Rechnungsposten bei Kreativ/Grafik-Leistung

Mirzel schrieb:
Nun, Rob, ich fürchte, andersrum wird ein Schuh draus:

Sprachbegabung und Erfolg in der (bildenden wie angewandten, auftragsgebundenen) Kunst hängen oft unmittelbar voneinander ab - ich kenne keinen erfolgreichen bildenden Künstler, der ein Problem mit der Sprache hat.

Wobei ein "Solotalent" bei der Sprachbegabung nicht unbedingt einen automatisch einsetzenden Erfolg zur Folge hat; ein wenig Talent in der Ausübung der Kunst muss dabei auch noch in’s Spiel kommen.
hmmm, ich kenne schon viele künstler, die keinen wert darauf legen, einen vollständigen satz phonetisch zu produzieren.

wie auch immer, bleibt noch die sache mit der zeit. normalerweise jede arbeitsbezogene, aber unproduktive tätigkeit, und eine unnötige dazu, ist eine reine zeitverschwendung :suspect:
rob
 
gester schrieb:
hmmm, ich kenne schon viele künstler, die keinen wert darauf legen, einen vollständigen satz phonetisch zu produzieren.
Und sind sie erfolgreich?
Okay, es gibt natürlich auch die Möglichkeit, sich einen oder mehrere "Sprecher" zuzulegen, in der angewandten Kunst wären das die Agenten, während es in der bildenden Kunst ja noch die Kuratoren, Galeristen, etc. gibt.

gester schrieb:
wie auch immer, bleibt noch die sache mit der zeit. normalerweise jede arbeitsbezogene, aber unproduktive tätigkeit, und eine unnötige dazu, ist eine reine zeitverschwendung :suspect:
rob
Naja, man geht bei einer Freiberuflichkeit von einem "nichtkreativen" Arbeitsanteil von 2o-25% aus.
Bei mir ist er oftmals durchaus höher.
 
Nachfolgender Eintrag war doppelt ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Mirzel,

ein paar direkte Fragen zum Einsatz Deines Wacom Cintiq 21UX.

Erst gestern hatte ich wieder das Vergnügen, mit einem betagten Wacom Intuos A3 im Studio zu arbeiten, als es darum ging, die Abbildung eines Transportfahrtzeugs von seinem Hintergrund zu befreien (keine übliche Freistellung mit Pfaden). Bei der Tätigkeit wollte ich auf das Grafik Tablett nicht verzichten. Zuhause arbeite ich nun weiter, allerdings nur an einem Wacom Intuos A4, denn es kommt privat einfach selten zum Einsatz, weil man über die Jahre doch ein sicheres Gespür für die Mouse (1600 dpi) entwickelte, die zwar eigentlich für Games ausgelegt ist, aber auch für Grafiker eine pixelgenaue Ansteuerung ermöglicht.

Bisher habe ich Abstand davon genommen, das Wacom Cintiq 21UX auf die Liste der Weihnachtswünsche für das Studio zu setzen. Der unmittelbare Blick auf die Arbeitsfläche und direkte Positionssetzung finde ich schon beeindruckend, aber gibt es Deiner Erfahrung nach eventuelle Nachteile, die Wacom gern verschweigen möchte? Wie sieht es z. B. mit möglichen Folgen einer Dauerbeanspruchung der Oberflächenbeschichtung aus? Über das Intuos kann schon mal eine Cola schwappen – ist kein Problem und hat keine Auswirkungen auf den Arbeitsprozess. Wie verhält sich das Cintiq 21UX dagegen bei solchen Unfällen, die gern von Praktikanten verursacht werden? Was ist generell mit Formen des "Abriebs"? Zwar zeigen die Herren Verkäufer gern ein paar Demos, aber das ist genauso wenig aussagekräftig wie der Test eines Sportwagens, wo der Motor zwar kurz gestartet wird, damit Kunde den Sound hört, aber das Auto auf der Stelle bleibt.

