Warum wir trotz 1080p doch wieder den guten alten De-Interlacer brauchen ...
Wie wir oben gesehen haben, wäre eine Wiedergabe in 24 Hz unsinnig. Es würde ein deutliches Flimmern zu sehen sein. Also muss die Wiedergabefrequenz 48 Hz oder besser 72 Hz betragen. Die reine Wiederholung des gleichen Bildes vermindert zwar das Flimmern, schafft aber noch keine bessere Bewegungsschärfe. Ein Ruckeln gibt es also nach wie vor. Hinzu kommt, dass das menschliche Auge es als irritierend empfindet, wenn sich bewegte Objekte trotz Bildwiederholung nicht in ihrer Position verändern. Deshalb gehen fast alle Hersteller dazu über, mittels Interpolation weitere unterschiedliche Bilder zu errechnen und in die Wiederholfrequenzen einzubauen. Dabei wird in Echtzeit das jeweils übernächste Bild ausgewertet (vorausschauend gelesen) und mit dem gerade gezeigten Bild verglichen. Aus den festgestellten Unterschieden wird ein Zwischenbild errechnet und als nächstes Bild in die Bildfolge eingefügt. Mit dem Zwischenbild ist eine neue Bildinformation entstanden. Aus zwei unterschiedlichen Bildern wurden drei. Diese Technik hat allerdings ihre natürlichen Grenzen. Dadurch, dass der De-Interlacer immer nur für die bewegten Elemente (nur diese Bildinhalte verändern sich) Zwischenbilder errechnet, wirken die Kanten bewegter Bildinhalte verschliffen. Gleichzeitig werden bewegte Inhalte jedoch vordergründiger wahrgenommen als der statische Hintergrund. So entsteht der sogenannte Soap-Effekt, benannte nach den meist billig produzierten Soap-Operas (Seifen-Opern), wo sich die Darsteller vor gestellten und unscharfen Kulissen bewegen. Man kann sich gut vorstellen, welch hochkomplizierte Algorithmen erforderlich sind, um all diese Feinheiten der Bilddarstellung sauber umzusetzen. Es wird also zukünftig auch im HD-Zeitalter wieder darauf ankommen, wie gut ein Hersteller das Thema Interpolation beherrscht.
Ein wesentlicher, bisher kaum beachteter Unterschied zwischen LCD und Plasma ...
Beim Thema Interpolation ist eine Besonderheit grundsätzlicher Art zu beachten, die aus der unterschiedlichen Darstellung von LCD- und Plasma-Technik resultiert. Bei einem LCD-Panel bleibt jedes Bild während der gesamten Framedauer auf dem Display stehen, d.h. es gibt keine Dunkelphase. Man spricht hier von Hold-Type-Displays. Wird also dreimal hintereinander das gleiche Bild gezeigt, so sieht das menschliche Auge dennoch während der Gesamtzeit ein Bild. Es ist also für den Betrachter gleichgültig, ob aus den 24 Bildern bespielsweise über ein 3:3-Pulldown 72 Bilder entstehen. Hier besteht ein grundlegender Unterschied zur Plasmazelle. Bei der Flüssigkristallzelle des LCD-Panels bleibt der Inhalt der Pixelzelle solange stehen, bis mit einer Bildbewegung ein neuer, anderer elektrischer Impuls kommt. Beim Plasma-Display, sogeannten Impulse-Type-Dispays, kommt Phosphor zum Einsatz und dieser hat, abgesehen von einer natürlichen kurzen Nachleuchtdauer, eine Dunkelphase sobald keine Spannung mehr anliegt. Die Plasmazelle ist also in der Lage, nur kurzzeitig aufzuleuchten. Damit ist das Plasma-Display noch am ehesten mit der guten alten Kathodenstrahlröhre vergleichbar, in der ja der Elektronenstrahl ebenfalls Phosphor kurzzeitig zum Leuchten gebracht hat.
Aus diesen technischen Besonderheiten folgt, dass die Hersteller von LCD-Panels bei der Interpolation weniger Spielraum haben als die Hersteller von Plasma-Panels. Tatsächlich ist der o.g. Soap-Effekt vorwiegend bei LCD-Fernsehern zu beobachten. LCD-typische Nachzieheffekte bei schnellen diagonalen Bewegung sind ebenfalls auf die o.g. Besonderheiten der Hold-Dispay-Technik zurückzuführen.