@Sörnäinen:
Ich kam in die "besseren" Fabriken leider nicht so ganz ran... Aber wenn Du bessere Erfahrungen hast: POSTE SIE HIER REIN - ich lasse mich gerne eines besseren belehren...
Die Familie meiner Lebensgefährtin lebt größtenteils in Guangzhou, und wir haben auch Freunde in der Umgebung. Es gibt in China viele beschissene Jobs - und ganz wie Du schreibst: Auch für beschissene Jobs sind die Leute oft noch dankbar. Es gehen aber irgendwie auch alle davon aus, dass es ja besser werden wird. Das ist schon beeindruckend, und ich teile Deine Beobachtung, dass man oft fassungslos daneben steht, mit welcher Stimmung und Atmosphäre gelebt und gearbeitet wird, ist man die oft negative Grundhaltung in Deutschland gewohnt.
Die Bandbreite der Produktionsbedingungen in China reicht wirklich von Hinterhoffabrik bis Produktionsanlage nach deutschem Zuschnitt - auch wenn Arbeitssicherheit und Arbeitszeiten tatsächlich anders sind. Das Leben und das Arbeiten ist härter in China, keine Frage. Und die Wahrscheinlichkeit, abzurutschen, ist einfach ziemlich viel höher als hier, und das Sozialsystem ist ziemlich rudimentär, vor allem, wenn man nicht aus einer der großen Städte stammt.
Nicht vergessen sollte man, dass fast 150 Millionen Menschen in China unseren Lebensstandard teilen - ohne die soziale Sicherheit, aber sehr wohl versichert, gut versorgt etc. pp. Und auch Arbeiter können in China leben. Nicht alle Produktionsbedingungen sind so, wie Du sie beschreibst, und vor allem nicht ÜBERALL, und mit Kommunismus und "Alles ist gleich" hat das gerade mal gar nichts zu tun, und ganz sicher nicht in Shengzhen, das ist nämlich gerade das Gegenteil - eine Marktenklave.
Hier kann ich den Podcast "In China essen sie Hunde" allen recht nahe legen. Ein Deutscher Deutschlehrer (der aber so richtig "DEUTSCH" da rüber ist) der in China Deutsch lehrt und in seinem Podcast von seinen Erlebnissen (natürlich ohne sich mit Kultur, Land und Leuten anpassen zu wollen) berichtet...
Wenn man nach China geht, sollte man sich der DEUTSCHEN Denkweise echt völlig entledigen, vorher sich mal mit der chinesischen Denkweise und Kultur auseinandersetzen (so kommerziell es ist: "Last Samurai" anschauen, Noble House ist für "einen kleinen über den Tellerrand schauen" auch nicht schlecht - aber am besten man legt sich einen chinesischen Freund/Freundin zu der einen mal "vorbereitet")
Last Samurai und Noble House mögen ja ganz lustig und unterhaltsam sein, aber sie haben mit CHINA und seinen WIrklichkeiten wirklich nichts zu tun. Noble House hat ein paar sehr süße Sichtweisen, und es ist sicher spannend, aber es dreht sich da um HONGKONG, und das ist schon mal ganz und gar nicht typisch für "Mainland China".
Last Samurai dreht sich um Japan. Und das auf eine sehr pathetische, sehr übertriebene Weise. Der Film ist Klasse - aber keine richtige Vorbereitung für Japan-Besuche, und für CHINA schon mal GAR NICHT.
Den Tipp mit Freundin oder Freund kann ich empfehlen.
![Smile :) :)](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)
Chinesen trifft man überall, und auch im Internet sind die sehr offen.
Und noch als letztes: Man vergisst am besten ALLES was Mami einem beigebracht hat, erwähnt NIE die 4, lässt die Taschentücher in der Hose (ACHTUNG! Bei Tisch Nase putzen = TÖDLICHE Beleidigung), schmatzt wie ein Weltmeister (ist das beste LOB für die Köchin !!! Wer das nicht tut = es hat ebenfalls TÖDLICHE Beleidigung zur Folge !!!) Vermeidet das Essen mit der LINKEN Hand (die ist zum Popo abwischen da und hat bei Tisch nix verloren!) Bestellt sich nicht nur sein eigenes Gericht im Lokal, sondern eine Auswahl für alle Essensteilnehmer (dafür ist die Tischplatte ja in besseren China-Restaurants DREHBAR montiert !!!) und hat immer eine Visitenkarte einstecken die dehmütig mit beiden Händen überreicht wird (jede andere Form der Übergabe/Vorstellung sorgt automatisch für ein Nimmerwiedersehen in Todesverachtung).
Diese ganze Tipp-Liste ist voller Stereotype und stimmt so echt nicht, sorry. Nase putzen bei Tisch ist so normal wie bei uns, wenn Westler schmatzen, wirkt das eher komisch, die linke Hand wird benutzt wie die rechte (allerdings empfehle ich in den meisten Fällen das Nutzen der Stäbchen, die man übrigens besser NICHT in den Reis steckt, DAS ist wirklich eine Beleidigung).
Aber das mit dem Essen stimmt.
![Smile :) :)](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)
Es ist lustig, mit Chinesen essen zu gehen. Allerdings manchmal auch nicht, denn EINER am Tisch zahlt. Das kann schon mal der reiche Westler sein. Ist aber so preiswert, naja. Das letzte Festmahl mit 19 Leuten (engerer Familienkreis) hat mich 900 Yuan gekostet. Das kann man sich schon mal leisten.
Schwieriger war, dass die mich alle mit den doofen Eierplätzchen und Stäbchen hantieren haben lassen, das war fast unmöglich zu handhaben, bevor die Familie dann mit der Hand zu gegriffen hat ("das geht nicht mit den Stäbchen, die sind zu glitschig"). Grmpf.
An dem Abend waren auch Sklavenarbeiter aus Shenzhen dabei übrigens. Um den Bogen mal wieder zu spannen.