Sozialphobie?

Wie kommst Du mit Deinem sozialen Umfeld klar?

  • Habe starke Probleme mit Mitmenschen

    Stimmen: 27 26,5%
  • Habe kleinere Probleme mit Mitmenschen, aber alles im grünen Bereich

    Stimmen: 39 38,2%
  • alles wie gehabt

    Stimmen: 36 35,3%

  • Umfrageteilnehmer
    102
  • Umfrage geschlossen .
Du hast wirklich keine Ahnung, was ein Arzt leisten kann, oder?
Hast Du die Erfahrung gemacht, dass die Dich als gesund wieder weggeschickt haben oder falsch diagnostiziert, oder woher kommt diese Überheblichkeit?



Das stimmt eben nicht automatisch. Ein Arzt mit Erfahrung guckt Dich an und sieht wie Du Dich bewegst, wie Du sprichst, lässt sich aus Deinem Alltag erzählen, und entscheidet erst dann, ob die Symptome für diese Krankheit sprechen, oder für jene (die Du garnicht auf dem Schirm hast), oder ob Du nur ein allgemeines Bedürfnis hast nach Streicheleinheiten oder deren zeitgemäßem Ersatz: Psychopharmaka.

Ja die Erfahrungen haben wir ohne Ende gemacht. Ich schreibe dazu mal später wenn ich zu Hause bin. Das hat nichts mit Überheblichkeit zu tun.
 
Moin,

Du hast wirklich keine Ahnung, was ein Arzt leisten kann, oder?
Hast Du die Erfahrung gemacht, dass die Dich als gesund wieder weggeschickt haben oder falsch diagnostiziert, oder woher kommt diese Überheblichkeit?



Das stimmt eben nicht automatisch. Ein Arzt mit Erfahrung guckt Dich an und sieht wie Du Dich bewegst, wie Du sprichst, lässt sich aus Deinem Alltag erzählen, und entscheidet erst dann, ob die Symptome für diese Krankheit sprechen, oder für jene (die Du garnicht auf dem Schirm hast), oder ob Du nur ein allgemeines Bedürfnis hast nach Streicheleinheiten oder deren zeitgemäßem Ersatz: Psychopharmaka.

Da fällt mir der alte Mediziner-Witz ein: "Sie fühlen sich gesund? Kommen Sie in meine Praxis, das kriegen wir hin!"
 
Das stimmt nicht! Es ist völlig normal zu reflektieren wie man sich bewegt oder wie man geht, jedenfalls in der Pubertät*.
Alle Menschen in meiner Umgebung haben es getan.

Ich kenne dagegen keinen, der das getan hat - und erst recht nicht in der Pubertät.
 
Ja die Erfahrungen haben wir ohne Ende gemacht. Ich schreibe dazu mal später wenn ich zu Hause bin. Das hat nichts mit Überheblichkeit zu tun.

Die Mühe kannst Du Dir sparen - man hört heutzutage an jeder Ecke so viele Geschichten dieser Art, dass es nur noch zum Gähnen ist, und es ist auch nicht so, dass bei mir selber jeder Arztbesuch hilfreich gewesen wäre. Auch ich hatte den Fall, dass eine Kontrolldiagnose diametral entgegengesetzt ausfiel, und ich mich selbst entscheiden musste, welchem Arzt ich glaube.

Worauf mein Posting abzielte ist zu sagen, dass ein Arzt mehr sein kann, als ein Lexikon auf Beinen. Und die Erfahrung habe ich auch schon machen dürfen.

Nicht immer bringt es Dich weiter, an irgendwelchen Symptomen herumzudoktern - weder wenn Du es selbst tust, noch wenn ein Arzt es tut.
Es sind die Erwartungen der Patienten, die die Ärzte zwingen, dies zu sagen oder das zu verschreiben. Die würden nämlich schlicht unzufrieden sein, wenn sie ohne übel klingenden Krankheitsnamen und Rezept aus der Praxis gingen. Das Baby muss immer einen Namen kriegen, sonst gugeln sich die Leute selber einen. Was Du bestätigst.
 
