Die Kunst, ein Volk zu verarschen

Verarschung wo man hinschaut.

Zum Verarschen gehören immer zwei. Die Industrie läßt sich nicht so leicht verarschen. In Griechenland investiert kein Mensch. Das wird sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern. Da können die Politiker und Griechenlandkenner das blaue vom Himmel versprechen und hochglanzpolierte Zahlen auskotzen bis zum Nimmerleinstag. Zu den Anderen kann ich nur sagen, wählen gehen...
 
Moin,

"(wobei jedem klar ist, daß es viele (mindestens 10) Jahre dauern wird, bis man wieder Vor-Krisen-Niveau erreicht haben wird)"
Wer will das? Warum sollte das angestrebt werden?

Für alle Verlierer der Krise wäre es ein Segen. Für die Anderen, die, die von der Krise profitiert haben, muss sich einiges ändern.
 
Insolvenzverschleppung auf Kosten der Bevölkerung.
Griechenland ist ja auch nur durch Betrug zum Euro gekommen. Allein aus diesen Gründen sollte man Griechenland nicht im Euro lassen.

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Vielleicht solltest du nicht ganz vergessen, dass sie dies nicht alleine gemacht haben, sondern mit Hilfe von Goldman Sachs, Schröders Regierung und natürlich von Altkanzler Kohl, auch wenn die CDU gerne was anderes behauptet. Kohl hat damals nicht im geringsten gegen die Euro-Aufnahme von Griechenland protestiert, weder brachte seine CDU und CSU einen Gegenantrag in den Bundestag ein. Waigel war sogar derjenige der wusste, dass Italien gegen die Maastricher-Kriterien verstößt, was ihn aber trotzdem nicht daran hinderte, die Zusage Italiens zum Euro-Eintritt zu geben.

Das in GR jetzt niemand mehr investiert ist auch nicht ganz richtig. Die Krise ist in dem Sinne überwunden, dass GR nicht mehr ein Kandidat für den Euro-Austritt ist. Die Krise für die Menschen ist aber längst nicht überwunden. Allein LIDL wird in dem Land demnächst 130 Mio investieren, es soll eine F1-Strecke entstehen (gut, die Pläne gibt es seit Jahrzehnten), Investoren wie Cosco investieren Milliarden, dieses Jahr soll es im Tourismus einen neuen Rekord in Höhe von 18 Millionen besuchern geben. Eine schlimme Krise sieht anders aus, die gab es von 2009-12, da hätte man keinen Cent in GR investiert.

Zu Schäuble wurde hier schon alles gesagt: Zum Teil eine zwielichtige Person, die schon Schmiergelder (Waffenhändler 100k DM) kassiert hat und in schwarzen Konten involviert war, er es jedoch immer wieder schafft politisch an oberster Stelle zu stehen. Hut ab!
 
Vielleicht solltest du nicht ganz vergessen, dass sie dies nicht alleine gemacht haben, sondern mit Hilfe von Goldman Sachs, Schröders Regierung und natürlich von Altkanzler Kohl, auch wenn die CDU gerne was anderes behauptet. Kohl hat damals nicht im geringsten gegen die Euro-Aufnahme von Griechenland protestiert, weder brachte seine CDU und CSU einen Gegenantrag in den Bundestag ein. Waigel war sogar derjenige der wusste, dass Italien gegen die Maastricher-Kriterien verstößt, was ihn aber trotzdem nicht daran hinderte, die Zusage Italiens zum Euro-Eintritt zu geben.

So ist es. Und perfide, niederträchtig, absurd und geradezu anachronistisch (in Bezug auf die Bewertung des Falls, s.u.) die Reaktionen der Politiker auf Papandreous Offenbarungseid. Dass das Volk, dem diese blauäugigen "Happy-Europa"-Politiker hoch und heilig solide EU-Finanzen inkl. No Bail Out versprochen hatten, sofort auf 180 war, sogleich den Bösewicht suchte, ihn in den "Pleite-Griechen" rasch fand und harte Bestrafung forderte, verwundert nicht; das ist normal. Unglaublich aber, dass kein einziger Politiker den Arsch in der Hose hatte, auch nur ansatzweise Fehler zuzugeben. Nein, da war mal wieder das Hemd näher als der Rock. Geithner berichtet (lt. "Ta Nea", siehe http://www.tanea.gr/news/politics/a...s-elladas-apo-to-eyrw-apokalyptei-o-gkaitner/ ) über eine G7-Konferenz im Februar 2010, wo sich europäische Vertreter in moralisierenden Beschimpfungen gegen Griechenland ergingen, die Geithner vorkamen, als seien sie dem Alten Testament entnommen.
 
