Sterling
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hk1805 schrieb:Wieso sollte jemand der erst 1-2 Jahre dabei ist genauso verdienen wie jemand der 10 Jahre dabei ist?
Wer sich für einen Beruf ordnungsgemäß qualifiziert hat, dem steht es erstmal frei, eine Vergütung zu nehmen, die der Qualifikation angemessen ist. Mit Alter oder Erfahrungen hat das erstmal nichts zu tun. Ein junger Rechtsanwalt, der einen Mandanten erfolgreich vertritt, wird nicht nach seinen Erfahrungen honoriert, sondern nach dem Ergebnis seines Einsatzes. Aufgrund der Tatsache, dass er über ein I. und II. Staatsexamen verfügt, als RA zugelassen ist, wissen Mandanten, mit welchen Kosten sie zu rechnen haben, wenn sie 4 Stunden seiner Zeit für sich in Anspruch nehmen. Das gleiche Prinzip der Mindestvergütung zeigt sich auch beim Zahnarzt, der keineswegs doppelt oder dreifach so teuer sein kann, weil er älter oder erfahrender als ein junger Kollege ist, der erst 2 Jahre eine Praxis hat.
Auch ein Diplom-Designer hat nach seinem Abschluss einen völlig anderen Ausgangspunkt für eine Honorar-Kalkulation als ein ausgebildeter Mediengestalter, denn das eine ist eine Hochschulausbildung und das andere ein Ausbildungsberuf mit Pflicht zur Berufsschule. Nur Kunden muss man die Unterschiede deutlich machen, je nachdem, was diese benötigen. Sollte es einem jungen Designer schon mit der Diplomarbeit gelingen, den internationalen Preis einer Jury zu gewinnen, wird sein Einstiegsgehalt bei einer renommierten Agentur sicher um einiges höher liegen, als für einen langjährig erfahrenen Designer, der bisher keine Auszeichnungen erworben hat.
Wie schon gesagt, mit Alter, Erfahrungen hat die Gestaltung eines Honorars erstmal gar nichts zu tun. Qualifikation ist der erste Faktor, um den es geht, dann das Auftreten und letztendlich ist es eine Frage der Selbstvermarktung. Die Umsetzung des erworbenen Wissens in praktische Projekte dient lediglich dazu, die handwerkliche Sicherheit zu erlangen, über die man nach dem Studium nicht unbedingt verfügt. Aber man sollte niemals Absolventen unterschätzen, die frisch von der Uni oder FH kommen, denn Lebenserfahrung bedeutet nicht unbedingt mehr Geld zu verdienen. Oder glaubst Du, dass jemand, der sich gut vermarktet, automatisch besser ist als andere Kollegen, die mehr im Hintergrund bleiben?
Es gibt keine Reifezeit für eine Dienstleitung, denn nach dem Abschluss sind -- wie im Krieg und in der Liebe -- alle Mittel erlaubt! Die einen machen schnell von sich reden und mischen direkt zu Beginn ganz oben mit und die anderen warten darauf, das man sie entdeckt und die werden alt und grau dabei. Was man für welchen Service in Rechnung stellt, kommt ganz auf das persönliche und fachliche Profil des Anbieters an. Alles nur eine Imagefrage. Wer aus der Werbung kommt, dem erzähle ich nichts Neues.
Wer als frischer Diplom-Designer mit einem Stundenlohn von 85,00 EUR (brutto) beginnt, ist auf der sicheren Seite, wenn es um Entwurf und Konzeption geht. Die technischen Dinge werden extra berechnet, also auch die Erstellung einer Druckvorlage am PC, denn das eine hat mit dem anderen NICHTS zu tun. Wer als Designer alles selbst machen kann, darf auch doppelt kassieren, denn solche Trennungen der Kosten werden auch in der Druckerei praktiziert. Die Druckkosten sind unabhängig von Arbeiten im DTP-Bereich. Bei uns im Videostudio werden Cutter und 3D-Designer auch separat vergütet, selbst wenn der 3D-Designer die Videobeiträge am Ende selbst editiert. Ist schließlich Arbeitszeit (Operator) und die muss der Kunden bezahlen. Wer das macht, spielt nur dann eine Rolle, wenn das Ergebnis nicht so ist, wie vom Kunden gewünscht. Allerdings werden aus 120 EUR pro Std. (3D-Visualisierung) dann 90 Euro pro Std. (Editing), wenn der Designer den Arbeitsplatz wechselt, denn beide Einsatzformen werden unterschiedlich verrechnet. Sollte sich der Designer auch noch dazu breit schlagen lassen, die Pizza für das Team zu liefern, dann geht das aufs Haus, aber die Fahrtkosten werden dem Kunden als Spesen präsentiert. Das klappt bereits seit 1980.
- Sterling
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