Hallo Flapy,

@Andi
Ja, das eine kann man zur Substitution des Anderen benützen. Wenn dann beide wegfallen wird es hart.
Ein Benzoentzug steht einem Opientzug in nichts nach. Viele sagen auch ein Benzoentzug wär noch härter.
Bist Du für die Bekannten Ansprechpartner oder beobachtest Du das einfach aus der Ferne?

nun ja - das war vor 20 Jahren und in einem anderen Bundesland. Ich spreche aber schon noch ab und an mit denen die noch leben.

Gruß Andi
 
Ich habe den Thread durchgelesen und musste erst überlege, ob ich was dazu schreibe. Da hier aber erstaunlich achtsam mit dem Thema umgegangen wird, oute ich mich auch. Ich habe oft Angst vor Menschen. Aus ganz verschiedenen Gründen. Aber hauptsächlich, weil ich von frühester Kindheit an geprägt wurde, dass jeder Mensch grundsätzlich gewalttätig ist. So etwas wie Urvertrauen, oder gar einen liebevollen Umgang miteinander, habe ich erst im Erwachsenenalter kennengelernt. Ich hatte also keine Chance, ein „normales“ Sozialverhalten zu erlernen.

Deshalb fühlte ich mich immer als nicht zugehörig, irgendwie anders und war bzw. bin es auch. Gedankenschleifen, wie sie beschrieben wurden, kenne ich auch zur Genüge. Aber nach ein paar Runden Traumatherapie sind sie in den Hintergrund gerückt. Nur die Angst, die bleibt. Da hilft auch keine Therapie mehr, diese Prägung sitzt zu tief. Auch ich greife zu verschiedenen Medikamenten. Über die Jahre ist mein „Chemielabor“ zum Glück erheblich geschrumpft, dafür sind die verbliebenen Medis erheblich potenter.

Einem Menschen zu vertrauen, ist bis heute eine große Herausforderung für mich. Ich kann Sympathie empfinden und jemanden mögen, aber ganz hinten in der Ecke bleibt dieses Ur-Misstrauen. Ich rechne einfach damit, dass es einen schmerzhaften Preis hat, wenn mir jemand zeigt, dass er mich mag. (Der einzige Mensch, bei dem das nicht so ist, ist mein Sohn. Das war ein hartes Stück Arbeit. Um ihn gewaltfrei großziehen zu können, habe ich eine Therapie begonnen, als er noch ein Kleinkind war.)

Durch diese Fehlprägung habe ich es nicht geschafft, mir einen stabilen Bekannten- oder gar Freundeskreis aufzubauen. Es gab eine Hand voll Menschen, mit denen eine echte Freundschaft möglich war. Leider sind diese Menschen durch Krankheit oder, noch gar nicht lange her, Autounfall verstorben.

Da ich auch noch ein paar (schwere) Erkrankungen mit mir rumschleppe, die mich z.B. in der Mobilität stark einschränken, ist es sehr schwer, neue Leute, die zu Freunden werden könnten, kennen zu lernen. Außerdem habe ich ein paar Mal zu oft erleben müssen, dass mich viele Menschen zwar auf Anhieb sympathisch finden. Aber wenn sie dann mitbekommen, was für Päckchen ich so mit mir rumschleppe, sind sie meistens ganz schnell wieder weg.

Von daher bin ich viel online. Das ist zumindest physisch ungefährlich. Noch hat es keiner geschafft, mir virtuell die Fresse blutig zu schlagen. Ich hatte auch einen feinen Job, der mir sehr gut getan hat. Obwohl auch da die Angst viel verbaut hat. Irgendwann war ich einfach zu krank und musste in Rente gehen. Dieses Forum ist ein guter Ersatz dafür. So langsam habe ich das Gefühl, hier ein wenig dazu zu gehören. Ein bisschen Bestätigung, dass ich etwas kann, brauche ich einfach. Und wenn sich ein TE nach erfolgreicher Problemlösung freut, ist das für mich ein kleines Highlight.

Wenn sich nun jemand fragt, wie ich das mit dem Leben in einer WG vereinbareb kann: Es gibt stabile Türen mit Schlössern. Und wir haben alle den selben Hintergrund und Angst vor Menschen. Von daher - es geht, mal mehr, mal weniger gut.
 
Ich habe den Thread durchgelesen und musste erst überlege, ob ich was dazu schreibe. Da hier aber erstaunlich achtsam mit dem Thema umgegangen wird, oute ich mich auch. ...

