Ich finde diese Vorgänge mit den Migrationswellen nicht einfach zu beurteilen. Wie immer gibt es viele mögliche Perspektiven dazu und ich kann mich nicht davon freisprechen, auch zwischen verschiedenen Perspektiven hin und herzupendeln. Auf der einen Seite ist sowas natürlich eine Tragödie und ich würde mir wünschen, dass das nicht passiert. Auch dass die Länder im Süden Europas bereitwillig Flüchtlinge aufnehmen sollten, ist aus Gründen der Menschlichkeit gar keine Frage. Nichtsdestotrotz beschleicht auch mich ein zunehmendes Unbehagen darüber, dass auf Dauer immer mehr Menschen versuchen, in unseren Raum einzudringen und sich hier ein besseres Leben versprechen. Und das aus mehreren Gründen. Wir sollten daher alles tun, damit gar nicht erst solche Auswanderungsströme entstehen, dann würden sich auch diese Tragödien verhindern lassen. Aber ich sehe nicht ein, warum Europa, so viel Wohlstand wie hier auch sein mag, einfach willkürlich alle Flüchtlinge aus ärmeren Ländern aufnehmen sollte. Wir haben schon heute zum Zerreissen angespannte gesellschaftliche Gefüge, die unter Zuwanderung vor allem anderer Kulturen ächzen. Ich habe vor kurzem eine Studie gelesen, nach der es eine gewisse Quote an Zuwanderung gibt, ab der ein gesellschaftliches Wohlwollen und die kulturelle Bereicherung umkippt in Ablehnung und ich habe das Gefühl, wir sind diesem Punkt bereits extrem nah gekommen. Es rumort gewaltig in den westlichen Ländern. Dass dadurch bedingt, die Menschen versuchen, sich wieder an das zu klammern, was ihnen Stabilität und das Gefühl einer gewissen gesellschaftlichen Norm gibt, in der sie sich wohlfühlen, ist absolut normal. Wir haben durch die innereuropäischen Möglichkeiten der Bewegungs-, Siedlungs- und Arbeitsfreiheit so viel gewonnen, dass wir eigentlich wissen sollten, was kulturelle Bereicherung wert ist, aber man merkt auch, dass eben vielen Menschen zu ferne kulturelle Einflüsse Probleme bereiten. Es geht einfach zu schnell und wir sollten das langsamer angehen lassen, dann ist auch Integration kein Problem. Aber hier wird einfach die Anpassungsfähigkeit auch der eigenen Bevölkerung schlicht überstrapaziert. Und das in einer Zeit, in der auch ohne sozial/wirtschaftlich-geprägte Zuwanderung bereits immer mehr Menschen den Wohlstand dahinschwinden sehen und jeder nur noch sieht, dass er sein Stück des Kuchens noch bekommt. Dass das natürlich zu sinkender Bereitschaft zur Hilfe führt ist doch absolut klar. Denn der Mensch ist, so gerne wir auch von seinen moralischen Werten sprechen, am Ende ein Wesen, dass sich selbst und seine Pfründe verteidigen wird. Immer. Alles eine Frage der subjektiven Notwendigkeit.
Wenn man das noch theoretisch untermauern möchte, würde ich sagen, solange sich nicht die Mehrheit der Menschen auf der Maslow'schen Bedürfnispyramide gesichert auf der höchsten Stufe sieht - und nochmal, das ist SEHR subjektiv, deswegen aber nicht minder gültig für eine öffentliche Meinung - wird nicht bereit sein, auch nur einen Deut für völlig Fremde zu machen. Und je mehr Menschen wir auf der Welt sind, desto mehr wird dieser Verdrängungswettbewerb angeheizt und immer mehr um die Ressourcen und den Wohlstand Konflikte entstehen.
Ich kann mich nicht zwischen den beiden Positionen eindeutig entscheiden, denn ich sehe beide Aspekte und das macht es nicht leicht. Denn ich möchte auf der einen Seite gerne Menschen helfen bzw. Hilfsbereitschaft zeigen, aber ich möchte auch nicht, dass das Schule macht und sich plötzlich regelrechte Wellen auf nach Europa machen. Da empfinde selbst ich irgendwann meinen Wohlstand angegriffen und da bin ich ehrlich, wenn das entsprechende Maß erreicht ist, werde ich auch dagegen sein, das noch mehr zu teilen. Menschen tragen immer beide Seiten in sich, wer etwas anderes behauptet, lügt meiner Meinung nach.
@eMacman: Natürlich hast Du Recht damit, dass niemand etwas für seine Herkunft und sein Geburtsland kann. Aber das ist nunmal ein Aspekt, der sich nicht ändern lässt. Weder für die Menschen in Afrika, noch für die Menschen hier. Wir haben z.B. Wasser, die nicht. Sollen wir deswegen jetzt unser Wasser sparen? Hat keiner was von. Worauf ich hinaus will, natürlich kann man aus humanistischer Sicht sagen, wir haben damit auch eine Verpflichtung denen gegenüber, die all das nicht haben, aber da kommen wir dann wieder zu Maslow (s.o.).