Willkür statt Wehrpflicht?

Wehrpflichtige sind nicht nur in Schreibstuben, Verwaltung und Werkstätten vorhanden. Es gibt auch welche in den Einheiten.
Ich bin auch der Meinung, dass der Austausch sinnvoll ist. Wenn Kompaniefeldwebel XY allen Wehrpflichtigen unter seinen Fittichen befiehlt, sich beim MG-Schießen einen Bus in den Bronx vorzustellen, dann wird sich irgendwo ein Schütze Arsch finden, der Anzeige oder was auch immer erstattet. Und das kann er, weil er weiß, dass er XY in 9-x Monaten los ist. Ein Berufssoldat hat Angst, mit der Anzeige zu scheitern und dann die restliche Zeit seiner Verpflichtung von XY "bevorzugt" zu werden.

Extremes Beispiel, geb ich ja zu ;)
 
Das wage ich doch sehr zu bezweifeln. Da braucht man sich doch nur mal anzusehen, wo die Wehrpflichtigen eingesetzt werden. In den ganzen Einheiten, die wirklich im Ausland im Einsatz sind, finden sich keine Wehrpflichtigen (bzw. nur solche die sich freiwillig gemeldet haben). Da findet auch kein Austausch statt.
Der Austausch findet statt in Schreibstuben, Verwaltung, Werkstätten usw. Für wie gefährlich hälst du die Möglichkeit der Existenz eines Parallelstaates aus Panzermechanikern?
Einzelne (auch mehrere) Exzesse gibt es in jeder Armee, die tatsächlich im Einsatz ist, in der amerikanischen (ohne Wehrpflicht, Stichwort Abu Graib) genauso wie in der deutschen (mit Wehrpflicht, Stichwort "Schädelfotos" in Afghanistan).
Außerdem muss man sich fragen, wie intensiv der Austausch noch ist, wenn ein Großteil eines Jahrgangs ausgemustert wird oder Zivildienst macht. Für diejenigen, für die es komplett ausgeschlossen ist, sich freiwillig zu melden, gibt es auch heute schon genug Möglichkeiten, sich um den Bund zu drücken.
Wo also findet da heute noch ein Austausch statt?

Das System funktioniert anders.
Solange eine Kompanie in Deutschland ist, bestehen die Züge aus GWDL (Wehrdienst 9 Monate), FWDL (Wehrdienst 10-24 Monate) und SAZ. Soll eine Kompanie in den Einsatz gehen, werden die GWDL meistens schon vor Einsatzausbildung, spätestens aber dann wenn die Kompanie in den Einsatz geht wegversetzt, bzw. in Auffangzügen, die die Dienstgeschäfte am Standort aufrechterhalten gesteckt.

Nach dem Einsatz findet wieder die normale Personalfluktuation statt, mit der auch wieder GWDL in die Kompanien kommen. Da findet sehr wohl reger Austausch statt. Zumal die meisten SAZ im laufe ihres Dienstes auch, nach ihrer eigenen Grundausbildung, mal in Grundausbildungseinheiten eingesetzt/zwischen geparkt werden.

Btw. @performa, vor 65 Jahren war 1942. Diese Wehrpflicht kannst du nicht mit unserer Vergleichen. Aber vor 74 Jahren (1933) hat sich die Mehrzahl der Soldaten der Reichswehr (seit dem Versailervertrag eine Berufsarmee) nur allzu freiwillig auf die neuen Machthaber einschwören lassen. Dem war ein Jahrzehnt mit einem Staat im Staate vorausgegangen. Der Kapp-Putsch war nur die Spitze des reaktionären Eisbergs seitens der Reichswehr oder der ihr nahe stehenden Freikorps.
 
Wenn Kompaniefeldwebel XY allen Wehrpflichtigen unter seinen Fittichen befiehlt, sich beim MG-Schießen einen Bus in den Bronx vorzustellen
...dann finde ich das noch ein eher sehr banales Problem.

Eher hätte ich Angst, dass bei Auslandseinsätzen am Hindukusch oder so mal einer durchdreht. Aber da sind wieder keine "schön durchmischten" Wehrpflichtigen im Einsatz...
 