Wenn sich nun jemand fragt, wie ich das mit dem Leben in einer WG vereinbareb kann: Es gibt stabile Türen mit Schlössern. Und wir haben alle den selben Hintergrund und Angst vor Menschen. Von daher - es geht, mal mehr, mal weniger gut.

Respekt, mein lieber! Für normal oder krank gab es übrigens anfang des jahres ein Spiegel-titelthema. Sehr lesenswert, aber ich habe noch nicht geguckt, ob die artikel online zu lesen sind.

Mir war bisher Pogo die alternative zum sinn des lebens. Allmählich komme ich anders drauf.

punkreas
 
Danke :). Ich werde auf der Spiegelseite Ausschau nach dem Artikel halten, der interessiert mich.

Die Sinnfrage stellt sich mir nicht mehr. Nach einem Badeunfall mit Herzstillstand im Jugendalter hat sie sich beantwortet. Das hält bis heute an. Und ich nehme mir die Freiheit, mich in Krisenzeiten immer wieder neu zu entscheiden, ob ich dieses Leben noch leben möchte. Klare Sache, auf meiner Liste stehen noch ein paar Dinge, die ich unbedingt erleben will.
 
Danke :). Ich werde auf der Spiegelseite Ausschau nach dem Artikel halten, der interessiert mich.

Die Sinnfrage stellt sich mir nicht mehr. Nach einem Badeunfall mit Herzstillstand im Jugendalter hat sie sich beantwortet. Das hält bis heute an. Und ich nehme mir die Freiheit, mich in Krisenzeiten immer wieder neu zu entscheiden, ob ich dieses Leben noch leben möchte. Klare Sache, auf meiner Liste stehen noch ein paar Dinge, die ich unbedingt erleben will.

Du hast mehr auf dem zettel als ich. Du machst jetzt oder bald hoffentlich keinen scheiß. Ich empfehle - auch wenn man nix mit religion am hut hat - den artikel der zeitschrift chrismon über suizid und palliatvmedizn aus März oder April dieses jahres.
 
Du scheinst Dich auch mit Tiefpunkten auszukennen, wie ist es mit den Höhen? Hast Du Perspektiven und/oder Dinge, die Dir Freude bereiten?

Ich mache ganz sicher keinen scheiß. Dafür lebe ich viel zu gern. Heute habe ich die Nase in einen Strauß Maiglöckchen getaucht, dieser Duft ist wunderbar. Der Flieder blüht und ich zieh mir, so oft es geht, eine Nase voll von diesem betörenden Duft rein. Allein dafür lohnt es sich zu leben. Die Welt ist voller schöner Dinge, es ist alles eine Frage des Betrachtungswinkels. Obwohl, heute hatte ich einen Scheißtag, bis die Maiglöckchen ihn gerettet haben. Und so ist es bisher immer gelaufen in Krisenzeiten: Irgendetwas lebenswertes passiert, man muss "nur" daran glauben, dass es passiert und sich erlauben, es wahrzunehmen. Das ist meine Religion. Von "personifizierten Religionen" halte ich nichts. Wenn ein Sonnenstrahl dafür sorgt, dass meine Kristallkugel bunte Lichter wirft, die in meinem Zimmer tanzen, dann reicht mir das für den Moment. Schwierig ist es nur bei Depressionen, weil da quasi nichts durchdringt. Aber irgendwie komme ich immer wieder auf die Beine.

Aber auf meinem Zettel steht auch, wann ich den Stecker ziehe. Davon bin ich weit entfernt. Zwei meiner Erkrankungen bringen potentiell lebensgefährliche Schübe mit sich, reversible Lähmung der Atemmuskulatur, z.B.. Wenn ich nach so einem Schub nur noch sabbern kann, dann mach ich mich vom Acker. Ich kann es nicht mit meinem Lebenskonzept vereinbaren, mit Sonde und Vollpflege in so ner Verwahranstalt vor mich hin zu vegetieren und darauf angewiesen zu sein, dass mich fremde Menschen anfassen.

Palliativstationen oder Hospiz sind sehr gute Einrichtungen und für mich okay, solange ich mir selbst den Hintern abwischen kann. Aber Vollpflege kann ich mit mir und meinen Ängsten nicht vereinbaren.

