Gesellschaft Wann ist der Euro kaputt und was kommt danach?

Ich werde den üblen Verdacht nicht los, dass es eine ganze Menge Leute - auch in der europäischen Politik - gibt, die eher Griechenland völlig vor die Hunde gehen lassen würden als einer linken Regierung einen (wirtschaftlichen) Erfolg zu ermöglichen.
 
Ich werde den üblen Verdacht nicht los, dass es eine ganze Menge Leute - auch in der europäischen Politik - gibt, die eher Griechenland völlig vor die Hunde gehen lassen würden als einer linken Regierung einen (wirtschaftlichen) Erfolg zu ermöglichen.

Davon kann man ausgehen. Die negativen Stellungnahmen unserer Politiker zum voraussichtlichen und späteren Wahlsieger waren auch schon unterste Schublade.

Die auf Arte ausgestrahlte Doku zu dem Thema (von Illmind hier schon einmal verlinkt) zeichnet ein völlig anderes Bild über die wirtschaftlichen Zusammenhänge als die wieder einmal von unseren Medien vertretene deutsche Regierungsmeinung. Selbst anerkannte internationale Ökonomen vertreten eine konträre Meinung zur bisherigen Troika-Politik.
 
Ich werde den üblen Verdacht nicht los, dass es eine ganze Menge Leute - auch in der europäischen Politik - gibt, die eher Griechenland völlig vor die Hunde gehen lassen würden als einer linken Regierung einen (wirtschaftlichen) Erfolg zu ermöglichen.

Was heißt hier Erfolg, wenn ich meine gesamte Bevölkerung verbeamte und alle ab 50 in Rente schicke und niemand Steuern zahlt, ist das zwar ein Erfolg, aber nicht sehr nachhaltig. Die Griechen haben ihr eigenes Geld verteilt und jetzt verteilen sie seit Jahren das Geld der Anderen. Das Konzept der derzeitigen national und sozialistischen Koalition funktioniert ausschließlich mit fremdem Geld. Der gewünschte Schuldenschnitt bedeutet einfach nur Platz für neue Schulden. Die Empörung mit der Trojka bedeutet nur, dass sie Geld haben wollen ohne Gegenleistungen.

Ich muss mich immer an die Boomzeiten in Griechenland (war so um die Jahrtausendwende) erinnern. Die Griechen, die zur Fortbildung bei uns waren, meinten immer, dass wir blöd seien, wir arbeiteten zu viel, das Wetter und Essen sei scheisse und wir hätten keinen steuerfreien Zweitjob (die Jungs haben in Griechenland damals schon um 12h ihren Arbeitsplatz verlassen und haben nach Mittagessen um 14h mit der Schwarzarbeit angefangen). Gleichzeitig hat die griechische Regierung massenhaft langjährige und erfolgreiche Forschungsprojekte eingestampft - mit der Begründung, das sei jetzt Sache der EU. Kein Mensch kann dort legale Geschäfte machen, das ist alles viel zu korrupt. Wer sich dort an die Gesetze hält, wird sehr schnell eingebremst, so was ist nicht vorgesehen. Das ist einfach kein funktionierender Staat. Es ist einfach schade um die vielen Milliarden, die letztendlich versickern. Die neue Regierung wird dort folgt nur alten Reflexen, erst will sie wieder Kumpels verbeamten, dann werden sich die Chefs bereichern und als nächstes ist die goldene Morgenröte oder wie die Jungs heißen an der Macht und macht genau das gleiche wieder.

Woran man erkennen könnte, dass die neue Regierung erfolgreich arbeitet, wäre, wenn Attentate auf ihre Chefs durchgeführt werden. So lange dies nicht der Fall ist, ziehen nach wie vor die gleichen Personen in Griechenland die Strippen.
 
Die Empörung mit der Trojka bedeutet nur, dass sie Geld haben wollen ohne Gegenleistungen.

