Der Beitrag ist aber extra provokativ geschrieben?
Geht so. Es ist eine "allgemein" bekannte Tatsache, dass die Sparkassen unter ihrer Infrastruktur ächzen. Die Kunden tragen das Geld lieber zu anderen Banken, die lukrativere Konditionen bieten, die Sparkassen leiden darunter, dass sie immer weniger Finanzprodukte abseits der Kontoführung verkaufen können und müssen dementsprechend Gebühren nehmen.
Was die Rahmenverträge mit anderen Banken angeht.. Na klar zahlen die dafür, dass sie die Automaten ihren Kunden kostenlos zur Verfügung stellen. Steht aber kaum in einem Verhältnis. Zumal die Sparkassen für 50 Automaten in Stadt x nicht mehr nehmen können als Bank y für 15 Geldautomaten. Die 35 zusätzlichen Automaten bringen der Konkurrenz nämlich kaum Mehrwert.
Und der Kunde zahlt es natürlich schon gar nicht. Schließlich ist er bei einer Direktbank weil er eben keine Gebühren zahlen will.
Die Problematik ist letztlich: Mit so einem Sparmodell kann man ein Unternehmen oder eine Dienstleistung aus dem Markt kalkulieren. "Schuld" sind da letztlich die Kunden. Schau dich mal um wieviele Einzelhandelsgeschäfte mit Beratung es noch gibt, die Fernseher verkaufen. Saturn und Media Markt haben dafür gesorgt, dass die kleinen Geschäfte verschwinden. Das gilt analog (oder noch mehr) für andere Produkte. Der letzte Laden weit und breit für elektronische Bauelemente hier im Ort macht Ende des Jahres dicht.
Und ja. Das Problem ist sowohl bei den Sparkassen als auch beim Einzelhandel zum Teil hausgemacht. Sparkassen sind gefühlt so modern wie die Deutsche Bundespost in den 80ern und im Einzelhandel will mehr bezahlen als er muss wenn das Sortiment letztlich doch nur ziemlich mager ausfällt. Zumal es Studien gibt, die zeigen, dass sich Kunden online informieren und vor Ort kaufen.
Wir dürfen uns in x Jahren aber auch nicht darüber beschweren, dass es vor Ort nur noch Einheitsbrei, große Ketten und überteuerte Angebote gibt. Und das wird passieren. Kauf im Media Markt mal ein HDMI Kabel und dann geh mal in ein kleines Fachgeschäft. Bei MM zahlst du 30 Euro, im Fachgeschäft 15. Das Gleiche kannst du dann nochmal mit Kleidung probieren. Bei H&M kostet ein T-Shirt von der Qualität eines Putzlappens 20 Euro, im Fachgeschäft nicht unbedingt weniger, dafür sieht letzteres aber nach 3 Jahren noch aus wie aus dem Laden während du den anderen Lumpen schon vor 2 Jahren entsorgt hast.
Wir bekommen das was wir bezahlen. Und wenn der letzte Optikermeister dicht gemacht hat, dann werden wir sehen, dass Fielmann eben nicht billiger ist. Nur die Beratung ist billiger.
Wer was wo kauft ist mir persönlich einigermaßen egal. Ich kann den Trend eh nicht aufhalten und letztlich ist das Privatsache. Was ich von meinen Mitmenschen aber erwarte ist Hirn. Und das bedeutet, dass man nicht nur von 12 bis Mittag denkt sondern sich auch bewusst ist, dass Handeln Folgen hat.
Man muss nicht jeden Blödsinn subventionieren und schon gar nicht aus Mitleid zu Apothekenpreisen einkaufen. Aber
wenn es xy irgendwann nicht mehr gibt, dann sollte man zweimal überlegen, ob man einen Thread zum Thema "früher war alles besser" aufmacht.
Wir sind alle Teil des Problems und haben irgendeine Rolle dabei. Wenn wir alle SUVs kaufen, dürfen wir uns nicht darüber beschweren, dass es weniger Parkplätze gibt. Denn wo früher 20 Autos in einer Straße geparkt haben, passen heute eben nur noch 12 hin. Was man daraus letztlich für sich ableitet bleibt jedem selbst überlassen. Es kam aber nunmal keine außerirdische Macht und hat die Straße auf wundersame Weise verkürzt.
Vielleicht ist jetzt deutlicher worauf ich hinaus will.