Ich begreife es einfach nicht. Ohne irgendeine Form von vernünftiger Hierarchie kann man doch jegliche seriöse Arbeit damit vergessen. Ich habe gerade ein Studium mit Haupt- und Nebenfach begonnen und wüsste gar nicht wie ich sowas:
Fach -> Semester -> Modul -> Kurs -> Aufgabe
in Evernote umsetzen sollte. Doch mal von OneNote (welches unter OS X nichts taugt) abgesehen, gibt es ja auch kaum gängige Multi-Plattform-Alternativen.
Also was genau machen die Leute mit Evernote? Tags würde ich dazu benutzen um die Inhalte innerhalb eines Ordners zu sortieren. "Referat", "Folien", "Hausarbeit", ... Aber in einem Englischen Forum hat man mir dazu geraten, dass ich als Tag einfach den jeweiligen Kurs-Namen verwende. Das ist doch aber von der Logik her total bescheuert, weil ich diesen entsprechenden Kurs doch nur einmal belegen werde. Das war nie der Sinn von Schlagwörtern. Die gehen doch eher in die Richtung einer Schnittmenge die man im Endeffekt bilden möchte. Zeige mir alle Dokumente mit "Studienfach XYZ", "Referat", "2014" an.
Jedenfalls ärgert mich die Arroganz der User und Entwickler gleichermaßen. Auf der einen Seite wird man beschimpft und auf der anderen einfach ignoriert.
So und jetzt eine gute Nacht
Falls jemand eine passable Lösung für mein Problem kennt, nur her damit.
Zunächst mal vorab: Am Anfang nicht overengineeren. Passiert bei solchen Sachen ganz schnell. Perfekte Systeme entstehen immer iterativ über die Dauer der Nutzung, sind es nie von Beginn an. Deshalb simpel starten und mit der Zeit Dinge hinzufügen, die Sinn machen.
Ich hab im Studium einen Mix aus verschiedenen Sachen genutzt, weil ich auch kein Tool gefunde hatte, das genau meinen Bedürfnissen entspricht.
Ich habe Evernote nur fürs Zusammenfassen und Lernen verwendet. Wenn die Lernphase begonnen hat, habe ich meine eigentlichen Vorlesungsnotizen genommen und diese in Evernote zusammengefasst. Beim Zusammenfassen habe ich bereits alles wesentliche von alleine erfasst. Einen Tag vor der Klausur hab ich mich dann mit iPad und Evernote auf die Couch gesetzt und bin alles solange durchgegangen bis ich es auswendig konnte.
Übrigens gibt es bei Evernote da noch ein cooles Feature, dass ich gerne benutzt habe: Wenn ich bei einem Thema eine Sache hatte, die ich mir schwer merken konnte oder die ich besonders wichtig fand, dann hab ich daneben einfach eine Checkbox gesetzt und konnte es dann zunächst mal vergessen und mich auf die anderen Sachen konzentrieren. Ganz kurz vor der Klausur bin ich dann alle Notizen mit Checkbox durchgegangen (die Suchfunktion kann das filtern) und konnte mir das dann dank Kurzzeitgedächtnis merken.
Organisiert war das dann so: Einen Stapel Uni, darin für jedes Fach ein Notizbuch. Für jedes Thema eine Notiz. Die habe ich dann manuell mit einem nummerierten Titel benannt: #1.23 <titel>. Das hier würde bedeuten Kapitel 1 Thema 23. Hatte für mich nur den Zweck dass ich nach Titel sortieren kann und dann alles von vorne nach hinten durchgehen konnte.
Ich bin heute unheimlich froh, dass ich das damals so gemacht habe. Weil ich die ganzen Notizbücher natürlich noch habe bin ich, glaube ich, eine der wenigen Personen die bei der Arbeit tatsächlich noch regelmäßig ihre Unterlagen aus dem Studium konsultieren. Ich finde eine bestimmte Sache innerhalb von 30 Sekunden, selbst dann wenn ich gerade nur das iPhone verfügbar habe. Bei anderen Leuten ist es eher so, dass irgendwo auf dem Speicher ein Karton voller mühevoll gepflegter Ordner rumliegt, in die aber nie wieder jemand reinschaut, weil man eine Stunde nach der gesuchten Information suchen würde.
Wie gesagt taugte Evernote für mich nur als Nachbereitungs- und Lerntool.
Ich hatte daneben noch folgendes: Wie wohl jeder, einfach eine Dropbox in der jeweils die PDF Skripts lagen. In der Vorlesung hatte ich dann (leider erst gegen Ende meines Studums) mein iPad und Goodreader. Mit Goodreader kann man direkt auf den PDFs Notizen erstellen und zwar alle erdenklichen Arten, also auch Skizzen oder notfalls eine ganze Seite mit Freitext. Goodreader synchronisiert automatisch mit der Dropbox, so hatte ich die unterlagen auch auf dem Laptop.
Wenn es richtige Übungen gegeben hat, in denen gerechnet oder überwiegend mit Skizzen Wissen vermittelt wurde, gab es für mich kein besseres System als einen Block und einen Stift. Die Notizen hab ich dann aber i.d.r. hinterher "eingescannt" (=abfotografiert) und in die Dropbox geschoben, weil ich so an das Lernen auf einem Bildschirm gewohnt war, das ich mit Papier nichts mehr anfangen konnte (ist bei vielen älteren genau andersherum, ich weiß).
An meinem System gibt es sicherlich einiges zu verbessern, aber ich hatte dann irgendwann Routine darin und das war aus meiner Sicht in Hinblick auf das Ziel wichtiger als Aufmerksamkeit damit zu verschwenden die Werkzeuge zu optimieren. Ich denke jeder Mensch schafft sich mit der Zeit seine eigene Organisation.