unwerwiderte liebe:
--ich weiss nicht, ob wirklich authentisch, aber auf jeden fall gut --
Springer & Jacoby schreibt einen Werbebrief an Dr. Klaus Cäsar Zehrer,
seines Zeichens Professor an der Berliner Universität der Künste,
Fachbereich Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation.
Sehr geehrter Herr Zehrer,
dies ist ein Werbetext. Wir möchten Sie als Dozenten nämlich
überreden, schreibenden Talenten zu einem Praktikum bei Springer & Jacoby
zu raten. Zu einem Text-Praktikum, um genau zu sein.
Ein Text-Praktikum in einer Werbeagentur ist der erste Schritt auf dem
Weg zum Werbetexter. Es ist die günstige Gelegenheit, in eine
faszinierende Zukunftsbranche hineinzuschnuppern.
Es gibt viele schreibende Talente. Und viele von ihnen kommen
gar nicht auf die Idee, dass sie statt Drehbücher zu schreiben oder
Journalist zu werden, auch sehr gut in der Werbung aufgehoben wären.
Ein Werbetexter beschriftet bei uns nicht die Rückseite einer
Prilflasche. Er (oder sie) entwickelt Schlagzeilen für Anzeigen,
Scripts für Werbefilme, Konzepte für Werbekampagnen, Slogans und
Funkspots. Für Kunden wie Mercedes-Benz, Alois Müller oder Coca Cola.
Wer sich für die Karriere als Werbetexter entscheidet, wird
wohl nie einen Pulitzer-Preis gewinnen. Dafür kann er sich aber mit
Glück beim jährlichen Werbefilmfestival in Cannes einen goldenen Löwen
abholen. Das ist doch auch was!
Kennen Sie talentierte Schreiber für ein Praktikum bei Springer &
Jacoby? Wir würden uns über Ihre Hilfe sehr freuen. Im Anhang
finden Sie alles noch einmal in Kurzform zum Verteilen an
Interessierte.
Mit den besten Grüßen & freudiger Erwartung Ihrer Antwort
XXXXXXXXXX
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XXXXXXXXXX
Springer & Jacoby Werbung GmbH & Co. KG
Poststrasse 14-16
20354 Hamburg
Tel: +49 40 35603-XXXX
Fax: +49 40 35603-XXX
http://www.sj.com
Und nun die Antwort:
Sehr geehrte Frau XXXXXXXXXX,
ich fürchte, Sie haben unrecht: Es kommen leider immer noch viel zu
viele Schreiber auf die Idee, ihr Talent in der
“faszinierenden Zukunftsbranche” der Reklame zu vergeuden,
anstatt einen anständigen Beruf zu ergreifen. Ich verstehe es
daher als Teil meines Bildungsauftrags, meinen Studenten ein
Gefühl dafür zu vermitteln, daß das Verfassen von Reklametexten zu den
unwürdigsten und nichtsnutzigsten Tätigkeiten auf Erden zählt.
Insbesondere die Kampagne für den Molkereihalunken Alois Müller ist
ein hirnzersetzender Scheißdreck historischen
Ausmaßes, für dessen Urheber es dermaleinst keine adäquate
Höllenstrafe geben wird.
Ich bitte also um Ihr Verständnis dafür, daß ich mich als
kostenloses Bindeglied zwischen der unabhängigen
Bildungseinrichtung Universität und Ihren Profitinteressen nicht zur
Verfügung stellen kann.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Klaus Cäsar Zehrer
(Übrigens: Die UDK ist eine der wenigen deutschen Hochschule, die mit dem
Fachbereich GWK einen für potentielle Werbetexter adäquaten und
anerkannten Studiengang anbietet und durchaus enge Verbindungen zu
Werbeagenturen unterhält ;-)