Das stimmt definitiv nicht. Sie wollen nicht einfach nur Geld nehmen, sondern sie wollen mitbestimmen. Und das wohl zu Recht, denn die Gegenleistungen, die die Troika bislang verlangte, waren kaum dazu geeignet, das Land wieder auf die Füße zu stellen, ganz im Gegenteil.

Die neue Regierung wird dort folgt nur alten Reflexen, erst will sie wieder Kumpels verbeamten, dann werden sich die Chefs bereichern und als nächstes ist die goldene Morgenröte oder wie die Jungs heißen an der Macht und macht genau das gleiche wieder.

Es ist die erste griechische Regierung, die mit den alten Karamanlis-/Papandreou-Dynastien nichts zu tun hat. Bei dem von den deutschen Medien mit Vorschuss-Malus bedachten Finanzminister Varoufakis handelt es sich allem Anschein nach um einen Machertyp, dem man wirklich abnimmt, dass er sich ökonomisch auskennt, für Steuergerechtigkeit sorgen und die Korruption bekämpfen will. Warum der EU irgendein ND-Weichei unter dem Oberschleimer Samaras lieber gewesen wäre, ist nur dann zu verstehen, wenn man davon ausgeht, dass der von Deutschland geführten EU scheißegal ist, was aus Griechenland wird. Hauptsache Ruhe im Karton, das war lange Zeit das eigentliche Ziel der Merkel-Regierungen. Die Ära der aufgezwungenen Austeritätspolitik neigt sich nun aber dem Ende zu. Europa wird sich entscheiden müssen, ob und ggf. wie es mit der "europäischen Idee" weitergehen soll. Gut so.
 
Na ja, die Griechen verbrennen Milliarden und ändern nichts. Wenn ich höre, dass sie jetzt ihr Steuerwesen und Rentenwesen reformieren wollen und auch die Reichen zum Steuerzahlen animieren wollen, könnte ich kotzen. Die Geschichte erzählen sie schon seit Jahren und werden sie noch viele Jahre erzählen.
Mit dem Geld könnte man in Afrika Wunder wirken und in anderen europäischen Staaten den Lebenstandard verbessern, jedes Jahr Milliarden an einen gescheiterten Staat, eine Kleptokratie inmitten Europas zu überweisen ist doch pervers.
Griechenland muss endlich pleite gehen dürfen und die Milliarden sollen dann in humanitäre Hilfe gesteckt werden, damit sie dort bei den armen Menschen ankommt. Danach können die Griechen von mir aus entscheiden, ob sie europäische Hilfe beim Staatsaufbau haben wollen, oder eben so weiter wurschteln.

Aber ich finds gut was die griechischen Politiker machen, wenn der Euro alternativlos ist, dann sollen die Deutschen gefälligst die Klappe halten und bedingungslos zahlen. Wie bei jeder guten Erpressung, hat der Erpresste nicht über die Verwendung des Geldes zu entscheiden.
Im Herbst kommen dann die Spanier dran. Warum sollten die für ihre Reformbemühungen bestraft werden? Wenn die Griechen, Schuldenschnitte, günstige Zinsen und lange Laufzeiten bekommen, sollten die Spanier, die erfolgreicher waren doch noch bessere Bedingungen bekommen. Ich drücke Podemos die Daumen....

Wenn man liest, dass jetzt viele Griechen Steuerzahlungen eingestellt haben, weil sie mit dem Syriaza Sieg gerechnet haben und dem Staat dort deshalb noch ein paar Milliarden fehlen. Ich würde auch gerne mal die Steuerzahlungen einstellen.
Das werde ich nach 4 Wochen gepfändet und nach 8 Wochen sitze ich in Beugehaft.



Die Regierungen die bis jetzt an der Macht waren sind doch die Wurzel allen Übels. Selbst haben sie sich bereichert, die Taschen voll gestopft. Meint hier denn irgendjemand, die würden Reformen durchziehen, die ihren eigenen Reichtum untergraben könnten? Deswegen ist die neue Regierung für die Griechen selbst auch ein Lichtblick und sie schöpfen Hoffnung, weil bisher nur die Mittelschicht leiden musste (siehe Link zum Troika Film). Was da abgezogen wurde ist für uns hier unvorstellbar. Es gibt nur noch arm und reich. Entweder du verdienst Geld (wie die Politiker und das nicht zu wenig…) oder du stirbst, weil du dir nicht mal mehr was zu Essen leisten kannst.