..... Investoren wie Cosco investieren Milliarden.........

lustiges Beispiel, die machen genau das wogegen sich ganz Griechenland mit Händen und Füssen wehrt. Wenn Deutschland so "investieren" würde, wären "Sklaverei, sozialer Kahlschlag, Kolonialismus, Ausbeutung" noch die nettesten Worte.
Statt 150.000 Euro Jahresgehalt haben die bestbezahlten Arbeiter noch noch 30.000, wo früher 8 Arbeiter waren, machen das jetzt 4.

Wenn die Chinesen jetzt noch die Energieunternehmen kauft (die Gazprom nicht wollte) und die Eisenbahn und sich dann vielleicht mal verschlankend den Staat vornimmt, kann das durchaus noch was werden.
 
lustiges Beispiel, die machen genau das wogegen sich ganz Griechenland mit Händen und Füssen wehrt. Wenn Deutschland so "investieren" würde, wären "Sklaverei, sozialer Kahlschlag, Kolonialismus, Ausbeutung" noch die nettesten Worte.
Statt 150.000 Euro Jahresgehalt haben die bestbezahlten Arbeiter noch noch 30.000, wo früher 8 Arbeiter waren, machen das jetzt 4.

Wenn die Chinesen jetzt noch die Energieunternehmen kauft (die Gazprom nicht wollte) und die Eisenbahn und sich dann vielleicht mal verschlankend den Staat vornimmt, kann das durchaus noch was werden.

Der Unterschied ist doch, dass kein deutscher Unternehmer (außer Supermarktketten, wobei ALDI sich ja zurückgezogen hat) in GR investieren würde. Grund dafür ist doch die schlechte PR die GR in den dt. Medien genossen hat :d
Und mal ehrlich, wogegen wehrt sich GR denn wirklich? Die Menschen wehren sich gegen gute Gehälter wie 480 Euro... woher die Investoren kommen ist den doch lange egal.
 
*Das* finde ich ja auch nicht schlimm. Schlimm finde ich, dass Schäubles Kalkulation weniger auf solide und möglichst wirkungsvolle Maßnahmen setzt, um das eigentliche Problem zu lösen, sondern in erster Linie nach Möglichkeiten sucht, um das Volk hinter sich zu bringen - und dabei auch "Angst und Schrecken" als äußerst hilfreiches Mittel mit einbezieht.

Verstehe ich das Problem nicht? Mal überspitzt formuliert. Die griechische Regierung hat jahrelang Zahlen gefälscht. Plötzlich sind sie pleite und schreien nach Mama. Mama zweifelt an der Maßnahme Geld einfach so reinzupumpen. Zudem ist das Kind bockig und will die Kohle ohen Auflagen. Da liegt es doch auf der Hand ein Szenario wie o.g. durchzuspielen?

Hat jemand Island gerettet? Island hat sich selbst saniert - so wie es damals Dänemark gemacht hat. Wenn es erstmal so arg steht, hilft keine Kohle sondern Umstrukturierung. Oder hat die Afrikahilfe der verganenen Jahrzehnte irgendwas gelöst?
 
Oder hat die Afrikahilfe der verganenen Jahrzehnte irgendwas gelöst?

Ich war mal in Lesotho auf einer Spielbank und habe zugesehen, wie ein Regierungsmitglied in 30 Minuten einen 5-stelligen (in Euro umgerechnet) Betrag auf den Kopf gehauen hat. Sehr beeindruckend - war bestimmt für Nahrungsmittel oder Schulen gedacht, das Geld.
 
Seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1829 war Griechenland mehr als die Hälfte der Zeit international nicht kreditwürdig.
Das ist also normal für Griechenland. Seit Griechenland jedoch im Euro ist gilt dies nicht mehr weil die die EZB "tut was nötig ist".

Was macht also ein Land, welches einerseits nicht kreditwürdig ist aber andererseits immer noch Geld bekommt?
 
Es lässt sich jedenfalls nicht einfach auf "Kohle verzockt, bei Mama betteln gegangen" herunterbrechen.

Ganz im Gegenteil. Manchmal sind Dinge so einfach, egal welche Opfergeschichte vornedran steht. Ich würde mir mehr Anteilnahme an unserem Staat wünschen. Hier liegt soviel brach, aber keiner geht deswegen auf die Barrikaden. Nicht auffällig jedenfalls.
 
Was glaubst du warum ich inzwischen so politikverdrossen bin? Politik ist ein schmutziges Geschäft, und um da oben mitmischen zu können muss man schon ein hinterfotziger Bastard sein. Da ist das was du beschreibst wirklich keine Ausnahme.

Politikverdrossenheit schadet in erster Linie den Politikverdrossenen.
Wer nicht auf ohnmächtige Fremdsteuerung steht, muss sich informieren und nach Möglichkeiten der Beteiligung suchen. Die Wahl des kleineren Übels wäre schonmal ein kleiner Anfang. Aus Protest gegen Leute, die einen verarschen, genau diese Leute durch Passivität zu stärken ist irgendwie ziemlich Banane.
 
Mal eine Metapher. Wenn man bei schönem Wetter spazieren geht hat man die folgende Szene sicher schon mal gesehen: Das altbekannte "Hol-das-Stöckchen"-Spiel.

Das funktioniert so: Herrchen (oder Frauchen) wedelt mit den Stock in der Hand, ruft "Hol das Stöckchen", holt aus, hält den Stock aber fest anstatt ihn wirklich zu werfen. Das Hundchen wetzt schwanzwedelnd los um das Stöckchen zu holen, bis es auf halbem Weg merkt dass Herrchen (oder Frauchen) den Stock gar nicht wirklich geworfen hat, und kommt schwanzwedelnd wieder zurück, wo dann das Spielchen von vorn beginnt.

Beim dummen Hund funktioniert das immer wieder, bei einem etwas Intelligenteren würde ich erwarten dass er spätestens beim 3. Mal sich gähnend zu Füßen des Herrchen niederlässt anstatt einem Stock hinterher zu wetzen der gar nicht wirklich geworfen wurde.

Wenn es um das Thema Wahlen geht, und ich mir die Aussagen der Politiker anhöre, von denen ich in dem Moment wo ich sie höre genau weiß dass der Typ mich nur für blöd verkauft, dann komme ich mir bei der Aufforderung wählen zu gehen wie ein dummer Köter vor den man mit diesem "Hol-das-Stöckchen"-Spiel verarscht.

"Ja komm Hasso, sei ein lieber Hund, geh das kleinere Übel wählen!" :koch:
 
Wenn's denn stimmt, sagt das eine Menge aus über das Verhältnis zwischen Volk und Regierung. Auf der einen Seite diejenigen, die angelogen werden wollen. Und auf der anderen Seite diejenigen, die sich Strategien ausdenken, wie sich dies am besten bewerkstelligen lässt. Und wer dabei hinten runter fällt - erst recht wurscht. Mein Gott, ist das krank…

Mal grob pauschalisiert:
"Unser Politiker" sind arg – erstmal im Bundestag sesshaft ist's geregelt mit dem Einkommen und der Vorsorge im Alter.
Fürderhin sind Bundestagsabgeordnete in Berlin bis dato tätig; ergo Zweitwohung wird angeschafft.
Von 100% Zweitwohnungsbesitzern unter unseren Politikern sind auch warm gefühlt mal unter der Hälfte in Berlin mit 2.-Wohnung gemeldet.
Schliesslich muss man ja auch für sonne 2.-Wohnung Steuern zahlen.

