahin ist es wegen einer Gesetzeslücke erlaubt, dass Benziner zehnmal so viele Partikel wie Dieselmotoren ausstoßen dürfen.
"Gesetzeslücke"…

Die Hersteller vertrauen einfach darauf, dass die Politik sie schon decken wird.
 
Ja gut, dann können wir den Mist mit den Abgastests auch gleich lassen.

Das ist ein praxisferner Test, der unter praxisfernen Bedingungen durchgeführt wird. Und weil einige Hersteller es nicht schaffen ein Auto zu bauen, dass die erlaubten Schadstoffwerte erreicht, ohne dass der Kunde am Ende regelmäßig Adblue nachfüllen muss, haben sie bei dem Test nicht erlaubte Abschalteinrichtungen (bzw. wohl eher eine nichterlaubte Anschalteinrichtung, schließlich sollte die Abgasreinigung ja beim Test funktionieren und sonst nicht) verwendet. Wenn die Regierung da keine Konsequenzen zieht und die Hersteller in die Pflicht nimmt, hätte man sich den ganzes Rotz auch gleich sparen können. Abgastest? Scheiß egal, kannst betrügen wie du willst, wenns nachher rauskommt, bleibt es folgenlos. Wem ist damit denn bitte geholfen?

Der Abgastest an sich ist ja eigentlich schon herstellerfreundlich ohne Ende, weil kaum ein Fahrer sein Auto so und unter den Bedingungen bewegt wie im Test. Wäre man wirklich an aussagekräftigen Testergebnissen interessiert, würde man den kompletten Test anders aufziehen müssen. Gut, das sind Dinge, die ich unserer Regierung und den zuständigen Behörden vorwerfe, aber zumindest diese herstellerfreundlichen Tests sollten dann doch wenigsten innerhalb des erlaubten Rahmens von allen Fahrzeugen bestanden werden. Und wenn dabei betrogen wird, muss es Strafen geben.
Heißt im Klartext: Die Hersteller müssen für den Betrug an sich bestraft werden. Dann hat der Kunde ein Recht darauf, dass der Hersteller sein Auto nachbessert bis es ohne Betrug den Test besteht und alle versprochenen Eigenschaften des Autos immer noch erfüllt sind. Ist das nicht möglich, kann der Kunde das Auto gegen den vollen Kaufpreis zurückgeben. Schadensersatzforderungen wären natürlich auch möglich, allerdings ist der Nachweis da eher schwierig. Das sollte vielleicht bei der Strafhöhe mit berücksichtigt werden.

Und das muss dann auch durchgesetzt werden oder man kann die Alibiveranstaltung „Abgastests“ gleich ganz weg lassen, kostet nur unnötig Zeit und Geld, wenn doch jeder bescheißen kann und darf.

Natürlich ist das zum Nachteil der Hersteller, aber so soll es bei Strafen ja auch sein. Und wenn dann bei den Verantwortlichen im Management ein paar Köpfe rollen (kein Ingenieur kommt von alleine auf die Idee, so einen Betrug aufzuziehen, ohne sich vorher Rückendeckung von oben zu holen), habe ich wenig Mitleid. Gesetze und Vorschriften müssen eingehalten werden. Wenn manche das nur auf die harte Tour lernen, dann muss es eben so sein.
 
Was glaubst du würde die Öffentlichkeit reagieren, wenn die Rahmenbedingungen für die Abgasemissionen auf die eigentlich nötigen niedrige Werte herabgesetzt und die jetzt zulässigen Grenzwerte gesetzlich durchgesetzt werden würden?

Bevor die Autos alle stillgelegt würden, müsste man die Grenzwerte neu bestimmen. Das ist dem Bürger
aber alles erstmal egal, da kennt sich doch eh niemand so genau aus. Wichtig ist, dass beim Messen nicht
beschissen wird. Da sind sich wohl (fast) alle einig. Wenn es eine Volksabstimmung gäbe, würde sich sicher eine
große Mehrheit dafür aussprechen.
 
Bevor die Autos alle stillgelegt würden, müsste man die Grenzwerte neu bestimmen.
Selbst, wenn man die Grenzwerte auf dem jetzigen zu hohen Niveau belässt, müsste ein Großteil aller Autos eigentlich stillgelegt werden.
Eine Rücknahme oder ein Widerruf der Betriebserlaubnis durch einen Verwaltungsakt ist grundsätzlich möglich, wenn erwiesen ist, dass zur Erlangung der Allgemeinen Betriebserlaubnis durch den Hersteller manipuliert wurde. Soweit ersichtlich hat es ein solch weitreichendes Verfahren in den letzten Jahrzehnten nicht gegeben.
Warum hat es ein solches Verfahren wohl nie gegeben? Weil es unabsehbare Folgen hätte – für die Autobesitzer, die Hersteller, die Regionen, in denen die Hersteller sitzen.