Lohnt sich für "alte Hasen" tatsächlich der Umstieg auf das Wacom Cintiq 21UX? Mich wundert die Tatsache, dass die Geräte bereits lange Zeit verfügbar sind, aber in Agenturen und anderen Studios sehe ich sie nur sehr selten im Einsatz. Dagegen ist man (nicht nur aufgrund der Kostenunterschiede) der Intuos-Serie treu ergeben, weil die Verantwortlichen über Jahre gelernt haben, bei der Arbeit den Blick nach vorne zu richten und sich nicht mehr daran orientieren, an welchen Stellen sich Hand und Stift befinden.

Steigert sich – gemessen an den Mehrkosten - tatsächlich der Workflow durch den Einsatz eines Cintiq 21UX, im Gegensatz zu einem Intuos A3 oder ist es – wie in vielen Dingen des Lebens – nur eine Frage der Selbsthypnose oder des Coolness-Faktors?

Erbete um ehrliche Antworten, von Anwender zu Anwender. Vielen Dank.

- Sterling
 
Mirzel schrieb:
Und sind sie erfolgreich?
durchaus :) die sind halt nicht auf das wörtliche, sondern auf das bildliche aus.
(..)
Naja, man geht bei einer Freiberuflichkeit von einem "nichtkreativen" Arbeitsanteil von 2o-25% aus.
Bei mir ist er oftmals durchaus höher.
ja, aber das heisst noch lange nicht, dass man die eigentlich unnötigen sachen machen sollte.
rob
 
Entschuldigung für die längere Pause, ich hatte in den letzten beiden Tagen verstärkt "Kinderdienst" …

Okay, bei wem fang’ ich an?
Kurz zu Dir, Rob:
die "eigentlich unnötigen Sachen" sind oftmals die, die die meisten "Künstler" so gern übersehen; bei meinem Start in die Selbständigkeit vor nunmehr 15 Jahren wühlte ich mich als erstes durch die mehr als 9oo Seiten des "Urheberrecht und Vertragspraxis für Grafik-Designer" von Rainer Schmidt.
Ich wollte eben wissen, mit was ich da eigentlich meine Brötchen verdienen wollte.

Dennoch passierte mir natürlich so mancher faux pas, und obgleich fast alle ohne weitere Konsequenzen waren, landete ich doch auch schon als Kläger vor Gericht (fehlende schriftliche Auftragsbestätigung, natürlich, wie so oft in solchen Fällen).
Wenn ich allerdings die Anfragen im ICOM-Forum (der ICOM ist der Comiczeichnerverband) so durchlese mit den immer gleichen Fragen ("… der Kunden hat meine Figuren, die ich ihm letztes Jahr für 5o € entworfen habe, jetzt auch im Ausland genutzt, kann ich da was machen?"), fällt doch ein gediegenes Nichtwissen unter den ganzen Zeichnern auf.
Eben weil sie sich nicht als Geschäftsleute verstehen, sondern als Künstler, die sich mit solch "eigentlich unnötigen Sachen" gar nicht erst belasten wollen.

Und zu diesen "Sachen" gehört eben auch, dass man sich über das "normale" Geschäftsverhalten informiert oder, wenn man schon nicht vernünftig reden kann, sich einen Stellvertreter für so etwas, z.B. einen Agenten, sucht.

Ich kann das Gejammere dort einfach oft nicht mehr hören (sprich: lesen), wenn das Kindchen dann in den Brunnen gefallen ist.

Und eben deshalb haben hier in Hamburg eben einige Leute mit mir zusammen auch die "Illustratoren Organisation", einen Berufsverband der Illustratoren, gegründet.

Dat dazu.

Zum Wacom Cintiq, Sterling:

Jahrelang habe ich mit "normalen" Wacom-Tabletts gearbeitet, und es funktionierte ganz gut.
Als ich allerdings vor knapp einem Jahr an einem Auftrag fast verzweifelte (12 Comics für die Rückseiten von Cerealienpackungen waren innerhalb von 18 Tagen reinzuzeichnen und höchst aufwendig zu colorieren)(ich mag Comics nicht sonderlich gern zeichnen, aber sie tauchen immer wieder auf den Rückseiten von Packungen auf, auf deren Frontseite ich die Figuren entwickelt habe), beschloss ich, mir das Cintiq zuzulegen.

