Wenn man mal die "Coolness" außer Acht lässt, die manche mit dem Sehen von Originalfassungen verbinden, muss ich sagen, dass Deutschland die mit Abstand beste Synchronisation weltweit betreibt.
Ein hervorragendes Beispiel für Wortwitz und gute Synchro ist Sex and the City: das deutsche Buch (Dr. Theodor Dopheide) hat teilweise Gedanken und Wortspiele, die noch wesentlich besser sind als im Original. Ist immer die Frage, wie gut jemand sich in die Charaktere hineinversetzt, wenn er die Synchro schreibt oder besetzt.
Scully in Akte X war mir auch mal im Original als sehr unangenehm aufgefallen. Außerdem ist die Akustik oft bescheiden, wenn man Originale sieht. Ich habe eine relativ gute Home-Cinema-Anlage. Da habe ich ca. 10 Center-Speaker gegeneinander gecheckt, weil das das A und O für verständliche Sprache bei Originalfassungen ist. Trotzdem gibt es miese Tonaufnahmen, wo man nur wenig versteht, gerade bei Nebengeräuschen.
Inzwischen sehe ich die Sachen fast nur noch synchronisiert. Ich kenne beruflich viele Sprecher, die auch Synchro machen und muss mich dann manchmal sehr auf die Handlung konzentrieren, wenn man an jeder Ecke jemanden heraushört, der eigentlich ganz anders aussieht als der Filmstar (Beispiel: Samantha bei SATC...-)).
Schlecht finde ich es nur, wenn zu viel gewechselt wird oder manche Sprecher zu viele bekannte Schauspieler als Standardstimme betreuen. Das lenkt mich dann auch ab. Und wenn sie in der Werbung "verbrennen", weil zu oft gehört. Das ist das Problem, auch wenn die Sprecher da erst richtig gut verdienen. Ein Film bringt selten mehr als ein paar Hundert oder maximal wenige Tausend Euro. Ein Beispiel für eine inflationär präsente Stimme ist Arne Elsholz (nicht mit Andreas Elsholz zu verwechseln!). Er spricht Tom Hanks, Bill Murry, den Onkel von Kenny bei South Park, hat lange Lotto gesprochen, Fiat und und und. Trotzdem war er in "Lost in Translation" unschlagbar gut. Und der Synchrowitz "lupf meinen Schlumpf", den das asiatische Callgirl gebracht hat, den kann man doch kaum toppen! (Was war denn da die Originalzeile?) Genauso Brückner, der De Niro spricht: geht's noch besser?!
Die zusätzliche künstlerische Leistung - und das finde ich völlig legitim - die durch die Synchro stimmlich oft machbar ist, wertet einen Film in meinen Augen und Ohren oft sehr gelungen auf. Bilder werden auch in der Post aufgewertet und nicht alles macht der Regisseur selbst. Wenn ein Sprecher nah am Mikro ist, kann er da so viel mehr Ausdruck in eine Figur oder Situation bringen, dass mir das bei vielen Filmen einen zusätzlichen Kick verleiht.
Klar, es gibt schlechte Synchros, auch wenn sie technisch hierzulande kaum zu schlagen sind. Aber die Mehrzahl finde ich hervorragend.