Die Zulassungsbehörde kann jedoch gem. § 5 Abs. 1 FZV die Beseitigung des Mangels verlangen oder den Betrieb des Fahrzeugs untersagen.
Auch das würde einen Sturm der Entrüstung auslösen. Man stelle sich vor, 90% der zugelassenen Golf, Passat, Tiguan, Astra und aller möglichen Volumenmodelle müssten in der Garage bleiben.

Um einen Begriff aus der Bandenkrise zu benutzen: Die Autoindustrie ist in Deutschland systemrelevant. Deshalb wird sie von der Politik geschützt, und nicht die Gesundheit der Menschen in den Ballungszentren.
 
Und weil einige Hersteller es nicht schaffen ein Auto zu bauen, dass die erlaubten Schadstoffwerte erreicht, ohne dass der Kunde am Ende regelmäßig Adblue nachfüllen muss, …
Formulier das doch mal um:
»Und weil einige Hersteller es nicht schaffen ein Auto zu bauen, dass die beworbenen Reichweitenwerte erreicht, ohne dass der Kunde am Ende regelmäßig Kraftstoff nachfüllen muss, …«

Was bitte soll am Nachfüllen von Harnstoff komplizierter sein, als das Hineinpieseln von Diesel?

(Mal ganz abgesehen davon, dass Gase und Stäube auch durch Konverter oder Filter herausgefischt werden könnten – kostet in der Anschaffung halt nur mehr. — Was dann wieder für die E-Mobilität spräche, weil das zentrale Herausfiltern im Kohlekraftwerk in der Summe vermutlich ökonomischer und ökologischer erfolgen könnte als in Abermillionen einzelner Kleineinheiten, die ja erst noch ökobilanzlastig hergestellt werden müssten.)
 
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Formulier das doch mal um:
»Und weil einige Hersteller es nicht schaffen ein Auto zu bauen, dass die beworbenen Reichweitenwerte erreicht, ohne dass der Kunde am Ende regelmäßig Kraftstoff nachfüllen muss, …«

Kraftstoffangaben sind ein eigenes, schwieriges Thema. Unter anderem, weil die Kunden vielleicht eine Hand voll einfache Werte erwarten, die sie nur zu vergleichen brauchen, obwohl das Thema viel zu komplex ist um es mit einer Hand voll Werte zu beschreiben. Wie viel Kraftstoff verbraucht ein Auto auf 100 km? Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworten, weil viele Parameter darauf einen Einfluss haben. Auf welcher Straßenart (Autobahn, Landstraße, Stadt) bewegt sich das Fahrzeug, fährt es bergauf oder bergab, wie viele Kreuzungen/Ampeln gibt es, wie ist das Verkehrsaufkommen, wie ist der Fahrstil usw. Wenn ich die 100 km (gedanklich) auf einer abschüssigen Straße zurückliege, brauche ich dafür vielleicht noch nicht einmal den Motor zu starten (Verbrauch: 0 Liter). Fahre ich 100 km in dichtem Stadtverkehr mit schnellem Tempowechsel (Gas - Bremse - Gas usw.) ist der Verbrauch sehr hoch. Was ist nun die (korrekte) Antwort? Gibt es überhaupt eine? Klar, dass ein Autohersteller eher mit dem Verbrauch aus der ersten Situation (oder ähnlichen) werben wird, theoretisch erreichbar, aber wahrscheinlich nicht von praktischer Relevanz.

Was bitte soll am Nachfüllen von Harnstoff komplizierter sein, als das Hineinpieseln von Diesel?

Frag das die Autohersteller. Es gibt ja Hersteller, die mit Adblue-Anlagen die Abgase behandeln. Das funktioniert auch tadellos, wenn die Hersteller die Betriebsparameter nicht so gesetzt hätten, dass die Anlage praktisch nie läuft. Natürlich um Schäden zu vermeiden, ist klar. Die Parameter, die beim Abgastest herrschen, fallen übrigens zufällig in den Bereich, in dem die Anlage läuft. Wie praktisch.
 
damit wird der BUND zwar nicht durchkommen, aber interessant wäre es schon zu sehen was passieren würde wenn:

Deswegen ergreift der BUND jetzt die Initiative. Vor Gericht will man jetzt ein Verkaufsverbot für solche Diesel erzwingen, die zwar nach Euro 6 eingestuft, aber in Wirklichkeit viel schmutziger sind. "Tagtäglich werden in Deutschland rund 3500 neue Euro-6-Dieselautos verkauft, die auf der Straße den gesetzlich vorgeschriebenen Stickoxid-Grenzwert teils massiv überschreiten", sagte BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg. Das müsse gestoppt werden, um Gesundheitsgefahren abzuwenden.
 
Der BUND-Verkehrsexperte Hilgenberg zieht schon seit Jahren gegen die Abgas-Kungelei zwischen Regierung und Autoindustrie zu Felde. Bislang leider erfolglos.
 
Auch interessant in diesem Zusammenhang:
Das Bundeskabinett hat die Streichung des Steuervorteils für das umweltfreundliche Autogas beschlossen, soll ab 2019 gelten. Das sind etwa 20 Cent/liter. In etwa ähnlich groß ist der Steuervorteil von Diesel gegenüber Benzin – der ist jedoch tabu.

