Zum Thema Zinspolitik sehe ich im Moment keinen Grund warum jemand, der Geld verleiht Geld dafür bekommen soll. Vorrausgesetzt dieser Jemand hat mehr Geld als er selber benötigt besteht in dem Akt des verleihens keinerlei Entbehrung oder Anstrengung die irgendwie entlohnt werden müsste.
Das ist offensichtlicher Quatsch. Natürlich ist das Verleihen von Geld etwas, das "entlohnt" werden muss. Nicht weil es eine so wahnsinnig grosse Anstrengung ist, sondern einfach deswegen, weil der Verleiher ein gewisses Risiko hat, sein verliehenes Geld nicht wieder zu bekommen. Das muß gar nicht böswillig von Seiten des Leihenden sein, aber in dem Zeitraum bis des Geld wieder zurück bezahlt werden muss, können viele Dinge passieren - der Leihende wird arbeitslos, krank oder stirbt, sein Haus brennt nieder weil der Blitz einschlägt, oder seine Frau brennt mit der ganzen Kohle durch (oder lässt sich scheiden, das ist noch teurer
). Normalerweise sind diese Risiken nicht sehr hoch - genau deswegen sind auch die "Gefahrenzulagen", also die Zinsen nicht sehr hoch. Wenn jemand an 100 Leute Geld verleiht, und es nur von 99 Leuten zurück bekommt, muß er von
allen 1% Zinsen verlangen, um nicht auf dem Schaden sitzen zu bleiben. Sind die Risiken höher, müssen auch die Zinsen höher sein. Deswegen verlangen Kredithaie Wucherzinsen, weil ihre Kundschaft mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit nicht zurück bezahlt. Das gleiche gilt für lange Laufzeiten - denn logischerweise steigt mit den Jahren auch die Wahrscheinlichkeit, daß der Gläubiger ausfällt. Deswegen muß er mit steigender Zeit mehr "Prämie" zahlen - das ist die Grundidee, warum es den Zinseszins gibt.
Man kann sich darüber streiten, wie hoch der Zinssatz sein "darf". Wenn jemand (zum Beispiel eine Bank) professionell Geld verleiht, wird er den Zinssatz immer etwas höher ansetzen als die reine "Gefahrenzulage" erfordern würde. Allein schon, weil die Gefahren nicht wirklich exakt zu berechnen sind - zum anderen aber auch, weil die Bank sich selbst unterhalten muß, und - als Unternehmen - natürlich auch einen Gewinn manchen will.