Inzwischen entstehen alle meine Bildchen mit Hilfe dieses Tabletts, und ich bin ganz gut eingearbeitet (ich habe im letzten halben Jahr neben anderen Illustrationen ca. 1oo von den neuen "Kleinen Preisen" für die PLUS-Print-Werbung damit erstellt - ich bin dafür seit einiger Zeit der "Hauszeichner" -, die Routine ist also vorhanden).

Ich kenne eine ganze Reihe von Illustratoren, die wie ich ihre Reinzeichnungen darauf anlegen, indem sie die gescannten Skizzen auf dem Tablett auf neuer Photoshop-Ebene mit digitalem Stift "inken", wie man bei Comics sagt; mir allerdings ist der echte Pinsel immer noch lieber, und so scanne ich in der Tat eher die gepinselten Zeichnungen ein, und bearbeite sie dann weiter, während andere Zeichner durchaus mit dem virtuellen Stift zurechtkommen.
Vielleicht liegt’s an den Einstellungen - ich habe einfach nicht die Zeit dazu, mich bis in’s letzte Detail durch sie hindurchzupfriemeln.
Davon ganz abgesehen entwickelt der Monitor im Gebrauch auch eine gewisse Wärme; so klebt die normale Hand dann doch beim Betrieb etwas daran, so dass ein schön geschwungener Bogen aus der freien Hand nicht unbedingt funktioniert - und ich habe ohnehin eher trockene Hände.

Zudem ist die Darstellungs-Tiefe bezüglich der Farben nicht unbedingt so fein wie z.B. ein iMac-Monitor; bei iTunes, um ein Beispiel zu nennen, fehlen die in den Listen unterlegten weissen/hellblauen Querstreifen.

Tja, und so schaut man zur Kontrolle doch des Öfteren auf den anderen angeschlossenen Monitor.

Weiterer Nachteil ist für mich das reine Gewicht dieses Tabletts - das im Prospekt gezeigte "Einfach-auf-den-Knien-Skizzieren" mit Tablett auf den übereinander geschlagenen Beinen ist Fiktion.

Zur Abrieb-Festigkeit des Tabletts kann ich nur sagen: im normalen Gebrauch ist da nicht allzuviel zu sehen, selbst meine dreijährige Tochter, die des öfteren darauf "malt" ("… machmal LILA jetzt!*…") konnte keine dauerhaften Spuren hinterlassen.

Einen "Cola-Test" habe ich noch nicht machen können; er ist allein wegen der Höhe des Tabletts von knapp 7 cm über der Tischplatte (dank Tragegestell - übrigens VORN 7 cm, hinten steht’s ca. 15 cm höher, selbst bei flachster Einstellung) nicht problemfrei zu bewerkstelligen, dieser Test steht also noch aus; das weist allerdings auf eben auf ein weiteres Problem hin: eine in idealer Höhe eingestellte Tischplatte hat NICHT MEHR die ideale Höhe, wenn diese 7 bzw. 15 cm dazukommen.

Auch ist die kleine Tastatur und der Scrollbalken links und rechts für mich eher hinderlich - ich komme beim Zeichnen mit dem Handballen leicht an die Tasten rechts (bin Rechtshänder) und habe diese deshalb deaktiviert.
Und die linken vergesse ich doch oft einfach.

Ach, ja, noch etwas: ich habe vor einigen Tagen "Minority Report" gesehen, diese Sci-Fi-Oper von Spielberg, in welchem Mr. Cruise mit kleinen Datenhandschuhen vor einer großen gläsernen Wand steht und mit weiten Armbewegungen Bilder von einer Seite zur anderen zieht.
Nett, sehr nett, zumindest bei oberflächlicher Betrachtung.
Aber den ganzen Tag lang könnte er das nicht.
Und das ist auch ein Problem des Wacom Cintiq mit seinen 21 Zoll: die weiten Wege, die die Zeichenhand darauf zurücklegen muss, um ein Objekt von links oben nach rechts unten zu ziehen sind nicht unerheblich - mit der direkt daneben liegenden Maus bewege ich den Arm so ziemlich genau 5o% weniger.