Eigentlich wäre es ganz einfach: Gleiche niedrige EU-Abgasgrenzen für alle Automodelle, PKW-Steuer entsprechend für alle am tatsächlichen Abgasverhalten berechnet.

Das wäre dann in der Folge ein Kaufanreiz für kleinere, leichtere und sparsamere Autos. Und natürlich Elektroautos.
 
Vorhin gab es im DLF ein Interview mit der SPD-Verkehrsexpertin Lühmann. Sie wurde auch gefragt, ob denn nun die KFZ-Steuer für viele Autos teurer werde, weil die tatsächlichen Abgaswerte weit über den angegebenen liegen. Ihre Antwort: Nein, Grundlage seien die Werte auf dem Rollenprüfstand, das sei so vereinbart, und sie kenne niemanden, der das ändern wolle.
 
Vorhin gab es im DLF ein Interview mit der SPD-Verkehrsexpertin Lühmann. ..... und sie kenne niemanden, der das ändern wolle.

das die da niemanden kennt, wen wundert das denn?

spoege, selbst Du kannst da nicht mehr die Mär der guten Politiker raus diskutieren ....

Die Kirsten werde ich aber mal darauf persönlich ansprechen :cool:
 
Mach das und berichte.
 
damit wird der BUND zwar nicht durchkommen, aber interessant wäre es schon zu sehen was passieren würde wenn:

Deswegen ergreift der BUND jetzt die Initiative. Vor Gericht will man jetzt ein Verkaufsverbot für solche Diesel erzwingen, die zwar nach Euro 6 eingestuft, aber in Wirklichkeit viel schmutziger sind. "Tagtäglich werden in Deutschland rund 3500 neue Euro-6-Dieselautos verkauft, die auf der Straße den gesetzlich vorgeschriebenen Stickoxid-Grenzwert teils massiv überschreiten", sagte BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg. Das müsse gestoppt werden, um Gesundheitsgefahren abzuwenden.
Wie ich lese, versucht der BUND schon seit Jahren, das Kraftfahrbundesamt zum Handeln zu nötigen. Es hat sich als "nicht zuständig" erklärt. Wer ist dann zuständig? Das ist unklar - offensichtlich keine Behörde. Zumindest diese Frage wird das Gericht klären müssen, und dann ist der BUND einen Schritt weiter. Und das Verkehrsministerium einen Stück weiter in der Ecke.

Je mehr bekannt wird über den Umgang unserer Regierungen mit den eigentlich gesetzewidrigen Autoabgasen, desto mehr wird das in meinen Augen zu einer Staatsaffäre. Der Schutzschirm der Politik über die Hersteller und das strategische Weggucken der staatlichen Aufsichtsbehörden wird immer offensichtlicher.

De facto unterstützt der Staat ein Weiterso bei der Vermarktung von abgasstarken Verbrennern politisch und subventioniert nach wie vor speziell Diesel. Parallel dazu gibt er Steuergelder aus für einen staatlichen Rabatt auf E-Autos. Da wird der ganze Irrsinn der deutschen Verkehrspolitik deutlich.
 
hier ein Artikel der so richtig eurer Mentalität entspricht

Klartext: Elektroautos gehen gar nicht

Das mit den Elektroautos wird nie etwas werden, weil die Kundschaft das aktuelle Angebot zu teuer findet. Es ist unmöglich, jemals so viele Kraftwerke zu bauen, dass wir 60 Millionen Autos damit elektrisch versorgen können. Wenn die Autos nicht zu 100 Prozent Ökostrom erhalten, ist es doch auch wurscht, ob wir gleich Kohlenwasserstoffe in der Stadt verbrennen. Und so weiter.

:crack:

und hier ein bisschen Spass

 
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Reaktionen: mdiehl, Fl0r!an und electricdawn
Der Artikel ist sehr gut. Ich nehme mal an, deine Bemerkung, dass er "eurer Mentalitaet entspraeche" sarkastisch gemeint war, denn der Artikel ist durchaus pro E-Autos.
 
Da scheint der Herr Röhrl seit dieser Aussage noch etwas dazu gelernt zu haben:
Herr Röhrl, was halten Sie von Hybrid- und Elektroautos?
Röhrl: Nichts.
Warum das?
Röhrl: Sehen Sie, das sind alles nur Autos für die Stadt.
Ja und?
Röhrl: In der Stadt fährt man nicht Auto, sondern Fahrrad.

Interview mit Ex-Rallyefahrer und Rennradfahrer Walter Röhrl (* 7.3.1947): “Und ewig lockt das Auto“. Augsburger-Allgemeine am 26. Oktober 2009.

Wobei er mit dem Fahrrad nicht ganz unrecht hat. ;)
Darf ich als jemand, der seine Brötchen mit Elektromobilität verdient aber eigentlich gar nicht zugeben. :D
 
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