Und das mit der Beugehaft ist in Griechenland nicht anders. Dort wirst du eingebuchtet wenn deine Steuerschuld nur 50 Cent beträgt und dort bleibst du so lange bis du sie bezahlen kannst. Das Problem ist aber, dass viele Griechen ÜBERHAUPT kein Einkommen mehr haben. Dass die humanitäre Krise noch nicht so groß ist liegt daran, dass die Griechen ein sehr familäres Volk sind.. Die Familie wohnt unter einem Dach und teilt sich alles, was hierzulande ja schon lange der Vergangenheit angehört. Aber wenn es um medizinische Versorgung geht? Prost Mahlzeit. Ein Kind bekommen kostet mindestens 5000 Euro, alles andere? Utopisch

Varoufakis ist die einzige Hoffnung die die Griechen und auch ich habe. Er ist kompetent, er weiß was zu tun ist und er weiß, dass es so nicht weitergehen kann. Er und die Partei wollen Griechenland von Grund auf reformieren, die Korruption beenden (Arzt schmieren, Mechaniker schmieren, alles schmieren… meinst du die Griechen selbst mögen Schmiergeldzahlungen? sie sind ihnen ausgesetzt und können sich nicht wehren)

Die Mindestlöhne erhöhen, die Steuern ein bisschen senken.. Was denkst du denn warum die Wirtschaftskraft Griechenlands so dramatisch zusammengebrochen ist? Super.. die Leute verdienen nur noch 400 Euro im Monat und müssen damit mehrköpfige Familien durchbringen (auch die Eltern usw.), die Steuern wurden aber trotzdem erhöht und es ist quasi unmöglich ein Unternehmen auf den Beinen zu halten, weil du so viele Steuern abdrücken musst, dass ein profitables Unternehmen fast nicht zu meistern ist. Was denkst du warum noch keine großen Unternehmen nach GR gegangen sind? Dort zahlst für Arbeitskräfte 1/4 von dem Gehalt hierzulande, trotzdem lohnt es sich nicht, weil die Unternehmenssteuern absurd sind.

Die letzten Jahre war man schlicht und ergreifend damit beschäftigt das Land zu vernichten, Hunderttausende wandern aus und die jetzige Regierung ist die erste seit Jahrzehnten, die frischen Wind in die ganze Sache reinbringen kann.

Schäuble will aber lieber mit der korrupten, alten Regierung zusammenarbeiten. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Man erinnere sich nur an den vergessenen, schwarzen Koffer

Gebt dieser Regierung eine Chance und hört nicht auf die Propaganda, die wie Blinddarm gesagt hat inzwischen auf allen Kanälen zu hören ist. Schaut euch die Punkte der griecheischen Regierung an, lest das Buch von Varoufakis und begreift, dass ihr ihnen in jedem einzelnen Punkt nur Recht geben könnt. Die korrupten Verbrecher sitzen eher in unseren eigenen Reiehen.

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Ergänzung zu Varoufakis: Mein Eindruck ist, dass er ein Idealist ist, der den Menschen und den Unternehmen will (die Betonung liegt auf Menschen, und, Unternehmen und helfen) und er hat so viel Sachverstand, dass er das tatsächlich schaffen kann (vielleicht vergleichbar mit Ludwig Erhardt). Er weiß was zu tun ist damit Griechenland ein soziales, aber trotzdem liberales Land wird / bleibt, welches gute Bedingungen für Unternehmen bietet, damit das BIP wieder wächst und die Schulden wieder bezahlbar werden könnten. Er hat mit keiner Silbe gesagt, dass er unvernünftig handeln will und wieder 10 % Schulden pro Jahr machen will, er will einen soliden Weg einschlagen.