Nun gut.
Bewertung insgesamt: ein netter Luxus.
Es mag für einige Leute eine große Erleichterung sein, dass die Hand-Auge-Koordination damit nicht mehr diesen Umweg (oben schauen, unten zeichnen) gehen muss, obgleich es für mich immer egal war.
Ich kann verstehen, wenn Studios - allein des Preises wegen - darauf verzichten, auch wenn ich‘s jetzt, trotz der oben genannten Nachteile, nicht wirklich missen möchte.

Genügt das als Kritik für’s Erste?
 
Danke Mirzel, das ist doch mal eine umfassende Ansage :)

2nd
 
eines wollte ich noch richtigstellen:
mirzel, ich habe diese 'sachen' gemeint, die aufgrund von mangelhafter vertragsbestimmungen später mit viel, dann unnötiger, arbeit zurechtgebogen werden müssen, und nicht diese, die einer richtigen vertragsausarbeitung dienen.
rob
 
Das hatte ich mir zwar schon gedacht, Rob, aber wie wenig man auf eine richtige Vertragsausarbeitung vorbereitet ist, zeigt sich immer dann, wenn man in eine Situation kommt, in welcher ein Kunde sich zum ersten Male querstellt und plötzlich Fragen auftauchen, die man vorher lange hätte klären müssen.
Doch eben dieses "klären müssen" wird von den meisten als "unnötige Arbeit" angesehen.

Es gibt so ent-SETZ-lich viele Feinheiten, um die man sich kümmern muss, und das erklärt dann auch die 2o - 25% Anteil solcher Sachen am Gesamtarbeitsaufwand (z.B.: Bestätigungsschreiben - aber wie? Schon das Wort "Auftragsbestätigung" ist offensichtlich juristisch nicht so wirkungsvoll wie "Bestätigungsschreiben"; und die ABG sowie die im Schreiben festgehaltenen Bedingungen gelten erst, wenn der Kunde nicht binnen 14 Tagen schriftlich widersprochen hat … soweit übrigens nur mein Stand, und der ist auch schon etwas älter, vielleicht gilt jetzt schon wieder eine ganz andere Regelung).
 
Zuletzt bearbeitet:
@mirzel
in dem fall sollte aber der prozentsatz der 'unnötigen arbiet' mit der zunehmenden erfahrung immer kleiner werden, da vielem vorgebeugt werden könnte.

die routinesachen bleiben schon, das ist mir klar.
rob
 
Dachte ich anfangs ja auch, Rob.

Nur tauchen immer die selben Fragen bei fast allen Kunden in regelmäßigen Abständen immer wieder auf (wohl auch, weil bei denen auch ab & an ein Personalwechsel stattfindet), für die Sparte der Jobs, die ich mache, z.B.:

- NEIN, selbst wenn ich eine Figur für einen Kunden entwickle, kann er diese Figur nicht einfach von anderen Zeichnern weiterzeichnen lassen, wenn ich ihm in der Folge als "zu teuer" erscheine ("Bearbeitungsrecht");

- NEIN, ich nehme keine Änderungen vor an kalligraphischen Schriftzügen oder kalligraphischen Alphabeten oder an Bildern anderer Zeichner oder erstelle Bilder mit von anderen Zeichnern entwickelten Figuren, wenn mir keine schriftliche Einverständniserklärung der ursprünglichen Urheber vorliegt;

- NEIN, ich unterschreibe keine "Rahmenvereinbarung", die mir Agenturen vorlegen, in welchen MIR die Beweislast für mein Nicht-Verschulden obliegt, für den Fall einer Verletzung der Verschwiegenheits-Klausel durch wen auch immer;

- NEIN, ich unterschreibe ebenfalls keine "Rahmenvereinbarungen", in welchen mich verpflichte "sämtliche Nutzungsrechte an den im Auftrag erstellten Arbeiten" automatisch auf die Agentur zu übertragen;