Edit: Den Artikel im Spiegel habe ich gefunden, falls Du "Die Psycho-Falle" meinst. Er handelt von der neuen Version des DSM, dann 5. Und der zweite im Heft behandelt Psychopharmaka. Ich könnte jetzt ein wenig Natur gebrauchen, um schlafen zu können... Gras in geringer Dosierung hilft besser als Benzos. Der Schlaf ist deutlich erholsamer, aber leider gibt es nur Benzos in der Apotheke. Jedenfalls für mich, seufz.
 
Meine tiefpunkte haben, soweit ich weiß, keine direkte organische ursache. Ich habe eine ererbte chronische bauchspeicheldrüsenentzündung und diabetes, das ist lästig, aber nicht tödlich. Solange kein karzinom draus wird.

Meine höhen hole ich mir aus dem freundeskreis. selbst in der "maßnahme", in der ich gerade stecke, habe ich mehrere coole leute kennengelernt, die das leben ähnlich nach hinten geworfen hat. Ich mag die beiden mädels in meiner dreier-wg, die beide studieren und nicht verstehen, warum ich nur einen hauptschulabschluss habe. Ich lese viel und ich schreibe. Manchmal kaufe ich billig kaputte Apple-notebooks und baue heile daraus. Aufgaben zu haben, halbwegs regelmäßigkeiten im leben und gute menschen im umfeld scheinen mir am besten zu tun.

Natur kaufste eben auf dem wochenmarkt statt in der apotheke.

punkreas
 
@rechnerteam
kann ich total unterschreiben was Du schreibst. Urvertrauen zerstört; soziale Isolation; ständige Angst vor menschlichen Enttäuschungen,... alles haargenau auch so.

Das mit der Nase voll Flieder mache ich zur Zeit auch. Das ist herrlich!!^^ :) Nur das Wetter könnte besser sein....
Schön dass Du was dazu geschrieben hast. Aber kostet schon Überwindung...
Ich denke aber, dass man damit den Gesunden einen kleinen Einblick liefern kann, wie ein Leben mit Ängsten, Medis etc. pp. aussehen kann. Die Begrenzungen, Einschränkungen, der verengte Lebensradius,...
Das hat ja dann auch etwas "aufklärerisches" und führt dann vielleicht zu etwas mehr Sensibilität im Alltag.
 
Schön dass Du was dazu geschrieben hast. Aber kostet schon Überwindung...
Ich denke aber, dass man damit den Gesunden einen kleinen Einblick liefern kann, wie ein Leben mit Ängsten, Medis etc. pp. aussehen kann. Die Begrenzungen, Einschränkungen, der verengte Lebensradius,...
Das hat ja dann auch etwas "aufklärerisches" und führt dann vielleicht zu etwas mehr Sensibilität im Alltag.

Ja, ich hätte gar nicht gedacht, dass es dazu in diesem Thread hier kommt, als ich den aufgemacht hab.
Was eine Sozialphobie genau ausmacht, darüber hatte ich vorher kein Vorstellungsvermögen, auch nicht als ich mit Freunden das Thema angeschnitten hatte.
(hätte zb nicht gedacht, dass mein "stoned-Zustand" von vor über 10 Jahren bei manchen echt ein Dauerzustand sein kann.)

...
Dieses Forum ist ein guter Ersatz dafür. So langsam habe ich das Gefühl, hier ein wenig dazu zu gehören. Ein bisschen Bestätigung, dass ich etwas kann, brauche ich einfach. Und wenn sich ein TE nach erfolgreicher Problemlösung freut, ist das für mich ein kleines Highlight.
...

Also ich finds gut, dass Du hier bist, hast mir schon oft geholfen :D
Wie geht denn Dein Sohn damit um?
Oder gehts ihm ähnlich?
 