Allerdings habe ich das Gefühl, dass die Eurogruppe keinerlei Interesse daran hat. Sie wollen eher ein unterwürfiges, vollkommen abhängiges Land haben und darum braucht man die Schulden. Dazu muss man nur das Buch "Bekenntnisse eines Economic Hitman" lesen um die neoliberale Ideologie zu verstehen. Varoufakis ist mMn ein Gegner dieser Ideologie.

Edit: Wie gesagt: die unterwürfigen Speichellecker-Regierungen unter Samaras etc. werden den Teufel tun und ihren eigenen Reichtum untergraben und würden deswegen alles tun, was die Troika fordert. Die neue Regierung veröffentlicht derzeit alle Schweinereien, die in den letzten Jahren / Jahrzehnten vor sich gingen und deswegen ist die Angst bei den alten Parteien und der Eurogruppe so groß vor dieser Regierung. Unter der alten Garde hätte die Eurogruppe den Griechen noch Billionen hinterhergeschossen, davon ist auszugehen. Erst mit dem frischen Wind hört man erstmals Kommentare, dass ein Rauswurf überhaupt Thema ist.
 
Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Selbst wenn Varoufakis uns Tsipras tatsächlich (nur) redliche Absichten hätten, sie brauchen den Partei- und Regierungsapparat. Ich stimme allerdings damit überein, dass es nicht schlimmer als mit den alten Regierungen werden kann und dass das Griechenbashing hier völlig unangebracht ist.

BILD schrieb:
NEIN!
Keine weiteren Milliarden für die gierigen Griechen!

Sind Sie auch gegen weitere Milliarden-Hilfen für die Griechen? Dann machen Sie mit: Diese BILD-Seite mit dem Aufruf „Nein!“ herunterladen (Links-Klick ins Bild und PDF speichern), ausdrucken und hochhalten. Machen Sie ein Foto von sich und dem Aufruf – und schicken Sie das Selfie per Mail an: 1414@bild.de. Bitte geben Sie Ihren Namen und Ihre Handynummer für Rückfragen an.

Gibt es da tatsächlich Leute, die bei so einem Schrott mitmachen?
 
Na ja, man muss ihnen halt von Seite der Eurogruppe die Chance geben den Laden aufzuräumen. Jetzt sind sie gerade mal einen Monat an der Macht und das einzige Thema, mit dem sie sich hauptsächlich beschäftigen mussten war die Eurokrise. Jetzt haben sie 4 Monate Aufschub bekommen, aber ich befürchte, dass es die letzten 4 Monate sein könnten.

Ich gehe davon aus, dass es 3 Möglichkeiten für die griechische Regierung gibt, allerdings nur 2 wirkliche Alternativen
1. Es bleibt alles wie es ist
2. Die Eurogruppe lockert die Sparmaßnahmen und gibt ihnen Raum um ihre Vorstellungen durchzusetzen -> Erfolge in 2, 3 Jahren
3. Griechenland muss den Euro verlassen, ist pleite und fängt mit einer neuen Währung neu an -> kurzzeitig heftige Krise, danach hoffen auf den Neuanfang
Ich schätze, dass Punkt 1 kein Thema ist. Das bedeutet den Untergang des Landes ohne Aussicht auf ein Ende. Es gibt nur 2 Alternativen für die Griechen und das sind 2. und 3. und 3. bedeutet auch eine Katastrophe für die Eurozone.

Die Politik denkt doch nicht wirklich, dass ihre Mechanismen die Länder der Eurozone schützen? Land nach Land müsste auf die gleiche Art wie Griechenland austreten und es wird den europäischen Steuerzahler Billionen kosten.

Das muss man sich ja nur aus Sicht eines Investors sehen. Das Vertrauen in die Eurozone wäre zerstört, nicht mehr vorhanden. Würde noch irgendjemand in die Anleiehen von Staaten wie Italien oder Spanien, Portugal investieren, wenn ich die Befürchtung haben muss, dass das Land aus der Eurogruppe rausgeworfen werden kann und mein Geld unwiderruflich weg ist? "Der Markt" würde die Eurozone "angreifen", dabei hat sich die Eurozone dann selbst den Strick um den Hals gelegt.