- NEIN, ich akzeptiere keine "Job-Planung", in welcher ohne Rücksprache mit mir festgehalten ist, dass ich 18 Tage am Stück arbeiten soll ("Donnerstag, den 11.1o.: Illustrationen erstellen; Freitag, den 12.1o.: Illustrationen erstellen / Feedback zu Optimierungen; Samstag, den 13.1o.: Optimierungen vornehmen; Sonntag, den 14.1o.: weitere Illustrationen erstellen; Montag, den 15.1o.: Feeback zu Optimierungen …") - ich verplane meine Wochenenden gern selbst;

und
- JA, ich hätte gern eine Job-Beschreibung, die so exakt wie möglich ist, ein "… mach mal einfach, Du kommst damit schon klar …" reicht mir NICHT (ein befreundeter Layout-Illustrator pflegte zu solchen Briefings immer zu sagen: "… wenn ich machen kann, was ich will, zeichne ich Dir Frauen mit dicken Dudeln, und die willst Du nicht bezahlen - also werde mal etwas genauer …";

- NEIN, ein Kostenvoranschlag ist nicht immer verbindlich, zumal, wenn der Arbeitsumfang im Briefing (siehe oben) nicht genau definiert war;

und nicht zuletzt:
- JA, es ist mir egal, ob die Agentur dieses nicht einkalkuliert hat und "dann ja noch etwas draufzahlen" muss bei diesem Job.
 
mirzel,
ich dachte zwar an die reifende fähigkeit, das 'künstlerische' von dem 'gewerblichen' in den rechnungen günstig und zweifelsfrei trennen zu können, aber sehr konstruktiv deine aufschlussreiche überlegungen von der anderen ecke.
rob
 
Na, Rob, da das "Künstlerische" sich ja lediglich auf das Erstellen von Werken bezieht (und dass man das kann, davon gehen, zumindest im "angewandten" Bereich der Illustration, die Kunden einfach aus), bleibt ein ziemlich großer Rest "Gewerbliches" übrig.
Dazu gehört meiner Erfahrung nach eben auch
- Termintreue (das bedeutet u.a., dass man die eigene Geschwindigkeit einschätzen kann),
- das Nachfragen bei Unklarheiten (bedeutet "frei sprechen können"),
- das Wissen von rechtlichen Begrenzungen ("so dicht kann ich an Vorlagen herangehen, darüber hinaus aber nicht" und "ich kann folgende Rechte in folgender Weise gestückelt übertragen"),
und
- kalkulatorisches Geschick ("auf dem freien Markt bringt diese Arbeit üblicherweise folgende Summe ein: …"),
- Einschätzungsvermögen ("bei einem Kunden dieser Größe kann ich folgende Summe einsetzen: …"), und
- Diplomatie ("… also, JETZT gehen sie aber über die Grenze des Erlaubten hinaus, jetzt muss ich Einspruch erheben"),
um nur einige wenige "nichtkünstlerische" Nichtigkeiten aufzuführen.

Eine befreundete Psychologin beschrieb die Situation, in der sich (angewandte) "Künstler" befinden, recht eindringlich und einfach:
"Naja, Ihr seid eben ein Haufen von Leuten, die in Jeans & T-Shirt auftreten, und die eigentlich nur kreative Arbeit machen wollen.
Auf der anderen Seite sitzen Leute in Anzügen, die sich den ganzen Tag lang nur mit Zahlen auseinandersetzen.
Wer, glaubst Du, muss sich da am Verhandlungstisch wohl eher in Acht nehmen, und wer gewinnt wohl in den meisten Fällen?"
 
