2) Der Mann ist Ökonom und ist/war Direktor einer Forschungseinrichtung für Sozialrecht und Gesundheitsökonomie. Seine Meinung ist, dass es u.a. armen Menschen gestattet sein sollte, Organe zu verkaufen.
Wenn man diese hier zur Diskussion genommene "Kernaussage" jetzt in Verbindung zu seiner Tätigkeit sieht (Sozialrecht / Gesundheitsökonomie), dann schwindet plötzlich diese gesamte Grundlage, die ihn zum Hassobjekt macht.
Er sagt nicht, beutet arme Menschen aus, züchtet Klone und reißt ihnen die Organe aus dem Leib, zeugt mehr Kinder um ihre Organe zu verscherbeln oder bildet eine "dritte Klasse" von Organliferanten für die anderen "Klassen", sondern schlägt einen neuen Markt vor, den er gleich reglementiert wissen will.
Wenn Ökonomie ein Teil seines Fachgebiets ist, dann sollte er wissen, dass Reglementierung nicht möglich ist. So viel zum fachlichen.
Und jetzt möchte ich mal was klar stellen..
Meiner Meinung nach ist es schon alleine die Forderung nach einer Organspende
möglichkeit. Von der angeblichen Pflicht, die ihm in den Mund gelegt wird, will ich gar nicht reden.
Aber alleine die Forderung nach einem (wenn auch reglementierten) Organmarkt ist völlig neben der Spur. Ich kann das auch noch schärfer formulieren: Der Kerl spinnt. Auch wenn es nur um den völlig freiwilligen Organhandel geht. Sogar wenn man die sozial Schwachen außen vor lässt und die Aussage auf jeden bezieht.
Ich kenne mindestens 4 Wissenschaftsdisziplinen, die hinreichend plausible Thesen liefern, welche geeignet sind, die Forderung dieses Spinners ad absurdum zu führen. Besonders wenn man die in Kombination betrachtet.
Die Psychologie lehrt uns, dass finanzielle Entscheidungen bestimmten psycholigischen Mustern unterworfen sind. Je nach Umfeld kann das böse Folgen haben.
Die Wirtschaftswissenschaften lehren uns, dass eine echte Reglementierung nicht möglich ist. Reglementierung ist für einen Wirtschaftswissenschaftler das, was für einen Physiker das Perpetuum Mobile ist. Schön aber unmöglich.
Die Sozialwissenschaften lehren uns, dass bei der Kombination der obigen Disziplinen eine Dynamik entsteht, die gesellschaftlich komplexer ist, als man auf den ersten Blick glauben mag.
Die Rechtswissenschaften müssten sich über Artikel 1 des GG Gedanken machen.. Wie soll Würde möglich sein, wenn das "Behältnis" des Menschen, der Körper, die ultimativ letzte Bastion der Selbstbestimmung, einem System (und damit meine ich nicht den Staat, sondern die fatalistische Konsequenz des Organhandels) folgt, das keine andere Möglichkeit zulässt, als bei Geldknappheit (auch Millionäre haben sowas), eben diese Würde freiwillig aufzugeben?
Menschen postulieren Würde, schreiben Sie gesetzlich vor, nehmen aber Rahmenbedingungen in Kauf (freiwillig), die diese Würde unmöglich machen.
Das endet in fallweiser Würde. Je nach Wirtschaftslage und psychischer Verfassung. Nicht in Freiheit.
Ich bin gespannt, ob das jemand nachvollziehen kann. Ehrlich.