Gesellschaft Holocaust - die Schuld der eigenen Vorfahren - Umgang in der Familie

Oder halt eben auf die Strasse gehen um ihren Unmut zum Ausdruck zu bringen...
Solange man dich auf die Strasse gehen lässt.
Versuche mal in Russland eine Demo gegen Putin zu organisieren. Du bist schneller im Gulag als du schauen kannst.
Es gibt in der Geschichte genügend Beispiele wo jeder Widerstand im Keim erstickt wird. Und dafür nimmt man auch tausende von Toten in Kauf.
Ob Sklavenaufstände bei den Römern, auf amerikanischen Plantagen, Bauernaufstände im Mittelalter, Volksaufstände in der DDR, Tschechoslowakei, Ungarn - einfach mit aller Härte und Brutalität niedergeschlagen. Und es braucht nicht mal viele Leute dazu.
 
Es gibt auch Leute die interessieren sich schlicht und einfach nicht dafür und nicht für Politik. Das finde ich vollkommen ok.
Das ist schon eine seltsame Ansicht. Wenn ich also glaube, dass mich etwas nicht interessiert, brauche ich mich nicht darum zu kümmern?
Ist es nicht so, dass ich dann auch glaube, dass ich auch davon profitiere? Und dann bin ich auch ein "Mittäter".
Und Mittäter sind, da stimme ich der Definition von Hausbesetzer zu, auch Täter, weil sie das, was passiert ist erst ermöglicht haben.
 
Ich interessiere mich inzwischen auch nicht mehr für Politik. Ich kann weder die grinsenden Fett***** ertragen, noch deren unglaublichen Lügen. Mir geht es am Hintern vorbei, sollen die Deutschland noch vernichten, bzw abwirtschaften. Von mir aus.

Mir ist auch die Vergangenheit egal, ich war es nicht und deswegen muss ich mich für nichts entschuldigen oder gar schämen.
 
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Es gibt auch Leute die interessieren sich schlicht und einfach nicht dafür und nicht für Politik. Das finde ich vollkommen ok.

Ich erachte das Recht auf Abstimmung in der Schweiz als einer der höchsten Werte die wir hier haben. Wer dann aus desinteresse bei solche wichtigen Themen nichts sagt, macht sich nunmal zu einem stillschweigend Annehmer.
 
Annehmer ist richtig, klar. Mittäter ist falsch. Sagt ja schon das Wort, um Mittäter zu sein muss man was tun. Beim ersteren entscheidet man sich bewusst dafür, dass man jede Entscheidung akzeptiert.
 
hat es still geduldet - war also nicht dagegen, war also dafür. Etwas anderes gibt es nicht.
Endlich lerne ich anscheinend jemand kennen, der das Böse in der Welt besiegt.
Wann geht es bei dir wieder ins IS-Gebiet, um gegen die Schlächterei auf die Straße zu gehen?
Ich hoffe doch bald, denn wer nichts unternimmt ist zwangsläufig zumindest ein Sympathisant - wenn nicht sogar verantwortlich.
 
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Annehmer ist richtig, klar. Mittäter ist falsch. Sagt ja schon das Wort, um Mittäter zu sein muss man was tun. Beim ersteren entscheidet man sich bewusst dafür, dass man jede Entscheidung akzeptiert.
Wenn ich mich bewusst für etwas entscheide, tue ich ja aktiv etwas.

Wenn ich also heute z.B. meine, dass es für mich gut ist, Kleidung für ein paar Euro zu kaufen, unterstütze ich damit aktiv die Ausbeutung der 3.Welt und Kinderarbeit. Da kann ich dann auch nicht die Schuld den bösen Konzernen geben. Faktisch bin ich dann auch Täter!
 
Hallo,

meine Eltern waren damals noch Kinder, sind 1940 bzw. 1943 geboren worden, bleiben also nur meine Großeltern.

Opa und Großonkel waren in der Wehrmacht und haben dort für das Vaterland gekämpft, das sagte Ihnen die Propaganda so und sie glaubten daran.

Zitat meiner Oma:

"Das mit den Juden war nicht richtig, aber Hitler hat uns Arbeit gegeben, Vater (mein Uropa) war lange arbeitslos, außerdem haben wir im Kino
den Film gesehen (Jud Süß) und wenn der Hitler nichts gemacht hätte, wären wir alle Dienstboten der Juden geworden. Unseren Herrn Jesus Christus haben sie auch ans Kreuz geschlagen..."

