MacBook Pro und Nvidia-Probleme: Apples halbherzige Tests
von Flavio Trillo
13.04.2011 | 17:57 Uhr
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Defekte Chips von Nvidia hatten bei vielen Notebooks aus den Jahren 2007 und 2008 für Bildfehler und Darstellungsprobleme gesorgt – auch das MacBook Pro war betroffen. Nach einer erfolgreichen Sammelklage in den USA wurde den Kunden ein Ersatzanspruch zugesprochen. Doch Apples Methode um herauszufinden, ob die Voraussetzungen dieses Anspruchs vorliegen, scheint alles andere als durchdacht.
Apple und seine autorisierten Servicepartner verwenden ein auf einem USB-Stick gelagertes Diagnose-Tool von Nvidia. Es spuckt einen Bericht aus, dem die Techniker eindeutig entnehmen wollen, ob der Fehler tatsächlich an der GPU liegt und das Logic Board kostenlos ausgetauscht werden darf. In vielen Fällen liefert dieser Test jedoch falsche Negativ-Resultate – zum Beispiel wenn die Paste, die zur Ableitung der entstehenden Hitze eingesetzt wird, auf der Hauptplatine zu Kurzschlüssen führt.
Für Apple macht das keinen Unterschied. Komponenten werden nur auf Kosten des Unternehmens getauscht, wenn der USB-Test die Freigabe erteilt. Nachdem ein Freund sein Modell bei einer externen Werkstatt reparieren ließ und dort festgestellt wurde, dass der Fehler, entgegen der Annahme von Apple, tatsächlich bei dem Nvidia-Chip lag, rief Fabrizio Pilato von mobilemag.com bei Apple an.
Dort hätte man die Reparatur nach der Diagnose zwar durchgeführt, allerdings auf Kosten des Kunden und für eine Summe von etwa 1.000 US-Dollar. Tatsächlich konnte der Fehler für gerade einmal 260 US-Dollar beseitigt werden. Pilato bat also um Erstattung dieser Summe, schließlich hatte der USB-Stick gelogen. Ein Service-Techniker gab zunächst zu, dass die Diagnose-Software nicht in allen Fällen verlässliche Ergebnisse liefern könne. In vielen Fällen seien betroffene Rechner, die offenbar unter dem Nvidia-Fehler leiden, nicht in der Lage gewesen, das Tool zu laden.
Der Mitarbeiter in der Kundendienstabteilung ließ sich jedoch nicht dazu überreden, die Reparaturkosten zu erstatten. Apples Regeln lassen dies nicht zu, da die Arbeit nicht von einem zertifizierten Apple-Techniker durchgeführt wurde. Da half auch nicht die Beteuerung, dass ein Solcher aufgrund der Diagnose-Resultate gar nicht dazu gekommen wäre, den Austausch vorzunehmen. Am Ende blieb dem frustrierten Kunden nur der Trost, dass die in Eigenregie organisierte Reparatur deutlich günstiger war, als wenn Apple selbst tätig geworden wäre.
Der Fall spielt in den USA, wo das Verbraucherschutzrecht anders ausgestaltet ist als hierzulande. Ob Apple sich in solchen Fällen auch innerhalb der EU hinter seinen internen Regeln verstecken könnte, darf bezweifelt werden. Jedenfalls scheint allein die Tatsache, dass ein Rechner zu den betroffenen zählt und Apple sich bereit erklärt, den Fehler zu untersuchen, noch kein Freischein für ein neues Logic Board zu sein – selbst wenn eindeutig der Nvidia-Chip schuld war.