Es nervt, wie Werbung und PR die Sprache verhunzen

Im Rheinland sieht man das anders. ;-)
Und im Westerwald, in Hessen und Niedersachchsen können die Leute mit "dreiviertel (Uhrzeit)" nichts anfangen.
Selbst erlebt.
Heftige Probleme gab es 1988 in Gießen damit....
Da hat das außer meinen Landsleuten kein Einheimischer verstanden.
Und "unsererseits" hat über "viertel nach (Uhrzeit)" oder "viertel vor ..." den Kopf geschüttelt.
 
Oder die Uhrzeiten: "Es ist dreiviertel 5". In der DDR wurde bei der Zeit immer vorwärts zur nächsthöheren Stunde gezählt.
Also von leer nach voll.
viertel 5 (4 Uhr 15), halb 5 (4 Uhr 30), dreiviertel 5 (4 Uhr 45).

Auch in ganz Süddeutschland sagt man „dreiviertel“.

Im Allemannischen heißt es auch „viertel fünf“, im Bayerischen kennt man das weniger, dort
heißt es eher „viertel nach Vier“.



Naja, den Südtriroler Dialekt dem bayerischen zuzuordnen finde ich schon sehr verwegen.
Dort wird meines Wissens eher Ladinisch gesprochen.

Nein, Ladinisch ist was anderes. Das gibt es auch, hat aber mit dem bayrisch-südtiroler
Dialekt wenig gemeinsam.
 
Moin,

im Bayerischen kennt man das weniger, dort
heißt es eher „viertel nach Vier“.

Tatsächlich? Ich meinte immer, dass das eine norddeutsche Variante ist.

Mal zurück zum Thema:
kann mir jemand erklären, was "Proaktiv" bedeutet?
 
"Es nervt, wie Werbung und PR die Sprache verhunzen"
wenn es nur bei der sprache bliebe.
 
kann mir jemand erklären, was "Proaktiv" bedeutet?
Das ist Coolsprech. Und im Coolsprech kommt es ja nicht auf die Bedeutung, sondern auf den Schick an. (Ganz Apple-like: Design geht vor Funktion.) Der Online-Duden erklärt: »Durch differenzierte Vorausplanung und zielgerichtetes Handeln die Entwicklung eines Geschehens selbst bestimmend.« Der schöne Pleonasmus »Vorausplanung« macht unfreiwillig deutlich, was auch dieses Wort ist: absolut überflüssig. Das gute alte deutsche Wort »vorausschauend« tut es in jedem Falle auch. Allerdings nur dann, wenn man etwas sagen will, was in der Regel ja nicht der Fall ist, wenn man Coolsprech anwendet.
 
Auch in ganz Süddeutschland sagt man „dreiviertel“.

Im Allemannischen heißt es auch „viertel fünf“, im Bayerischen kennt man das weniger, dort
heißt es eher „viertel nach Vier“.





Nein, Ladinisch ist was anderes. Das gibt es auch, hat aber mit dem bayrisch-südtiroler
Dialekt wenig gemeinsam.

Dreiviertel fünf heisst in Bayern viertel vor fünf. Ich bin im tiefsten Oberbayern aufgewachsen und behaupte es zu wissen.
Bayerisch hat mit Südtirolerisch nichts zu tun. Ladinisch ebensowenig.

Aber darum geht es hier auch gar nicht ...

"Proaktiv" bedeutet für mich eher etwas aktiv in die Hand zu nehmen, statt es passiv von aussen zu beobachten. Ich mag Wortneuschöpfungen, aber hier kann man einmal mehr sehen, dass künstlich geschaffenen Worte ohne sprachlichen Hintergrund schnell mal falsch bzw. völlig verschieden interpretiert werden.

An die Deutung durch MacEnroe hatte ich noch gar nicht gedacht, aber plötzlich erscheint sie logisch und ich kann mich nicht mehr entscheiden, was es nun für mich bedeuten soll ...

Die Schreibweisen mancher Zeitgenossen in diversen Foren bergen die gleichen Gefahren. Deshalb antworte ich, wie bereits geschrieben, darauf auch nicht mehr.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Proaktiv" bedeutet für mich eher etwas aktiv in die Hand zu nehmen, statt es passiv von aussen zu beaobachten.
Daran sieht man, dass das Wort vollkommen überflüssig ist. Eben eine Coolsprech-Erfindung. Wenn »proaktiv handeln« nichts weiter heißt, als »aktiv handeln«, kann man das unsinnige »pro« auch streichen, es sei denn – Design geht vor Funktion, was für Leute, die solche Wortschöpfungen benutzen, selbstverständlich die Norm ist.
 
Daran sieht man, dass das Wort vollkommen überflüssig ist. Eben eine Coolsprech-Erfindung. Wenn »proaktiv handeln« nichts weiter heißt, als »aktiv handeln«, kann man das unsinnige »pro« auch streichen, es sei denn – Design geht vor Funktion, was für Leute, die solche Wortschöpfungen benutzen, selbstverständlich die Norm ist.

Da stimme ich mit Dir überein. Ist ungefähr das gleiche wie "Super GAU" oder "am optimalsten". Beides völlig sinnfrei.
 
Dreiviertel fünf heisst in Bayern viertel vor fünf. Ich bin im tiefsten Oberbayern aufgewachsen und behaupte es zu wissen.


Ich bin in Rosenheim aufgewachsen, dort heißt es auch dreiviertel, jedenfalls überall
auf dem Land, die „Städter“ sagen auch manchmal viertel vor, mal so mal so. :)

Bayerisch hat mit Südtirolerisch nichts zu tun.