Ich denke aber, dass man damit den Gesunden einen kleinen Einblick liefern kann, wie ein Leben mit Ängsten, Medis etc. pp. aussehen kann. Die Begrenzungen, Einschränkungen, der verengte Lebensradius,...
Das hat ja dann auch etwas "aufklärerisches" und führt dann vielleicht zu etwas mehr Sensibilität im Alltag.
Ja, wenn man eure Beiträge hier liest. Aber im Alltag finde ich es schwierig, von einer solchen "Störung" Betroffene zu erkennen. Manche Menschen führen ja auch gern und aus freier Entscheidung ein zurückgezogenes Leben. Gelegentlich habe ich schon den Eindruck, dass jemand, mit dem ich spreche, unter Medikamenteneinfluss steht. Aber ich würde niemals fragen.

Wenn ich über mein Umfeld nachdenke, kenne ich nur eine Frau, von der ich sicher weiß, dass sie ein solches Leiden hat. Ihr Arzt hat ihr Medikamente verschieben (ich nehme an, unter anderem Psychopharmaka), die es ihr ermöglicht haben, wieder arbeiten zu können. Als sie stabil war und das Gefühl hatte, alles sei okay, hat sie die eigenmächtig abgesetzt. Das endete in einem totalen Rückfall.

Was ich damit sagen will: Eigentlich kann man, glaube ich, nur mit Betroffenen entsprechend sensibel umgehen, wenn man von ihnen ins Vertrauen gezogen wird. Und grade das ist ja, wie ihr schreibt, enorm schwierig.
 
Ja.
Das soll jetzt kein Vorwurf oder so sein, und es geschieht bei den meisten sicher auch nicht so reflektiert, aber:

Die Menschen ziehen sich einfach auch zurück, wenn jemand anderes nicht in das Normalitäts-Korsett passt. Wenn jemand psychisch oder körperlich krank ist, dann weiss man nicht so recht wie man mit demjenigen umgehen soll. Außerdem klingt das ja alles nach vielen Problemen und man hat ja selber eigentlich schon genug mit sich und seiner Familie unzo zu tun. Ich verstehe das schon. Trotzdem ist es natürlich schmerzhaft, wenn sich über die Zeit immer mehr zurückziehen. An neue Kontakte ist ja ohnehin nicht zu denken.

Es soll wie gesagt kein Vorwurf sein, und wer will schon die ganze Zeit von Krankheit und Medikationen erzählt bekommen? Als Sozialphobiker zieht man sich ja sowieso gerne zurück, d.h. andererseits dann auch dass man eben nicht viel neues zu erzählen hat, oder eben immer das gleiche......

Daher kann ich das schon verstehen dass andere Menschen den Kontakt abbrechen.

Ich erlebe es oft, dass von anderen Ratschläge kommen, dieses oder jenes zu versuchen, weil der Andere will (so mein Eindruck) dass man wieder funktioniert und "normal" ist, weil dann kann der andere mit Dir etwas anfangen, dann kommt man weiter...

Das ist alles gut gemeint, keine Frage - aber wenn man einfach nicht mehr "funktionieren" kann, dann.......wird man für den anderen egal.....

Soziale Kontakte basieren darauf ob man dem anderen nützt....in irgendeiner Hinsicht..... und sei es zur Selbstbestätigung was für ein hilfsbereiter Mensch man doch ist indem man sich mit dem "Gestörten" abgibt. Das wird natürlich nicht so offen reflektiert, aber Beziehungen haben immer für beide Seiten irgendeine Art von Nutzen, und wenn man dem anderen nicht mehr "nützt", dann gibt es einfach keine Gründe mehr sich mit diesem Mensch weiter auseinanderzusetzen.

Das ist meine Reflektion dazu, wobei es nicht so wertend klingen soll wie es jetzt vielleicht klingt.......

Letztlich geht es ja den Gesunden auch nicht anders. Auch hier verengt sich die Perspektive und die sozialen Kontakte nehmen mit zunehmendem Alter ab. Die Netzwerke werden kleiner.

Es ist.... schade, trist,.....
 
Die Menschen ziehen sich einfach auch zurück, wenn jemand anderes nicht in das Normalitäts-Korsett passt. Wenn jemand psychisch oder körperlich krank ist, dann weiss man nicht so recht wie man mit demjenigen umgehen soll.
Fehlende Normalität ist, glaube ich, eher nicht das Problem. Freundschaften pflegt man, weil man sich mit Freunden gern austauscht, gegenseitig hilft, oder einfach zusammen Spaß hat. Das kann man "Nutzen" nennen, ist aber wichtig für das menschliche Wohlbefinden. Körperliche Krankheiten ändern an Freundschaften nicht viel, zumindest nicht bei guten Freunden. Ich habe z.B. einen schwer an Krebs erkrankte Freund, der pflegebedürftig ist. Ein ganzes Netz von Menschen teilt sich diese Fürsorge und sorgt dafür, dass er zuhause bleiben kann.