Das tägliche berufliche Palaver in deren Job begünstigt das Einkommen, ob sinnvoll oder nicht.
Dem nach können Einzelne dort also Nasebohren und Maulaffenhalten solange es so geht und im Terminus der Sitze geht.

Weiterhin – ihmo – sind etliche Möglichkeiten vorhanden, bsw. im industriellen Lobby-Bereich, "schönredehaftige Einkünfte" erzielbar.
"Was das Volk will", und "was die Bedürftigkeiten sind" regulieren nur die möglichen theoretischen und temporären Wahlambitionen.

Meines Erachtens arbeitet da nicht wirklich jemand – höchstens am Anfang, wenn der irrgläubige Enthusiasmus mitläuft und
der Einzelne wirklich noch Ambitionen betreffs irgendwelcher Ansätze und Denkweisen mitbringt.
Die Zeit der Aktivität im Bundestag und der "firmeninterne Duktus" relativiert zwingend schneller als die Mut des Einzelnen.

Die Farce obliegt hier der Tätigkeit.
"Good will" would be killed soon as possible… if it could be possible – and it is.
 
Die Farce obliegt hier der Tätigkeit.
"Good will" would be killed soon as possible… if it could be possible – and it is.

Worauf ich eigentlich hinauswill, ist, dass das Problem nicht bei Schäuble, einzelnen Politikern oder vielleicht sogar bei der Mehrzahl der Politiker liegt, die es sich möglicherweise in ihrem Job allzu gemütlich eingerichtet haben. Der Fehler liegt auch nicht pauschal bei uns. Es ist ganz offensichtlich eine Wechselwirkung zwischen Politikern und Volk, die die Prioritäten von solider Problemanalyse und entsprechend abgestimmter Problemlösung in Richtung "Polit-Marketing" verschiebt. Eine Wechselwirkung, die mir als Musiker von der Popmusik her bekannt ist, die unsere Musikkultur massiv dominiert: Es geht dabei natürlich nicht darum, originelle, profilierte und kunstvoll gestaltete Musik zu produzieren, sondern einen möglichst breiten Massengeschmack zu treffen - der aber seinerseits nicht vom Himmel fällt, sondern mit dem Angebot des Massen-Musikmarkts und dem kulturellen Umfeld, das er geschaffen hat, rückgekoppelt ist. Besonders auffällig ist das, wenn man beispielsweise den "Was hörst du gerade?"-Thread genauer inspiziert. Da gleicht ein Ei dem anderen, bewegt sich in eng begrenzten Strukturen und auf noch enger gestecktem Ausdrucksplateau.

Nun fällt ja niemand gleich tot um, wenn sich eine denkbar starke Mehrheit aufgrund mangelnder Kritikfähigkeit schlechte Musik reinzieht. Bei der Demokratie wird das aber so langsam gefährlich: Wenn wir sie erhalten wollen, muss das Volk aktiver, empfindlicher, kritischer und vor allen Dingen sachkundiger werden. Und da mache ich mir echt Sorgen! Die Probleme sind heute komplex, sie erfordern gerade nicht denjeneigen Wähler, der Politik als Dienstleistung versteht, sondern den, der sich mit der Materie intensiver auseinandersetzt, als man sich es früher noch hat leisten können. Wenn aber kaum jemand grundsätzliche Dinge weiß, dass z.B. Marktwirtschaft nicht dasselbe wie Kapitalismus ist, wird's schwierig.
 
Seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1829 war Griechenland mehr als die Hälfte der Zeit international nicht kreditwürdig.
Das ist also normal für Griechenland. Seit Griechenland jedoch im Euro ist gilt dies nicht mehr weil die die EZB "tut was nötig ist".

Was macht also ein Land, welches einerseits nicht kreditwürdig ist aber andererseits immer noch Geld bekommt?

Kannst du das mal erklären? Irgendwie habe ich das nicht verstanden. Zu den Staatspleiten muss man aber auch sagen, dass DE in seiner jüngsten Geschichte (mit Vorläufern wie Preußen) meines Wissens 8x Pleite war. Und gerade wenig Schulden haben wir hier jetzt wieder nicht.
 
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