Auf uns würden unglaublich große Forderungen zukommen, die Schuldenbremse zieht und selbst Deutschland stände unter dem Diktat der Troika, falls es den Euro dann überhaupt noch gibt.

Das sind die Konsequenzen, die die Kritiker schon vor Jahren mit dem ESM befürchtet haben und wenn die Eurozone weiterhin so fahrlässig handelt wird auch der Tag einmal kommen.
 
Na ja, man muss ihnen halt von Seite der Eurogruppe die Chance geben den Laden aufzuräumen. Jetzt sind sie gerade mal einen Monat an der Macht und das einzige Thema, mit dem sie sich hauptsächlich beschäftigen mussten war die Eurokrise. Jetzt haben sie 4 Monate Aufschub bekommen, aber ich befürchte, dass es die letzten 4 Monate sein könnten.

Wie sollen die denn den Laden aufräumen? Die zusammengewürfelte Gruppe aus (Ex-)Kommunisten und enttäuschten Sozialdemokraten, Ökos und anderen hat keine strukturelle Mehrheit im Land. Korruption kann man nur mit drastischen Maßnahmen in Verbund mit einem Mentalitätswechsel und - ebenso wichtig - mit der Bekämpfung ihrer Notwendigkeit (wenn ich nur gegen Bezahlung eine Behandlung / Medikamente bekomme, zahle ich zwangsläufig, wenn ich es mir leisten kann, wenn ich als griechischer Unternehmer von den neuen Troika-Steuern in meiner Existenz bedroht bin, versuche ich diese zum umgehen, um mein Unternehmen zu retten) in den Griff kriegen.
Die viele Mitglieder der neuen Regierungsparteien aber auch schon Jahrzehnte im politischen Geschäft sind, ist davon auszugehen, dass sie, oder nahe Verwandte und Bekannte ebenfalls belastet sind. Kein Grieche, den ich kenne, ist optimistisch (waren sie unter Samaras und Co. natürlich auch nicht).
 
Grundsätzlich hat die neue griechische Regierung recht. Der Staat ist pleite, die Hilfsmilliarden haben nicht geholfen sondern nur die Insolvenz verschleppt. Griechenland wird die Schulden niemals zurückzahlen können.
Deren Lösungsvorschläge kann man irgendwo zwischen utopisch, banal und versuchen die das nicht schon seit 150 Jahren ohne erfolg einordnen.
Da ich mein ganzes Vermögen gegen den Euro gesetzt habe, hoffe ich natürlich auf weitere Unterstützung der Dauerkrisenländer mit vielen Milliarden und dass die anderen Länder nun ebenfalls die Sparbemühungen einstellen werden. Wenn dann Draghi noch schon alles aufkauft, dürfte der Euro in spätestens 5 Jahren Geschichte sein. Der Dax macht das Erwartete nur mit dem Goldpreis liege ich noch falsch. Er müßte mMn demnächst ebenfalls stark ansteigen.

Es ist halt pervers, dass ich als Selbstständiger, wenn ich 10.000 Euro habe, die lieber in Aktien stecke als in den eigenen Laden.
 
Kein Grieche, den ich kenne, ist optimistisch (waren sie unter Samaras und Co. natürlich auch nicht).

Ich höre das Gegenteil. Eine große Mehrheit der Griechen steht gerade geschlossen hinter der Regierung. Es gab zum ersten Mal überhaupt Demonstrationen FÜR die Regierung. Na ja, wir werden sehen was passiert.

Wenn die aktuelle Regierung sich fügt oder scheitert kann man aber fast sicher davon ausgehen, dass über kurz oder lang die Neonazis an die Macht kommen und das dürfte dann sowieso der Super-Gau sein. 1932 Reloaded.
 
Deren Lösungsvorschläge kann man irgendwo zwischen utopisch, banal und versuchen die das nicht schon seit 150 Jahren ohne erfolg einordnen.

