...bei der ganzen Diskussion hier frage ich mich, welchen Nutzen ihr von den "digitalen" Lösungen erwartet? In meinem Fall stand/steht eher das Thema "Dokumenten- bzw. Informationsmanagement" im Vordergrund: Es geht eigentlich nur darum, zwei Dinge zu verbessern und miteinander zu kombinieren:
1. Schnellere und universellere Verfügbarkeit von Dokumenten (als dies mit Papier möglich wäre)
2. Zusammenführung von eigenen Notizen mit bereits vorliegenden (digitalen) Dokumenten
Den "universellen Workflow" bzw. "Out-of-the-Box-Lösungen" für bestimmte Hardwareplattformen scheint es dafür noch nicht zu geben, wohl schlicht deshalb, weil die individuellen Anforderungen zu unterschiedlich sind. Wenn es also keine "Fertig-Workflows" gibt und man folglich anfangs sehr viel (und teuer!) experimentieren muss, sollte man zumindest darauf achten, sich größtmögliche Flexibilität und Kombinierbarkeit von Einzelkomponenten zu ermöglichen - und da sehe ich die Apple-Plattform leider ganz weit abgeschlagen:
Erstens weil iOS auf Sandboxing setzt und daher die Datenaustauschmöglichkeiten von den Implementierungen der einzelnen Apps begrenzt sind (...wenn der Entwickler die Synchronisierung mit einer bestimmten Cloud oder den Export zu bestimmten Apps nicht vorsieht, dann geht es eben nicht...). Lösungen, die den Datenaustausch per generell verfügbarem Dateisystem ermöglichen, sind hier sehr viel flexibler.
Zweitens weil bei Apple-Workflows immer zwei App-Welten (macOS und iOS) kombiniert werden müssen. Hier stellt sich die o.g. Dateiaustausch-Frage in Kombination mit Zwischeninstanzen wie z.B. Clouddiensten, Hardware- und Netzwerkschnittstellen etc.
Ich sehe es durchaus als Vorteil, auf einem Gerät Desktop-Apps und geräteoptimierte Apps (z.B. Notizen-Apps für die Stifteingabe) kombiniert nutzen zu können, ohne mehrere Geräte (bzw. unterschiedliche Geräteklassen) nutzen oder alles in fremde Clouds pumpen zu müssen. Hinzu kommt, daß es für Desktops einfach schon sehr viel länger erprobte Lösungen gibt (beim Informationsmanagement etwa Zotero, Citavi etc...) die sich gut für Kooperationen in "klassischen" universitären Kooperationsworkflows eignen - die will ich auch auf meinem mobilen Arbeitsgerät (Convertible mit Stifteingabe und Tastatur+Touchpad) nutzen. Als klassische Desktop-Software sind sie ohnehin an vielen Unis kostenfrei - warum also nicht nutzen? (Auch nicht vergessen: Offene Dateiformate bzw. Exportmöglichkeiten berücksichtigen, falls man später mal die Tools wechselt!)
Langer Rede kurzer Sinn: Am Ende des Tages muss in der Summe eine Arbeitserleichterung stehen. Und nicht nur das: Es darf keine kritischen Flaschenhälse geben, z.B. bei Zeitknappheit beim Mitschreiben (-> "abgehängt werden"). Generell würde ich das zum Prüfstein eines jeden digitalen Workflows erklären -> alles was langsamer als Papier + Stift ist, scheidet von vorneherein aus. Erst dann kann man aus den verbliebenen Komponenten einen Workflow basteln...