Da könntest Du schon Recht haben, Saugi. Ich kenne wie gesagt noch die Zuverlässigkeit vor der Privatisierung, aber auch den übelst gelaunten Schalterbeamten.
Heut wird dann allerdings Freundlichkeit gern geheuchelt.
Der Fisch stinkt leider vom Kopf her.
Der Staat hätte die Privatisierung nur konsequent durchführen müssen.
Hat er ja. Allerdings mit falschen Zielvorgaben. Der Plan war eine Konkurrenz auf der Schiene. So wie eine Konkurrenz bei der Telefon/DSL-Versorgung. Faktisch war es aber eine Art Teilprivatisierung, weil es nicht anders ging.
Die Bahn musste die Streckennetze übernehmen, die Telekom die letzte Meile.
Gekauft haben wir Qualität, erkauft haben wir es uns mit unterirdischem Service. You can't keep the cake and eat it.
Zur Bahn: Die Strecke München - Rosenheim ist seit rund einem Jahr privatisiert und die DB fährt nicht mehr dort. Seitdem bessere Taktzeiten, moderne, neue Züge und gut gelaunte, junge Mitarbeiter. Bis auf Anfangsschwierigkeiten ist alles besser geworden. Alles.
Das ist im Grunde keine Kunst. Nach 15-20 Jahren kam dann endlich mal jemand auf die Idee, ein Geschäftsmodell draus zu machen.
Bis Anfang der 2000er galt hier das Prinzip: Investiere nicht in Infrastruktur. Das sind Sunk-Costs wenn sich das Modell nicht rechnet. Bahntrassen lagen brach, stellenweise wurde sogar auf regionaler Ebene zurück gebaut.
Ich kenne ja blöderweise so viele Leute..
Einer davon hat schon in den 80ern gepredigt, dass man die Kosten besser in Infrastruktur investiert statt in "Ausweichlösungen". Konkret ging es hier beim Regionalverkehr um die Frage, ob man nicht mit Kosteneinsparungen bei der Infrastruktur flexibler reagieren könnte. Platt ausgedrückt: Wenn die Schiene nicht da ist, fährt halt ein Bus.
Langfristig rechnet sich das Modell aber nicht, weil die variablen Kosten den Vorteil der Flexibilität auffressen und Vorleistung die Vorraussetzung für jedes Unternehmensmodell ist. Du musst was anbieten. Eine gut gepflegte Schiene ist langfristig kalkulierbar. Ob da jetzt ein 30 Minuten Takt oder ein 5 Minuten Takt drauf fährt, ist völlig bimmel. Die variablen Kosten sind bei guter Planung marginal.
Im Gegenzug bedeutet jeder zusätzliche Bus, der den Zeittakt verkürzt, ebenfalls eine Investition in "Hardware". Busse fallen ja nicht vom Himmel.
Es ist wie überall: Wenn du Kohle reinsteckst, bekommst du am Schluss auch was raus. Wir denken zu oft zu kurzfristig. "Made in Germany"* haben wir nicht mit viralem Marketing und Emotionen, sondern mit Arbeit geschafft.
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* war eigentlich als Ausschlusskriterium gedacht, hat sich dann aber ins Gegenteil verkehrt. Interessante Geschichte. Einfach mal googlen.