Das ist aus öffentlich-Rechtlich geworden...

Und das wäre dann wohl der Anfang vom Ende. Die meisten Zuschauer sehen das nämlich so: Der Rundfunkbeitrag ist selbstverständlich zu hoch, weil alles, was nicht marktwirtschaftlich läuft, ineffizient, bürokratisch und verschwenderisch sein muss. Aber immerhin gibt's Unterhaltung, Sport, Markus Lanz und Günther Jauch. Für *nichts* ist aber *jeder* Beitrag völlig inakzeptabel.

Vollkommen richtig. So reflektiert sind leider die Wenigsten.
 
Discovery Channel?

Und wie wär's, wenn man sich mal nicht nach unten vergleichen würde, sondern nach oben? Im Vergleich zur BBC sehen die Deutschen "Öffentlich Rechtlichen" wirklich armselig aus.


Nach mehreren Jahren in UK und BBC kann ich nur sagen. Zum großen Teil SAT 1 Niveau + einseitige Nachrichten. Was hier drüben ankommt sind die Perlen - und natürlich wirkt dort jede Sendung durch das schöne BBC Englisch niveauvoll.
 
Wo ist bei der Fernbedienung der Schlitz, wo das Geld für diesen weggezappten Müll wieder herauskommt? Es geht ja nicht darum, daß man sich den Kram ansehen muss, sondern daß man teuer für ihn bezahlen muß selbst wenn man ihn nicht ansieht.

Das nennt man Mischkalkulation, und das Programm der öffentlich-rechtlichen ist auch für den Zuschauer eine Mischkalkulation, was die Qualität einzelner Sendungen angeht. Man kann nicht rund um die Uhr nur auslandsjournal, Terra X, Abenteuer Forschung, Inas Nacht oder Ottis Schlachthof haben. Florian Silbereisen und Markus Lanz sind eben die andere Seite der Medaille. Privat finanzierte Sender haben dieses Medaillen-Problem nicht, da gibt es nur eine Seite.

Das Fernsehprogramm in anderen westlichen Ländern ist übrigens wirklich schlimm. Ich bin zum Beispiel seit Anfang der 90er in Amerika und jedes Mal geschockt, was für ein Schund da von morgens bis abends auf gefühlt 1.000 Kanälen läuft (daran ändern auch eine Handvoll HBO- und AMC-Serien nichts). Eine ausgewogene Berichterstattung findet auf den letzten drei großen Kabel-Nachrichtensendern nicht mehr statt, wichtige gesellschafts- und systemkritische Themen sind ein No-go. Wer eine kritische Berichterstattung sucht, muss Comedy Central [sic] oder PBS einschalten. Und letzterer ist - damit schließt sich der Kreis - staatlich.
 
… Wobei 3Sat auch nur 1/3 Deutsch ist …
Eher ½-deutsch.
Neben ORF, SRG (warum eigentlich immer diese schweizer Senderumbenennungen, SRG war doch ok) und ZDF ist ja auch die ARD dabei (nicht zu vergessen der Geist des DFF).
;)
 
Die Frage ist doch: Machen wir ein TV-Programm was nur für die Intellektuellen und die, die es gerne sein möchten, ist oder machen wir ein Programm was für möglichst viele Geschmäcker ansprechend ist. Die Oma würde sich auch darüber aufregen, dass von ihren Gebühren nur so eine Discovery-Blödsinn produziert wird und stattdessen der Silbereisen nicht mehr so oft zu sehen ist.
Das Programm orientiert sich doch an den Einschaltquoten, was ja eigentlich etwas "demokratisches" ist. Schalten zu wenig Leute ein, wird es halt eingestellt oder nur noch in der Nacht von Sonntag auf Montag um 2:00 gesendet.
Hierzu passend:
[video=youtube_share;iiEUNeEnJwU]http://youtu.be/iiEUNeEnJwU[/video]
 
Das Programm orientiert sich doch an den Einschaltquoten, was ja eigentlich etwas "demokratisches" ist. Schalten zu wenig Leute ein, wird es halt eingestellt oder nur noch in der Nacht von Sonntag auf Montag um 2:00 gesendet.
Die ÖR haben die Aufgabe, auch Menschen zu versorgen, die mit 08/15-Krimis, silbernen Musikshows und Voyeurs-TV nichts anfangen können. Ausserdem haben sie einen Informations- und Bildungsauftrag. Ein Programm, das über Quotenkriterien und Twitter-Shitstorms reguliert wird, kann das nicht leisten.

