„Ich war dabei“ – Günter Grass und die Waffen-SS

[quomodonam]

"Der Tag als die Beatles (beinahe) nach Marburg kamen" laeuft am Mittwoch Nacht im Ersten - koennte auch interessant werden

Wurde darüber (den Tag, als… (beinahe)…) aber schon geurteilt?

 

[quomodonam]

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[quomodonam]

»…Und dass ich diesen Makel - und ich habe das als Makel empfunden - über 60 Jahre lang zu spüren hatte und versucht habe, daraus meine Konsequenzen zu ziehen. Dem entsprach mein späteres Verhalten als Schriftsteller und als Bürger", sagte Grass.
…
Auf die Frage, warum er dennoch so lange geschwiegen habe, sagte Grass: "Erst als ich mich entschlossen habe, über meine jungen Jahre zu schreiben, was mir als jungem Mann widerfahren ist, fand ich diese literarische Form. Sie ermöglichte es mir, endlich auch über die Mitgliedschaft in der Waffen-SS zu schreiben und zu sprechen."«
aus: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,431636,00.html

 

[Herr Chow]

Auf die Frage, warum er dennoch so lange geschwiegen habe, sagte Grass: "Erst als ich mich entschlossen habe, über meine jungen Jahre zu schreiben, was mir als jungem Mann widerfahren ist, fand ich diese literarische Form. Sie ermöglichte es mir, endlich auch über die Mitgliedschaft in der Waffen-SS zu schreiben und zu sprechen."«
aus: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,431636,00.html

Jetzt wird's peinlich.

 

[Leslie]

Jetzt wird's peinlich.

Die Frage lautet jetzt in der Tat, wie diese Äußerung des Herrn Grass zu interpretieren ist. Bedeutet "in dieser literarischen Form darüber schreiben und sprechen" zu können eventuell doch die einzige Möglichkeit zur kassenwirksamen Verwurstung des Ganzen? Das soll keine boshafte Unterstellung sein; nur finde ich jede andere Interpretation im Moment noch abwegiger.

 

[haudejen]

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???

 

[quomodonam]

???

Ich habe mich entschlossen, über meine jüngsten Jahre zu schreiben und fand die Möglichkeit über diese literarische Form. Nur sie ermöglichte es mir, endlich über alles zu sprechen.

 

[in2itiv]

Die Frage lautet jetzt in der Tat, wie diese Äußerung des Herrn Grass zu interpretieren ist. Bedeutet "in dieser literarischen Form darüber schreiben und sprechen" zu können eventuell doch die einzige Möglichkeit zur kassenwirksamen Verwurstung des Ganzen? Das soll keine boshafte Unterstellung sein; nur finde ich jede andere Interpretation im Moment noch abwegiger.

....hör mir auf damit ! ....ich durfte im Abi teile der blechtrommel interpretieren .... das reicht für ein menschenleben.... da muss ich nicht auch noch das marketing des herrn grass interpretieren

 

[Herr Chow]

Sehr erfrischend und entspannend fand ich die folgende Äußerung von Juli Zeh (32), die im DLF zum Fall Günter Grass interviewt wurde:

»Die moralische Instanz, die Grass möglicherweise mal gewesen ist, ist er für die Generation über uns.«

In der Tat! Was wir miterleben, ist der langsame Tod eines schon ziemlich angestaubten Dinosauriers. Es ist vielleicht ganz gesund und belebend, daß die Generation der Nachkriegsmoralisten an Geltung verliert.

 

[Bruddler]

Ich habe gerade im Spiegel Online gelesen, dass Herr Günter Grass schon einmal das Geständnis gemacht hat. Und zwar 1945 im amerikanischen Gefangenenlager gegenüber den US-Behörden.

Das wirft doch ein ganz neues Licht auf die Diskussion oder?

 

[lundehundt]

Ich habe mich entschlossen, über meine jüngsten Jahre zu schreiben und fand die Möglichkeit über diese literarische Form. Nur sie ermöglichte es mir, endlich über alles zu sprechen.

ich habe bereits begonnen einen K-Pax faehigen mapper zu programieren. Bin zu neugierig wie es war als die Schale noch geschlossen war. Nennt man das bei Voegeln eigentlich auch Kreide oder richtiger Kalksteinzeit?

 

[quomodonam]

ich habe bereits begonnen einen K-Pax faehigen mapper zu programieren. Bin zu neugierig wie es war als die Schale noch geschlossen war. Nennt man das bei Voegeln eigentlich auch Kreide oder richtiger Kalksteinzeit?

Es ist die Verkalktseinzeit! Sie zieht sich über die Phase der Geburt bis hin zum Tod. Das Interesse an meiner höchst moralischen Person ist natürlich verständlich. Doch um eins möchte ich inständig bitten, so kurz vor dem Fallenlassen der zerbrechlichen Schalen: Macht mich nicht zur Unperson!