Mein Schwiegervater (Jahrgang 1920) wollte unbedingt in die SS, war aber zu jung alle Hitlerjungen wollten das.

Meine Großeltern waren Teenager in der Zeit und haben der Propaganda geglaubt.

glancos
 
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Wenn ich also heute z.B. meine, dass es für mich gut ist, Kleidung für ein paar Euro zu kaufen, unterstütze ich damit aktiv die Ausbeutung der 3.Welt und Kinderarbeit.

Wenn du nach diesem Massstab gehst, dann dürftest du überhaupt keine Kleider mehr kaufen, das ist nicht nur bei Billigprodukten so... Leider...
 
Guten Morgen,
ich muss mich jetzt mal outen. Ich bin die eigentliche Initiatorin des Themas. Ich habe die junge Autorin angestiftet, hier zu posten und fühle ich daher verantwortich. Aus der Erfahrung heraus, dass hier oft viele antwortbereite Menschen hereinschauen und hier eine geballte Menge an Lebenserfahrung zusammenkommt, dachte ich, kucken wir mal, was passiert.

Jetzt geht der Thread allerdings thematisch in die "falsche" Richtung.

Die Frage zielt nicht auf die allgemeine damalige Lage oder geschichtliche Fakten und auch nicht auf Schuldzuweisungen - der Fokus der Frage ist meine (deine) NS-Geschichte. Auf den Punkt gebracht: Hast du deine Eltern/Großeltern persönlich nach ihrer Beteiligung am Holocaust (oder dem, was sie darüber ahnten) gefragt, haben sie dir konkret geantwortet?

Ich erzähle dann mal und bitte mich oder meine Familie nicht an den Pranger zu stellen, weil ich oder sie irgendwas falsch gemacht haben. Vielleicht kann man das einfach so stehen lassen ohne es gleich in Richtig- oder Falsch-Kategorien einordnen zu müssen.


Großvater (m)
bei Kriegsende 40 Jahre alt
war Klein-Unternehmer in kriegswichtiger Industrie, ländliches Umfeld, war überzeugter Nazi, war nicht Soldat
"hat an Hitler geglaubt" (sagt meine Mutter)
"hat nach Kriegsende nie wieder ein Wort über die NS-Zeit verloren" (sagt meine Mutter)
wir Enkel/-innen spielten als Kinder mit scharfen Wehrmachtrevolvern, die in seinem Haushalt waren
ganz dumpf meine ich, er sei auch Ortsvorsteher gewesen (bin mir aber nicht sicher)
Mehr weiß ich nicht. Ich bin nie auf den Gedanken gekommen, ihn direkt irgendetwas zu fragen.
Seine Rolle bezüglich des Holocausts oder Ausbeutung von Zwangsarbeitern - ich weiß nichts.


Großmutter (m)
bei Kriegsende 36 Jahre alt
Hausfrau, Mutter von 5 Kindern, ländliches Umfeld
Über ihre NS-Geschichte weiß ich NULL. Ein völlig weißes Loch. Ich bin nie auf die Idee gekommen, sie zu fragen.
Ihre Rolle bezüglich des Holocausts: ich weiß es nicht.


Onkel W.
bei Kriegsende 17 Jahre alt
Nazi, Soldat der Wehrmacht, Ostfront
Ich habe ihn nie gefragt.

Onkel H.
bei Kriegsende 19 Jahre alt
Nazi, Soldat an der Ostfront
- blieb sein Leben lang in der NS-Ideologie verhaftet
ich vermute, er war auch Holocaustleugner.
war später in der Neo Nazi Szene - was innerhalb der Familie allerdings niemals ausgesprochen wurde.
Meine Mutter sagte mir: "das darfst du niemals ansprechen, das gibt Streit." (gemeint war damit ein Streit, der nie wieder geschlichtet würde)
Ich habe ihn nie gefragt.


Tante M
war bei Kriegsende 17 Jahre alt
ich weiß nichts von ihr, ich habe sie nie gefragt.


Großvater (v)
bei Kriegsende 48 Jahre alt
armes ländliches Umfeld, war nie in der Partei, war Sozialdemokrat, Soldat in der Wehrmacht, nicht an Kampfhandlungen beteiligt
er hat sich die NS-Zeit über dumm gestellt
"man mußte aufpassen, nicht befördert zu werden, um nicht Gefahr zu laufen, Verantwortung übernehmen zu müssen" - sagte er
Über den Holocaust oder was er darüber gehört hatte, was er darüber dachte, ich habe ihn nicht gefragt.