Die Frage ist natürlich, ob die ÖR ihren Auftrag tatsächlich erfüllen. M.E. können sie das besser, wenn sie vom Quotendruck einerseits und dem Einfluss der politischen Parteien andererseits unabhängig wären.
 
Ich kann Lanz absolut nicht leiden, weil ich selbst im TV-Bereich niemanden kenne, der so falsch rüberkommt wie er, aber diese Petition finde ich auch lächerlich. Das beste Mittel gegen miese Moderatoren oder Sendungen ist für mich immer noch die Fernbedienung.

Würde Dir zustimmen, wenn er nicht von unserern Zwangsabgaben finanziert wird. Und die MÜSSEN wir zahlen,
also habe ich - mit oder ohne Fernbedienung - keine Möglichkeit mich davon zu distanzieren.

Und im übrigen haben die ÖRs einen "Bildungsauftrag" - was immer das ist, aber das Verhalten von Herrn Lanz fällt wohl eher nicht darunter
 
Schlecht, schlechter, am schlechtesten...

Lässt wohl eher auf zweiteres, „typisch deutscher Nörgler“ schließen!

Denn im Grunde genommen gehört das deutsche TV-Programm mit zu den vielfältigsten in Europa, darunter findet man schon Perlen im TV-Programm. Wer daran was auszusetzen hat, hat auch weitere Möglichkeiten, wie beispielsweise der Empfang ausländischer TV-Sender oder Bezahl-TV.

Nur, weil der Sch...haufen auf der anderen Straßenseite größer ist, so stinkt der kleine direkt vor meiner Tür nicht minder.
– und ich als Berliner bin Fachmann in Sachen Sch...haufen auf der Straße. :cool:
 
Die ÖR haben die Aufgabe, auch Menschen zu versorgen, die mit 08/15-Krimis, silbernen Musikshows und Voyeurs-TV nichts anfangen können. Ausserdem haben sie einen Informations- und Bildungsauftrag. Ein Programm, das über Quotenkriterien und Twitter-Shitstorms reguliert wird, kann das nicht leisten.

Ja, aber das machen sie doch schon. Ich habe nur kein Verständnis für Leute die meinen, dass sie genau wissen, was ganz Deutschland sehen will/soll.
Die 08/15-Krimis werden halt von sehr vielen Leuten geschaut. Für die anderen gibt es Alternativen auf anderen Sendern. Die Musikshows werden halt von den ganzen Rentnern gerne geguckt. Für die jungen gibt es öfters auf eins plus usw. was passendes.
 
Ich habe nur kein Verständnis für Leute die meinen, dass sie genau wissen, was ganz Deutschland sehen will/soll.

Das tut hier doch auch keiner, soweit ich das überblicken kann. Es geht allein nur um das, was du auch für richtig hältst, nämlich: Lasst alle Blumen blühen.

Der Punkt ist (für mich jedenfalls), dass sich die gewünschte TV-Vielfalt, die unterschiedliche Ansprüche, Zielgruppen, "Geschmäcker" usw. bedient, nur mit den ÖR (in ihrer derzeitigen Form) erreichen lässt. Wenn sie verschwinden (oder in die Bedeutungslosigkeit absinken), wird keinesfalls ein "Markt" entscheiden, was auf deutschen Bildschirmen zu sehen ist.
 
