Moral Machine - Wen würdet ihr töten?

In meinen Augen ist der Thread ein reines Gedankenexperiment, das nichts mit den absehbaren technischen Fortschritten zu tun hat.

Die Sensoren, die Alte von Jungen, Obdachlose von Chefärzten, Gute von Schlechten unterscheiden können, sind reine Fiktion.

Selbst menschliche "Piloten" sind in der Regel nicht in der Lage, in solchen Millisekunden fundierte "ethische" Entscheidungen zu treffen. Klar, Computer denken schneller und emotionsloser. Aber sie sind abhängig von Informationen. Und sowohl die Bildverarbeitung noch die Sensorik sind noch Jahrzehnte davon entfernt, diese zu liefern.
 
soweit waren wir schon vor ein paar Seiten - ich zumindest, wenn man meine posts gelesen hat ;)
 
Im Normalfall macht man sich auch Gedanken über etwas bevor es Marktreife erlangt hat und schon rumfährt :D
Und natürlich ist das ein Gedankenexperiment.
 
Da hast Du einen meiner "Lieblingsbegriffe" verwendet > Marktreife :D = etwas ist reif fürs Vermarkten, wie z.B. ein neues Samsung Telefon, ein Vorwerk Thermomix, ein VW Dieselfahrzeug mit Abgas“kontrolle"…

Aber es ist schon korrekt, natürlich muss man sich Gedanken machen über eine Technik die unser Straßenbild derartig stark beherrschen WIRD. Sieht man sich heutige Fahrassistenzsysteme (Einparkhilfen, Spurhalteassistent, Tempomat, ABS, Start-Stop-Automatik, Totwinkelwarner, Navigationsinstrumente, automatische Getriebe, Motorsteuerungen, wählbare Fahrwerksabstimmungen… ein PKW hat heute die Rechenleistung die die eines Computer von vor einpaar Jahren übersteigt ;)), fragt man sich, warum die letzte "vintage-Funktion" (der Fahrer) nicht schon längst ersetzt wurde.

Eine Generalabrechnung mit unserem Transportwesen, seiner Effizienz, seiner Umweltzerstörung, seinem Gefährdungspotenzial ist mehr als überfällig - aber was das Autofahren betrifft drehen wir lieber an den Schräubchen, die uns unsere eigene Unfähigkeit nicht zu deutlich vor Augen führen. Klingt übertrieben dramatisierend? Wir müssen doch einfach nur die “Speerspitze der Automobiltechnik" betrachten: Gibt es einen VERNÜNFTIGEN Grund, weswegen der Technikeinsatz im Formel 1 Automobilrennsport derart beschnitten wird? Außer das der Fahrer in einem solch aufgerüstetem “Werkzeug" zum “schmückenden Beiwerk" degradiert würde? Nachher würde man noch auf die Idee kommen hübsche junge Frauen in die Autos zu setzen ;) (Ok, dieser Sarkasmus war jetzt aber wirklich übertrieben - bekennt der Radfahrer lor-olli :bike:)
 
@MacGandalf,
… erkennt Gefahren bevor sie entstehen… und ignoriert die Gefahren die ein zwei Tonnen-Geschoss in flotter Bewegung generell darstellt (Emissionen, kinetische Energie beim Aufprall, Umweltzerstörung durch forcierten Straßenbau…) Mercedes hat sich von diesem "Spot" distanziert ;) Erkenntnis eigener Schuldhaftigkeit? Angst vor der Reaktion potenzieller Käufer dieser Fahrzeuge? Müssten wird nicht viel mehr DIESER Autos bauen und weltweit herumfahren lassen? (Syrien, Phillipinen, Sudan, Kolumbien, USA > für den Fall das Trump tatsächlich…)

Sorry, selbst wenn wir an der Bar stehen - nüchtern geht so ein Spruch nicht durch mea maxima culpa - natürlich nicht ohne ein ;).

Übrigens, dürfte man volltrunken in ein autonomes Auto steigen und es bringt einen heil nach Haus, wenn man nur die Adresse halbwegs lallen kann ?!?! Fragen über Fragen…
 
Um mal etwas Ernsthaftes beizutragen:

Ich sehe da folgendes Problem:

Nehmen wir mal an, das Auto fährt mit zulässiger Geschwindigkeit auf einer Straße, auf dem linken Gehweg spielt ein Kind, und auf dem rechten Gehweg ist ein Kegelclub von ca 5 alkoholisierten Männern im Rentenalter die sich grade mit zotigen Witzen über das Dekollete der Bedienung auslassen unterwegs. Jetzt läuft das Kind dem Ball hinterher direkt vor das Auto.