 

[midroth]

Sehr erfrischend und entspannend fand ich die folgende Äußerung von Juli Zeh (32), die im DLF zum Fall Günter Grass interviewt wurde:

»Die moralische Instanz, die Grass möglicherweise mal gewesen ist, ist er für die Generation über uns.«

In der Tat! Was wir miterleben, ist der langsame Tod eines schon ziemlich angestaubten Dinosauriers. Es ist vielleicht ganz gesund und belebend, daß die Generation der Nachkriegsmoralisten an Geltung verliert.

Hi, hi! Nehme an, Du wirst ihn litera'sch ablösen. Fängt die Story vor, oder nach dem Mauerfall an? Links, oder Rechts?

 

[lundehundt]

Es ist die Verkalktseinzeit! Sie zieht sich über die Phase der Geburt bis hin zum Tod. Das Interesse an meiner höchst moralischen Person ist natürlich verständlich. Doch um eins möchte ich inständig bitten, so kurz vor dem Fallenlassen der zerbrechlichen Schalen: Macht mich nicht zur Unperson!

Nie und nimmer meine Beste

 

[ricci007]

Also ich finde die spaete Bekenntnis von Guenter Grass gut. Fuer ihn war das Schreiben eben das, was fuer andere das Schweigen war. Nun ist es raus, Grass hat damit verarbeitet, was er verarbeiten musste.

Wenn ihr mich fragt, hat er damit sein Lebenswerk vollendet. Ich denke, dass das sein letztes Buch war!

 

[braindub]

Wie auch immer man das ganze bewerten will, was ich nicht verstehen kann, ist dieses leidige "PR-Argument". Die Aussage, dass er bei der Waffen-SS war, steht in seinem neuen Buch. Ich denke, auch ohne eine Vorab-Beichte hätte dieses Bekenntnis die gleichen, wenn nicht sogar noch höhere Wellen geschlagen. Insofern kann man höchstens das Bekenntnis an sich als PR-Kampagne bezeichnen, nicht aber die von ihm gewählte Form der vorherigen Information.

 

[ricci007]

Wie auch immer man das ganze bewerten will, was ich nicht verstehen kann, ist dieses leidige "PR-Argument". Die Aussage, dass er bei der Waffen-SS war, steht in seinem neuen Buch. Ich denke, auch ohne eine Vorab-Beichte hätte dieses Bekenntnis die gleichen, wenn nicht sogar noch höhere Wellen geschlagen. Insofern kann man höchstens das Bekenntnis an sich als PR-Kampagne bezeichnen, nicht aber die von ihm gewählte Form der vorherigen Information.

Darueber habe ich auch schon nachgedacht, aber ich konnte mir noch keine Meinung darueber bilden. Bleibt mal abzuwarten...

 

[tridion]

Wie auch immer man das ganze bewerten will, was ich nicht verstehen kann, ist dieses leidige "PR-Argument". Die Aussage, dass er bei der Waffen-SS war, steht in seinem neuen Buch. Ich denke, auch ohne eine Vorab-Beichte hätte dieses Bekenntnis die gleichen, wenn nicht sogar noch höhere Wellen geschlagen. Insofern kann man höchstens das Bekenntnis an sich als PR-Kampagne bezeichnen, nicht aber die von ihm gewählte Form der vorherigen Information.

Nun, PR ist subtil. - Eine Vorab-"Beichte" führt dazu, daß der Absatz des Buches besser angekurbelt wird. Grass hätte sicher auch was anderes daraus erzählen können - aber was ist, noch immer, so wirkungsvoll und schlägt so hohe Wellen wie ein (zu) spät gebeichtetes Geheimnis aus früher, aus besonderer, aus unverarbeiteter Zeit?
Und so gibt es auf eine Reaktion eine Gegenreaktion, die aufzeigt, wie weit die Menschen mit der Aufarbeitung jener Zeit gekommen sind.

 

[ricci007]

Naja, der Schlag ging ja in erster Linie gegen die SPD . Dass das Wellen schlaegt, ist klar ....

 

[braindub]

Nun, PR ist subtil. - Eine Vorab-"Beichte" führt dazu, daß der Absatz des Buches besser angekurbelt wird. Grass hätte sicher auch was anderes daraus erzählen können - aber was ist, noch immer, so wirkungsvoll und schlägt so hohe Wellen wie ein (zu) spät gebeichtetes Geheimnis aus früher, aus besonderer, aus unverarbeiteter Zeit?
Und so gibt es auf eine Reaktion eine Gegenreaktion, die aufzeigt, wie weit die Menschen mit der Aufarbeitung jener Zeit gekommen sind.

Dass PR in manchen Fällen subtil sein kann, ist mir schon klar
Die Frage, die ich gestellt habe, war die: Reicht die Beichte im Buch nicht schon aus - also ganz ohne eine vorherige Ankündigung. Schliesslich wird das Buch ja auch gelesen, und somit wäre das ganze auch so herausgekommen. Evtl. sogar als noch größerer Paukenschlag. Aber gut, darüber zu spekulieren ist müßig.
Was ich sagen wollte: Die Vorab-Beichte als PR zu deuten geht in meinen Augen nicht auf.