Züge passen nicht durch Tunnel: Spanien versenkt 258 Millionen Euro
RENFE wird die Fahrzeuge sicher andernorts im Netz unterbringen können. Dieses Übel wird sich also vermutlich relativieren.
Haben die Spanier die Planung da an die Deutsche Bahn vergeben?
… oder vor ein paar Jahren die SNCF.
Da waren die neuen Regionalzüge zu breit für die Bahnsteigkanten, die um einige Zentimeter zurückgezogen werden mussten.
Teil des Problems damals wie bei der RENFE jetzt ist m.E. der Umstand, dass die Industrie angesichts EU-weiter Normen neue Fahrzeuge erstmal nur nach diesen Normen fertigen.
Das führte etwa hierzulande dazu, dass, als für die in einem langen Linienzug gefahrene S5 von Dortmund über Witten nach Hagen und weiter as S8 über Wuppertal und Düsseldorf nach Mönchengladbach neue Triebwagenzüge mit Toilette beschafft werden sollten, diese von der Waggonbauindustrie nur für die EU-weit vorgesehen Standard-Bahnsteighöhe von 75cm üSO angeboten wurden, nicht aber für die im S-Bahn-Bereich übliche von 96cm üSO. Toiletten einfach anstelle eines Abteilbereichs in die Fahrzeugtypen für 96cm einzubauen, habe die Industrie nicht wollen.
Da es auf dieser Strecke tatsächlich auch noch Fernbahnbahnsteighöhen gibt, war das nur ein geringeres Problem, behindert aber die Fertigstellung einheitlicher S-Bahnsteige und zwingt über Kurz oder eher Lang zum abermaligen Umbau von bestehenden 96cm-Bahnsteigen auf 75/76cm – und bis dahin zu nicht Rollstuhl-geeigneten Einstiegen.
Auf der S2 Dortmund – Rauxel – Herne – Recklinghausen/ –Gelsenkirchen – Essen mit einheitlich 96cm, werden nunmehr durch Einstreuen von Neufahrzeugen die eben noch bestehende behindertengerechten Einstiege wieder verkompliziert: von Hand zu legende Rampen; Einstieg mit einem Schritt herab ins Fahrzeug. Zu einer Beschleunigung des Ein- und Ausstiegs führt das alles nicht.
Früher™ wäre es der staatliche Bahnbetreiber gewesen, der der Fahrzeugindustrie vorschreibt, was er haben will, damit alles zum Betrieb passt; es wird ja auch nicht mehr Prototypen und Vorserien jahrelang bis zur Serienreife im laufenden Betrieb getestet, bis alle Fehler ausgebügelt oder mindestens
alle bekannt waren – man also immer wusste,
woran ein Problem lag und ob es auf der Strecke vom Fahrpersonal behoben werden konnte.
Heute muss das private oder privatisierte EVU nehmen, was die Industrie eben in ihrem Angebot hat und auf ihren Teststrecken (also wie Modellbahn, nur im Maßstab 1:1) getestet hat. Und die wiederum beißen sich für eine preisgünstige Produktion an den Normen fest, die sie, durchaus im Benehmen mit den europäischen EVUs, als EU-weite Standards für eine weitergehende(re) Vereinheitlichung des Bahnbetriebs mit durchgesetzt haben.
Bei der RENFE hat vielleicht nur ein Eisenbahn-unaffiner Controller bei der Bestellung nicht auf dem Schirm gehabt, dass Umbaustrecken (vielleicht gar von alten Meterspurstrecken in der Gegend) einfach niedrigere und/oder schmalere Tunnelprofile hatten – und in diese Regel- oder Breitspur-Wagenmaterial nicht reinpassen.
Nicht umsonst sind ICE3-Triebwagenzüge im Vergleich zu den alten ICE1 (dort noch »Triebköpfe«, eigentlich Lokomotiven, plus Personenwagen oder ICE2 (Wendezug mit Triebkopf und Steuerwagen) so schmal und niedrig, dass sie auch bis Großbritannien durchfahren könnten.
Mit Vereinheitlichungen anzufangen, ist ja nicht falsch. Dummerweise dauert das gerne nochmal ein Jahrhundert, bis auch nur gleiche Fahrzeugmaße für gleiche Bahnsteighöhen und gleiche Tunnelmaße durchgesetzt sind.
EDIT:
Die Zentralregierung gab inzwischen den Fehler zu, beteuerte aber, dem Steuerzahler sei kein finanzieller Schaden entstanden, da die zu breiten Züge noch nicht gebaut worden seien. Nach verschiedenen Warnungen sei der gesamte Fertigungsprozess irgendwann gestoppt worden.
Ref.: https://www.manager-magazin.de/unte...taboas-a-7a5dfbd5-f78b-4bca-85e7-4c65bc14566f
Was denn nun? Bleibt außer einer vergeigten Bestellung von 2020 (und etwaiger Konventionalstrafen für eine geänderte Bestellung) nur wieder heiße Skandalluft?
EDIT2:
Der Ministerpräsident von Kantabrien, Miguel Angel Revilla, nannte die Fehlplanung "Pfusch". Er kritisierte, dass offenbar "weder die Tunnel noch die Züge vermessen" wurden…
Ref.: https://www.stern.de/reise/europa/s...-sind-aber-zu-gross-fuer-tunnel-33216670.html
Die Tunnel sind längst – etwa bei ihrem Bau vor 100 Jahren – vermessen worden, man braucht das nicht neu machen, einfach in die Akten schauen; und die Züge hat der Konstrukteur am Rechner vermessen.
Danach sollte ausreichen:
IF (Zug >= Tunnel; nicht_bestellen(Zug); IF (Zug < Tunnel; bestellen(Zug); jemand_fragen_ders_besser_weisz))
EDIT3:
Video (01m08s):
Ref.: https://www.prosieben.de/serien/new...ellt-zuege-die-nicht-durch-ihre-tunnel-passen
Die gezeigte Lok hätte wegen ihrer Lademaßüberschreitung nie eine Streckengenehmigung bekommen dürfen.
Spätestens der für die Strecke zuständige Fahrdienstleiter hätte die Fahrt untersagen müssen.
Rumgespielt hätte ich ja doch mal gern damit… Scheint mir bisher der mit Abstand unterhaltsamste Chatbot zu sein.