a) Der menschliche Fahrer mit durchschnittlichen Reflexen denkt nur "Oh Scheisse..." und erfasst das Kind.
=> Das ist ein Unfall, bei dem dann geklärt werden muss inwiefern der Fahrer üerhaupt hätte eingreifen können, es wird auf Fahrlässigkeit hinaus laufen

b) Der menschliche Fahrer mit sehr guten Reflexen denkt "Oh Scheisse..." und schafft es noch dem Kind auszuweichen und erfasst die Rentnergruppe.
=> Das ist ebenfalls ein Unfall, weil der Fahrer in den Sekundenbruchteilen die er zur Verfügung hatte nicht durchdenken konnte welcher Unfall den "größeren Schaden" nach sich zieht, er hat einfach nur reagiert. Auch das wäre Fahrlässigkeit

c) Das autonome Auto rechnet die Situation durch, und entscheidet sich abhängig von seiner Programmierung dazu entweder den einzelnen Verkehrsteilnehmer - das Kind - oder die Gruppe die aufgrund ihres Alters möglicherweise weniger schützenswert sein könnte zu opfern.
=> Das ist dann eine klare Entscheidung, hervorgerufen durch die Programmierung, und wäre damit "Vorsatz".

Vorsatz steht deswegen in Klammern weil die Entscheidung durch eine Maschine getroffen wurde, nicht durch eine Person. Dennoch stellt sich hier die Frage, wie das dann straf- und zivilrechtlich zu behandeln ist, schließlich wurde hier ganz klar entschieden wen man opfert. Steht man danach als Fahrer der die Maschine betrieben hat vor dem Kadi? Oder der Programmierer der der Maschine vorgegeben hat nach welchen Kriterien zu entscheiden ist wer geopfert werden darf? Ich möchte weder in der Haut des einen noch des anderen Stecken.
 
Sie Landet in einer Endlosschleife und meldet über den Boardcomputer "wollen sie das wirklich, bestätigen sie mit 'ok'" :D dann haste das Kind umgefahren und alle sind zufrieden ;)
 
Genau darum geht es ja, was Ethikausschuesse & Co hier zu beraten haben. Den Vorsatz. Bisher lebt man damit was eben passiert da in den meisten Faellen der Fahrer einfach nicht schnell und fundiert eine Entscheidung treffen kann. Koennte er, wuerde er wohl das Kind schuetzen da dies in unserer Gesellschaft als das hoechste Gut gilt. Da eine Maschine schneller reagieren koennte muss eben vorher irgendwer die Entscheidung treffen was im Falle eines Falles zu tun ist.

Deswegen sprach ich auch davon dass es bei mir - haette ich die Zeit fuer eine Reaktion - auch darauf ankommen wuerde wie es dazu kommt. Jemand der sich dank seiner Dummheit selbst aussortieren moechte (bspw. ein Smombie) waere bei mir eher ein Opfer als jemand der nur bloederweise eben gerade auf der anderen Seite der Strasse zur Auswahl stuende.

Sollt wirklich irgendwann eine Moeglichkeit bestehen hier soziales einfliessen zu lassen waeren wohl kleinwuechsige Bankraeuber fein raus :D
 
Oh Mann, sag jetzt nicht ich hab die Bildchen falsch interpretiert. Grmml - ich mach mal nen Termin beim Augenarzt.
 
Hm ich hab das jetzt nochmal gemacht: Ja, es gibt Szenarien wo keiner im Auto sitzt - aber keines wo ein Tier dran glauben muesste statt einem leeren Auto.
 
Um auch etwas ernsthaftes beizutragen:

- Ein Dilemma dient nicht und kann auch keiner Problemlösung dienen, “es" dient allenfalls der Bewusstseinsschulung…
- Die Programmregeln werden ganz sicher ohne die “soziale Komponente" erstellt, denn diese würden/könnten juristische Konsequenzen nach sich ziehen… (würde ein Autobauer da mitziehen?)
- Ein Dilemma ist im eigentlichen Sinn eine ausweglose (Entscheidungs!-)Situation, weder Mensch noch Maschine kann in einem Dilemma ein Wunder bewirken!
- Menschliches Verhalten verursacht aber oft / in der Regel erst so ein Dilemma (technisches Versagen ausgenommen, eine versagende Bremse / Lenkung ist kein Dilemma sie erzwingt in der Regel keine Entscheidung, bzw. es bleibt keine Reaktionszeit für eine Entscheidung)
- Das eigentliche “Dilemma" ist, dass wir einer (Auto-)maschine nicht die "Verfügungsgewalt" über unsere Fortbewegung anvertrauen wollen, aber dennoch nahezu bedenkenlos jedem Piloten, Zugführer, Busfahrer, Autofahrer (wenn wir Mitfahrer sind)
- Ein weiteres Dilemma > Wir haben kaum Zweifel, dass ein "Computer" besser fahren würde als die “Ehefrau" (einparken sowieso…) oder der "Ehemann" (nicht so aggressiv um Klischees zu bedienen), aber der Computer würde NIEMALS besser fahren ALS WIR - korrekt?