Mirzel schrieb:
Na, Rob, da das "Künstlerische" sich ja lediglich auf das Erstellen von Werken bezieht (und dass man das kann, davon gehen, zumindest im "angewandten" Bereich der Illustration, die Kunden einfach aus), bleibt ein ziemlich großer Rest "Gewerbliches" übrig.
Dazu gehört meiner Erfahrung nach eben auch
- Termintreue (das bedeutet u.a., dass man die eigene Geschwindigkeit einschätzen kann),
- das Nachfragen bei Unklarheiten (bedeutet "frei sprechen können"),
- das Wissen von rechtlichen Begrenzungen ("so dicht kann ich an Vorlagen herangehen, darüber hinaus aber nicht" und "ich kann folgende Rechte in folgender Weise gestückelt übertragen"),
und
- kalkulatorisches Geschick ("auf dem freien Markt bringt diese Arbeit üblicherweise folgende Summe ein: …"),
- Einschätzungsvermögen ("bei einem Kunden dieser Größe kann ich folgende Summe einsetzen: …"), und
- Diplomatie ("… also, JETZT gehen sie aber über die Grenze des Erlaubten hinaus, jetzt muss ich Einspruch erheben"),
um nur einige wenige "nichtkünstlerische" Nichtigkeiten aufzuführen.
ich sehe den obigen teil nach wie vor als ein einfaches markieren des eigenen künstlerischen reviers, das gehört zum künstlerischen arbeiten immanent dazu.
und die notwendigkeit der einschätzung der eigenen geschwindigkeit sollte auf der sichtbarsten stelle über dem zeichentisch hängen, einer der wichtigsten punkte überhaupt.
Eine befreundete Psychologin beschrieb die Situation, in der sich (angewandte) "Künstler" befinden, recht eindringlich und einfach:
"Naja, Ihr seid eben ein Haufen von Leuten, die in Jeans & T-Shirt auftreten, und die eigentlich nur kreative Arbeit machen wollen.
Auf der anderen Seite sitzen Leute in Anzügen, die sich den ganzen Tag lang nur mit Zahlen auseinandersetzen.
Wer, glaubst Du, muss sich da am Verhandlungstisch wohl eher in Acht nehmen, und wer gewinnt wohl in den meisten Fällen?"
das ist meines erachtens auch ans künstlerische gebunden: die art, wie man sich verkauft. ohne dem bleibt man ein hobbyzeichner/maler.

wenn ich das weiter überlege, dann bleibt es im arbeitsalltag tatsächlich wenig, was nicht notwendig ist, auf die streitereien mit den beamten aber kann ich locker verzichten. und die würden mir nie im leben abgehen ;)
rob
 
Hallo Mirzel!

Recht herzlichen Dank für Deinen umfassenden Praxisbericht zum Wacom Cintiq. Du hast viele Eigenschaften des Gerätes genannt, die es von Seiten der Ingenieure zu verbessern gilt. Nicht nur ich habe inzwischen den Eindruck gewonnen, das Wacom seiner Philosophie untreu wurde, innovative Produkte im Sinne der Ergonomie des Anwenders zu entwickeln. Nicht aus Absicht sondern vielmehr aufgrund des derzeitigen Standes technischer Umsetzungsoptionen für den Absatzmarkt. Grund zum Jubeln hätten sie und ihre Kunden gehabt, wenn der Cintiq ebenso "flach" wäre, wie das heiß umkämpfte e-Paper. Einrollen und ausrollen, wann immer man es braucht, Oberfläche vor Schmutz und Feuchtigkeit geschützt und keine Wärmeentwicklung.

In der Tat, die "virtuelle Fensterschieberei" mit ganzem Körpereinsatz, wie im Film Minority Report zu sehen, ist weder gut für Gelenke noch inspirierend für die Entwickler, denn diese "Vision" konnte man bereits als Zuschauer viele Jahre früher auf der Filmleinwand sehen, als Michael Douglas in einer Rolle als Leiter einer Entwicklungsabteilung für CD-ROM Laufwerke (damals waren DVD-Laufwerke noch nicht geboren), in einem virtuellen Korridor in Datenblättern wuselte, um der Verschwörung auf die Spur zu kommen, die von Demi Moore inszeniert wurde, die seinen Boss spielte. Seitdem ist zwar Hollywood der Vision ein Stück näher gekommen, aber auf dem Markt befinden sich noch immer keine Geräte, die dazu auch nur annähernd in der Lage sind. Stattdessen baut und verkauft man lieber Geräte, die immer noch soviel wiegen, wie ein Sack Kartoffeln.