...dann finde ich das noch ein eher sehr banales Problem.

Eher hätte ich Angst, dass bei Auslandseinsätzen am Hindukusch oder so mal einer durchdreht. Aber da sind wieder keine "schön durchmischten" Wehrpflichtigen im Einsatz...
Selbstverständlich sind dort auch Wehrpflichtige im Einsatz. Aber nur die, die verlängerten Wehrdienst ableisten.
Das man keine Grundwehrdienstleistende in die Einsatzgebiete entsendet, hängt einfach mit der Zeit zusammen, die einfach fehlt.
3-monatige Grundausbildung, dann eine Verwendungsausbildung und schließlich die einsatzvorbereitenden Ausbildungen. Im Anschluss 4 Monate im Ausland. Das das nicht geht, versteht sich von selbst.
Es soll auch sicher gestellt werden, das die "Heimkehrer" noch eine Nachbereitungszeit erhalten.
 
Eher hätte ich Angst, dass bei Auslandseinsätzen am Hindukusch oder so mal einer durchdreht. Aber da sind wieder keine "schön durchmischten" Wehrpflichtigen im Einsatz...
Ich denke, dass so einige mit einem frisch gebackenen Trauma wieder zurück nach Deutschland kommen... insofern halte ich das nicht für die Ausnahme... :(
 
Selbstverständlich sind dort auch Wehrpflichtige im Einsatz. Aber nur die, die verlängerten Wehrdienst ableisten.
Zum dem sie sich freiwillig gemeldet haben! Freiwillig ist das Gegenteil von Wehrpflicht! ;)
 
Zum dem sie sich freiwillig gemeldet haben! Freiwillig ist das Gegenteil von Wehrpflicht! ;)

Wehrpflichtig sind sie alle. Ob BS, SAZ, Fwdl oder Gwdl.
Das erstmal grundsätzlich.

Die "Rotation" vom Personal innerhalb der Bundeswehr ist sehr gut.

Ich kann nur aus Erfahrung sprechen.
Ich habe fast 2 Jahre die zu-versetzten Soldaten aus den Grundausbildungen ins Bataillon entweder selbst ausgebildet oder sie auf Lehrgänge geschickt. Daher ist mir die Personalfluktuation sehr wohl genau bekannt. Die Zulaufrate beträgt 15-20%. Davon fallen etwa die Hälfte auf W9er, der Rest FWDL oder SAZ. Und das alle drei Monate. Das ist sehr wichtig, damit sich nie ein "Staat" im Staate bilden kann.
Die Grundwehrdienstleistenden werden eben auf Dienstposten gesetzt, welche in den Einsatzzeiten besetzt werden müssen. Der Regelbetrieb innerhalb einer Einsatzkompanie geht -wenn auch in abgeschwächter Form- am Heimatort ja normal weiter.
 
Was rechtfertigt es in das Leben eines jungen Menschen einzugreifen, die äußere Sicherheit. Israel ist seit seiner Unabhängigkeit im Krieg. Dort sind Männer wie Frauen zum Wehrdienst verpflichtet. Wozu benötigt Deutschland so viele Soldaten? Für mich wäre eine Wehrpflichtigen Armee gut, sollte man immer eine große Zahl von Soldaten benötigen, weil es die Sicherheitslage so will. So ganz profan könnte man sagen, Wehrpflichtige lassen sich leichter als Kanonenfutter zwingen als Freiwillige die ihre Zeit schön in der Kaserne absitzen möchten und den Eintritt in der Armee scheuen, wenn die Armee viele Soldaten für den Krieg braucht.

Wozu üben Tornados bis heute noch mit taktischen Nuklearwaffen aus US-Beständen? Die Amerikaner halten diese Waffen in Deutschland für unnötig und würden sie abziehen, sollte die Bundesregierung ihren Abzug verlangen. 20 Bomben, das sind mehr als Nordkorea und der Iran hat. Die Union ist für die Wehrpflicht und Nuklearwaffen auf deutschen Boden. Die damaligen Gründe deren Aufstellung und Anschaffung sind verschwunden.
 
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