Die Frage ist natürlich, ob die ÖR ihren Auftrag tatsächlich erfüllen. M.E. können sie das besser, wenn sie vom Quotendruck einerseits und dem Einfluss der politischen Parteien andererseits unabhängig wären.

Quotendruck ist schon OK. Wenn keiner merkt dass dem Lanz niemand mehr zuguckt, macht der ja ewig weiter. Viel problematischer finde wie Du ich die massive Einflussnahme und Kontrolle der Parteien und sonstigen gesellschaftlich relevanten Organisationen, z.B. den Kirchen. Andererseits müssen die ÖR kontrolliert werden, um z.B. dem Gebührenhunger der Anstalten einen Riegel vorzuschieben.
 
Tja, gerade die Vertretung aller Parteien, Kirchen und anderen gesellschaftlich relevanten Organisationen im Rundfunkrat wurde nach dem 2. Weltkrieg für den öff.-rechtl. Rundfunk (TV ist auch Rundfunk) so festgelegt, um eine Machtübernahme durch nur eine Partei/Gruppierung (---> siehe Hitler) zu verhindern. Es ist also eine Frage der Balance der Kräfte.
 
Bestimmt kennt ihr die PR-Weisheit "Besser schlechte PR als keine PR". Deshalb bin ich mir ziemlich sicher, dass die nächste Lanz-Talk-Show wegen des Vorfalls mit S. Wagenknecht mehr Zuschauer haben wird. Wetten, dass? Und dieses Verhalten lässt sich bei jedem anderen Moderator bzw. jeder anderen Sendung ebenfalls beobachten.

Beachfreak:cool:
 
Der Punkt ist (für mich jedenfalls), dass sich die gewünschte TV-Vielfalt, die unterschiedliche Ansprüche, Zielgruppen, "Geschmäcker" usw. bedient, nur mit den ÖR (in ihrer derzeitigen Form) erreichen lässt. Wenn sie verschwinden (oder in die Bedeutungslosigkeit absinken), wird keinesfalls ein "Markt" entscheiden, was auf deutschen Bildschirmen zu sehen ist.
"Der Markt" ist gleichbedeutend mit Werberelevanz: Nur Formate, in denen sich Werbezeit verkaufen lässt, setzen sich durch – zumindest in der Hauptzeit. Im wesentlichen sind das eher anspruchslose Unterhaltungsformate. Das ist das Konzept der Privaten.

Die ÖR dagegen sollen eigentlich mehr Gewicht auf informative und anspruchsvollere fiktionale Programmteile legen. Unter dem Quotendruck jedoch werden dort die Etats Richtung massentaugliche Unterhaltung verschoben, beispielsweise Sportübertragungen, die massiv subventioniert werden.

Die BBC hat das Gegenteil gemacht und ist dmit eine klarere Alternative zum privaten TV. In der BBC führen auch nicht riesige Rundfunkräte die Aufsicht, auf deren Plätze Parteilobbyisten, Gewerkschaften und Kirchen nach Proporz sitzen. Die Leitung der BBC, das Executive Board, ist dem BBC Trust verantwortlich, das aus nur 12 Mitgliedern besteht, die sich einem Bewerbungsverfahren stellen müssen. Dass ein Parteipolitiker seine Karriere mit einem Rundfunkfunkratssitz ausklingen lässt, wie bei uns, wird in GB vermieden.
 
Die BBC hat das Gegenteil gemacht und ist dmit eine klarere Alternative zum privaten TV. In der BBC führen auch nicht riesige Rundfunkräte die Aufsicht, auf deren Plätze Parteilobbyisten, Gewerkschaften und Kirchen nach Proporz sitzen. Die Leitung der BBC, das Executive Board, ist dem BBC Trust verantwortlich, das aus nur 12 Mitgliedern besteht, die sich einem Bewerbungsverfahren stellen müssen. Dass da ein Parteipolitiker nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn mit einem Rundfunkfunkratssitz versorgt wird, wie bei uns, wird in GB vermieden.