Zumindest in Bayern hat man früher in der Schule gelernt, dass der Bayrische Sprachraum
auch ins Österreichische und Süd-Tirolerische reicht.
Auf meinem Historischen Atlas von Putzger ist es so verzeichnet.
(Seite 102, Völker- und Sprachenkarte des mittleren Europa)


So und jetzt können wir weiter Sprache verhunzen :)
 
Ja, das möchte ich nicht ausschließen. Sprache... Alles fließt. :)

Ja, du hast recht. Belege für meinen Einwurf findet man nicht oder kaum. Auf Karten schon gar nicht.
Es gibt wohl örtliche Dialekte in Tirol, die alemannische Wurzeln haben.
Ansonsten endet der alemannische Sprachraum nach Vorarlberg.
Verblüffend aber, wie gut der Dialekt der (Süd-)Tiroler für Alemannen verständlich ist.
 
Ich bin in Rosenheim aufgewachsen, dort heißt es auch dreiviertel, jedenfalls überall
auf dem Land, die „Städter“ sagen auch manchmal viertel vor, mal so mal so. :)



Zumindest in Bayern hat man früher in der Schule gelernt, dass der Bayrische Sprachraum
auch ins Österreichische und Süd-Tirolerische reicht.
Auf meinem Historischen Atlas von Putzger ist es so verzeichnet.
(Seite 102, Völker- und Sprachenkarte des mittleren Europa)


So und jetzt können wir weiter Sprache verhunzen :)

Gut, der Mann weiss wovon er spricht :)

Bayern ist ein Freistaat. Südtiroler sind, wie Basken und Korsen, Möchtegernseparatisten. Ich finde, dass man das gefühlt ganz fest trennen muss :cool:
 
"Ganz fest trennen" (ist das nun kreativ, oder schon Sprachverhunzung? ;)) muss man vor allem zwei Dinge > die Sprache wie sie im Alltag verwendet wird und die Sprache wie sie in den Rechtschreibregeln verwendet wird! Warum? Im gesprochenen Fall akzeptieren wir viele Eigenarten, regionale Ausdrücke (wie z.B. bei den Uhrzeiten, die Linie zieht sich durch ganz Deutschland!) etc., wir registrieren sie, in der Regel haben wir aber kein Problem damit, wenn jemand "woll" in Berlin benutzt, "Grüß Gott" in Hamburg, oder "verdammich" in Stuttgart und so weiter.

Bei der geschriebenen Sprache sieht das anders aus, sie wurde und wird viel restriktiver vermittelt und auch die "zeitgeistigen Versuche" sie aufzuweichen, funktionieren allenfalls evolutionär. Regeln geben eine gewisse Sicherheit (wenn man sie kennt ;)), Sicherheit erscheint in einer so sicheren Gegenwart wie der unseren aber einigen langweilig oder gar spießig - wie sonst erklären sich sonst die Adrenalinjunkies die gegen jede Vernunft den "Kick", "kids" die Abgrenzung durch Jugendsprache, und "Kreative" > "das Neue" suchen?

Umgangssprachliches in der Schriftsprache stößt uns auf, wird aber zunehmend verwendet, was sollen die "armen Werbetreibenden" denn noch machen um Aufmerksamkeit zu erregen? ;) Das schlimmste für Werbung ist es doch NICHT wahrgenommen zu werden, bei der Flut ist ein Untergehen aber sehr leicht möglich, da fallen einige doch lieber auf indem sie bewusst nerven oder gegen Regeln verstoßen - wie sich vernachlässigt fühlende Kinder. (Ich denke da an eine Müsliwerbung…).

Eine Tendenz ist allerdings relativ neu, die Werbung hat mittlerweile einige Gehirne scheinbar so weit infiltriert, dass bei einigen die Meinung dominiert, nicht "was geht?" sondern "alles geht!". Paart sich diese Einstellung noch mit mangelhafter Kenntnis von Sprachregeln, so zeichnen sich einige Forumsbeiträge klarer ab, in vielen social networks dominieren sie offenbar aber auch schon.

Die Frage lautet: Geben wir den Don Qiuchotte gegen die "neue Sprache", oder haben wir noch eine Chance indem wir uns diesen "Neuerungen" verweigern?
 
Bei unseren Nachbarn existiert das Gesetz „Loi Toubon“, welches nur einen bestimmten Prozentsatz z.B. der Englischen Sprache zulässt.
Das hat schon damals niemand wirklich ernst genommen, und der Herr Toubon hieß schon bald Mr Allgood ;)
Geben wir den Don Qiuchotte gegen die "neue Sprache", oder haben wir noch eine Chance indem wir uns diesen "Neuerungen" verweigern?
Da kann ich mich nur schwer entscheiden - für's Erste verzichte ich aber darauf, auf ein überflüssiges und neun fehlende Kommata aufmerksam zu machen. :cool:
 
Da kann ich mich nur schwer entscheiden - für's Erste verzichte ich aber darauf, auf ein überflüssiges und neun fehlende Kommata aufmerksam zu machen.

Genau DAS ist ja meine Frage: Eingreifen und wenn, in welchen Fällen?

(Den Buchstabenverdrehten Don schicke ich mal selbst ins Rennen, die Zeichensetzung bezüglich Kommata muss ich als Nicht-Muttersprachler immer wieder korrigieren. War ich hier zu faul, sorry. Neue oder alte Zeichensetzungsregeln? Da komme ich definitiv nicht auf auf Deine genannten Zahlen…)
 
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