Großmutter (v)
bei Kriegsende 47 Jahre alt
Hausfrau, Mutter
armes ländliches Umfeld, Sozialdemokratin, war entsetzt bei der Machtübernahme
lebte im Bewußtsein, dass der NS-Staat ein Unrechtsregime ist
duckte sich weg, schwieg
hörte heimlich "den Engländer" (Feindsender im Radio), schärfte den Kindern (die das logischerweise mitbekamen) immer wieder ein, sie dürften niemals-niemals irgendjemandem davon erzählen, sonst "käme sie weg".
"man konnte niemandem mehr trauen - auch der eigenen Familie nicht"
"wer denunziert wurde kam weg"
"wenn einer weg kam, wußte man nicht, ob der nochmal wiederkommt"
"die, die weggewesen waren und dann wiederkamen, die sprachen nicht darüber"
war entsetzt über die Zerstörung der Synagoge und jüdischer Geschäfte: "das war Unrecht"

Sie ist die einzige die ich je gefragt habe: Oma, was dachtet ihr denn, als die Juden weg kamen (abgeholt wurden)?
Daraufhin sagte sie: "wir gaubten, die kämen in Arbeitslager und das fanden wir auch richtig". Dann hat sie geweint und hat gesagt: "man war doch so neidisch." Ich habe gefragt: aber habt ihr euch nicht gewundert, dass man nie wieder etwas von ihnen gehört hat? Sie weinte und sagte: "nein".

Tante E
bei Kriegsende 16 Jahre alt
war BDM-Mädel (das war Pflicht)
sie fand das schön: "die ganzen Mädels, wir haben gelacht und gesungen, für mich war das schön"
Ich habe nie weiter gefragt, schon gar nicht bezogen auf den Holocaust.

Vater
war bei Kriegsende 10 Jahre alt
Ich habe nie weiter gefragt, schon gar nicht bezogen auf den Holocaust.

Mutter
war bei Kriegsende 8 Jahre alt
ich habe sie gefragt: wie war das denn damals, woran kannst du dich erinnern? Die Antwort war ein entrüstetes Schnauben: "Ich war ein Kind!"
ich habe nicht gewagt weiter zu fragen.

Dh. von 10 eng verwandten Zeitzeugen, habe ich lediglich von einer einzigen eine persönliche Aussage dazu, wie sie den Holocaust erlebte.
 
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ich muss mich jetzt mal outen. Ich bin die eigentliche Initiatorin des Themas. Ich habe die junge Autorin angestiftet, hier zu posten und fühle ich daher verantwortich. Aus der Erfahrung heraus, dass hier oft viele antwortbereite Menschen hereinschauen und hier eine geballte Menge an Lebenserfahrung zusammenkommt, dachte ich, kucken wir mal, was passiert.

Interessanter Post. Dennoch frage ich mich, wieso du denn nicht von Anfang an selbst das Wort ergriffen hast, und jemanden dazu "anstiften" musstest. Übersehe ich etwas?
 
Interessanter Post. Dennoch frage ich mich, wieso du denn nicht von Anfang an selbst das Wort ergriffen hast, und jemanden dazu "anstiften" musstest. Übersehe ich etwas?
Weil es ihr Projekt ist und sie mich gefragt hat: was weißt du, jenseits von den Geschichtsbüchern?

Ich bin die Tante und meine Idee war es weitere Stimmen zu sammeln bzw. überhaupt mehr zu erfahren und zwar anonym in einem großen "gemischten" Forum.

Eine solche Frage stellt man sich ja nicht täglich. Ich musste auch erst mal kramen um mir klar zu werden, dass ich mit einer Ausnahme, nie gefragt habe und fast nichts weiß.
 
ich denke auch, das man dem TE Zeit geben sollte seine Informationen zu sammeln und nachzufragen.

Es tut nicht zur Sache wie wir aus heutiger Sicht das Verhalten damaliger Zeitzeugen beurteilen.
 
Weil es ihr Projekt ist und sie mich gefragt hat: was weißt du, jenseits von den Geschichtsbüchern?

Ich bin die Tante und meine Idee war es weitere Stimmen zu sammeln bzw. überhaupt mehr zu erfahren und zwar anonym in einem großen "gemischten" Forum.

Eine solche Frage stellt man sich ja nicht täglich. Ich musste auch erst mal kramen um mir klar zu werden, dass ich mit einer Ausnahme, nie gefragt habe und fast nichts weiß.

