Menschen, die keine Scham empfinden, sind mir unheimlich, genauso wie Leute, die keine Angst vor dem Tod (bzw. dem Sterben) haben.
Mit unserer Gesellschaft muss in den letzten Jahren was ganz Fürchterliches passiert sein, wenn es heute möglich ist, Nacktscanner ohne nennenswerten Widerstand einzuführen. Es ist nicht nur das Achselzucken, das Desinteresse an solchen Vorgängen, was mich nervt; auch die Umstände, unter denen solche Maßnahmen möglich werden, erschüttern mich zutiefst.
Es ist hier genau so wie bei allen anderen Vergehen gegen Datenschutz, informationelle Selbstbestimmung, Freiheits- und Bürgerrechten und Menschenwürde: Das Zeug wird scheibchenweise eingeführt, es wird beschwichtigt, nach ein paar Monaten sind alle Beschwichtigungen plötzlich ohne Grundlage, weil zwischenzeitlich weitere Scheibchen abgeschnitten wurden. Einige Beschwichtigungen sind schon von Grund auf lächerlich, wie hier bei den Nacktscannern: Natürlich muss man auch den Intimbereich so gut als möglich abbilden, weil der böse Terrorist seinen Sprengstoff sonst in die Unterhose steckt. Überhaupt, wer an einen Scanner glaubt, der Intimbereiche erkennen und zuverlässig verpixeln kann, ist einfach nur dumm.
Einzelfälle von Kriminalität werden dazu genutzt, Stimmung zu machen und inakzeptable Gesetze einzuführen. Als ein LKW-Fahrer einen Mord beging, war beispielsweise sofort Günther Beckstein zur Stelle und forderte die Datensammlung per Mautbrücke. Begründung: "Wenn dadurch auch nur ein Menschenleben gerettet wird, hat sich die Sache gelohnt". Diese Argumentation muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, man muss mal ein paar Minuten darüber nachdenken, um diesen Irrsinn zu begreifen.
Sicherheit? - Die gibt es nicht. Es gibt sie weder in Bezug auf die effiziente, nennenswerte Reduktion von Straftaten - dazu wären andere Maßnahmen viel besser geeignet, mir fallen gleich Dutzende ein - noch in Bezug auf die Behandlung unserer Daten. Denn erstens ist 100%ige Sicherheit bei Computersystemen völlig ausgeschlossen, und eine 99,9%ige reicht nicht, weil bei einem Datenleck sofort der GAU eintritt. Außerdem ist ja noch der Faktor Mensch im Spiel, und da reicht ebenfalls bereits einer, der den Wert der Daten erkennt und Scheiße damit macht. Ganz zu schweigen von den computerdummen Sachbearbeitern in den Behörden.
Ich träume von einer Gesellschaft, die sich zusammentut und den längst fälligen Grenzstrich zieht. Das hieße in diesem Falle: Wo immer sich Fliegen irgend vermeiden lässt, nicht mehr fliegen. Sofort, damit solche Strolche wie Bosbach und Wiefelspütz und wie sie alle heißen gleich jetzt schon merken, dass sie schwätzen können, wie sie wollen, damit aber keinen Schritt mehr weiterkommen.