Ich habe mich auch mal über sowas aufgeregt. Seitdem ich es so nehme wie es ist, nämlich dass wir hier alle in einer Millionenstadt leben und man mit gegenseitiger Rücksichtnahme im Straßenverkehr besser fährt als mit "ich ich ich", komme ich viel entspannter durch die Stadt. Wenn ich einem Radfahrer begegne, der sich nicht um Regeln schert, dann ist es so. Dann nehme ich, die 5 Sekunden in denen er mein Leben kreuzt, eben Rücksicht und stecke zurück. Dafür nimmt dann im Gegenzug irgendein anderer Radfahrer Rücksicht, weil ich vielleicht mal nicht aufgepasst habe. Geben und nehmen.
Das sehe ich grundsätzlich genauso. Als ich vor 40 Jahren den Führerschein gemacht habe, hat der Fahrlehrer auf einen Fehler von mir gewartet und mich dann gefragt (aus der Erinnerung):
- Er: Sie sind sich darüber im Klaren, dass dies ein Fehler war?
- Ich: Ja
- Er: Glauben Sie, dass Sie irgendwann völlig fehlerfrei werden fahren können?
- Ich: Eigentlich nicht
- Er: Dann gibt es eine Aufgabe im Straßenverkehr. Man muss immer damit rechnen, dass andere einen Fehler machen. Je besser man darauf reagiert, also je besser man den Fehler des anderen ausbügeln kann, desto besser kommt man fehlerfrei durch.
Es hat etwas gedauert und im Anfang war dazu auch viel Glück nötig. Doch inzwischen gibt es einige Unfälle, die ich einfach nur vermieden habe, auch wenn ich "das Recht auf meiner Seite" gehabt hätte.
Das Problem mit den Radler in München ist aber inzwischen auf einem anderen Level angekommen. Ich habe da mal ein Beispiel rausgesucht. Das ist die B2 (Landberger Straße) und man möchte rechts abbiegen auf die Friedenheimer Straße. Die B2 ist eine auf 60 reduzierte Durchgangsstraße und parallel dazu gibt es neben dieser Strecke eine abgegrenzte aber unter gleichem Namen laufende Anwohnerstraße mit Tempo 30. An der Abfahrt muss man diese 30er-Straße queren. In der Fahrtrichtung gibt es sowohl auf der 60er Spur wie auch auf der 30er Spur Ampeln und gerade die Ampel auf der 30er Spur ist erstellt worden, um genau die Radfahrer daran zu hindern, die 30er Spur in Geradeausrichtung zu benutzen, wenn Fahrzeuge von der 60er Spur dort links abbiegen wollen.
Und genau an dieser Stelle fahren sehr viele Radfahrer einfach bei Rot durch und zwar ganz provokativ und bewußt ohne sich auch nur im Geringsten um den übrigen Straßenverkehr zu kümmern. Ich kann also als Rechtsabbieger nicht einfach fahren, sondern ich muss warten bis mir klar ist, ob der Radfahrer tatsächlich hält. Ich muss sogar damit rechnen, dass er erst hält und dann wieder anfährt. Meine Aufmerksamkeit an dieser Kreuzung ist zu fast 100% nur auf diesen dämlichen Radfahrer fixiert und darauf, was dessen nächster Unfug ist.
Damit aber lege ich eine Fahrstil an den Tag, der zu einem Rückstau auf der 60er Spur führt, der zudem noch völlig überraschend kommt, weil jeder mir folgende Fahrer davon ausgeht, dass ich ohne Problem fahren könnte. Für den ist mein Zögern einfach nur eine Überraschung. Wenn irgendwann dann mir gleichzeitig auch noch ein Radfahrer in Gegenrichtung entgegen kommt (die nehmen nicht einfach die anderer Straßenseite, an sowas denken die gar nicht) dann komme ich sehr schnell in eine unübersichtliche Situation rein.
Bei einem Auffahrunfall auf der B2 oder einer Kollision mit einen anderen sich falsch verhaltenden Person auf der gleichen Kreuzung fährt der Rotfahrer ungestört weiter. Würde man ihn fragen, dann wäre seine Antwort "Wieso, ich bin doch an dem Unfall gar nicht beteiligt". Meine Aussage wäre dann aber: "Das ist falsch, du hast ihn verursacht".