Vor 150 Jahren waren die Griechen schwer damit beschäftigt, ihr Land Stück für Stück wieder in Besitz zu nehmen, das fast 400 Jahre lang unter osmanischer Herrschaft gestanden hatte. Dieser Prozess zog sich von 1821 bis 1947 hin. Nach dem Zweiten Weltkrieg brach ein Bürgerkrieg aus, der mit Hilfe der Briten und Amerikaner 1949 sein Ende fand; die Kommunisten wurden vernichtend geschlagen. 1967 erlebte das Land einen Militärputsch, die Folge waren 7 Jahre Diktatur. Das moderne demokratische Griechenland existiert eigentlich erst seit kurzer Zeit.

Wenn man im Zusammenhang mit Griechenland von 150 Jahren spricht, ist das also gar nicht schlecht geschätzt - was die Zeitspanne betrifft, die die Griechen benötigten, um sich nach fast 400 (!) Jahren Fremdherrschaft als Staat neu zu formieren. Und um begreifen zu können, was fast 4 Jahrhunderte ohne eigenen Staat für eine Nation bedeuten, reicht ein Schnupperstudium der neugriechischen Sprache; man wird schnell feststellen, wie sperrig sie ist und wie wenig sie sich weiterentwickelt hat (im Vergleich zu vielen anderen europäischen Sprachen). Das Bild "Die Geheimschule", das einst den 200-Drachmen-Schein zierte, sagt alles: http://dim-karat.ilei.sch.gr/aitolos/gyzis.jpg .

Wie auch immer, man muss diese historischen Zusammenhänge sehen, wenn man das Griechenland der letzten 40 Jahre verstehen will. Wer das Land kennt, weiß genau, dass die staatlichen Strukturen nie so stabil waren wie hier. Das muss auch der EU klar gewesen sein, als Griechenland in die Eurozone aufgenommen wurde. Es kann irgendwie nicht sein, dass jeder Rucksacktourist mehr über das Land wusste als diejenigen, die über die Aufnahme in den Euro zu befinden hatten. Das begreife ich bis heute nicht, zumal es ja schon seit 1981 - also 25 Jahre vor der Aufnahme in die Währungsunion - EU-Gelder gegeben hatte, die regelmäßig und bekanntermaßen irgendwo im Schmiersystem der Politdynastien versickerten.

Tragisch daran ist, dass nicht wenige Griechen darauf hofften, die EU würde ihrem Land eine zivilisiertere politische Kultur bringen. Noch vor wenigen Jahren diskutierte ich mit einer griechischen Freundin am Athener Flughafen über die Situation. Während ich in meinem Kaffee herumrührte, erzählte sie mir die Story von der Kollision zweier Züge, bei dem es zum Glück nur bei leichtem Sachschaden geblieben war. Doch es kam dabei heraus, dass einer der beiden Züge gar nicht hätte fahren dürfen und er außerdem nur zum Zwecke einer privaten Transportaktion in Bewegung gesetzt worden war. "Ich hoffe, die EU mistet diesen Stall endlich mal aus", sagte sie. Sie dachte wirklich, die Troika würde diesen Job nun übernehmen.

Die Einsicht, dass sich etwas ändern müsse und die Bereitschaft, dafür auch saure Trauben zu schlucken, war da. Und vor allen Dingen den Deutschen, die man in Griechenland aufgrund ihrer Ordnungsliebe stets bewunderte, traute man zu, die entscheidenden Impulse zu setzen - und das trotz des zutiefst unrühmlichen Anteils, den sie an den historischen Unglücken des Landes hatten. Doch die blindwütige, destruktive Austeritätspolitik hat alles kaputtgemacht. Mittlerweile ist auch dem letzten Griechen klar, dass es den Deutschen scheißegal ist, wie es dem Land geht und wohin die Sparpolitik aller Voraussicht nach führen muss - Hauptsache, Ruhe im Karton und ein Europa nach Deutschlands Vorstellungen. Es ist wirklich tragisch.
 