Bei seelischen Erkrankungen ist das schon schwieriger, weil sie eben auch wesensverändernd sind, speziell wenn dämpfende Medikation dazukommt.
Fürsorge ist zwar auch ein Motiv, um Freundschaften zu pflegen – bei manchen kann man es sicher auch Liebe nennen. Aber der Austausch wird dann schwierig. Menschen, die das Gefühl haben, auch von so einer Beziehung zu profitieren, sind meiner Erfahrung nach selten. Und diese Beziehung zu führen ist einfach anstrengend.

wer will schon die ganze Zeit von Krankheit und Medikationen erzählt bekommen?
Die Ichbezogenheit bei solchen Phobien ist ein Riesenproblem, speziell dann, wenn man nicht weiß, dass man einem kranken Menschen gegenübersteht. Da wieder rauszukommen und Wege zur Kommunikation zu finden – geht allein mit Medikamenten? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ohne eine Psychotherapie – oder zumindest eine Selbsthilfegruppe – geht, die Sozialphobikern Mittel an die Hand gibt, sich zu öffnen. Und wenn es nur das Outing gegenüber Menschen ist, denen sie vielleicht doch ein bißchen vertrauen könnten.

Ist alles nur Laienkram, was ich erzähle, aber ich will einfach die Problematik im Alltag aus der Sicht eines "Gesunden" darstellen.
 
Meine tiefpunkte haben, soweit ich weiß, keine direkte organische ursache. Ich habe eine ererbte chronische bauchspeicheldrüsenentzündung und diabetes, das ist lästig, aber nicht tödlich. Solange kein karzinom draus wird.
Wobei ein schlecht eingestellter Diabetes und chronische Schmerzen auch auf die Psyche gehen.

Meine höhen hole ich mir aus dem freundeskreis. selbst in der "maßnahme", in der ich gerade stecke, habe ich mehrere coole leute kennengelernt, die das leben ähnlich nach hinten geworfen hat. Ich mag die beiden mädels in meiner dreier-wg, die beide studieren und nicht verstehen, warum ich nur einen hauptschulabschluss habe. Ich lese viel und ich schreibe. Manchmal kaufe ich billig kaputte Apple-notebooks und baue heile daraus.

Das klingt gut. Dann hast Du keine Sozialphobie? Oder hast Du sie inzwischen kompensiert? So ganz kann ich Dein Problem nicht einordnen, oder habe ich etwas überlesen? Entschuldige bitte, falls ich zu direkt bin.

Schulabschluss und kognitive Leistungsfähigkeit passen nicht immer zusammen. Es gibt viele hoch intelligente Menschen, die wegen Unterforderung zum Klassenclown oder Schulverweigerer wurden und auf der Sonderschule landeten. Ich habe auch kein Abitur und war eine hochbegabte Schülerin.

Aufgaben zu haben, halbwegs regelmäßigkeiten im leben und gute menschen im umfeld scheinen mir am besten zu tun.

Das ist geht fast allen Menschen so, mir auch.

@ Flapy
Ja, das hat schon einiges an Überwindung gekostet, auf der anderen Seite war es auch befreiend. Es ging mir gestern gar nicht gut und nachdem ich das alles geschrieben hatte, konnte ich endlich mal wieder ein paar Stunden am Stück schlafen. Von daher hat die Medaille zwei Seiten.

Anderen Menschen einen Einblick in "meine Welt" zu geben, um aufzuklären, mache ich ja schon seit längerem immer mal wieder. Wenn alle kranken Menschen schweigen, kann sich kein gesunder Mensch vorstellen, welche Schwierigkeiten sich im Alltag ergeben. Verständnis, Akzeptanz, Sensibilität und/oder Mitgefühl könnten gar nicht entstehen. Und die eigene Isolation würde immer weiter zunehmen, egal, um was für ein Handicap es sich handelt.