Hast du dir angeschaut, aus welchen Menschen sich das Executive Board zusammensetzt, welchen Lebenslauf die Menschen haben und welche Positionen sie besetzen und besetzt haben?
 
Hast du dir angeschaut, aus welchen Menschen sich das Executive Board zusammensetzt, welchen Lebenslauf die Menschen haben und welche Positionen sie besetzen und besetzt haben?
Nein, denn es ging mir nicht um das Management der BCC, sondern um die Gegenüberstellung der Ausichtsorgane Rundfunkräte und BBC Trust. Welchen Hintergrund hat deine Frage?



P.S.: Hier sind Informationen über die Mitglieder des Executive Board, falls du an näheren Informationen interessiert bist.
 
Das Executive Board der BBC setzt sich, wenn meine Englischkenntnisse nicht zu schlecht sind, ebenfalls aus Mitgliedern aus Wirtschaft, Politik, etc. zusammen, manche sind auch von der Politik zur BBC gewechselt:

"Simon Burke is an experienced retail and consumer executive and has managed some of the best-known retail names in the UK.He trained as a chartered accountant before joining Virgin, where he held various positions, including CEO of Virgin Retail, Virgin Cinemas, and Virgin Entertainment Group.

"Sally was previously CEO of BT Wholesale. She is currently a Non-Executive Director of Telenor, Logitech and the Department for Transport with specific interests in education, disability and mentoring young entrepreneurs.“

"Dame Fiona Reynolds DBE was Director-General of the National Trust from 2001 to 2012. From September 2013 she will be Master of Emmanuel College, Cambridge and in addition to her role on the BBC Executive Board is a non-executive director of Wessex Water, a private water company.“

"Brian began his career with Xerox and subsequently worked in Senior Executive/VP roles at IBM, Crosfield Electronics, Madge Networks, Dell Computers and as Managing Director of T-Mobile (UK). He is also a member of the UK Government’s Digital Advisory Board, established in April 2012 to help steer the digital delivery of Government services to citizens in the UK, and a member of the Court (Governing Body) of the University of Glasgow.“

"James Harding. He joined the Financial Times in 1994 and, among other things, served as Shanghai Correspondent, Media Editor and Washington Bureau Chief. He joined The Times in 2006 as Business and City Editor and worked as Editor from 2007 to 2012.“

"James Purnell. He was elected Member of Parliament for Stalybridge and Hyde, before becoming Secretary of State for Culture and then for Work and Pensions. He resigned from the government in June 2009, and stood down from Parliament at the 2010 Election.“

"Lucy was previously Director of HR at the international legal firm Eversheds LLP. Prior to this she spent nine years at Serco Group plc, starting as Change Director in the Rail Division before becoming the Group HR Director in 2004.“

"Anne Bulford. From 2002 to 2005, Anne was Director of Finance & Business Affairs at the Royal Opera House. In her time there she served as chair of Ofcom's Audit Committee."
 
In deinen Beispielen (der Trust hat noch mehr Mitglieder) kommen 2 aus dem Bereich Kultur, 4 aus der Wirtschaft, einer aus dem Journalismus und einer aus der Politik.

Es fehlen noch die Journalistin Helen Boaden, der TV-Redakteur Danny Cohen. Der Vorsitzende Tony Hall ist ebenfalls altgedienter Radio- und TV-Mann mit Engagement im Bildungs- und Kulturbereich, speziell Theater.

Ich erkenne da ein deutliches Übergewicht bei Journalismus und Kultur. Nur ein Mitglied kommt aus der Politik. Und wie gesagt: Es ging mir nicht um das Management. Sondern um die Aufsichtsgremien und den Einfluss der Parteilobbyisten auf das öffentlich-rechtliche Programm. Und der scheint mir in Deutschland weit ausgeprägter zu sein. Aber natürlich ist der deutsche ÖR immer noch viel besser als das amerikanische oder das italienische System.
 
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