Dein Beitrag war in jedem Fall eine wichtige Kaufentscheidungshilfe, wenn auch zu Ungunsten des Cintiq, aber das war absehbar. Die Kaufentscheidung schwankt ähnlich, wie ein Mann, der eine Frau trifft. Entweder zockeln die anfangs Verliebten über Monate und Jahre zusammen, aber Frau wartet vergeblich darauf, dass Mann sie heiratet. Oder beide treffen spontan auf einen Partner, wo sofort die Hochzeitsglocken läuten, weil es "Klick" macht und alle Zweifel ausgeräumt sind – selbst wenn man(n) sie nur verdrängt.

Auch beim Wacom Cintiq fehlt mir das gute Gefühl, spontan "Ja" zu sagen. Mal sehen, ob Wacom es nicht besser kann.

- Sterling
 
die art, wie man sich verkauft. ohne dem bleibt man ein hobbyzeichner/maler.

Die ART, sich und seine Werke zu präsentieren ist die KUNST, sich zu verkaufen. Doch mal abgesehen davon: Vincent van Gogh war demnach nur Freizeitaktivist bzw. Hobbymaler, denn seine Werke verkauften sich zu seinen Lebzeiten wohl oder übel nur schlecht. Trotzdem gilt er – nicht nur heute - als einer der bedeutsamsten und teuersten Künstler aller Zeiten. Ein Widerspruch? Zum Künstler wird man nicht geboren, zum Künstler wird man gemacht. Falls mir jemand die Tür eintreten sollte und es Kunst nennt, selbst wenn es ein Designer mit falschen Ambitionen ist, dann lernt er meine Kunst der Selbstverteidigung kennen und die Kunst der Ärzte, für ein paar genähte Wunden saftige 1.200,- EUR privat in Rechnung zu stellen. Wobei wir wieder bei der Selbstverteidigung wären, denn der Griff in meine Brieftasche kommt dem Eintreten der Tür nahe und hat mit Kunst nichts zu tun. Wer immer von sich selbst behauptet, ein "Künstler" zu sein, der hat sicher zu tief ins Glas geschaut, denn was Kunst ist oder nicht, darüber entscheiden stets andere Menschen. Und manchmal erst dann, wenn man längst tot ist. Kunst der Gegenwart? Geradezu lächerlich und 100% Kommerz. Also Business!

- Sterling
 
Mirzel schrieb:
Eine befreundete Psychologin beschrieb die Situation, in der sich (angewandte) "Künstler" befinden, recht eindringlich und einfach:
"Naja, Ihr seid eben ein Haufen von Leuten, die in Jeans & T-Shirt auftreten, und die eigentlich nur kreative Arbeit machen wollen.
Na da hat die Dame ja ein recht antiquiertes Bild von der kreativen Zunft. :D
Aber mit ihrer Kernaussagen sicherlich nicht ganz unrecht.
 
so ne art austeigertum.
 
Verwirrt :(

Hallo Mitstreiter,
ich habe ein Rechnungsproblem bisher habe ich mich als Freelancer einen Namen gemacht und die Rechnungspositionen Minutiös abgerechnet, mit den Verbrauchmaterialien dazu. Die Kunden waren immer sehr begeistert. Wie Sterling auch habe ich auf den Zusatz "zahlbar bis" verzichtet das es für mich eine Selbstverständlichkeit ist und mir die Kunden immer über den Weg laufen werden.

Meine Frage, ich habe eine CD entwickelt für ein mittelständisches Unternehmen mit allem Drum und Dran, Logo, Korrespondenz, usw …

Der Kunde ist mit meiner Arbeit super zufrieden und glücklich.

Wie baut ihr die Rechnungen auf, einiges wurde schon erwähnt.

Die Nutzung ist bisher immernoch bei mir also habe ich nix abgegeben und Reinzeichnungen wurden auch nicht gemacht - ich bin der Layouter, Druckkontakt wurde von mir geregelt aber der Kunde gab den Druckauftrag und hatte die Rechnung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sterling schrieb:
(..)Zum Künstler wird man nicht geboren, zum Künstler wird man gemacht.(..)
diese aussage ist meines erachtens falsch.

man wird nicht zum künstler gemacht, sondern zu einem verkaufbaren objekt/subjekt (je nach dem ob es sich um eine bildende oder darstellende kunst handelt).

die kunst hat andere masstäbe als das geld und platzierungen in den charts...
rob
 
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