Emigrationswelle

Die Unzufriedenheit mit den wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten in Deutschland wächst also merklich weiter. Der Fred spiegelt schön die Aussage Prof. Bades wider. Zudem scheint sich aber sehr wohl eine Mentalitätsveränderung der Deutschen abzuzeichnen, nämlich die, sich nicht mehr an den schrumpeligen Gartenzwergen und der Hollywoodschaukel auf deutschem Gartengrün festkrallen zu müssen. Man sprach stets gerne vom Auswandern, das hat schließlich was. Doch wenn man heute (eben auch hier im Fred) Leute von diesem Vorhaben sprechen hört, dann schimmert weniger so eine Art Traumvorstellung durch, sondern recht handfeste Entschlüsse.
Ehrlich gesagt, gefällt es mir. Nicht nur, weil (neben dem Frust) eine Weltoffenheit dahinter steckt. Sondern unter anderem auch aus dem Grunde, dass sich Politiker und Unternehmen doch mal etwas Gescheites ausdenken müssen. Und riesen Unternehmen, die hohe Gewinne einfahren, hoffentlich einmal gehörig in die Bredouille geraten, wenn die brains drained sind.
 
Rayo schrieb:
Ich arbeite auch nicht mehr in meinem gelernten Beruf (Elektroinstallateur) aber das ist mir auch nicht soo wichtig wenn die Bezahlung stimmt (und das tut sie momentan )
das kann sich schnell ins gegenteil umkehren wenn du wieder in deinem alten beruf arbeiten willst (musst). der personaler sieht nur jemanden der nicht weiss was er will, und zudem länger aus seinem job raus ist und keine berufserfahrung mehr hat...

so denken eben viele hierzulande, leider. aber das gehört ja auch zur grundstimmung mittlerweile. bloss nicht der sache etwas positives abgewinnen.:rolleyes:

Rayo schrieb:
Das mit dem Wetter ist ja wohl der größte Witz den ich je gehört habe, wenn das als Auswanderungsgrund herhalten muß sollte man seine Pläne nochmals überdenken (sowas ich nicht mehr als ein netter Nebeneffekt )
nein, nö, nicht wirklich...:nono: :D
seit ich viel zeit in der karibik verbracht habe, sehe ich dinge anders. man glaubt garnicht wie schnell man sich an so ein klima und den rhythmus gewöhnen kann. bei mir trug es, und tut es immer noch, ungemein dazu bei mein befinden erheblich zu steigern und höchstleistungen (auch beruflich) zu erbringen.:)

ich bin von haus aus sehr multikulti, und habe in D noch nie meine heimat gesehn. da fällt es nicht schwer woanders sein glück zu suchen...
 
Ich bin 1986 weg aus Alemania, von heute auf morgen Koffer gepackt, ab nach Teneriffa.
Natürlich gibts auch hier Probleme, die Löhne sind recht niedrig, die Lebenshaltungskosten dagegen nicht ohne....
Aber viele Auswanderer machen halt den Fehler, zu blauäugig in die neue Umgebung zu gehen, Schlaraffenland usw.....
Wenn ich dann die Sprüche der Deutschen höre, die sich da für die Kings halten und über die "blöden Canarios " zetern, die ja ohne sie(die Deutschen) immer noch auf den Bäumen leben würden, könnte ich echt kotzen, die leben seit Jahren hier und sprechen nur 2 Worte Spanisch und meckern dann, daß sie ja niemand versteht, leben in den Ghettos, deutsche Kneipe, deutscher Supermarkt, usw.
Oder gestern der Bericht auf VOX, "Auswanderer auf GranCanaria" das gleiche
Schema, seit 6 Monaten auf der Insel und bekommen nix geregelt, Auto anmelden? Geht nicht, die Zulassungsbehörde versteht ja kein Deutsch....

Hey Leute, zieht in den Schwarzwald, da versteht man Euch und da schmeckt auch das deutsche Essen besser.

Ich habe in den fast 20 Jahren, die ich hier lebe auch etliche harte Zeiten durchgemacht, als Selbstständiger ist, bzw. war auch 1x Woche Essen gehen oder sonst auf die Kacke hauen nicht drin, da gabs tagelang auch nur Butterbrot und auf die gebratenen Tauben, die vom Himmel fallen und die Jungfrauen, die mich mit kühlen Drinks versorgen, warte ich noch heute vergeblich.