Mittlerweile ist auch dem letzten Griechen klar, dass es den Deutschen scheißegal ist, wie es dem Land geht und wohin die Sparpolitik aller Voraussicht nach führen muss - Hauptsache, Ruhe im Karton und ein Europa nach Deutschlands Vorstellungen. Es ist wirklich tragisch.

Da hast Du recht, und das üble für die deutschen Bürger ist, dass das Scheißegal auch für die eigene Bevölkerung gilt und auch nur für den Zeitraum von 1 bis 2 Legislaturperioden. Nach Merkel und Schäuble die Sintflut. Wenn die Rentner und Sparer merken, dass sie enteignet wurden, ist es zu spät. Hier rutscht eine ganze Generation durch diese Politik in die unverschuldete Altersarmut. Ich gehe davon aus, dass mir meine Einheitsrente irgendwann nur noch für eine Tankfüllung reichen wird.

 
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Fest steht jedenfalls, dass die Troika nicht zur einer Verminderung der Korruption geführt hat, sondern diese, z.B. durch die Privatisierungsauflagen, verstärkt hat, wo sich Oligarchen profitabele Staatsbetriebe gesichert haben.
 
Wenn die Rentner und Sparer merken, dass sie enteignet wurden, ist es zu spät.
Vielleicht solltest du ab und zu mal beim DLF reinzappen und dich ein bisschen weiterbilden, anstatt dich an persönlichen Befindlichkeiten aufzuhängen.

Ein Anfang: http://www.deutschlandfunk.de/grosse-koalition-pulver-verschossen.858.de.html?dram:article_id=312915

DA sollten wir ansetzen. Mit Griechenland hat das erstmal wenig zu tun.

Griechenland ist ein Symptom. Keine Ursache.
 
Vielleicht solltest du ab und zu mal beim DLF reinzappen und dich ein bisschen weiterbilden, anstatt dich an persönlichen Befindlichkeiten aufzuhängen.

Ein Anfang: http://www.deutschlandfunk.de/grosse-koalition-pulver-verschossen.858.de.html?dram:article_id=312915

DA sollten wir ansetzen. Mit Griechenland hat das erstmal wenig zu tun.

Griechenland ist ein Symptom. Keine Ursache.

Das sehe ich ähnlich, die Politik der schwarzen Null ist das blödeste was ich jemals gehört habe. Schäuble handelt wie der schwäbische Hausmann, für einen Industriestaat ist das aber völlig daneben.

Griechenland ist kein Symptom, sondern eine eigenständige Krankheit. Der Euro war die falsche Therapie für diese Erkrankung. Das Schäublesche "Hilfspaket" nur noch mehr falsche Therapie, da hat Syriaza recht. Der fehlkonstruierte Euro ist die Wurzel allen Übels.
 
Krieg ist das letzte verfügbare mittel, um die interssensgelenkte herrschaft, unter dem deckmantel der demokratie, zu "verteidigen", oder gar auf reset zu setzen. Früher oder später wird unsere bekannte weltordnung implodieren, denn sie ist nicht auf nachhaltigkeit ausgelegt, und ich bezweifel, dass man diesen systemfehler überhaupt korrigieren kann. haltet mich für verrückt, aber ich mache mir ab und an meine gedanken wo ich sicheren unterschlupf auf der welt finden kann, sollte es soweit kommen. ich bin überzeugt, dass ich, ende 20, dieses szenario noch erleben werde. Viele indizien aus literatur und wissenschaftichen publikationen, deuten darauf hin und mahnen das rücksichtslose treiben und handeln aufs schärste, bereits seit den späten 60ern. Die gegenwärtige politische und wirtschaftliche situation und daraus abgeleitete entscheidungen bekräftigen meine auffassung.

"Moderne Demokratien existieren lange genug, und neoliberale Kapitalisten hatten genug Zeit, um zu lernen, wie man sie untergräbt. Sie verstehen sich meisterlich in der Technik, die Instrumente der Demokratie zu infiltrieren - die unabhängige Justiz, die freie Presse, das Parlament - und sie zu ihren Zwecken umzuformen.“
Arundhati Roy
 
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