Deren Lösungsvorschläge kann man irgendwo zwischen utopisch, banal und versuchen die das nicht schon seit 150 Jahren ohne erfolg einordnen.
Vor 150 Jahren waren die Griechen schwer damit beschäftigt, ihr Land Stück für Stück wieder in Besitz zu nehmen, das fast 400 Jahre lang unter osmanischer Herrschaft gestanden hatte. Dieser Prozess zog sich von 1821 bis 1947 hin. Nach dem Zweiten Weltkrieg brach ein Bürgerkrieg aus, der mit Hilfe der Briten und Amerikaner 1949 sein Ende fand; die Kommunisten wurden vernichtend geschlagen. 1967 erlebte das Land einen Militärputsch, die Folge waren 7 Jahre Diktatur. Das moderne demokratische Griechenland existiert eigentlich erst seit kurzer Zeit.
Wenn man im Zusammenhang mit Griechenland von 150 Jahren spricht, ist das also gar nicht schlecht geschätzt - was die Zeitspanne betrifft, die die Griechen benötigten, um sich nach fast 400 (!) Jahren Fremdherrschaft als Staat neu zu formieren. Und um begreifen zu können, was fast 4 Jahrhunderte ohne eigenen Staat für eine Nation bedeuten, reicht ein Schnupperstudium der neugriechischen Sprache; man wird schnell feststellen, wie sperrig sie ist und wie wenig sie sich weiterentwickelt hat (im Vergleich zu vielen anderen europäischen Sprachen). Das Bild "Die Geheimschule", das einst den 200-Drachmen-Schein zierte, sagt alles:
http://dim-karat.ilei.sch.gr/aitolos/gyzis.jpg .
Wie auch immer, man muss diese historischen Zusammenhänge sehen, wenn man das Griechenland der letzten 40 Jahre verstehen will. Wer das Land kennt, weiß genau, dass die staatlichen Strukturen nie so stabil waren wie hier. Das muss auch der EU klar gewesen sein, als Griechenland in die Eurozone aufgenommen wurde. Es kann irgendwie nicht sein, dass jeder Rucksacktourist mehr über das Land wusste als diejenigen, die über die Aufnahme in den Euro zu befinden hatten. Das begreife ich bis heute nicht, zumal es ja schon seit 1981 - also 25 Jahre vor der Aufnahme in die Währungsunion - EU-Gelder gegeben hatte, die regelmäßig und bekanntermaßen irgendwo im Schmiersystem der Politdynastien versickerten.
Tragisch daran ist, dass nicht wenige Griechen darauf hofften, die EU würde ihrem Land eine zivilisiertere politische Kultur bringen. Noch vor wenigen Jahren diskutierte ich mit einer griechischen Freundin am Athener Flughafen über die Situation. Während ich in meinem Kaffee herumrührte, erzählte sie mir die Story von der Kollision zweier Züge, bei dem es zum Glück nur bei leichtem Sachschaden geblieben war. Doch es kam dabei heraus, dass einer der beiden Züge gar nicht hätte fahren dürfen und er außerdem nur zum Zwecke einer privaten Transportaktion in Bewegung gesetzt worden war. "Ich hoffe, die EU mistet diesen Stall endlich mal aus", sagte sie. Sie dachte wirklich, die Troika würde diesen Job nun übernehmen.
Die Einsicht, dass sich etwas ändern müsse und die Bereitschaft, dafür auch saure Trauben zu schlucken, war da. Und vor allen Dingen den Deutschen, die man in Griechenland aufgrund ihrer Ordnungsliebe stets bewunderte, traute man zu, die entscheidenden Impulse zu setzen - und das trotz des zutiefst unrühmlichen Anteils, den sie an den historischen Unglücken des Landes hatten. Doch die blindwütige, destruktive Austeritätspolitik hat alles kaputtgemacht. Mittlerweile ist auch dem letzten Griechen klar, dass es den Deutschen scheißegal ist, wie es dem Land geht und wohin die Sparpolitik aller Voraussicht nach führen muss - Hauptsache, Ruhe im Karton und ein Europa nach Deutschlands Vorstellungen. Es ist wirklich tragisch.