Nachdem das Gerät angekommen war, habe ich mich natürlich gleich daran gemacht, laut der Anleitung die Umstellung vorzunehmen. Wenig überraschend hat bereits der erste Schritt nicht funktioniert (
Installation des chinesischen Entwickler-ROMs). Ich habe mich dann dazu entschieden, den zweiten Schritt vor dem ersten durchzuführen und erstmal die Bootloader-Sperre zu entfernen. Natürlich hat auch das nicht so funktioniert, wie beschrieben. Letztendlich (3 Stunden und 3 Bier später) habe ich rausgefunden, dass man zum Entsperren eine SIM-Karte eingelegt haben muss und sowohl im Unlock-Tool (Windows), als auch auf der Internetseite (i.mi.com) und auch auf dem Handy mit seinem Account angemeldet sein muss.
Hätte man ja auch gleich drauf kommen können.
Für das weitere Vorgehen sollte man jetzt ein Entwickler-ROM "
flashen", da man nur damit
die Möglichkeit hat, das Gerät zu "
rooten" (
administrativen Zugriff auf das Betriebssystem erlangen), was wiederum Voraussetzung ist, um eine inoffizielle ROM-Version (nämlich das seligmachende Global-ROM mit u.a. deutscher Sprache) zu installieren. Inoffiziell heißt dabei aber nur, dass sie nicht vorinstalliert ist. Das System selber wird von Xiaomi entwickelt und auch regelmäßig mit Updates versorgt.
Ich habe es ums Verrecken nicht hinbekommen, nach dem, in der Anleitung beschriebenen, Verfahren eine Entwicklerversion zu installieren. Die heruntergeladene Datei konnte nicht validiert werden. Tante Google hat unter "
redmi signature verification failed" zwar viele Leidensgenossen, aber keine wirksame Lösung gefunden. Zwischenzeitlich habe ich das
MiFlash-Tool und die
Mi-PC-Suite auf einem Windows-Rechner installiert - inkl. Abnicken diverser schwerer Sicherheitshinweise bezüglich unsignierter und nicht vertrauenswürdiger Gerätetreiber (
der chinesische Geheimdienst hat jetzt
also auch Zugriff auf mein gesamtes Netzwerk).
Letztendlich bin ich dann ins Bett gegangen um beim Frühstück am nächsten Morgen im MIUI-Forum zu lesen, dass eine neue Entwickler-Version von MIUI 8 verfügbar ist. Diese Version ließ sich ohne irgendwelche Probleme über den eingebauten Update-Mechanismus einspielen. Lediglich der vor mir stehende Kaffee verhinderte in mehrfacher Weise, dass ich den Kopf auf die Tischplatte geschlagen habe, wonach mir in dem Moment eigentlich war.
Von da an hatte ich das Gefühl, dass mich nicht mehr viel aufhalten konnte: In den Sicherheitseinstellungen konnte man "
Root"-Rechte für das Gerät aktivieren. Die internationale MIUI Version ließ sich danach...
*trommelwirbel* ...nicht installieren - das Gerät meckerte auch hier, dass es die heruntergeladene Datei nicht validieren konnte.
Zwischenzeitlich habe ich irgendwo anders gelesen, dass man über den sogenannten "
Fastboot"-Modus in Kombination mit dem
MiFlash-Tool auch ROMs installieren kann. Dieser "
Fastboot"-Modus ist wohl sowas ähnliches wie ein abgesicherter Modus, d.h. es werden nur rudimentäre Teile des Systems geladen und es steht auch keine Benutzeroberfläche zur Verfügung.
Immerhin zeigt Xiaomi ein lustiges Bildchen an, bei dem man das Gefühl gewinnt, dass zumindest die chinesischen Entwickler viel Spaß an der Sache haben.
Den Fastboot-Modus musste man zuvor natürlich erstmal ermöglichen, das ging aber relativ schnell, denn der dazu vorausgesetzte Entwickler-Modus war schnell aktiviert (
man muss nur auf einen bestimmten Eintrag in den Systemeinstellungen siebenmal tippen - das ist aber Android-spezifisch und im Internet entsprechend gut dokumentiert).
Danach konnte man in einem neuen Menu das USB-Debugging und den sogenannten "Fastboot"-Modus aktivieren (dabei muss man 5-6 Warnhinweise abnicken, bei denen jeweils ein Countdown einfaches Ignorieren verhindert).
Letztendlich wollte ich meinen Windows-Rechner noch ein paar mal neu booten und das Gerät 5-10 mal in verschiedenen Systemzuständen neu ab- und wieder anstecken um dann in einem weiteren Internetbeitrag zu lesen, dass das "
Flashen" unter Umständen nicht mit dem beigelegten USB-Kabel funktioniert. Nachdem ich auch dieses letzte Hindernis aus dem Weg geräumt hatte, konnte ich die internationale MIUI 8 Version installieren, die seltsamerweise direkt auf Deutsch die initiale Konfiguration startete. Bemerkenswert ist dabei, dass man ohne MI-Account das Gerät gar nicht in Betrieb nehmen kann. Man muss zwingend einen Account anlegen und sich auch anmelden, bevor man den nächsten Schritt erreichen kann - ein Überspringen scheint nicht möglich zu sein.
Der Google Playstore war vorhanden, so dass ich eigentlich gleich ein paar Apps installieren
wollte. Das scheiterte zunächst mit dem Hinweis, dass ich nicht mit meinem Google-Account angemeldet sei (was jedoch der Fall war). Aber auch hier brachte eine kurze Internetrecherche die Lösung: Xiaomi hat sein
MIUI-System mit einer "
Stromspar"-App erweitert. Diese beendet scheinbar Hintergrund-Prozesse, die es für überflüssig hält. Dummerweise fällt auch der Authentifizierungsdienst von Google in diese Kategorie. Nachdem ich die entsprechende MIUI-Funktion abgeschaltet habe und nach einem weiteren Neustart funktionierte endlich alles.
Was ganz nett ist, ist die relative Offenheit des Android-Systems. Man kann einfach per Explorer
auf das Dateisystem zugreifen und z.B. Musik oder Bilder hin- und herkopieren. Ich wollte meine
Kontakte gerne übernehmen: Bei Apple heißt das, dass ich erstmal mein iPhone mit der iCloud synchroniseren muss um mich dann auf der Cloud-Webseite anzumelden, von wo ich dann die .vcf-Datei herunterladen kann.
Der Import lief da viel einfacher: Datei auf eine SD-Karte kopieren und in das Gerät stecken
(das zwei SIM-Karten unterstützt, wobei man eine davon gegen eine SD-Karte tauschen kann) und
danach einfach in den Einstellungen der Kontakte-App auf "Importieren" drücken - fertig.
Letztendlich habe ich das Gerät an meine Frau weitergegeben. Aus ihrem zerschmetterten
(neuen!) Phone 4S werde ich heute den Akku in meines einbauen, das damit bestimmt ein
weiteres Jahr läuft. Wenn das Ding allerdings mal die Hufe hochreißt, sind die Xiaomi-Handys eine
Alternative. 500 EUR oder mehr will ich für ein Handy einfach nicht mehr ausgeben.