Wenn man sich mit dem Gast(!)land auseinandersetzt und sich die Mühe gibt, sich zu integrieren, dann ist das Leben hier zumindest meiner Meinung nach um Klassen besser als das Leben (zumindest zur Zeit) in Deutschland, hier arbeitet man, um zu Leben und man geniesst das Leben und in D. lebt man, um zu arbeiten, da ändert auch nicht die La Ola-Mentalität durch die WM nichts dran, wenn das erst mal wieder vorbei ist und die 19% Mwst durch sind, beginnt wieder das alte Heulen und Zähneknirschen wie immer.
 
kingoftf schrieb:
Wenn ich dann die Sprüche der Deutschen höre, die sich da für die Kings halten und über die "blöden Canarios " zetern, die ja ohne sie(die Deutschen) immer noch auf den Bäumen leben würden, könnte ich echt kotzen, die leben seit Jahren hier und sprechen nur 2 Worte Spanisch und meckern dann, daß sie ja niemand versteht, leben in den Ghettos, deutsche Kneipe, deutscher Supermarkt, usw.

Das ist auch ein Punkt, den ich ansprechen würde: viele (teilweise auch hier?) denken, die anderen Länder würden einen mit Kusshand aufnehmen, weil man als superduper-Deutscher ja überall gefragt und den ansässigen Arbeitern per se überlegen sei.
Dem ist nicht so und auch diese Erkenntnis könnte manchen weh tun, wenn man merkt, dass man plötzlich "der fremde Ausländer" ist.
 
jiaolong schrieb:
Das ist etwas, was ich in der Schweiz nie verstehen konnte. Viele Leute haben ein Problem, schon nur von Bern nach Zuerich zu ziehen, was wirklich keine Distanz ist...

Was ich nicht verstehen kann ist, dass es Leute gibt, die nicht verstehen, dass man seinen Wohn- und Heimatort nicht einfach so aufgibt. :D

Spass beiseite, wenn man (wie ich) in der Schweiz ein nicht gerade billiges Haus kauft für das man jahrelang gespart hat, dieses so eingerichtet hat, investiert hat, den Garten schön gestaltet hat, die Umgebung stimmt und man bei einem Umzug viel Geld verlieren würde (das auch nicht vom Himmel fällt) dann ist es doch klar; dass man nicht einfach so wechselt.

Solange man ungebunden und ohne Kinder ist, kein Problem aber sonst; ich bin froh, dass wir hier nicht eine Umherziehmentalität wie beispielsweise in den USA haben, die Leute noch etwas bodenständiger sind und die lokalen Traditionen hochhalten. Ich weiss es tönt jetzt alles furchtbar konservativ, aber ich denke es ist eine wichtig sich auf diese Dinge wieder vermehrt zu besinnen. Ich reise sehr gerne, komme aber immer wieder gerne in die Schweiz zurück.

Apropos Deutsche: Ja es ist verrückt; wir haben hier im Bankenbereich extrem viele Deutsche. Praktisch 30-40 % der Neueinstellungen sind Deutsche, das sagt schon was über den Zustand in Deutschland aus.

Gruss
Marti
 
Ich bin Ende 2004 auch emigriert, aber von der Schweiz nach Deutschland (noch einer der Platz für die Germanen macht :p )

Die Schweiz ist klein und ich war nach Zürich, Lausanne und Bern einmal quer durch. Zudem hatte ich Lust mal was Neues zu sehen, da hat sich die Gelegenheit geboten in Berlin meine Doktorarbeit zu machen und ich habe zugesagt. Meine Mutter ist Deutsche und da wollte auch meine zweite Heimat kennen lernen.

Was mir hier im Vergleich zur Schweiz sehr gefällt ist die Offenheit der Leute eine ziemlich grosse Entspanntheit, trotz des sozial immer kühleren Klimas. Aber das ist vielleicht nur in Berlin so. Zudem habe ich erst nach meinem Umzug bemerkt wie gross und vielfältig Deutschland eigentlich ist, auch wenn mir machmal die Berge fehlen. Aber meine nächsten Ferienwochen werde ich sicher durch Deutschland reisend verbringen.