Mea Culpa, dann habe ich das wirklich falsch verstanden. ;)
 
Guten Morgen,
ich muss mich jetzt mal outen. Ich bin die eigentliche Initiatorin des Themas. Ich habe die junge Autorin angestiftet, hier zu posten und fühle ich daher verantwortich.
Mir fällt auf: Du fragtest nie nach, vor allem bei deiner Familie. Warum fragst du uns?

Worueber man ja auch nicht gerne spricht (in der Schule zumindest), sind Vergewaltigungen von Besatzungskraeften an dt. Frauen. Wenn man da auf dem Feld arbeitete, war man schon in Gefahr von mehreren Soldaten vergewaltigt zu werden. In einem kleinen dt. Dorf machte sich das nicht besonders gut.
 
Blutschuld? Aus welchem Jahrhundert kommst Du denn?

Konkretes Beispiel: Ein Raum mit 50 Menschen, draussen ein Mensch, der den Befehl hat, auf einen Knopf zu drücken um diese 50 Leute zu vergasen. Nach Deiner Logik ist er völlig unschuldig wenn er vorher sagt "Tut mir Leid Leute, ich habe einfach zu viel Angst nicht auf den Knopf zu drücken" und dann den Knopf drückt und 50 Menschen tötet.
Entschuldige bitte, aber wo habe ich das behauptet?
Ich habe lediglich 2 Fragen gestellt. Komm mal runter und bleib sachlich.
Also, wenn mein Vater nicht gegen die Nazis gekämpft hätte, was würde das für mich bedeuten da mein Vater schon seit Jahren tot ist?
 
Worueber man ja auch nicht gerne spricht (in der Schule zumindest), sind Vergewaltigungen von Besatzungskraeften an dt. Frauen. Wenn man da auf dem Feld arbeitete, war man schon in Gefahr von mehreren Soldaten vergewaltigt zu werden. In einem kleinen dt. Dorf machte sich das nicht besonders gut.

Tja, konnte einem auch bei deutschen Soldaten passieren.

Aber was hat Dein Post mit der Ausgangsfrage zu tun.
Bestenfalls könnte man darüber diskutieren ob diese Taten nicht auch ursprünglich durch die Nazis zu verantworten sind.
 
Mir fällt auf: Du fragtest nie nach, vor allem bei deiner Familie. Warum fragst du uns?
Mich interessiert, ob ich die einzige bin, die (fast) nicht nachfragte, obwohl mich die geschichtlichen Zusammenhänge wiklich interessieren. Es wäre dann ja naheliegend, aus erster Hand erfahren zu wollen.

War mich tatsächlich erschreckt ist außerdem, dass es mir -bis elbi mich darauf ansprach- überhaupt nicht bewußt war, dass ich das unterlassen habe. Ich hätte von mir selbst eher gesagt, dass ich mich sehr dafür interessiert habe und auch relativ gut über Zusammenhänge Bescheid weiß. Da bin ich jetzt nicht mehr sicher.
 
ice b,

in gewisser Weise ist das ja auch die eigentlich wichtige Frage: Wie geht man mit der (eigenen) Geschichte um. Es hat in Deutschland (und vermutlich anderen Ländern auch) nie richtige allgemeine Formen gegeben, darüber zu reden, bzw. zu kommunizieren. Leute die gefragt haben oder wollten, wurden allein gelassen, Redebereite genau so. Es ist ja bis heute so, dass man für Mitläufer und untergeordnete Täter eher Verständnis aufbringt als für den Widerstand, ein paar Symbolfiguren ausgenommen, während für Mittarbeiter des Staatsapparates der DDR dieser Bonus nicht gilt.

Um mal meine Familie zu erwähnen. Auf die Realität des Dritten Reiches bin ich gestossen, als ich zehn oder elf war. Ich hab zu haus diesen aufgeschnappten Stuss von der Sicherheit auf den Strassen wiedergegeben. Da fing meine Mutter zu erzählen an, ein Onkel von ihr war im KZ, hat's aber überlebt. In beiden "Familienteilen" alle möglichen "Standpunkte", keine Widerstandler, aber moralisch integer, Opportunisten, Mitläufer, kleinere Mittäter, glühende Hitlerbewunderer und überzeugte Nazis. Da vermisse ich Unterstützung in dieser Zeit, wie man mit den Leuten ins Gespräch kommt. So habe ich nur ein löchriges "Gesamtbild" über meine Familie.
 
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