Reinhard Mey - Sei wachsam

Ich finde ihn meistens sehr gekünstelt. Kann ihm seine "Botschaften" leider nicht abkaufen.
 
Gutmenschplattitüden - ich weiß ja nicht wieso ausgerechnet der ein "Studentenmusikant" sein soll. Vielleicht vor 30 Jahren. Unerträglicher immergleicher Pathos -brrr...
 
Geht mir genau so auf die Nüsse wie Wolf Biemann.

Mey läuft hier manchmal in Printenhausen rum. Kleiner Mann, der ziemlich schwer an seiner 80er-Jahre-Motoradjacke zu tragen hat.
 
Ich finde ihn meistens sehr gekünstelt. Kann ihm seine "Botschaften" leider nicht abkaufen.
:upten:

Im Kern sind sicher gewisse Tatsachen/Wahrheiten vorhanden, aber wenn man es besonders theatralisch darstellt wird es dadurch nicht wahrer oder gar wirkungsvoller.
Man nimmt es ihm in der dargestellten Art und Weise einfach nicht ab.
 
Eins muss man dem Mann lassen, der zieht seine Masche so seit 30 oder 40 Jahren durch und lebt anscheinend ganz gut davon.
 
Ein unerträglicher ranziger Pathos den diese singende Schrippe von sich gibt.

Seine unpolitischen Songs sind noch die besten wie "Über den Wolken", "Ich liebe Dich" und "Wie vor Jahr und Tag".
 
ja ja der alte gutmensch reinhard mey

...der hat im nachbarort meiner eltern einen riesenbunker mit einigen edelschlitten vor der haustür

fast so schlimm wie klinsi: fährt medienwirksam ein altes käfer-cabrio; wenn keiner schaut, dann holt er der ferrari aus der garage...

geht mir irgendwie auf den sack
 
Mir ist Reinhard Mey vollkommen egal, seine Musik interessierte mich noch nie.
Aber wenn man eure Kritik an ihm so liest, fragt man sich, wer überhaupt Gnade vor Euren Augen fände:
Entweder sind es Scheinheilige, die heimlich Ferrari fahren und eine hohe Stromrechnung haben, oder Asketen, die anderen nur den Spaß verderben wollen, oder einfach nur fiese Gutmenschen.

Warum so spießbürgerlich herumnörgeln?

Lasst ihn doch seinen Zoff mit den Nachbarn, seine Villen und seine Autos, seine Lederjacke. Er bedient nur seine Zuhörerschaft wie alle anderen auch. Zu seinen Markenzeichen gehören das Nachdenklich-Jusohafte und ein bißchen Akademische – na und? Seine Fans mögen das so, und wer es nicht mag, kann ja den hochauthentischen Grönemeyer hören oder Spaßmusik zum Tanzen.

Oder Hermann van Veen, der ist auch ein guter Mensch, fährt aber ehrlich Fahrrad und ist wohltätig. Und sehr musikalisch.
 
Also unerträglich ist er nicht - das sind andere. Ständig hören könnte ich ihn jedoch auch nicht, seine Texte sind aber wahr. Allerdings mag ich die Form der Darbietung nicht - verpackt z.B. im "Scheibenwischer" finde ich derartige Kritik viel erträglicher, da nicht so belehrend.
 
Wieso unerträglich?

Das stellt sich einer vorne hin und singt ein Lied. Dafür bekommt er Geld.
Was der Hörer dann in das Lied hineininterpretiert, bleibt ihm selbst überlassen. Mehr Blödsinn hört man eigentlich nur in Kunstaustellungen, wenn selbst ein Löschblatt von Picasso noch einen tieferen Sinn vermuten lässt. Der einzige, der dies meiner Meinung nach teilweise ad absurdum geführt hat, war Joseph Beuys. (Möglicher Anwärter zur Nachfolge: Gunther von Hagen)

Außerdem ist es doch so, daß so wenige Menschen wirklich Englisch verstehen, aber soviele Menschen englische Musik hören. Sie hören etwas, was sie nicht verstehen, würden aber bei einem dadaistischen Gedichtsvortrag ausflippen...

Das ist der nichtwegzudiskutierende Vorteil von Herrn Mey: Er singt und redet weder Döner-Deutsch noch in einer Sprache die die Mehrzahl nicht versteht (wenn wir mal die Pisa-Studien nicht so ganz wörtlich nehmen).

Was bleibt? Mir gefällt das Lied und ich werde mir es vermutlich bei Gelegenheit kaufen, auch wenn kaufen heutzutage nicht ganz so geil ist, wie Geiz oder ziehen...
 
Der einzige, der dies meiner Meinung nach teilweise ad absurdum geführt hat, war Joseph Beuys. (Möglicher Anwärter zur Nachfolge: Gunther von Hagen)

Man kann doch nicht Gunther von Hagen und Joseph Beuys in einem nennen, nur weil beide manchmal einen Hut tragen.
 
Beide provozieren (bzw. haben bewußt provoziert) und beide erreich(t)en durch Provokation, daß "Mensch" sich aufregt, bzw. nachdenkt. Ziel erreicht!

Abgesehen davon:
Joseph Beuys: "Jeder Mensch ein Künstler" (Joseph Beuys war übrigens der Meinung, daß Kunst durchaus vergänglich sein darf.)
Gunther von Hagens macht dagegen das Vergängliche unvergänglich.
Beide bekommen Geld für etwas, was der sogenannte "Normalbürger" als nicht gerechtfertigt bzw. "unanständig" oder "unmoralisch" empfindet. Beide haben es erreicht, daß über ihre Werke langfristig, konträr und vehement diskutiert wird.

Mein Versuch, beide in Zusammenhang zueinander zu bringen mag in Form und Werk so nicht zutreffen, aber beide haben eigentlich den deutschen Michel ganz gehörig vorgeführt!
(Was jetzt keine Aussage über meine empfundene Qualität der Werke beider sein soll)
 
Er hat vorgeführt, daß Deutschland, Teile davon bzw. deren gewählte Volksvertreter immer noch mit Verboten auf alles reagieren, was sie nicht verstehen (wollen/können?).
Warum beispielsweise musste um "Körperwelten" in vielen Städten Deutschlands prozessiert werden?
Warum konnten die Bayern nicht selbst im vollem Umfang beurteilen, was sie von Gunther von Hagens Kunst halten?
Müssen die Deutschen immer noch jemand haben, der sich berufen fühlt und für uns entscheidet, was denn Kunst sei?

Dies hat von Hagens offenbart.

Oder kann mir sonst jemand erklären, warum mit Verboten und Einschränkungen auf etwas reagiert wird, was Besucherrekorde vorweist? Sind all die Menschen, die dort hingehen, krank und exibitionistisch veranlagt?
 
Man kann von Mey halten was man will, in dem Text kommen aber ne Menge Sachen vor aus denen man gleich wieder ne schöne neue Signatur o.ä. machen könnte! :D
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"Wenn du die Wahrheit sagst, laß draußen den Motor laufen!"
 
Das Problem bei Hagen ist nicht seine "Kunst", sondern das Material, das er benutzt.
Und das Problem bei Mey ist, dass das, was er singt, den Gedanken gar nicht erst aufkommen lässt, den Motor draussen warm laufen zu lassen – höchstens die Standheizung.
 
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