Die meisten haben noch nicht kapiert, dass wir an einem entscheidenden Wendepunkt in der Evolution angekommen sind > wir, die "entwickelste Spezies" werden von den von uns entwickelten Produkten überholt! Niemand rechnet besser als ein Computer, niemand stellt schneller einen Fokus ein als ein Autofokus, niemand navigiert (in unbekanntem Terrain) besser als ein GPS, niemand kann Farbe so definitiv unterscheiden wie ein Kalibrierungssystem, niemand bremst effektiver als ein ABS… Die Frage ist also nicht “ob", sondern ob und wie wir uns dazu stellen! Intuitiv und emotional stelle ich oft die Automatik der Fotokamera auch ab ;) (Bin ich besser, oder will ich beweisen "ich kann das auch", oder geht es nur um die gefühlte Befiedigung durch die Erfüllung eines selbst gewählten Ziels)

Unser eigentliches Problem bei der Beurteilung solcher Fragen ist, dass unserer "Ratio" immer die "Emotio" dazwischen funkt, erleben wir in Echtzeit ja z.B. oft in zwischenmenschlichen Situationen… :Oldno:
 
aber der Computer würde NIEMALS besser fahren ALS WIR - korrekt?

nicht richtig. Schon heute fährt ein Auto mit der entsprechenden Steuerung besser (energieeffizienter, angepasster) in "normalen" Situationen.

Die meisten haben noch nicht kapiert, dass wir an einem entscheidenden Wendepunkt in der Evolution angekommen sind > wir, die "entwickelste Spezies" werden von den von uns entwickelten Produkten überholt! Niemand rechnet besser als ein Computer, niemand stellt schneller einen Fokus ein als ein Autofokus, niemand navigiert (in unbekanntem Terrain) besser als ein GPS

das sind einzelne technisch runter gebrochene Einzelleistungen. Ein Mensch der sich mit Technik auf Basis von Einzelleistungen (stärker, schneller) misst wird verlieren. Der Mensch ist aber mehr als die Summe dieser Einzelleistungen und deshalb wird der Mensch noch lange führend bleiben.

Oder gibt es bereits eine Motiv Klingel (um mal bei der Kamera zu bleiben)?

Bei billigen Tätigkeiten wurde der Mensch aber schon verdrängt (was auch gut so ist).

Die positive technische Entwicklung wird in einem Computer Forum aber auch immer höher ausfallen als in einem Forum für Waldbesitzer (zum Beispiel).

Nicht umsonst empfinden sich Programmierer als essentiell wichtig. Allerdings leben viele dieser Spezies jedoch nicht umsonst zu Hause von der Liefer Pizza. "Nerd" ist ja nun mal kein sozial positiv besetzter Begriff ;)
 
Ich habe den Test jetzt auch mal gemacht, und muss ganz ehrlich sagen dass die Fragestellungen auch ein wenig blöd sind.

Wenn es nach dem Testergebnis ginge, würde ich vorwiegend kriminelle übergewichtige weibliche Rentnerinnen schützen die mich nicht zum Ausweichen zwingen, alle anderen hätten die A-Karte. Das entspricht aber nicht meiner eigentlichen Einstellung.

Zunächst mal waren fast alle Fragen so gestellt dass entweder ich selbt im Auto drauf gehe oder jemand anders. Ich habe da natürlich immer für mich selbst entschieden, dabei spielte es aus meiner Sicht keine Rolle wer der Kontrahent ist. Interessanter wäre auch die Frage gewesen wie entscheidet man wenn man selbst zwar verletzt würde, aber sehr wahrscheinlich überleben würde, während der Kontrahent definitiv tot wäre. Die Moral-Maschine geht jedoch davon aus dass das selbstfahrende Auto aus Pappe ist und mit Nitroglycerin betrieben wird, schließlich würden bei jeder Kollision ausnahmslos alle Insassen sterben. Wenn die Option gegeben wäre ich selbst handle mir ein paar blaue Flecken vielleicht auch ein gebrochenes Bein ein wenn jemand anders dafür nicht getötet wird, wäre meine Antwort bei dem Gedankenspiel eine andere gewesen.

Genauso blöd sind die Fragen wo man entweder gradeaus fährt oder ausweicht. Keiner überfährt 5 Personen um 1 Katze zu retten. Interessant wäre allenfalls 1 Kind gegenüber 5 Managern gewesen, aber bei 3 Katzen und 2 Hunden gegenüber 5 Menschen ist die Antwort aber auch schon ziemlich selbstverständlich. Dabei spielt es auch keine Rolle ob die Tiere bei "rot" oder "grün" über die Ampel gehen.
 
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