Word wäre aber auch mit Sicherheit nicht groß geworden, wenn es schlecht gewesen wäre
Nun, ICH würde so weit gehen und sagen, ja Word war durchaus schlecht, teilweise richtig schlecht. Mit TechWriter musste man schon sowas wie Vorsatz an den Tag legen, um Müll zu produzieren. Bei Word musstest du dich eher anstrengen, damit es gut wird. Dabei war TechWriter die komplexere der beiden SW. Während Word am Anfang eher für Briefe schreiben geeignet war, war TechWriter explitit auf das Erstellen von größeren Dokumenten gedacht, der Formelsatz war komplett in der Text-Engine. Drag'n'Drop, z.B., von Formeln aus einer eigenen Zeilen in eine Textzeile und umgekeht hat automatisch für die korrekte Setzung der Formel gesorgt.
Ich weiß gar nicht mehr im Detail, was alles Mist war an Word, aber ich erinnere mich noch, wie die Leute um mich herum sich ständig mit Problemen herumgeschlagen haben, die ich bei TechWriter nie hatte, ja nicht mal hätte haben können. Alleine der Mist mit den Stilen. Ich kannte eigentlich niemanden, der NICHT häufiger Probleme hatte in Word dafür zu sorgen, daß Stile korrekt angenommen wurden. Ständig gab es immer den einen Textblock, der sich standhaft weigerte den gewünschten Style anzunehmen. Der Work-Around war dann stets der Export nach plaiin Text und das Anlegen einer neuen Datei.
Oder viele Seiten mit vielen Abbildungen… ständig war Word damit vollkommen überfordert. Und vor allem ist man an diese Drecks-Bilder nur noch über den Export nach HTML wieder herangekommen – Drag'n'Drop ins Dateisystem? Pustekuchen. Wenn ich in TechWriter mal schnell ein Bild nachbearbeitet haben wolllte, hab ich einfach CTRL-Doppelklick auf das Bild im Dokumentenfenster gemacht und das Bild (oder die Grafik) wurde in der passenden Anwendung geöffnet. nach dem Bearbeiten hab ich das Bild bzw. die Grafik einfach wieder DIREKT ins Dokument gespeichert, an exakt die gleiche Stelle, ohne nacharbeiten zu müssen, sofern sich an der reinen Dimension nichts geändert hatte.
Wir hatten mal an der Fachoberschule Technik eine größere, umfangreichere Arbeit mit vielen Abbildungen in Metallographie. 6 Personen, 6 Kapitel. Ich konnte die KollegInnen überzeugen, daß wir das in TechWriter machen und hab denen gesagt, daß sie ihre Kapitel in Plain-Text schreiben sollen (wer schonmal den Spaß hatte, in Word unterschiedliche Word-Dokumente zu kombinieren…). Wir hatten sowas wie Markdown benutzt, um Überschriften, Unterstreichungen, Orte von Abbildungen usw. anzuzeigen. Dann hatten wir uns an einem Tag getroffen und die waren schlicht überrascht, wenn nicht sogar überwältigt, davon, wie einfach das dann ging, alle Kapitel zusammenzuführen und das Dokument zu stylen. Das war in knapp einer Stunde erledigt.
Und überhaupt Stylen: Das komplette Dokument einmal durchzustylen war in TextWriter super einfach. Von einem Standard-Studienarbeiten-Layout umzustellen auf ein "Kapitelüberschriften auf rechter Heftseite, Körper ab der folgenden, Unterüberschriften am äußeren Rand getrennt von vertikaler Linie und Kapitelkörper in den Innenseiten" kostete ein müdes Arschrunzeln und vielleicht eine Minute. Und in jede andere Layout-Form ebenso.
Die Lehrerschaft hatte das Dokument direkt als Musterbeispiel für Diplomarbeitsniveau einkassiert. Und auch die waren überrascht, wie sehr das ein Selbstgänger war. Nicht eine einzige andere Gruppe (die alle Word benutzt hatten) hatte das auch nur im Ansatz geschafft. Und das war nicht, weil ICH so extrem geil war, sondern weil TechWriter einem alles abgenommen hatte, einem aber maximale Freiheiten gelassen hatte.
Der von TeX für sich beanspruchte claim, daß man sich nur auf den Inhalt konzentrieren müsse, war mit TechWriter 100% exakt genau so.
Wenn DAS nicht ein schönes Beispiel für die Qualitäten der beiden SW ist. Alle, die sich das angeschaut hatten, wären liebend gerne direkt zu TechWriter gewechselt – wäre es nicht RISC OS-only gewesen. Word war einfach min. bis 2010 einfach nur schlecht.
PS: besonders witzig: TechWriter lag mit 1MB im RAM, wärend Word locker 20MB benötigte. Der Platzbedarf auf der Platte lag in einem ähnlichen Verhältnis. Oh, und TechWriter war auch noch sehr deutlich schneller.