@ Dosos
Also ich finds gut, dass Du hier bist, hast mir schon oft geholfen

Danke, das freut mich.

Wie geht denn Dein Sohn damit um? Oder gehts ihm ähnlich?

Meinen Sohn gehts gut. Er wurde eine Zeit lang massiv mit meinen Problemen überlastet. Da half nur Therapie - und zwar meine, damit er die Chance bekam, fit ins Leben zu gehen. Das haben wir geschafft. Eine Zeit lang hatten wir kaum Kontakt, weil er schlicht eine Pause brauchte. Das fand ich nachvollziehbar und völlig okay. Ich vertrete den Standpunkt, dass er mich nicht darum gebeten hat, bei mir groß zu werden; Und habe ihm das Recht eingeräumt, das schlimm zu finden. So hatte er immer die Möglichkeit, seinen Frust loszuwerden. Jetzt verstehen wir uns sehr gut und meine Probleme sind halt meine und da bleiben sie auch.

Die Organerkrankungen sind immer mal wieder Thema, aber das in einem gesundem Maß.
Ich gehöre nicht mehr zu diesen egozentrierten Kranken, die über nichts anderes reden können. Im Gegenteil, ich bin froh, wenn es andere Themen gibt. Und davon gibt es viel mehr, als meine Erkrankungen je hergeben könnten. Aber auch das war ein Lernprozess und früher anders. Phasenweise konnte ich über nichts anderes reden, als meine Krankheiten und Medikamente. Das war schlimm, denn es nährt und konserviert sie.

Wenn ich es nicht will, merkt kaum einer, dass ich psychische Probleme habe, auch im direkten Kontakt. Das Rheuma sieht man leider auf den ersten Blick. Selbst Schmerzen kann ich gut kaschieren. Dass ich starke Medikamente nehme, bemerkt man auch nicht. Ich bin weder gedämpft, noch habe ich eine verwaschene Aussprache. Schlafmangel wirkt sich drastischer aus, den merkt und sieht man mir an.

@spoege
Was ich damit sagen will: Eigentlich kann man, glaube ich, nur mit Betroffenen entsprechend sensibel umgehen, wenn man von ihnen ins Vertrauen gezogen wird. Und grade das ist ja, wie ihr schreibt, enorm schwierig.

Ein respektvoller und einfühlsamer Umgang ist doch nicht von einer Erkrankung abhängig?! Ich möchte selbst entscheiden, wann ich wen ins Vertrauen ziehe. Traurig ist nur, dass es so viele Menschen abschreckt, überfordert, what ever… Psychisch Erkrankte sind doch keine Exoten, sondern haben eine verletzte Seele, so wie andere Menschen z.B. ein gebrochenes oder „appes" Bein haben. Wenn beides zusammenkommt, fühlen sich viele Mitmenschen leider überfordert, oder haben Angst, ausgesaugt zu werden. Kranke Menschen mutieren manchmal zu Energievampiren. Sozialphobiker eher nicht.

Körperliche Krankheiten ändern an Freundschaften nicht viel, zumindest nicht bei guten Freunden.

Wenn die Freundschaft schon besteht, kann ich das so unterschreiben. Aber sei Du mal chronisch oder schwer krank und allein. Dann einen Freundeskreis aufzubauen ist sehr schwer. Da wird selbst ein Bekanntenkreis zur Herausforderung.

Und auch körperliche Erkrankungen sind wesensverändernd. Das kann man nicht pauschal abgrenzen. Es gibt z.B. die reaktive Depression bei chronisch oder akut schwer Erkrankten. Oder der Selbstwert bricht ein oder, oder …

Ichbezogenheit beschränkt sich nicht auf Phobiker, sondern ist ein Problem bei jeder Erkrankung, die sich existentiell auswirkt. Okay, das Thema ist hier ist die Sozialphobie, aber ich konnte nicht anders und musste ein wenig relativieren. Da wieder raus zu kommen, geht meistens nur mit einem Mix aus Medikamenten, Selbsthilfe, Therapie und Mut. Und natürlich braucht es ein offenes, vertrauenswürdiges Gegenüber.

Zum Üben ist die Anonymität eines Forums gar nicht schlecht.
 
Huch, habe ich Euch virtuell zugetextet und erschlagen?
 
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