Was mich doch schockiert ist die deutsche Politik. Dank dem System Regierung - Opposition wird 80% der politischen Energie in Grabenkämpgfe in den Medien investiert die stark an Kindergarten erinnern. Ebenso verhärtet sind die Fronten zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaften.
Auch scheinen mir die Politiker häufig völlig von der Realität der Bevölkerung unberührt zu agieren. Aber es ist natürlich was anderes in einem Zwergstaat wie der Schweiz zu politisieren. Bei uns haben die Minister ja noch nicht mal Personenschutz und fahren zum Teil mit der Bahn zur Arbeit. Das fördert doch eine gewisse Bodenständigkeit.

Auch die Bürokratie an der Uni hat mich erschreckt. Der Beamtenstatus gehört IMHO abgeschafft und separate Beamtenkassen und -versicherungen sind höchstens einer Bananenrepublik würdig.

Ich habe aber das Gefühl, dass trotz der gegenwärtigen Krise und dem grossen Gejammer, der Druck langsam genug gross ist um etwas zu ändern. Und ich glaube auch das die Deutschen das schaffen. Die Menschen hier sind auf jeden Fall grossartig, und haben sicher das Potenzial dazu. In jedem Land braucht es ziemlich grossen Druck damit die Privilegierten bereit sind etwas von ihrem grossen Stück Kuchen abzugeben, das ist in der Schweiz auch nicht anders, natürlich auf einem anderen Niveau ;)

Was mich auch postitiv überrascht hat, weil man davon in der Deutschschweiz überhaupt nix mitkriegt, ist der Stellenwert der Kultur hier. Viele kleinere Städte veranstalten Festivals aller Art, Meinungsmacher aller Art können noch inhaltlich und sprachlich ausgefeilte Reden halten oder geniale Artikel schreiben, jede Zeitung hat ein ausführliches Feuilleton das auch Jugendkultur und Fernsehen kommentiert. Da ist eine Leitkulturdebatte völlig überflüssig, die deutsche Kultur lebt bestens in aller Vielfalt.

Also, an alle Auswanderer: Es lohnt sich auch nach Deutschland einzuwandern :cool:
 
kingoftf schrieb:
Wenn man sich mit dem Gast(!)land auseinandersetzt und sich die Mühe gibt, sich zu integrieren, dann ist das Leben hier zumindest meiner Meinung nach um Klassen besser als das Leben (zumindest zur Zeit) in Deutschland, hier arbeitet man, um zu Leben und man geniesst das Leben und in D. lebt man, um zu arbeiten.
Das ist so vollkommen richtig. Viele "Auswanderer" wollen sich dann auch nicht integrieren & leben in den "dortigen Ghettos/Subkulturen".
Man sollte immer bedenken, im Gastland ist man selbst der "Ausländer" & darf dann ähnliche Probleme
erleben, wie die Ausländer hier in Germany haben. Wer sich nicht integrieren kann oder nicht will, sollte den Gedanken "Auswandern" gleich mal vergessen & lieber "zuhause" bleiben.

ricky2000 schrieb:
viele (teilweise auch hier?) denken, die anderen Länder würden einen mit Kusshand aufnehmen, weil man als superduper-Deutscher ja überall gefragt und den ansässigen Arbeitern per se überlegen sei.
Dem ist nicht so und auch diese Erkenntnis könnte manchen weh tun, wenn man merkt, dass man plötzlich "der fremde Ausländer" ist.
Yepp, vollkommen richtig & habe ich oft bei anderen gesehen. Eine Arroganz rauszuhängen, daß man selbst der "King" sei ist im Gastland vollkommen falsch & derjenige wird auf Dauer dort nicht glücklich.
Im Gastland ist man dann eben "der Ausländer" & somit gesellschaftlich erstmal weiter unten & nicht integriert.
Das dauert seine Zeit & mit einer netten weltoffenen Art wird das erst was.


ricky2000 schrieb:
Apropos Deutsche: Ja es ist verrückt; wir haben hier im Bankenbereich extrem viele Deutsche. Praktisch 30-40 % der Neueinstellungen sind Deutsche, das sagt schon was über den Zustand in Deutschland aus.
Das sagt aber auch was über den Zustand der Schweiz aus.
Ich habe jahrelang in der Schweiz als Führungskraft gearbeitet & kenne die Situation in der Nord- & ZentralSchweiz sehr gut.
Es ist in der Schweiz mitunter so, daß gut ausgebildete neue Angestellte durchaus schwer zu finden sind.
Was ich schon Bewerbungen auf den Tisch hatte, die nach 1min. gleich mal in der "Ablage P" landeten, tststs.
 
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