Eine der letzten Bastionen bürokratischer Grausamkeit ist sicher die Bestattungsordnung in deutschen Landen.
Als wir meine Mutter beerdigen wollten, hatten wir zwei minimale Wünsche, weit weit unterhalb dessen, was diesem Thread zugrunde liegt. Die Art und Weise, in der uns ein hemdsärmeliger, tumber Friedhofsscherge das Grab zuwies und die Erfüllung verweigerte war unbeschreiblich. Ich hatte wohl Glück, daß ich vor Trauer nicht so schnell geschaltet habe, sonst hätte ich mich der Körperverletzung strafbar gemacht. (Dazu ist es dann knapp ein Jahr später auch fast gekommen, als mich die Type bei der Grabpflege dumm angemacht hat. Meine Familie hat jetzt Ruhe vor ihm - ein Vorteil einer kleinen Gemeinde.)
Verstorbene sind in Deutschland nach ganz bestimmten Regeln zu verscharren, von denen auf keinen Fall abgewichen werden darf. Wo kämen wir denn da hin, wenn man sich nicht 08/15 verabschieden will, sondern den allerletzten Dienst und die damit verbundene Trauerarbeit individuell gestalten wollte? Schließlich sind Leichen hochgiftig und Bestattungsriten Teil der allgemein gültigen Naturgesetze! Trauerarbeit, letzte Wünsche und ein friedvoller, tröstlicher Abschied werden selbstverständlich zweitrangig, wenn es um den Willen des Amtsschimmels geht. Da muß man schon Verständnis haben.
Da es hier gegen teilweise gegen die Instanz Kirche geht: Das eigentliche Problem sitzt meistens in den Amtsstuben der Rathäuser und orientiert sich an dem Satz: "Das war schon immer so, wo kämen wir denn da hin...?"
p.s.: Einige Tipps, wie man den Abschied individueller gestalten kann und eventuell dem tumben Verwaltungswahn ein Schnippchen schlagen kann, findet man
hier.